Touristen-Verarsche-Design
27. Juni 2006, 10:13 Uhr | In die Tonne
Ob Piccadilly Circus, Tivoli, Prinsengracht, Place de la Concorde, Spanische Treppe, Kudamm oder Ballermann: Diese bunten Handzettel für Touristen sind in ganz Europa gleich gestrickt. Ich frage mich, wie es zu diesem Gleichklang kommt, zu dieser Ramsch-Solidarität, die ganz sicher nicht von einer globalen Macht gelenkt wird. Möglicherweise hängt es mit der begrenzten Seriösität der beworbenen Einrichtungen zusammen. Sie haben meist mehr zu verbergen, als sie zeigen können. Dementsprechend nichts sagend sind die Werbezettel. Und die visuellen Methoden sind immer die gleichen:
• knallbunte Text-im-Bild-Gestaltung
• Schriften mit Schatten, Konturen und Verläufen
• sich selbst entlarvende Fotomontagen
• keine Details aus dem Innenleben des Etablissements
• übertriebene »Sensationssprache«
• Schweinebauch-Rabattangebot
Meist werden Jahrmarktnummern in festen Gebäuden angepriesen: Wachsfiguren, Spiegelkabinette, Horror-Ausstellungen, Tier-Idyllen, Zaubereien und Artistisches. Ich bin aus zwei Gründen immun gegen solche Anbahnungsversuche. Erstens verpuffen diese visuellen Schleimereien aufgrund meines Augenfilters, zweitens demaskieren sich die Werbenden – auch für das grafisch ungeschulte Auge – durch diese Türsteher-Baggerei: Wer Neukunden, das sind Touristen immer, bereits zu Beginn der Geschäftsanbahnung mit einem Preisnachlass lockt, hat etwas zu verbergen.
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