Ein Wort des Vorsitzenden
10. Februar 2006, 13:04 Uhr | TYPO-Konferenz
In unregelmäßiger Folge meldet sich unser
FontShop-Kollege und TYPO-Manager
Bernd Rudolf zu Wort, um über den Fortgang
seiner Konferenzorganisation zu berichten. Zuletzt
bewies er, warum das Konferenzthema »Play« das beste
aller TYPOs sei. Heute stellt uns Benno Rudolf den
besten Eröffnungssprecher aller Zeiten vor, denn kein
geringerer als Adbuster-Gründer Kalle
Lasn wird am 18. Mai um 14:00 Uhr, die
Keynote der TYPO Berlin 2006 halten.
Ein Anarchist eröffnet die TYPO 2006
von Benno Rudolf
Kennen Sie das: Man kämpft über Tage und
Wochen, dann plötzlich der Lohn aus heiterem Himmel.
Letzte Woche erging es mir so, als sich plötzlich
eine große Lücke im Programm der TYPO 2006 schloss.
Mich erreichte ein Angebot von Martin Baltes,
Geschäftsführer des innovativen Freiburger Verlags
orange-press: Gründer
und Herausgebers Kalle Lasn
sollte die Keynote der TYPO 2006 übernehmen. Da
dachte ich nicht lange nach und griff sofort zu
(Wäre mir unangenehm gewesen ... durch ein Zögern
zu verhindern, dass im Mai in Berlin Weihnachten
und Ostern zusammenfallen).
Kalle Lasns aktueller Bestseller »Culture Jamming – Die Rückeroberung der Zeichen« ist das Manifest einer neuen sozialen Bewegung. Der Autor versucht, Wissen und Handeln wieder zusammen zu bringen und entwirft neue Wege, sich von Medienmacht und Konsumsucht zu befreien um endlich wieder Verantwortung zu übernehmen. Lasn verurteilt das Missverhältnis zwischen Denken und Handeln, vor allem in der allgegenwärtigen Werbung. Das von ihm gegründeten Magazin Adbusters führt schon seit einigen Jahren die Werber mit ihren eigenen Methoden vor.
Der Lebenslauf von Kalle Lasn liest sich wie ein Abenteuerroman. Er wurde 1942 in Tallin (Estland) geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Deutschland in einem Lager für »displaced persons«. Als er sieben Jahre war, emigrierte seine Familie nach Australien. An der Adelaide University studierte er Theoretische und Angewandte Mathematik. Seinen ersten Job bekam er beim australischen Verteidigungsministerium, wo er hauptsächlich computersimulierte Kriegsszenarien im Pazifischen Ozean durchspielte ... eine menschenverachtende Lesart unseres Konferenzthemas Play?
Während eines Trips nach Europa, auf der Suche nach seinen Wurzeln, hielt das Schiff in Yokohama, er verliebte sich in Japan und blieb. Er gründete ein Markforschungsunternehmen in Tokio, verdiente eine Menge Geld, bereiste die Welt und kehrte schließlich nach Japan zurück, um Masako Tominaga zu heiraten.
Im Jahre 1970 wanderten sie nach Vancouver, Kanada, aus, wo Lasn eine Film-Kommune gründete. In den nachfolgenden Jahren wurden seine experimentellen Kurz- und Dokumentarfilme von PBS, CBS und in der ganzen Welt ausgestrahlt und gewannen über 50 internationale Auszeichnungen. 1989 produzierte Lasn einen 30-Sekunden-Werbespot über das Verschwinden der Regenwälder an der Westküste Kanadas und stellte mit Bestürzung fest, dass kein einziger Fernsehsender ihm Sendezeit verkaufen wollte. Seither kämpft er für die neuen Menschenrechte im Informationszeitalter: für das Recht, frei zu kommunizieren und Ideen und Informationen über jedes Medium zu empfangen und zu verbreiten.
Die Media Foundation, das Adbusters Magazin, die Powershift Advertising Agency und das Culture Jammers Network – Lasns Projekte der letzten 10 Jahre – sind allesamt Konsequenzen einer Erkenntnis: dass es keine Demokratie der Medien gibt.
Seit
Januar steht in den USA Lasns neueste Streitschrift
in den Regalen. Es trägt den bescheidenen Titel
Design »Design
Anarchy«.
Sicher wird er Thesen daraus in seiner Eröffnungsrede präsentieren. Eine lautet: »Kippt Euren Font-Ordner aus!« Eine andere: »Vergesst Symmetrien und Farbharmonie!« Und: »Verlasst die Kunstschulen!«
Leute ... zieht Euch warm an, am 18. Mai 2006.
Euer Benno
PS: Die TYPO-2006-Preise bis 28. 2. 2006
Professionals 495,– € (danach 595,– €)
Studenten 245,– € (danach nicht mehr verfügbar)
Anmelden: www.typoberlin.de
Ein Anarchist eröffnet die TYPO 2006
von Benno Rudolf
Kalle Lasns aktueller Bestseller »Culture Jamming – Die Rückeroberung der Zeichen« ist das Manifest einer neuen sozialen Bewegung. Der Autor versucht, Wissen und Handeln wieder zusammen zu bringen und entwirft neue Wege, sich von Medienmacht und Konsumsucht zu befreien um endlich wieder Verantwortung zu übernehmen. Lasn verurteilt das Missverhältnis zwischen Denken und Handeln, vor allem in der allgegenwärtigen Werbung. Das von ihm gegründeten Magazin Adbusters führt schon seit einigen Jahren die Werber mit ihren eigenen Methoden vor.
Der Lebenslauf von Kalle Lasn liest sich wie ein Abenteuerroman. Er wurde 1942 in Tallin (Estland) geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Deutschland in einem Lager für »displaced persons«. Als er sieben Jahre war, emigrierte seine Familie nach Australien. An der Adelaide University studierte er Theoretische und Angewandte Mathematik. Seinen ersten Job bekam er beim australischen Verteidigungsministerium, wo er hauptsächlich computersimulierte Kriegsszenarien im Pazifischen Ozean durchspielte ... eine menschenverachtende Lesart unseres Konferenzthemas Play?
Während eines Trips nach Europa, auf der Suche nach seinen Wurzeln, hielt das Schiff in Yokohama, er verliebte sich in Japan und blieb. Er gründete ein Markforschungsunternehmen in Tokio, verdiente eine Menge Geld, bereiste die Welt und kehrte schließlich nach Japan zurück, um Masako Tominaga zu heiraten.
Im Jahre 1970 wanderten sie nach Vancouver, Kanada, aus, wo Lasn eine Film-Kommune gründete. In den nachfolgenden Jahren wurden seine experimentellen Kurz- und Dokumentarfilme von PBS, CBS und in der ganzen Welt ausgestrahlt und gewannen über 50 internationale Auszeichnungen. 1989 produzierte Lasn einen 30-Sekunden-Werbespot über das Verschwinden der Regenwälder an der Westküste Kanadas und stellte mit Bestürzung fest, dass kein einziger Fernsehsender ihm Sendezeit verkaufen wollte. Seither kämpft er für die neuen Menschenrechte im Informationszeitalter: für das Recht, frei zu kommunizieren und Ideen und Informationen über jedes Medium zu empfangen und zu verbreiten.
Die Media Foundation, das Adbusters Magazin, die Powershift Advertising Agency und das Culture Jammers Network – Lasns Projekte der letzten 10 Jahre – sind allesamt Konsequenzen einer Erkenntnis: dass es keine Demokratie der Medien gibt.
Sicher wird er Thesen daraus in seiner Eröffnungsrede präsentieren. Eine lautet: »Kippt Euren Font-Ordner aus!« Eine andere: »Vergesst Symmetrien und Farbharmonie!« Und: »Verlasst die Kunstschulen!«
Leute ... zieht Euch warm an, am 18. Mai 2006.
Euer Benno
PS: Die TYPO-2006-Preise bis 28. 2. 2006
Professionals 495,– € (danach 595,– €)
Studenten 245,– € (danach nicht mehr verfügbar)
Anmelden: www.typoberlin.de
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