Konstruierte Tradition: Free Font »Trivia«
12. Februar 2006, 17:01 Uhr | Schriftgeschichten
Die neue FontShop Exklusiv-Schrift* Trivia kommt dem aktuellen
Verlangen nach geometrischen Schriften entgegen,
wobei sie versucht, die typo-ästhetischen
Grundprinzipien nicht über Bord zu werfen.
Geometrische Schriften haben eine lange Tradition, ihre Wurzeln liegen im Bauhaus begründet. FontShops Corporate Font-Abteilung glaubt allerdings, dass das Potenzial dieses Genres 1) noch nicht ausgeschöpft ist und 2) meist laienhaft umgesetzt wird. Aktuelle Kampagnen von internationaler Tragweite scheinen diese These zu belegen.
Trivia-Inspirationsquelle Bauhaus, 1925: Die Schrift »Universal«, entworfen von Herbert Bayer als erster »Versuch einer neuen Schrift« (Quelle: Bauhaus Archiv)
Darum entwickelt Corporate-Font-Designer Henning Krause zur Zeit eine optimierte geometrische Schriftfamilie namens Trivia, die im nächsten Jahr erscheinen soll. Der Grundschnitt entstand vor dem Hintergrund allgegenwärtiger konstruierter Trivalzeichen in Logos (z. B. Spar, Axe, torino 2006) und Kampagnen, vor dem eine typografisch veredelte Familie entstehen soll.
Trivia-Inspirationsquelle Steinmetz: Ein in deutsch beschrifteter Grabstein im Sudetenland inspirierte Frantisek Storm 2002 zur Schriftfamilie »Teuton« (Quelle: Storm Type Foundry)
Der Name »Trivia« leitet sich her von Trivialität. Tatsächlich werten anspruchsvolle Schriftentwerfer jeden Versuch einer konstruierten Schrift per se als trivialen Versuch: Schrift komme von schreiben, und genau dieser Prozess ist es, der unseren Buchstaben ihre Form gäbe. Besonders die holländische Schule fühlt sich den handwerklichen Wurzeln verpflichtet, trotz digitalisierter Produktion, und die hervorragenden Ergebnisse im Werksatzbereich belegen die Richtigkeit der reinen Lehre.
Trivia-Inspirationsquelle Fernsehschrift: die Schrift »Teleneue«, 1994 mitentworfen von Hubert Jocham für die italienische TV-Station Tele Piu (Quelle: hubertjocham.de)
Dies alles ist richtig für das Entwerfen von Leseschriften. Im Headline- und Display-Bereich lassen sich die tradierten Gepflogenheiten oft nicht realisieren. Man denke nur an LED-Anzeigen, maschinengesteuerte Schriftfräsen oder Handy-Displays. Die grobe Auflösung dieser Techniken zwingt Ingenieure (= Nicht-Schriftentwerfer) zu geometrischen Buchstabenformen. Manche ihrer Schöpfungen werden später Kult, wenn man an die DIN-Schrift oder die maschinen-lesbaren OCR-Typen denkt.
Trivia-Inspirationsquelle »Girl«: die 1998 von Dirk Uhlenbrock entworfene Schrift, ein »Mix aus Retro-Formen und futuristischen Elementen« (Quelle: Fountain)
Kult im Bereich der Typografie ist meist mit Zweckentfremdung verbunden. Für das Heer der geometrischen Industrieschriften war dies der Einzug in die ernsthafte Typografie. DIN, OCR, Interstate & Co. wurden hoffähig und tauchen heute sogar in bibliophilen Drucksachen auf. Voraussetzung hierfür waren der Ausbau der einstigen Einschnitter zu Familien sowie deren typografische Überarbeitung. Eine gute DIN sieht nur auf den ersten Blick aus wie mit Zirkel und Lineal konstruiert. Tatsächlich weist sie die unabänderlichen optischen Korrekturen auf, die sie erst wirklich zur lesbaren Schrift macht.
Trivia-Inspirationsquelle Logo: Fingerartige Strichenden sind heute hochaktuell (Quelle: Spar)
Ein markantes Merkmal der Trivia sind ihre halbrunden Abschlüsse, die wir hier im Fontblog anlässlich der Begutachtung des neuen Intel-Logos schon mal Finger-Sans-Serif getauft hatten. Man findet sie inzwischen in vielen Logos und geometrischen Schriften. Vorreiter waren der VFL Wolfsburg und der international operierende Lebensmittelkonzern Spar. Die Strichenden der Trivia haben noch einen weiteren Hintergrund: Sie bilden die Brücke zu einem (Sport-)Piktogramm-System und sorgen im Mix der Zeichen für einen grafisch kohärenten Auftritt.
Typisch für Piktogramme: halbrunde Ein-Finger-Arme, links aus FF Transit, rechts aus dem Piktogramm-Set der Trivia
Breit laufende geometrische Schriften sind auch im weltweiten-Sport-Bereich sehr beliebt, zum Beispiel in der Kommunikation der FIFA Fussball WM 2006 und den soeben gestarteten Olympischen Winterspielen in Turin. Und so laden wir die Völker dieser Welt ein: Werft einen Blick auf unseren kostenlosen Demo-Font Trivia, mit dem FontShop im Bereich der geometrischen Schriften neue Maßstäbe setzen möchte. Bitte beachten: der Demofont enthält nur einen eingeschränkten Zeichenvorrat, die Buchstaben und Ziffern sind aber komplett vorhanden (inkl. Umlaute und ß).
Schriftzug im Logo der Olympischen Winterspiele Turin
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*FontShop-Kenner werden sich fragen: »Wieso gibt es auf einmal eine FontShop-Exklusivschrift? Ich denke, FontShop vertreibt die Schriften internationaler Lieferanten und entwickelt selbst keine Schriften ...«. Die Frage ist berechtigt, zumal ich im Fontblog selbst entschieden auf diese Differenzierung hingewiesen habe (Kennen Sie FontShop?, 4. Nov 2005). Tatsächlich führt die Schrift Trivia eine Zwischenexistenz. Sie wurde von FontShops Corporate Font Abteilung als »Werbemittel« entworfen und produziert, soll aber in einem Jahr – ausgebaut zur Familie mit mehreren Strichstärken und Piktogrammen – die FontFont-Bibliothek von FSI FontShop International bereichern.
Übrigens gibt es zwei weitere Exklusivschriften: die Braille DIN und die Schrift der deutschen KFZ-Kennzeichen FE-Mittelschrift. Permalink
Geometrische Schriften haben eine lange Tradition, ihre Wurzeln liegen im Bauhaus begründet. FontShops Corporate Font-Abteilung glaubt allerdings, dass das Potenzial dieses Genres 1) noch nicht ausgeschöpft ist und 2) meist laienhaft umgesetzt wird. Aktuelle Kampagnen von internationaler Tragweite scheinen diese These zu belegen.
Trivia-Inspirationsquelle Bauhaus, 1925: Die Schrift »Universal«, entworfen von Herbert Bayer als erster »Versuch einer neuen Schrift« (Quelle: Bauhaus Archiv)
Darum entwickelt Corporate-Font-Designer Henning Krause zur Zeit eine optimierte geometrische Schriftfamilie namens Trivia, die im nächsten Jahr erscheinen soll. Der Grundschnitt entstand vor dem Hintergrund allgegenwärtiger konstruierter Trivalzeichen in Logos (z. B. Spar, Axe, torino 2006) und Kampagnen, vor dem eine typografisch veredelte Familie entstehen soll.
Trivia-Inspirationsquelle Steinmetz: Ein in deutsch beschrifteter Grabstein im Sudetenland inspirierte Frantisek Storm 2002 zur Schriftfamilie »Teuton« (Quelle: Storm Type Foundry)
Der Name »Trivia« leitet sich her von Trivialität. Tatsächlich werten anspruchsvolle Schriftentwerfer jeden Versuch einer konstruierten Schrift per se als trivialen Versuch: Schrift komme von schreiben, und genau dieser Prozess ist es, der unseren Buchstaben ihre Form gäbe. Besonders die holländische Schule fühlt sich den handwerklichen Wurzeln verpflichtet, trotz digitalisierter Produktion, und die hervorragenden Ergebnisse im Werksatzbereich belegen die Richtigkeit der reinen Lehre.
Trivia-Inspirationsquelle Fernsehschrift: die Schrift »Teleneue«, 1994 mitentworfen von Hubert Jocham für die italienische TV-Station Tele Piu (Quelle: hubertjocham.de)
Dies alles ist richtig für das Entwerfen von Leseschriften. Im Headline- und Display-Bereich lassen sich die tradierten Gepflogenheiten oft nicht realisieren. Man denke nur an LED-Anzeigen, maschinengesteuerte Schriftfräsen oder Handy-Displays. Die grobe Auflösung dieser Techniken zwingt Ingenieure (= Nicht-Schriftentwerfer) zu geometrischen Buchstabenformen. Manche ihrer Schöpfungen werden später Kult, wenn man an die DIN-Schrift oder die maschinen-lesbaren OCR-Typen denkt.
Trivia-Inspirationsquelle »Girl«: die 1998 von Dirk Uhlenbrock entworfene Schrift, ein »Mix aus Retro-Formen und futuristischen Elementen« (Quelle: Fountain)
Kult im Bereich der Typografie ist meist mit Zweckentfremdung verbunden. Für das Heer der geometrischen Industrieschriften war dies der Einzug in die ernsthafte Typografie. DIN, OCR, Interstate & Co. wurden hoffähig und tauchen heute sogar in bibliophilen Drucksachen auf. Voraussetzung hierfür waren der Ausbau der einstigen Einschnitter zu Familien sowie deren typografische Überarbeitung. Eine gute DIN sieht nur auf den ersten Blick aus wie mit Zirkel und Lineal konstruiert. Tatsächlich weist sie die unabänderlichen optischen Korrekturen auf, die sie erst wirklich zur lesbaren Schrift macht.
Trivia-Inspirationsquelle Logo: Fingerartige Strichenden sind heute hochaktuell (Quelle: Spar)
Ein markantes Merkmal der Trivia sind ihre halbrunden Abschlüsse, die wir hier im Fontblog anlässlich der Begutachtung des neuen Intel-Logos schon mal Finger-Sans-Serif getauft hatten. Man findet sie inzwischen in vielen Logos und geometrischen Schriften. Vorreiter waren der VFL Wolfsburg und der international operierende Lebensmittelkonzern Spar. Die Strichenden der Trivia haben noch einen weiteren Hintergrund: Sie bilden die Brücke zu einem (Sport-)Piktogramm-System und sorgen im Mix der Zeichen für einen grafisch kohärenten Auftritt.
Typisch für Piktogramme: halbrunde Ein-Finger-Arme, links aus FF Transit, rechts aus dem Piktogramm-Set der Trivia
Breit laufende geometrische Schriften sind auch im weltweiten-Sport-Bereich sehr beliebt, zum Beispiel in der Kommunikation der FIFA Fussball WM 2006 und den soeben gestarteten Olympischen Winterspielen in Turin. Und so laden wir die Völker dieser Welt ein: Werft einen Blick auf unseren kostenlosen Demo-Font Trivia, mit dem FontShop im Bereich der geometrischen Schriften neue Maßstäbe setzen möchte. Bitte beachten: der Demofont enthält nur einen eingeschränkten Zeichenvorrat, die Buchstaben und Ziffern sind aber komplett vorhanden (inkl. Umlaute und ß).
Schriftzug im Logo der Olympischen Winterspiele Turin
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*FontShop-Kenner werden sich fragen: »Wieso gibt es auf einmal eine FontShop-Exklusivschrift? Ich denke, FontShop vertreibt die Schriften internationaler Lieferanten und entwickelt selbst keine Schriften ...«. Die Frage ist berechtigt, zumal ich im Fontblog selbst entschieden auf diese Differenzierung hingewiesen habe (Kennen Sie FontShop?, 4. Nov 2005). Tatsächlich führt die Schrift Trivia eine Zwischenexistenz. Sie wurde von FontShops Corporate Font Abteilung als »Werbemittel« entworfen und produziert, soll aber in einem Jahr – ausgebaut zur Familie mit mehreren Strichstärken und Piktogrammen – die FontFont-Bibliothek von FSI FontShop International bereichern.
Übrigens gibt es zwei weitere Exklusivschriften: die Braille DIN und die Schrift der deutschen KFZ-Kennzeichen FE-Mittelschrift. Permalink
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