Next 10 Years: Spreeblick unplugged
11. Mai 2006, 21:27 Uhr | Reportage
Die Daheimgeblieben fragen sich: Wie kann man in den
Büroräumen eines Unternehmens
– auch wenn es 140 Leute beschäftigt –
eine Konferenz mit 500 Besuchern durchführen? Selbst
die Gastgeber fragten sich gestern: »... auf diese Idee
– hier Kongresse und Partys zu
veranstalten – hätten wir auch schon
früher kommen können. ... Aber jetzt wissen wir
endlich, wozu SinnerSchrader damals die 6.000
Quadratmeter gemietet hat – um einen
würdigen Rahmen für die Zehnjahresfeier zu
haben.« Die Büroräume von SinnerSchrader sehen
nämlich so aus:
Wir sehen eine Industriehalle, die vor weitsichtigen Innenarchitekten so flexibel umgebaut wurde (zwei Stockwerke, periphere Bebauung, Atrium im Zentrum), dass der Mieter hier nicht nur die Dotcom-Berg-und-Tal-Fahrt überleben konnte, sondern auch für die Next 10 Jahre jede Menge massen-kompatible Gymnastikübungen durchführen kann.
Der beste Vortrag war die Keynote des seit 20 Jahren in den USA wirkenden Internet-Helden Andreas Weigend, der kürzlich bei Maischberger für Aufsehen sorgte, weil ihm keiner der anwesenden Gäste seinen öffentlichen Online-Terminkalender glauben wollte. Weigend brachte die drei Säulen erfolgreicher Web-2.0-Konzepte ganz einfach auf den Punkt:
– discovery
– attention economy
– data mining
Web-2.0-Vorzeigedienste wie Flickr, Myspace oder auch das gerade in Deutschland gestartete Qype leben von der Entdeckerlust ihrer Besucher, dem mehr oder weniger ausgeprägten Bedürfnis nach Selbstdarstellung und einer raffinierten Daten(bank)verarbeitung.
Deutschlands Top-Blogger Johnny Häusler (Spreeblick) hielt keine langen Rede bei Next 10 Years, sondern präsentierte – mehr schlecht als recht, wie er selbst eingestand – seinen Podcast-Erkennungssong »London Calling« (The Clash), unplugged vor rund 100 Zuschauern. Das kam gut an, war auch eine willkommene Abwechslung nach 2 Stunden Dampfplauderei.
Irgendwie erinnert mich Johnny an Reinhard Mey, wenn er hektisch seinen Bürstenschnitt-Kopf ins Profil dreht, plötzlich verbal und körpersprachlich umdisponiert von Opposition auf Ich-versteh-dich-gut ... den Blick meist scheu zu Boden gerichtet. Häusler ist zweifellos ein Guter, braucht jedoch mal ein paar Stunden Auszeit, um sich Gedanken über sein Flaggschiff Spreeblick zu machen. Auf Fragen wie »Haben Blogger Macht?« darf einer wie er nicht ausweichend antworten. »Die Bild-Zeitung hat Macht« sagte Häusler, was keine Reaktion im Publikum auslöste (Hat er Applaus oder ein Raunen erwartet?). Dem Thema »Werbung in Blogs« wich Johnny Hood ebenso aus. Hätten das Saal- und die Sprecher-Mikrofone nicht gerade verrückt gespielt, hätte ich so gerne gefragt: »Stell Dir mal vor: Die Macht der Bild-Zeitung, für einen gute Sache, wie sie Spreeblick darstellt ... könnte Dich das reizen?«
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Wir sehen eine Industriehalle, die vor weitsichtigen Innenarchitekten so flexibel umgebaut wurde (zwei Stockwerke, periphere Bebauung, Atrium im Zentrum), dass der Mieter hier nicht nur die Dotcom-Berg-und-Tal-Fahrt überleben konnte, sondern auch für die Next 10 Jahre jede Menge massen-kompatible Gymnastikübungen durchführen kann.
Der beste Vortrag war die Keynote des seit 20 Jahren in den USA wirkenden Internet-Helden Andreas Weigend, der kürzlich bei Maischberger für Aufsehen sorgte, weil ihm keiner der anwesenden Gäste seinen öffentlichen Online-Terminkalender glauben wollte. Weigend brachte die drei Säulen erfolgreicher Web-2.0-Konzepte ganz einfach auf den Punkt:
– discovery
– attention economy
– data mining
Web-2.0-Vorzeigedienste wie Flickr, Myspace oder auch das gerade in Deutschland gestartete Qype leben von der Entdeckerlust ihrer Besucher, dem mehr oder weniger ausgeprägten Bedürfnis nach Selbstdarstellung und einer raffinierten Daten(bank)verarbeitung.
Deutschlands Top-Blogger Johnny Häusler (Spreeblick) hielt keine langen Rede bei Next 10 Years, sondern präsentierte – mehr schlecht als recht, wie er selbst eingestand – seinen Podcast-Erkennungssong »London Calling« (The Clash), unplugged vor rund 100 Zuschauern. Das kam gut an, war auch eine willkommene Abwechslung nach 2 Stunden Dampfplauderei.
Irgendwie erinnert mich Johnny an Reinhard Mey, wenn er hektisch seinen Bürstenschnitt-Kopf ins Profil dreht, plötzlich verbal und körpersprachlich umdisponiert von Opposition auf Ich-versteh-dich-gut ... den Blick meist scheu zu Boden gerichtet. Häusler ist zweifellos ein Guter, braucht jedoch mal ein paar Stunden Auszeit, um sich Gedanken über sein Flaggschiff Spreeblick zu machen. Auf Fragen wie »Haben Blogger Macht?« darf einer wie er nicht ausweichend antworten. »Die Bild-Zeitung hat Macht« sagte Häusler, was keine Reaktion im Publikum auslöste (Hat er Applaus oder ein Raunen erwartet?). Dem Thema »Werbung in Blogs« wich Johnny Hood ebenso aus. Hätten das Saal- und die Sprecher-Mikrofone nicht gerade verrückt gespielt, hätte ich so gerne gefragt: »Stell Dir mal vor: Die Macht der Bild-Zeitung, für einen gute Sache, wie sie Spreeblick darstellt ... könnte Dich das reizen?«
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