Werbung auf Geldscheinen
Der Merz-Akademie-Dozent Thomas Winkler erarbeitete mit Studenten der Studienrichtung Visuelle Kommunikation eine ungewöhnliche Idee zur Lösung der Finanzkrise: Werbung auf Geldscheinen. Die Projektgruppe schlägt vor, dass die Bundesbank einen Teil der Fläche von Banknoten an Werbetreibende verkauft. Damit könne die Bundesregierung binnen zweier Jahre 700 Milliarden Euro einnehmen, um die Wirtschaftskrise zu bekämpfen, meint der Dozent, der selbst bis 1999 an der Merz Akademie studierte..
Unter der Annahme, dass sich zwölf Milliarden Banknoten im Umlauf befinden, müsste die Werbefläche 1,20 Euro im Monat kosten, um eine solche Summe zu erzielen. Wie die Einnahmen investiert werden sollten, ließen die Ideengeber offen. Vorteile hätte diese Form der Publicity auch für die Werbetreibenden: »Sie verbreitet sich automatisch und würde niemals weggeworfen werden«, sagte Winkler.
Gegenüber Spiegel Online rechnete Winkler aus, dass mit der Werbung auf Euroscheinen »3,5 Millionen Kontakte in zwei Wochen« erreichbar wären. Leider erfahren wir nicht, wie sich die Streuverluste entwickeln, wenn durch Geschäfts- und Urlaubsreisen die nationale Werbung langsam aber sicher die Landesgrenzen verlässt.
11 Kommentare
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Christian Büning
warum nicht auch direkt auf die autobahnbeschilderung? die sind irre groß und alle gucken hin. jeder neu gegründete staat hat binnen minuten eine eigene flagge und eigenes geld. würden die bürger das geld noch ernst nehmen, wenn dort Dichtungsringe angeboten würden?
Paul D.
Gegenüber SpiegelOnline wird aber auch erwähnt, dass die ganze Chose eigentlich nur darauf abzielt, Werbung für den guten Herrn Winkler und seine Projektgruppe zu betreiben (die richtige idee zum richtigen zeitpunkt).
Der wirtschaftliche Aspekt ist einfach nur unsinnig, wenn man sich die virtuellen Geldmassen anschaut, die auf dem finanzmarkt kursieren und absolut keinen bezug mehr zu real existierenden banknoten haben. Die Idee ist nicht neu, ein paar »sexy« claims machens dann auch nicht viel besser.
Egal fontblog hat seine pflichtgetan und dem (sinnvollen?) projekt noch ein wenig mehr publicity zugespielt…
Cedric
Da gebe ich Paul doch gleich mal recht.
Für mich nicht ganz ernst zu nehmen.
Weiss ja dann kein Mensch mehr wie Geld eigentlich auszusehen hat…
Vielleicht kann ich wenns gut läuft dann ja sogar mit meiner Hauswurfsendung meine Rechnungen bezahlen, ist ja immerhin Werbung drauf, muss also Geld sein. Wären wenigstens 2 Probleme gelöst.
peter mann
Es lebe der deutsche Humor.
Und damit meine ich die Kommentare.
Jürgen
Peter: Einige haben in den letzten Wochen ihren Humor verloren. Deshalb kann ich gut verstehen, dass man die Idee von Werbung auf Geldscheinen entweder
• als durchaus passend zu einem pervertierten Finanzsystem oder
• als falsche Humoreinlage zum falschen Zeitpunkt bewertet.
Ich kenne Herrn Winkler nicht, aber der Duktus der Merz-Pressemitteilung und des Spiegel-Online-Portraits scheinen Paul D. recht zu geben. Doch wir haben hier auch mal darüber diskutiert, dass es in der Grafikdesignbranche zu wenig Starallüren gebe: Warum die Eitelkeit mancher Designer uns allen dient
fjord
Jürgen, was wir brauchen ist ein Störer, der ironisch oder satirisch gemeinte Beiträge (zB. die Idee „Werbung auf Geldscheinen“ aus Stuttgart) deutlich kennzeichnet.
Eine schöne Idee übrigens. Die aus Stuttgart. Ein System parodiert sich selbst, in dem es sein ureigenes Symbol bis zu Unkenntlichkeit zweitver- und damit zusehends entwertet. Besser kann man sich doch nicht selbst durch den Kakao ziehen, oder?
Werbung auf Toiletten gibt es bereits. Und wir lassen das kommentarlos über uns ergehen. Also ist uns auch Werbung auf Geldscheinen zuzumuten.
;)
timeout
Da Geld keinen realen Wert darstellt sondern nur ein bunter, bedruckter Zettel, autorisiert durch den Staat ist, der verspricht, dass es einen bestimmten Wert hat, kann man es auch ruhig für Werbung nutzen. Eigentlich braucht man auch nur eine Seite, die Rückseite des Geldscheins könnte komplett als ganzseitige Anzeige verkauft werden. Die „Du bist Deutschland“ Kampagne würde sich gut eignen, sowie andere Durchhalteparolen des Kapitalismus. Auch die EU könnte für eine einheitliche Verfassung oder für Biotechnologie von Monsanto werben.
Wenn Wahlen anstehen, könnten die Parteien ihre ganze Wahlwerbung direkt auf Geldscheine drucken. Der Wähler würde dann an der Wahlurne in seine Brieftasche schauen und von wem er die meisten Zettel findet, da macht er sein Kreuz.
Johannes
Ist es nicht erstmal vollkommen wurscht, wie es gemeint ist? Es ist die richtige Auseinandersetzung mit dem richtigen Thema zum richtigen Zeitpunkt. Und damit ist es erstmal gut, egal wie ich es persönlich finde.
Endlich also mal ein Designthema, das überhaupt das Zeug für den Spiegel hat! Und wenn sich Studenten an den Hochschulen schon mit Werbung beschäftigen wollen, dann ist es so doch wesentlich intelligenter, als sich noch eine weitere blöde Kampagne auszudenken.
Übrigens eigentlich ein viel zu gutes Thema für einen Samstagmorgen.
Anna
Find ich absolut gut :)
rollo
schwierigkeiten sehe ich eigentlich erst beim prozess des geldfälschens, wenn sich der (meinetwegen albanische) geldfälscher den richtigen font für die hornbach- oder aldi-nord-reklame zusammenschnitzen muss. :)
Bastian
Moin!!
Habe auch die Tage darüber gebloggt und muss sagen, dass ich die Idee, ob sie nun ernst gemeint ist oder nicht, super ist. Und das nicht in dem Sinne, dass man dadurch wirklich aus der Krise kommt, sondern einfach weil dieser Vorschlag das Thema ein wenig auflockert.
Und das braucht es auch zur Zeit, wenn ich sehe wie viele ahnlungslose Menschen mit Beleidungen ( „Banker kriegen ihr Maul nicht voll“ etc.) nurso um sich werfen.
Deine Scheinfakes gefallen mir auch Jürgen.
Grüße aus Ostfriesland