Was mir an der Bionade-Quitte-Werbung gefällt
Sie macht sich über Verkaufspsychologie lustig, zeigt der Marktforschung einen Stinkefinger und bestätigt, dass ein Unternehmer selbstbewusst zu entscheiden hat. Großes Kino (via):
19 Kommentare
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Wolferl
Noch besser macht es eigentlich nur noch Club Mate. Die verzichten sogar auf Youtube. Professionell gesehen zwar schlecht – aber wahnsinnig glaubhaft.
van holland (amica)
„tja, ääh, wenn Krieg kommt und ich hätte nichts zu essen, dann esse ich die auch …“
Unglaublich wie naiv und unbekümmert manche über ihre „Kurzsichtigkeit“ plaudern können.
aljas
Besonders schön sind die Kommentare nach dem Claim. Da musste ich bei beiden Spots laut lachen.
rob
also die werbung gefällt mir.
aber zum thema marktforschung: wenn ein kakaohersteller seinen probanten rohe kakaobohnen hingestellt hätte, hätten diese vermutlich ähnlich reagiert… deshalb finde ich: im ersten moment ist es lustig, aber wenn man darüber nachdenkt doch etwas unrealistisch.
Andreas
@ wolferl: was macht denn club mate da besser? keine werbung? ah, keine werbung = besser? ein wenig komische sichtweise.
loscher (club mate) und bionade sind wirtschaftsunternehmen mit jeweils eigener haltung zu ihren produkten. ob loscher nicht großartig wirbt, weil sie nicht wollen, weil sie werbung doof finden, weil sie die kapazitäten für eine größere produktion nicht haben oder weil ihnen der umsatz genügt macht sie per se nicht glaubhafter als bionade – eher unbekannter.
kurzum: bionade hat sich entschieden mehr menschen mit ihren getränken beglücken zu wollen und gehen den weg der werbung (den dann auch noch sehr klug). loscher begnügt sich mit dem status quo und freut sich sicher trotzdem über steigenden absatz. also besser machen sie es nicht, anders – oder eben gar nicht.
man kann es nämlich auch so sehen: bionade macht kampagne, steigert den absatz, stellt leute ein und kauft mehr zutaten bei seinen lieferanten, die dadurch auch wachsen können. loscher bleibt beim status quo. na wer hat denn nun den schwarzen peter? schon bisschen doof, oder?
zu den spots: ich habe die radiospots gehört und finde die deutlich besser. diese spots erscheinen mir etwas zu lang und träge – dennoch: geschickt, mutig und wieder mal eine kampagne über die man reden kann :)
macplanet
@Wolferl:
Club Mate wirbt unter anderem mit dem Slogan „Club Mate — man gewöhnt sich dran“ (das steht u.a. auf den LKWs der Loscher-Brauerei), was ich ziemlich witzig finde. Allerdings ist die Club Mate, die Du kennst (nämlich das Getränk, das sich seit einigen Jahren als cooles Szene-Getränk etabliert hat) schon um Größenordnungen kommerzieller als das Club Mate, das ich schon seit 20 Jahren kenne (nämlich ein Getränk, das eine kleine Brauerei hier in der Gegend unter dem Namen „Bronte“ verkauft hat.) Nach dem Verkauf an eine größere kleiner Brauerei kam der Name „Club Mate“ und ein paar Jahre später leider auch das heutige Indio-Logo und vermutlich auch der kommerziellen Erfolg. Vorher konnte man Club Mate an der ausgesprochen stilsicheren Gestaltung mit dem orangenen Etikett mit den braunen Punkten erkennen.
Suzu
Tja, die Quitte gehört eben (wie z. B. auch die Papaya, oder auf den ersten Blick schlechte Bildvorlagen ;-) zu den Dingen, die ihre Reize nur dem einfühlsamen Kenner enthüllen: es kommt drauf an, was man mit ihr macht, und vor allem, wie.
Ich liebe das weltbeste Quittengelee, das meine Schwester macht! Die Quitten-Bionade bestelle ich das nächst mal sofort – ich finde es super, dass hier auf heimische (heimliche?) Ressourcen zurückgegriffen wird, anstelle immer auf Aloe…
Andreas
@rob: sie ist auch im zweiten, dritten und späteren moment gut. vergiss nicht: auf der flasche steht »quitte«. was der bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
das problem der marktforschungsprodukte ist die entwicklung von höchst massenkompatiblen produkten. produkte für einen kleineren, dennoch lukrativen markt fallen da gern durch das raster.
die kampagne macht ja das genau zum thema, hättest du vor ein paar jahren holunderbrause getrunken? gaaanz ehrlich: vielleicht! die meisten leute aber nicht. warum haben die großen hersteller solche produkte nicht in ihrem sortiment? weil sie durch das raster fallen, kleine, mehr oder weniger unabhängige, greifen diese durchgefallenen produkte auf und sehen den markt.
coca cola kann solche produkte allerdings auch kaum anbieten. das unternehmen kennzeichnet sich durch allgemeine verfügbarkeit der produkte (länderspezifische ausnahmen mal weggedacht). bieten sie also plötzlich auch holunder an, dann muss das überall zu haben sein. die konsumentengruppen sind aber zu klein, bzw. haben was gegen coca cola, also ist der absatz zu gering als das es was bringt.
dave
Ich denke nicht, dass Bionade der Marktforschung wirklich den Stinkefinger zeigt, sondern eher der Erkenntnis folgt, dass die gegenwärtige Gesellschaft aus Menschen besteht, die sich alle gerne als besondere Individuen sehen. Außerdem zeigt die Werbung nicht wirklich die Charakter, denen man eine Geschmacksfrage blind überlässt.
Und da ich ja selbst zu dieser Gesellschaft gehöre, muss ich sagen, dass die Werbung auf jeden Fall meine Neugier geweckt hat und mir durch seine einfache, ungeschminkte Art gefällt.
Wolferl
@macplanet: Find ich ja lustig, dass Du auch aus der Gegend stammst… ich trink das Zeug auch schon seit der Schulzeit und der slogan ist natürlich nur lustig, wenn man sich an seine erste Bronde (ja Lokalkolorit hier sind d und t eins) erinnert. Ich kenne das Etikett aber orange und nicht braun.
@andreas: Wie schon gesagt aus professioneller Sicht ist das natürlich schade aber Underdogs bekommen von mir verdiente Sympathiepunkte. Brauchst mir deswegen nicht unbedingt erklären, wie die Welt funktioniert. Aber danke! ;)
Ink
rob
@ andreas
ich will sie ja auch gar nicht schlecht reden, aber ich finde dennoch dass es eben (nicht ganz realistische) werbung ist.
und ich finde sehr wohl, dass der bauer auch sachen frisst, die er nicht kennt, solange bei ihm durch werbung, oder auch durch die produktpräsentation (aufmachung der verpackung etc.) eine emotion geweckt wird. gab es nicht mal eine fanta cranberry? ich glaube die wenigsten deutschen werden genau wissen was das ist, aber solang es anpsrechend klingt oder aussieht, trinken sie es trotzdem. auch die ganzen kosmetikartikelhersteller werben mit den kuriosesten begriffen, die man als normalsterblicher nie gehört hat…
Jan M.
@rob:
der kommende beitrag und der fall „actimel“ bestätigen deine these ;)
https://www.fontblog.de/and-the-golden-windbeutel-goes-to
Simon Wehr
Die Marktforschung zum Thema Feuer und Rad von Stone and Stone waren hier glaube ich schon mal erwähnt, gell?
Aber ich denke, dass Bionade die ganze Nummer doch eher inszeniert hat. Die werden sehr wohl Marktforschung betreiben, nur vielleicht nicht ganz so in der Art, wie sie es darstellen.
Simon Wehr
Ach, aber: Ich bin sehr gespannt auf Quitte. Ich liebe ebenfalls Quittengelee!
Vroni
Ist ungefähr die Haltung „Wir stecken jede Mark in die Schokolade, nicht in die Werbung!“
(aka MaFo, Marktforschung)
Kommt bei Deutschen anscheinend immer wieder gut an. Hat sowas Subversives.
timeout
Die Frage ist ja, wie bekommt man den Kunden dazu, dass er ein Produkt ausprobiert. Und ich denke das funktioniert mit dieser Werbung.
Christian
Bionade hat die Preiserhöhung damit begründet, dass der Marktführer auch der teuerste Anbieter sein muss. Ein rein strategisches Argument, keine Produktverbesserung, keine größeren Flaschen – nichts dergleichen. Ich finde die Strategie sehr gelungen, die sonst unsichtbaren Prozesse – wie hier die Marktforschung – zu benennen und damit zu spielen. Das perfekte Marketing für urbane Multiplikatoren.
ollsen
und diese werbung für „diamond“ shreddies ist auch genauso toll und älter.
http://www.diamondshreddies.com/videos.php