Warum FontShop (wieder) Google Analytics einsetzt

Anfang des Jahres habe ich an dieser Stelle verkündet: »Nur mal so am Rande …www​.font​blog​.de nutzt kein Google Analytics! (Und auch keine andere Technik, um benut­zer­be­zo­gene Daten seiner Kunden zu erfassen, zu spei­chern, zu analy­sieren).« Der Grund damals: Datenschutzrechtlich gesehen war Google Analytics proble­ma­tisch, weil sich theo­re­tisch aus den von Google gespei­cherten Daten (z. B. IP-Adresse) ein umfas­sendes Nutzerprofil von Webseiten-Besuchern anlegen ließe. Ich schreibe »theo­re­tisch«, weil ich zumin­dest für FontShop versi­chern kann, dass wie daran kein Interesse haben.

Inzwischen kommt Google Analytics auf www​.font​blog​.de wieder zum Einsatz, auch das soll hier erwähnt werden. Google hat im Frühjahr auf die Kritik aus Deutschland reagiert und Webseiten-Betreibern die Möglichkeit einge­räumt, den Google-Analytics-Code um die Funktion  _anonymizeIp() zu erwei­tern. Durch Installation dieses Zusatz-Codes werden vor jeder weiteren Verarbeitung einer anfra­genden IP-Adresse deren letzten 8 Bit gelöscht. Damit wurde eine zentrale Forderung der Datenschutz-Aufsichtsbehörden erfüllt, nämlich die Identifizierung des Webseiten-Besucher auszuschließen.

Wofür nutzt FontShop Google Analytics? Der aufmerk­same FontShop-Kunde Johannes S. schrieb mir zu diesem Thema während unserer Testphase letzte Woche: »Es geht keinen was an, wer ich bin, aus welchem Postleitzahlenbereich, aus welcher Stadt oder auch nur aus welchem Land ich komme, wann ich seine Zeitung lese, in sein Schaufenster schaue, mich in seinem Laden umgucke oder auch etwas kaufe — ob das alles nun analog oder digital ist. Kurz und gut: ich bin strikt dagegen.« Das ist sein gutes Recht. Am Ende dieses Beitrags steht deshalb auch, wie man sich der Google-Analyse komplett entziehen kann.

Tatsächlich inter­es­siert uns das indi­vi­du­elle Verhalten eines FontShop-Kunden genau so wenig, wie die Verkehrsleitzentrale bei der Überwachung eines Verkehrsraums die Route eines einzelnen Fahrzeugs inter­es­siert: Es geht alleine um den statis­ti­schen Fluss, um quan­ti­ta­tive Schwankungen. Auch wir wollen Staus und Engpässe verhin­dern, darüber hinaus Schlangen vor unserer Kasse vermeiden, Fehlbestellungen mini­mieren, miss­lun­gene Downloads verhin­dern, tote Links, Sackgassen, Browser-Inkompatibilitäten und derglei­chen mehr. Wenn uns Google, quasi als Abfallprodukt, so unter­halt­same Dinge wie Font-Hitparaden liefert, so ist das für FontShop-Kunden auch nichts neues (100 Beste Schriften aller Zeiten), es geht aber schneller und niemand bei uns im Haus muss Lieferscheine zählen (ich übertreibe).

Wer sich diesen Statistiken entziehen möchte – nicht nur auf www​.font​blog​.de –, kann das Laden und Ausführen des Google-Analytics-Scripts in seinem Browser verhin­dern, beispiels­weise durch das Blockieren von JavaScript (zum Beispiel durch die Firefox-Erweiterungen NoScript, Ghostery oder durch Werbeblocker). Es ist auch möglich, den Zugriff auf die Google-Analytics-Domain google​-analy​tics​.com insge­samt zu sperren (zum Beispiel durch Werbeblocker oder durch die Verwendung der Hosts-Dateien).

Im Mai 2010 veröf­fent­lichte Google eine Betaversion des Google Analytics Opt-out Browser Add-ons für Internet Explorer (7 und 8), Google Chrome (4.x und höher) und Mozilla Firefox (3.5 und höher). Das Add-on deak­ti­viert nach Angaben von Google jede Datenübertragung über das Google Analytics Javascript. Über diese Tatsachen und mehr infor­miert auch unsere Informationsseite https://​www​.font​blog​.de/​D​a​t​e​n​s​c​h​utz.


6 Kommentare

  1. arno

    Ich finde man sollte die Datenkrake Google nicht auch noch frei­willig füttern.

  2. Phil

    Hatte heute morgen den glei­chen Entschluss gefasst.

  3. accolon

    Ich empfehle die kurze Lektüre dieses Dokuments:
    http://www.innenministerium.baden-wuerttemberg.de/fm7/1227/Hinweisblatt%20Web-Analyseprogramme.pdf

    Der Einsatz von Google Analytics ist nach wie vor ein Minenfeld. Speziell die Möglichkeit zum wirk­samen Widerspruch ist nach wie vor nicht gegeben. Oder soll ich als Laie, der Safari unter Mac OS X benutzt, tatsäch­lich in irgend­wel­chen Hosts-Dateien rumschreiben?

  4. Raffael

    An dieser Stelle möchte ich gerne einmal piwik empfehlen – ein Open-Source-Project, das sich als Alternative zu Google Analytics sieht.

    Ich nutze es für verschie­dene Seiten schon seit einiger Zeit und bin sehr zufrieden: Sehr umfang­reiche Statistiken, via Plugins erwei­terbar – und vor allem werden alle gesam­melten Daten auf dem eigenen Server und nicht bei der »Datenkrake« abgelegt.

  5. Wolf Trenner

    Es gibt glück­li­cher­weise Möglichkeiten zur Blockierung (LittleSnitch). Sympathisch ist mir weder das Schnüffelprogramm von google noch sind es mir deren Anwender, denen ich pauschal Ahnungslosigkeit zu ihren Gunsten unter­stelle. Lasst es lieber.

  6. Chriz

    Ich finds gut. Warum sollte ein Webseitenbetreiber keine Statistik erheben über seine Besucher und somit sein Angebot verbes­sern. Ich hab mich mal etwas schlau gemacht. Durch die gekürzte IP-Adresse (sofern sie denn so gespei­chert wird) scheint keine „Rückverfolgung“ oder Zuordnung zu einem Nutzer mehr möglich zu sein.

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