Wahl zum Goldenen Windbeutel 2010 ist eröffnet
Foodwatch wird dieses Jahr zum 2. Mal den »Goldenen Windbeutel« für die dreisteste Food-Werbelüge verleihen (Fontblog über die Wahl 2009 Wer verdient den Goldenen Windbeutel? und den damaligen Gewinner). Eine prominente Jury hat aus elf Produkten, die seit dem Goldenen Windbeutel 2009 auf www.abgespeist.de neu hinzugekommen sind, fünf nominiert. Nun entscheiden die Verbraucher, wer die unrühmliche Trophäe überreicht bekommt. Zur Auswahl stehen:
- Beo Heimat Apfel-Birne von Carlsberg
- Bertolli Gegrilltes Gemüse von Unilever
- Der Gelbe Zitrone-Physalis von Pfanner
- Duett Champignon Creme-Suppe von Escoffier
- Monte Drink von Zott
Weiter Informationen über die 5 Produkte und warum sie nominiert wurden auf Page online. Fast interessanter als die 5 Nominierten ist ein Blick in die komplette Liste der Lebensmittel, die so gesund sein wollen, es aber meist nicht sind. Das 3-seitige PDF (Abb. oben links) mit den 24 Produkten liegt hier zum Download bereit.
9 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Christian
Sei wann ist Glutamat Hefeextrakt (Maggi Frühlingsgemüsesuppe und Bertolli Gegrilltes Gemüse)? Und was genau ist an Hefeextrakt auszusetzen? Und was ist an »natürlichen Aromastoffen« falsch (Beo Heimat)? Aus dem Labor sind die, sofern sie denn tatsächlich natürlich sind, jedenfalls nicht, ganz im Gegensatz zu naturidentischen Aromatstoffen, die synthetisiert werden. Das Ziel der Aktion ist sehr unterstützenswert, aber die Methode ist auch nicht viel wissenschaftlicher als das, was an der Werbeindustrie angeprangert wird.
robertmichael
da kann man sich ja gar nicht entscheiden, alles schlimm …irgendwo.
ich hatte neulich vanillieeis ohne vanillie, da war nichtmal vanilliearoma drin.
ich finde die liste allerdings auch ziemlich platt geschrieben, mehr fakten wären wünschenswert.
Helen
Natürlich kannst Du Dich entscheiden, Robert. Für Monte. Das trinken Kinder.
Simon Wehr
@ Christian:
Natürliche Aromastoffe werden aus natürlichen Produkten gewonnen. Damit hörts aber schon auf. Holzextrakte und Pilzextrakte bzw. Bakterienabsonderungen werden so bearbeitet, dass sie nach Vanille oder Erdbeere schmecken. Ich kann dir gerade keine präzisen Beispiele nennen, aber das ist nicht das, was ich mir unter »natürlichem Aroma« vorstellen würde. Und, doch: Diese »natürlichen Aromen« sind sehr wohl aus dem Labor. Foodwatch hat dazu bestimmt Hintergründe auf den Webseiten.
Christian
@ Simon: Das ist aber Haarspalterei, das war nämlich noch nie anders. Wenn Du zum Beispiel Blaubeertee produzierst, dann bekommst Du einen Trockenextrakt, der ganz exquisit nach Blaubeere schmeckt. Der ist aber leider nicht rot sondern gelb-grünlich. Da wird dann u.a. Rote-Beete-Extrakt zugesetzt, damit sowohl der Trockenextrakt als auch der Tee rot sind. Sonst kauft das nämlich niemand. Ist das jetzt Betrug am Kunden?
Es ist kein großes Geheimnis, daß viele der tatsächlichen Aromastoffe z.B. in Joghurt oder Milchprodukten nicht den »erwarteten« Geschmack liefern – wer mal selber Fruchtquark produziert hat weiß das. Da werden dann Ersatzstoffe zugesetzt, die den Geschmack treffend simulieren. Vanillin ist da nur eines von vielen Beispielen. Dagegen ist per se auch überhaupt nichts einzuwenden, und solange es natürlich produziert wurde ist es nun mal auch nicht künstlich. Im Wein sind z.B. Holz- und Pilzextrakte vorhanden und sehr willkommen, weil sie genau den Geschmack ausmachen. Wenn ich diese Geschmacksstoffe jetzt einem anderen Lebensmittel zusetze werden sie dadurch plötzlich künstlich?
Ich will das Problem überhaupt nicht herunterspielen. Aber es kann kaum der Weisheit letzter Schluß sein, daß in einem solchen Pamphlet ein Argument gebraucht wird, welches gut klingt, aber inhaltsleer ist. Selbst wenn auf der Internetseite dann genau erklärt ist was eigentlich gemeint war (auch mir ist bewußt, daß in Hefeextrakt der Geschmacksverstärker Natriumglutamat natürlicherweise enthalten ist) bleibt es in dem pdf doch schlicht Propaganda von sehr fragwürdiger Qualität. Es gibt in einem solchen Fall immer Argumente die nicht nur wissenschaftlich korrekt sind sondern zusätzlich auch noch mehr Eindruck machen als diese Halbwahrheiten.
Detlef D. Seiner
Um mal bei der Gestaltung (Blognah) zu bleiben und nicht den Inhalt zu bewerten. Ein schrecklich langweiliges Layout. Übersichtlich aber ohne Pfiff. Und ich hoffe Das Zitronenillubanner ist ironisch gemeint, das ist echt nicht „schön“ illustriert, geschweige denn gestaltet.
Ist der Font die FF Blur?
Jason
@ Christian
Viele Würzmittel (auch biologische) verwenden häufig anstelle von Glutamat Hefeextrakt oder so genannte „Würze“. Beide Stoffe enthalten auch viel freies Glutamat, aber nicht in isolierter Form. Deshalb haben sie keine E-Nummer und gelten nach Gesetz nicht als Geschmacksverstärker.
Ergo: Netter Spaß auf Kosten des Konsumenten
Oliver Adam
Thema Glutamat und Tipp von einem Hobby-Koch: Hier gibt es Hintergrundinfos zum Thema Glutamat. Fazit: Man sollte auch die natürlichen Vertreter möglichst meiden: Glutamatinfos.
Wer ohne Glutamat würzen will und ein perfektes Genuss-Ergebnis erzielen will, schaut hier: Streuwürze ohne Glutamat.
Christian
@ Jason: Warum denn »auf Kosten der Konsumenten«? Beim Lesen der von Oliver Adam verlinkte Seite zum Thema Glutamat rollen sich mir ehrlich gesagt die Fußnägel hoch. Es finden sich zahlreiche Artikel in der Primärliteratur, die bestätigen, daß bei oraler Aufnahme von Natriumglutamat in Mengen, die mit dem Zusatz in Speisen vergleichbar sind, im Vergleich zu Kontrollgruppen keine signifikanten negativen Effekte gefunden wurden. Wenn man aufmerksam sucht, dann findet man im Gegensatz sogar Artikel, welche besagen, daß der Zusatz speziell von Natriumglutamat ggf. für die Diät älterer Menschen einen positiven Effekt haben kann (Yamamoto et al., 2009, Am J Clin Nutr. 2009 Sep;90(3):844S–849).
Die angeführte, von Planetopia vorgestellt Studie ist nicht aussagekräftig, weil zunächst einmal die Studie selber überhaupt nicht angegeben ist. Dann ist angegeben, daß bei frisch geborenen Mäusen Glutamat unter die Haut injiziert wurde. Wenn man sowas hört, dann sollten bei einem eigentlich schon alle Alarmglocken schrillen. Da die Studie nicht angegeben ist kann ich nichts über die Konzentrationen sagen, die da verabreicht wurden. Ich möchte aber fast wetten, daß die Konzentrationen deutlich höher sind als das, was man normalerweise in der Nahrung zu sich nimmt. Schon allein die Tatsache, daß die Forscher zur Injektion gegriffen haben (sie hätten ja auch Glutamat verfüttern können) läßt mich vermuten, daß sie bei oraler Aufnahme genau so wenig einen Unterschied gesehen haben wie andere Studien auch. Da mußte dann offenbar zu anderen Methoden gegriffen. Glutamat ist ein Botenstoff im Gehirn und es verwundert mich nicht, daß über Injektion Abnormalien auftreten können. Das läßt dann aber trotzdem keinerlei Schlüsse über eine mögliche Gesundheitsgefährdung bei oraler Aufnahme kleinerer Mengen zu.
Glutaminsäure ist eine proteinogene Aminosäure und ist damit zunächst mal grundsätzlich in allen Speisen enthalten, wenn auch nicht in reiner Form. Wir nehmen also täglich Glutaminsäure in unterschiedlichster Form in der Nahrung auf und können das auch nicht vermeiden. Mit aufgereinigtem Natriumglutamat ist es wie mit Zucker auch: Schädlich ist es, wenn überhaupt, nur dann, wenn es in sehr großen Dosen über längere Zeiträume kontinuierlich aufgenommen wird. Hefeextrakt ist nichts anderes als aufgeschlossene Hefe und findet sich in zahlreichen Brotaufstrichen, aber natürlich – eben als reguläre Hefe – auch im Brot, in Backwaren, in Hefeweizen etc. Warum das gesundheitlich bedenklich sein soll (beim Hefeweizen vom Alkohol mal abgesehen) muß mir erst noch mal jemand glaubhaft erklären.