Vorbildlich, verbindlich … Die Grünen
Nach dem Lesen des 41seitigen Leitfadens zum Corporate Design der Grünen (jetzt online), ist mir klar geworden, dass die isolierte Betrachtung eine Logos nicht immer mit Sinn gekrönt sein muss. Da regen sich Kommentatoren sehr schnell über (wohl durchdachte) Grafik-Elemente und Zeiträume auf (2 Jahre), wobei wir alle wissen, dass niemand 2 Jahre am Entwurf eines neuen Logos sitzt. Aber die Vorbereitung eines Relaunchs, damit dieser in Benutzerkreisen keine Lawine von Fragen aufwirft und schnell über die Bühne geht, braucht richtig viel Zeit und will sorgfältig aufbereitet sein. Parteien haben es da noch einen Zacken schwerer als straff organisierte Markenunternehmen.
Auch das Schrift-Handling ist Thema der Broschüre. Inzwischen wurde überall klar gestellt, dass es zwar eine neue Schrift gibt (die »Grüne Syntax«), die zusammen mit dem neuen Logo eingeführt wird, aber im Logo selbst ist sie nicht zu sehen. Da es verschiedene Syntax-Varianten auf dem Markt gibt, haben die Grünen – gemeinsam mit ihrer Agentur den »Hirschen« und FontShop – ein maßgeschneidertes Schriftpaket geschnürt, das nur die zu verwendeten Schnitte Roman, Italic und Bold enthält, und zwar mit dem richtigen Namen »Gruene Syxntax«, so dass es im Schriftmenü keine Fehlgriffe geben kann. Dem PDF habe ich auch entnommen, dass es auf Plakaten weiterhin die schattierte Corpus Gothic geben wird, mit denen sich die Grünen bei Wahlkämpfen unverwechselbar darstellen.
21 Kommentare
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Nick Blume
Sehr schön, der alles erklärt. Und alle Aufregung ist vergessen. Deswegen 2 Jahre. Ok.
Hier noch was aus der SZ … spannend! Prof. Bergerhausen von der FH Mainz hat dazu einen Kommentar abgeliefert. Und wer ist noch drin? Ja, der Fontblog…
Nick Blume
Bei der PDF-Lektüre:
– Witzig, daß die Grünen einen »Grünen Assistenten« haben…
– Toll, daß die darauf achten, daß man eine Lizenz getrennt kaufen muss… siehe Syntax und CorpusGothic
– Tolles Ökopapier.
– und zuletzt der »Grüne Versand«. So ein schöner Name.
->jetzt ist Schluss. Wieso ist die Schrift hier kleiner???
Markus Widmer
Schön, hier mal eine andere Sprache zu lesen als in langweiligeren CD-Manuals. Spricht von einer pragmatischen Bescheidenheit und Humor. Und stimmt, ohne Kontext sollte man nicht über ein Logo diskutieren *AscheübermeinHauptwerf*.
Ivo
Grundsätzlich würde ich dir da zustimmen, allerdings steht ein Logo auch nicht immer in einem Kontext. Da muss es dann auch ohne ergänzende Informationen seine ihm zugedachte Funktion erfüllen.
robertmichael
ich finde die beispiele der plakate mit der corpus gothic und dem neuen logo beißen sich zu sehr. das neue logo wirkt geradlinig etwas streng, die corpus headline frech, laut und auffallend. dynamik triff statik. da wäre mir die syntax in den großbuchstaben lieber gewesen, momentan sieht das alles zusammengewürfelt und draufgesetzt aus. der blocksatz auf dem cover des leitfadens ist auch an der grenze.
lvgwinner
der Meinung (von robertmichael) schließ ich mich an. Der Leitfaden erklärt zwar gut. Aber das macht die Gestaltung auch nicht schöner. Wirkt alles sehr zusammengewürfelt. Und das Logo an sich ist so offensichtlich systemisch konzipiert. Bei der CDU fand ich das ja noch passend, aber bei den Grünen hätte ich mir das pfiffiger vorstellen können…
Jürgen Siebert
Manuel, ich glaube, Du hast vielleicht noch nicht so viel Corporate-Design-Erfahrung. Manuals zur Umsetzung von CD-Richtlinien sind gang und gäbe. Oft nehmen sie meherer Aktenordner ein, heute sind es ein paar MB PDF.
Das Logo wird auf den 40 Seiten nicht erklärt, sondern seine Verwendung wird beschrieben. Das gehört definitiv zum Auftrag einer Agentur. Für eine Partei, bei der viele Gestaltungslaien Drucksachen erstellen, ist das noch wichtiger als im professionellen Marken-Design.
Manuel
ich finde gerade ohne den Kontext sollte man über ein Logo diskutieren.
Es muss völlig ohne zusätzliche Erklärungen (oder Rechtfertigungen…)
Manuals oder Styleguides im „täglichen Einsatz“ kommunizieren und funktionieren.
Der Großteil des Betrachter sieht das Logo nämlich ohne vorher das Konzept durchzulesen. Das was das Logo selbst kommuniziert ist doch entscheident, nicht das was das Konzept dazu vermittelt.
Ich denke ein gutes Logo braucht auch keine 41 Seiten-Erklärung sondern nur einen aussagekräftigen Satz bzw. nur einen Blick damit sich dessen Bedeutung erschließt. Diese Bedeutung erschließt sich visuell und nicht durch das textliche Konzept.
Manuel
@Jürgen
Ich habe ja nicht die CD-Richtlinien und Manuals selbst in Frage gestellt. Diese sind natürlich notwendig damit das Logo richtig angewendet wird.
Ich bezog mich vielmehr speziell auf die Aussage „ohne Kontext sollte man nicht über ein Logo diskutieren“ aus dem Posting von Markus …
Nick Blume
@Jürgen. Das stimmt. Manuel, lies dir bitte das Manual durch… die Corporate Manuals sind manchmal meine Lieblingslektüre, weil man dort so viele Anführungen lesen kann, die trotz der Wiederholbarkeit immer so neu wirken, das liegt an jedem neuen Logo.
Manuel Manual. ;)
Nick Blume
Ups. Überschnitten. Sorry. Nehme „Manuel, lies dir bitte das Manual durch…“ zurück.
Manuel
Ja das CD-Manual ist gut gemacht. Auch die Idee mit den 2 Spalten – top.
Ich wollte doch aber lediglich zum Ausdruck bringen das das Logo dadurch nicht besser wird, ähnlich wie Ivo das auch schon geschrieben hat.
Die Blume ist trotz alle dem nicht expressionistisch und die Form des Logos kantig, statisch, unbeweglich und zu massiv.
Jürgen Siebert
Blume Blume ;)
Nick Blume
Express-Blume. ;)
Mark
Naja, über Geschmack lässt sich nach wie vor trefflich streiten … Schade nur, dass da offenbar nicht sehr sorgfältig gearbeitet wurde:
Die Baden-Württemberger-Landtagsabgeordneten (S. 11) müssen darunter leiden und werden nicht beDINt … trotz des eindrücklichen Hinweises auf S. 37!
David
Heute morgen in der Tagesschau gesehen: Das Logo funktioniert dort nicht so gut. Der blaue Balken verschwindet komplett auf dem Blau des Tagesschau-Screens, und insgesamt wird keine „transparente“ Version verwendet, so dass links neben blauen Balken und zwischen Blumenkasten und Schriftkasten eine weiße Linie entsteht. Sieht eher bescheiden aus.
HD Schellnack
Senf:
Ich mag CD-Manuals nicht mehr. Diese dummen Farbbalken, diese dummen Maßketten. Jeder machts so, weils jeder so macht. Vor allem nicht, wenn sie so wie hier herkommen. Los lieblosos. Zwar recht sympathisch getextet, aber visuell ein Alptraum. Hat keiner von Hesse und Brody gelernt, daß die Teile an SICH Spaß machen können, das eigene Design leben? Wenn die Partei so ist wie dieses Manual, autsch. Das die neuen Plakate mich irgendwie an MediaMarkt erinnern, ist ja vielleicht mein Problem. Aber das hier nichts so recht zusammenkommen will und die Dinge alle insulär wirken, dass der Auftritt einfach nach wie vor möchtergernmodern, also leider eben NICHT zeitlos schön, im Herzen aber konservativ ist, einfahc mittelständisch unterm Strich… das ist schon Schade. Die Partei mumifiziert zur Grünen FDP und man sieht es ihr im Design einfach an.
Marco Witte
Ich hab es schon bei dem Logo zur Ratspräsidentschaft gesagt: Wo ist die inhaltliche Aussage? Ist DAS Angemessen für eine ökologische Partei? Nichts, aber auch wirklich Nichts passt bei diesem Erscheinungsbild zusammen. Als ob zwei Büros, zwei verschiedene Sachen gemacht haben. Gerade von den Grünen hätte ich mir mehr Mut erhofft. Aber was soll man erwarten wenn man eine Werbeagentur mit der Aufgabe: Corporate Design beauftragt. Ich bekomm wirklich das Gefühl die Partei mutiert zur Grünen FDP. (Schöner Vergleich von „HD“)
Etienne
gutes design und politischer alltag in einer (ehemals) basisdemokratischen (bewegungs-) partei sind dann offenbar zwei paar schuhe: von der grünen website: „Bündnis 90/Die Grünen haben ihr neues Logo zurückgezogen.“ http://www.gruene.de/cms/themen/dok/159/159518.neues_logo_zurueckgezogen.htm
florian
Eine weise Entscheidung trafen da die Umstände! Auch wenn sich der Manual-Text nett ließt bekommen meine Augen, bei dem blosen Anblick der einzelnen Seiten, schmerzen. Und diese Marke, also ich bitte! Gestalterisch ein Fehlschlag aber dieses sehen, andere wohl auch so. Eine wirklich gute Gestaltung hätte die Debatte übertont, selbst die des Laien.