Der ganze Ulysses auf einer einzigen Seite

Die Idee, berühmte Bücher auf ein einziges Blatt zu drucken, verdanken wir der spie­le­ri­schen Neugier von Ian Warner (Abbildung rechts), Partner bei Blotto Design (FontBlog berich­tete: Weltliteratur, auf einem einzigen Blatt Papier). Beim Stöbern in den digital aufbe­rei­teten Werken der Weltliteratur des ameri­ka­ni­schen »Project Gutenberg« stieß er auf mehrere 1000-Seiten-Bücher, wie z. B. »Das Kapital« von Karl Marx, und stellte sich die Frage, wie lang das Werk netto ist, also nur Text auf einer Seite im Überblick.

Es war ein beiläu­figes grafi­sches Experiment mit einem beein­dru­ckenden Ergebnis: Kaum zu glauben, der Romantext war mit einem Blick zu erfassen und blieb deut­lich lesbar. So war die Idee geboren und es entstanden mehrere Klassiker auf nur einer Seite. Im Fall von Goethes Faust Teil 1 und 2 sind das 88.567 Wörter, das 432 Seiten der gebun­denen Ausgabe bei Könemanns entspricht.

Nun erscheint erst­mals im Rahmen des Projekts All The World’s A Page der Roman der Romane, James Joyces »Ulysses« … Pünktlich zum Bloomsday am 16. Juni erscheint der Ulysses mit 272.000 Wörtern. Seit seinem ersten Erscheinen 1922 haben sich Heerscharen von Wissenschaftlern mit diesem Buch beschäf­tigt, trotzdem behält es für seine leiden­schaft­lichsten Anhänger noch heute etwas Rätselhaftes. Wer sind seine Leser? Wer lässt sich ein auf ein Spiel mit einem lite­ra­ri­schen Monster, das die Wirklichkeit ist?

Für seine Leser, die bereits genuss­voll im Bloomschen Bewusstseinsstrom gebadet haben, ist dieses Literaturplakat gera­dezu eine Trophäe. Für die Ängstlichen, die sich erst anschi­cken, die Spitzen dieses Gebirges zu erklimmen, erleich­tert es den Zugang zum laby­rin­thi­schen Werk und hilft bei der Navigation: Nicht, dass es damit leichter zu lesen wäre. Aber der Roman eines einzigen Tages auf einer einzigen Seite, das sollte doch locker machen und ist das Rezept gegen den beim Ulysses norma­ler­weise einset­zenden »Bildungsstarrkrampf« (Fritz Senn).

Die Literaturposter von All The World’s A Page sind auf hoch­wer­tigem Werkdruckpapier gedruckt und können im Onlineshop für jeweils 20 € erworben werden.


1 Kommentare

  1. van bo

    chris­tophe vail­lant? cool!

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