Stedelijk-Museum stoppt neues Corporate Design
Es stand von Anfang an auf wackeligen Beinen, das Konzept des französischen Designers Pierre Di Sciullo für ein neues Corporate Design des Stedelijk-Museums in Amsterdam. Als Fontblog vor einem Jahr über den Sieger des Wettbewerbs berichtete, zeigten sich die ersten Kommentatoren verwirrt. Nun berichtet de Volkskrant: »Stedelijk stoppt neuen Hausstil«.
Seit Beginn dieses Jahres lenkt die neue Direktorin Ann Goldstein das Stedelijk, die nicht weiter mit dem Gewinner des Wettbewerbs zusammenarbeiten möchte. In einer Erklärung legte sie dar, dass sie »eine andere Sicht« auf die visuelle Identität und das Branding für das Museum habe. Näher erläutern wolle sie das nicht. Sie betont allerdings, dass die Entscheidung vom Aufsichtsrat unterstützt werde, und mit »tiefem Respekt« vor dem Gestalter getroffen sei. Das Museum kündigt an, über eine neue Lösung nachzudenken. Di Sciullo wollte keinen Kommentar abgeben, weil Gespräch über die finanzielle Abwicklung noch nicht abgeschlossen seien.
Eine Jury hatte im letzten Jahr die Ideen des Gestalters für ein neues Logo, die Beschriftung in den Sälen, die Briefschaft und die Website gelobt. Der ehemalige Direktor Gijs van Tuyl hatte bei der Entscheidung für Di Sciullo erklärt, dass seine Mentalität am nächsten an das herankommt, wo das Stedelijk hin will.
Die Wahl für den Franzosen im Januar 2009 war einstimmig, doch äußerte sich die Jury kritisch zu den Einsendungen. Das Niveau der Präsentationen sei »niedriger, als es auf Basis der Portfolios und der Renommees der Teilnehmer zu erwarten gewesen wäre«. Die Entscheidung für Di Sciullo sei »ein großes Abenteuer«.
(Danke an Suzu Pahlke für die Übersetzung)
4 Kommentare
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Felix
Schade – ich fand es einfach gut. Mal schauen was jetzt kommt.
Florian Pfeffer
diese entscheidung geht offensichtlich auf den führungswechsel im stedelijk zurück. der vorherige direktor war von anfang an eine „interims-lösung“ und so hat es mich schon damals überrascht, dass ein solches projekt in einer „zwischenzeit“ angefasst wurde. hinzu kommt, dass das museum (eines der schlüsselmuseen in den niederlande) seit jahren umgebaut/erweitert wird und die ständige verschiebung des umzugs zu einem politikum in den niederlande geworden ist (was mit dazu geführt hat, dass der vertrag des früheren direktors nicht verlängert wurde).
das alles im hintergrund muss man einfach sagen, dass die einführung eines neuen erscheinungsbildes von dem museum und dem gestalter selber ziemlich sorglos und naiv gehandhabt wurde. es wurden skizzen gezeigt, unfertige dinge, die irgendwie in zukunft weiter gedacht werden sollten. keine erläuterung für die öffentlichkeit, sondern nur eine nebulöse erklärung, dass die direktion glaubt, dass man gut zusammen passen werde. selbst für menschen mit einem ehrlichen interesse und der motivation, sich informationen notfalls zusammenzuklauben (z.b. für mich), war es ein rätsel, was den entwurf in seinem kern ausmacht. das interessanteste an dem entwurf ist das enigma, das er produziert hat.
es ist ein wichiger teil eines solchen vorhabens, sich in der öffentlichkeit zu erlären … ich kann deshalb gar nicht sagen, ob es schade ist, dass dieser entwurf nun gekippt wurde oder nicht.
in den niederlanden gibt es im moment eine grosse diskussion – losgetreten von rechtspopluisten – ob kunst/kultur nicht ein teures hobby von intellektuellen ist, dem man die öffentliche förderung kürzen sollte.
in diesem zusammenhang ist festzuhalten, dass dieses projekt einen grossen image-schaden für design an sich in der niederländischen öffentlichkeit anrichten wird – und das ist das eigentlich bedauernswerte.
Erik van Blokland
Stedelijk war mal ein wunder schönes Museum wo ich gern kam. Ist aber schon seit *Jahren* *geschlossen* wegend diesen riesigen (unnötig?) Umbau. Die Geschäftsführung wechselt regelmäßig ohne etwas fertig zu kriegen. Das DiSciullo auch wechseln muß ist schade, war aber zu erwarten. Die Geschäftsführung zeigt das es möglich ist ein Museum zu haben ohne Gebaude, ohne Ausstellung, ohne Künstler und ohne Publikum. Diese ganze Geschichte ist so peinlich.
Sandberg brauchte damals nicht mehr als ein altes Gebaude, Künstler Freunde und große Ideeen.
Erik van Blokland
http://de.wikipedia.org/wiki/Willem_Sandberg