Sonderurlaub für zu viel Bürokratie

Wenn ich die Meldung der BILD richtig verstehe, dann fordert die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (von den Krankenkassen) bezahlten Urlaub für Angehörige von Pflegebedürftigen, damit diese »alle nötigen Auskünfte, Hilfen, Ratschläge holen können.« Mit anderen Worten: Der vom Staat und Kassen veran­stal­tete büro­kra­ti­sche Aufwand bei Pflegefällen ist derart groß, dass man von zwei Wochen Schreibarbeit und Behördengängen ausgehen kann. Mindestens!
Ich unter­stütze die Initiative der Ministerin … und fordere 3 Tage Sonderurlaub für das Verfassen und Abgeben meiner Steuererklärung!


5 Kommentare

  1. Henning

    «Und Familienmitglieder sollen sich ein halbes Jahr von der Arbeit frei­stellen lassen können, wenn sie sich ganz um ihr pfle­ge­be­dürf­tiges Familienmitglied kümmern wollen» 

    Das sind natür­lich honig­süsse Worte für alle, die häus­liche Pflege betreiben und dabei nicht selten an Ihre physi­schen und psychi­schen Grenzen stoßen.
    Doch wieder einmal würden so Lasten der falschen Adresse aufge­bürdet. Dafür gibt es doch die Pflegeversicherung! Diese betref­fend spricht Frau Schmidt:
    «Da wir die Beitragssätze ab 1. Juli 2008 auf 1,95 Prozent anheben, können wir bis in die nächste Legislaturperiode die Beiträge stabil halten.»
    Na, die ist ja nicht mehr so weit weg, die nächste Legislaturperiode.
    Und was berichtet Sie von den Krankenkassen?
    «Kommendes Jahr wird keine Kasse mehr rote Zahlen schreiben.»
    Sollten die Pläne der Ministerin Realität werden, dürfte dieses fiska­li­sche Idyll ein jähes Ende finden.
    Im übrigen fordere ich meinen Steuerberater nicht nur voll­ständig von der Steuer absetzen zu können, sondern dass er für mich auch gleich ganz kosten­frei ist. Die Lasten könnte das Kraftfahrtbundesamt übernehmen.
    Wir dürfen glück­li­cher­weise sicher sein, dass diese Ideen niemals ein Gesetzgebungsverfahren erreichen.

  2. Martin

    Also beim Stichwort „Auskünfte, Hilfen, Ratschläge“ fällt mir aber sehr viel mehr ein als nur Bürokratie. Wenn ich mir vorstelle, in meiner Verwandtschaft würde jemand plötz­lich zum Pflegefall werden, dann wäre ich auch erst einmal voll­kommen hilflos. Da bräuchte ich eine Menge Hilfe und Ratschläge, und zwar ganz bestimmt nicht über­wie­gend von „staat­li­chen Stellen“. Sondern vor allem von Freunden und anderen Verwandten. Die Absicht, dafür einen Sonderurlaub gesetz­lich fest­zu­schreiben, finde ich jeden­falls ganz hervor­ra­gend. Wobei die Details (u.a. die Bezahlung) ja scheinbar noch voll­kommen unklar sind.

  3. Jürgen

    Sollte es nicht so sein, dass ich eine amtliche Stelle aufsuche, die genau das leistet: helfen und Ratschläge geben? Stattdessen erwartet einen ein Spießrutenlauf durch Ämter und Behörden. Um dies zu bewäl­tigen, einen Urlaub vorzu­schlagen, das ist in meine Augen eine zyni­sches Werkeln an Symptomen … weil man die Ursachen nicht in den Griff kriegt.

  4. Axel

    Die Belastung und den Aufwand (und hier geht es natür­lich nicht um irgend­welche Behördengänge) einen pfle­ge­be­dürf­tigen Verwandten zu versorgen mit dem Aufwand für eine dumme Steuererklärungen zu verglei­chen zeugt leider von großer Unreife. Der Vorschlag ist sicher nicht ausge­reift. Dass aber nicht nur die Pflegefälle selbst sondern endlich auch die immer mitbe­trof­fene Verwandtschaft vom Sozialsystem entdeckt wird halte ich für richtig. Aber vermut­lich merken die meisten das erst sobald sie wirk­lich selber betroffen sind… leider…

  5. Jürgen

    @Axel: Also da lass ich jetzt nicht mit mir disku­tieren: Es ging sehr wohl um Behördengänge und Papierkrieg. Ulla Schmidt sagte wört­lich: »Sie sollen von den Krankenkassen bis zu zehn Tage bezahlte Pflegezeit bekommen, um sich beim Eintritt des Pflegefalls alle nötigen Auskünfte, Hilfen, Ratschläge holen zu können.« Es geht als nicht um 10 Tage Urlaub, die man mit Versorgung verbringt. Dass endlich nicht nur die Pflegefälle selbst sondern auch die mitbe­trof­fene Verwandtschaft vom Sozialsystem entdeckt wurde, halte ich eben­falls für einen großen Fortschritt.

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