Schönste-Bücher-Katalog: dickes Ding!

Zunächst war ich scho­ckiert, als ich am Freitag den Katalog des Wettbewerbs »Die schönsten deut­schen Bücher 2006« aus der Post fischte: 424 Seiten, 3 Zentimeter Buchrücken. Wer soll das lesen? Seit 12 Jahren sammle ich den jähr­li­chen Katalog, der durch­schnitt­lich 160 Seiten auf die Waage brachte. Nun dieses Trumm, ein fettes Buch … aha: Ein Buch!

»Wie teilt man die Begeisterung über ein Buch, mit dem man sich Stunden oder Tage beschäf­tigt hat …? Indem man anderen ein Bild des Buches zeigt? Wohl kaum. Ich denke: Über diese Begeisterung muss man berich­tend erzählen, Worte verlieren.« mit diesen Sätzen lud der Katalogmacher Bernd Kuchenbeiser renom­mierte Autoren ein, um über eines oder mehrere der ausge­zeich­neten Bücher Texte zu verfassen, darunter Jean-Christophe Ammann, Rudolf Paulus Gorbach, Eckhard Henscheid, Klaus Hesse, Jost Hochuli, Victor Malsy, Manfred Sack und Roger Willemsen. So entstand ein volu­mi­nöser, radi­kaler und mutiger Katalog, ein Buch, das der Herausgeber, die Stiftung Buchkunst, unein­ge­schränkt unter­stützte. Der Katalog 2006 ist eine Hommage an das Lesen, das über die Lektüre einen leben­digen Zugang zu den vorge­stellten Büchern ermög­licht. Tatsächlich habe ich es in einem Rutsch – mit großer Freude – durchgearbeitet.

Teil 1: Titelabbildungen alle ausge­zeich­neten Bücher, vier­farbig auf Bilderdruckpapier 

Wie immer ist der Katalog reich­haltig ausge­stattet: drei Papierarten, 250 g/m²-Einband, Fadenheftung, vorzüg­liche Typografie aus Fred Smeijers Arnhem (Text), und Pau Renners Futura (Neufville-Version für Ordnungszahlen, Jurybegründung und Auszeichnung).

Durchgehend zwei­spra­chig (deutsch, englisch) glie­dert sich das Werk in 3 Teile, die sich bereits beim ersten Durchblättern durch unter­schied­liche Papiere haptisch ankündigen:

a) S. 1 – 70: Die Titelseiten der Bücher – eines pro Seite –, vier­farbig, auf Bilderdruckpapier
b) S. 71 – 312: Die Jurybegründungen, tech­ni­sche Daten sowie Essays zu ausge­wählten Büchern auf Werksatzpapier
c) S. 313 – 424: Der Anhang, mit Jurybericht, Innenansichten der Bücher, 1:1-Satzmuster, Listen und Verzeichnisse auf Recyclingpapier

Teil 2: Juryberichte, tech­ni­sche Daten und Essays renom­mierter Buchkenner über die ausge­zeich­neten Titel, einfarbig auf Werksatzpapier 

Der Anhang enthält eine aufschluss­reiche Bildstrecke, die eine typi­sche Doppelseite der prämierten Bücher (stark verklei­nert, schwarz­weiß) zeigt, jedoch ein Satzmuster in Originalgröße darunter stellt. Für letz­teres hätte man sich eine bessere Auflösung gewünscht (2500 lpi 1-Bit-SW-Scan), doch mit tole­rantem Blick lässt sich die typo­gra­fi­sche Qualität der meisten Bücher gut bewerten.

Teil 3: Innenansichten der Bücher und 1:1-Satzmuster, einfarbig auf Recyclingpapier 

Ohne die groß­zü­gige Hilfe von Sponsoren und der Fördermitglieder der Stiftung Buchkunst wären weder der Katalog (nur 15,00 €, hier bestellen), noch der Wettbewerb finan­zierbar. Ich kann nur jedem empfehlen, der sein Geld mit der Gestaltung und Herstellung von Büchern verdient, Mitglied des Freundeskreises der Stiftung Buchkunst zu werden, damit die verdienst­volle Arbeit weiterhin gesi­chert ist. FontShop ist bereits seit 10 Jahren Förermitglied, und ich bin eigent­lich etwas verwun­dert, damit zu einem über­ra­schend kleinen Kreis von 12 fördernden Firmenmitgliefern zu gehören (darunter zwei Frankfurter Geldinstitute). Glücklicherweise ist der Kreis persön­liche Fördermitglieder doppelt so groß. Die Beiträge zahlen Druckereien und Verlage aus der Kaffeekasse: Firmen 1.100 € jähr­lich, fördernde persön­liche Mitglieder 260 €, einfache Mitglieder nur 75 €.


5 Kommentare

  1. Fex

    Kann mir jemand erklären, was Werksatzpapier ist?

  2. Peter Reichard

    Ich hab den neuenn katalog zwar noch nicht so intensiv durch­ge­ar­beitet, aber es ist ein span­nendes Konzept, das sich positiv von den bishe­rigen abhebt. Man muss sich viel­leicht etwas daran gewöhnen, aber dann hat man viel Spaß damit.

  3. Florian

    @Fex: Es ist Werkdruckpapier gemeint.

  4. Thierry

    die schweizer kata­loge waren in den letzten jahren auch ziem­lich span­nend – viel­leicht mal noch einen von denen vorstellen, jürgen?

    einmal war jedes prämierte buch mit papier­sorte und schrift vertreten (d.h. fast jede seite war wieder auf anderem papier gedruckt), wenn ich mich recht erin­nere. sehr span­nend um vergleiche anzustellen.

  5. topicdog

    Hey, das klingt richtig inter­es­sant! Wahrscheinlich werde ich mir mal ein Exemplar davon sichern.

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