Rezension: »Kalligrafie Intensiv-Training«
Im 1. Band »Kalligrafie – Erste Hilfe und Schrift-Training« nahm Gottfried Pott die Leser an die Hand: Er schulte das Gefühl für Proportion, Rhythmus, individuellen Strich und kontrollierte Spontaneität. Im soeben erschienenen »Intensiv-Training« führt Pott in weitere Schriftarten ein (z. B. in die perfekten Proportionen der Capitalis Monumentalis), zeigt Antiqua Variationen und englische Schreibschriften, stellt dreidimensionale und geprägte Schriften vor.
Niemand anderes als FontShops Haus- und Hof-Schreiblehrer Andreas Frohloff (FSI FontShop International), weltbekannt durch seine jährlichen Kalligrafie-Workshops auf der TYPO-Konferenz, könnte diese Neuerscheinung besser beurteilen. Er hat für Fontblog eine Kurzkritik verfasst und aufgeschrieben … mit seinem eigenen, bislang unveröffentlichten Script-Font Aeon. Hier das PDF (200 K) im Download.
10 Kommentare
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Simone
Es gibt stimmen, die behaupten die Kalligrafie sei der Gegensatz, oder philosophisch gesagt, die Antithese zu Typografie und Design. Kann man das so stehen lassen, Jürgen, Andreas? Ich kann mich mit dieser Aussage nicht so ganz anfreunden.
Thierry
fred smeijers hat in seinem buch „counterpunch“ eine ganz interessante einordnung und unterscheidung von handschriftlichem, kalligrafie (auch im sinne eines sign-painters) und schriftgestaltung. dabei geht es (sofern ich mich richtig errinere) vorallem um reproduzierbarkeit, planung und so weiter. bei bedarf tippe ich die passage nächstens mal ab.
zusammenfassend: er sieht starke unterschiede zwischen den drei kategorien, und eine relativ klare einteilbarkeit.
Simone
@Thierry: scannen und pdf’en ginge ja auch? … falls Du nicht Weltmeister im ‚Anschläge-Pro-Minute‘ bist. Das würde mich echt interessieren…
Andreas Frohloff
@ Simone: in dieser These geht mir zuviel begrifflich durcheinander. Kann ich mit kalligrafischen Buchstaben designen … ? Selbstverständlich kann eine Kalligrafie als Gegensatz zum gedruckten Text empfunden werden, aber auch mit Drucktypen kann man äußerst expressiv gestalten. Ich denke der elementarste Unterschied besteht darin, dass es auf der einen Seite überwiegend manuell, spontan, individuell immer wieder neu erzeugte Zeichen sind und auf der anderen Seite eben bereits „fertige“, serielle Typen. Kalligrafie ist eine vollkommen andere Ausdrucksform im Umgang mit Schrift, aber kein Gegensatz zu Typografie (was man darunter auch immer versteht).
@Thierry:
Schriften-Malerei und Kalligrafie und typografische Schriftgestaltung sind auch meiner Meinung nach verschiedene Dinge. Vor allem von ihrer ursprünglichen Funktion her gesehen.
In der Zeit vor dem Computer hat der Schilder/Schriftenmaler seine Erzeugnisse handwerklich, tatsächlich mit einem großen Anteil an Handarbeit, hergestellt. Heutzutage werden Computer und Schneidplotter oder LFP für die Schriftarbeit benutzt …
Kalligrafen haben sich schon immer auf ganz eigene Weise mir Schrift befasst, übrigens ist hiebei manchmal mehr Planung nötig als man denkt.
Schließlich der manigfaltige Umgang mit typografische Satzschriften, das Feld, auf dem sich wahrscheinlich die meisten Besucher dieses Blogs tummeln.
Jeder Bereich ist so spezifisch, dass man, erstmals damit konfrontiert, erstaunt sein kann und dann gibt es wieder so viele Querverbindungen, Bezugspunkte, Überlappungen, je nachdem in welchem Teil dieses, von Schrift geprägten Universums, man gerade segelt …
Simone
Danke, Andreas. Das ist interessant, was Du schreibst, und dass die Kalligrafie kein Gegensatz ist, sehe ich eigentlich genauso. Ich hab nur immer meine Zweifel, ob ich das alles richtig einschätze… ich bin doch als BWLerin erwachsen geworden ;-)
Übrigens machst Du nicht nur tolle Kalligrafie, Du schreibst auch sehr schöne Texte… wie wär’s mit einem Buch von Dir?
Thierry
simone: ich werde mir mühe geben, die betreffenden passagen übers wochenende abzutippen (einen scanner habe ich nicht, und schnell tippen kann ich). falls ich es vergesse: schreib mir ruhig eine email als erinnerung.
TigerTom
ja lieber Andreas, wie Simone schon fragte, wie waer´s denn mit einem Buch von Dir?
Andreas
Vielen Dank für die Komplimente, Simone. Allerdings werde ich mich vorerst hüten, Deine Worte allzu ernst zu nehmen. Blogbeitrag und Buch haben, glaube ich, lediglich den ersten Buchstaben gemeinsam … Später, wenn ich groß bin und fleißig geübt habe, kann ich ja noch mal darüber nachdenken ;-)
Es müsste mehr Gelegenheiten geben dem Bedürfnis vieler, zu schreiben, nachzukommen. Ohne Übertreibung: wenn man die Euphorie der Teilnehmer eines Kalligrafie-Workshops in elektrische Kraft transferieren würde, kämen ganz erstaunliche Wattzahlen zustande. Auch das ist eine Form erneuerbarer Ernergie … ;-)
Simone
Nicht nur Autoren-Talent hat unser bescheidener Andreas, nein, er ist auch noch philosophisch veranlagt… ;-)
Thierry
hmm, die passage war doch ein bisschen länger, als ich sie in errinerung hatte ;) entschuldigt bitte die kleinschreibung, dieses mal wars wirklich eine rein ökonomische entscheidung. tippfehler dürft ihr behalten.