Reformierte »DIN 16507-2 Schriftgrößen« kann kommentiert werden
Dass sich das Deutsche Institut für Normung mit Schrift und Typografie beschäftig, wissen wir spätestens seit April 2013, als die reformierte DIN 1450 Leserlichkeit erschien, an der erstmals auch Typografen und Schriftentwerfer mitwirkten (die ganze Geschichte: Warum eine Norm zur Leserlichkeit von Schrift sinnvoll ist). Der Nutzen einer Norm für gestalterische Arbeit ist umstritten. Unumstritten ist allerdings auch, dass hierzulande Ingenieure und gewichtige Auftraggeber großen Respekt vor Industrienormen haben. Wenn also weiche Argumente nicht zünden, können Kommunikationsdesigner, Mediengestalter, Werbetechniker und Textverarbeitender zum DIN-Hammer greifen, um ihre Auftraggeber in Sachen Schriftart und Schriftbenutzung zu überzeugen.
Neben der DIN 1450 gibt es weitere Normen, die sich um Schrift drehen, darunter die DIN 16507 aus dem Jahr 1999 zum Thema Schriftgrößen. Es geht um so grundlegende Fragen wie: Welche Größen rund um die Buchstaben gibt es überhaupt? Warum ist der »einfache Zeilenabstand« größer als die Schriftgröße? Wann berühren die Unterlängen die Versalakzente der nächsten Zeile? Welche Schriftgröße muss ich eingeben, um die Leserlichkeit einer Schrift bei einem gegebenen Betrachtungsabstand gewährleisten zu können?
Der Schriftentwerfer Albert-Jan Pool (FF DIN) arbeitet eng mit dem Institut für Normung zusammen und ist inzwischen Obmann des DIN-Ausschuss »Schriften«. Seit Jahren kämpft er für eine Reform der DIN 16507. Nun liegt der Entwurf vor und steht zur Diskussion. Gegenüber Fontblog erläutert Pool die Notwendigkeit dieser Norm: »Unsere Gesellschaft altert und dementsprechend wächst die Zahl der Menschen mit verringerter Sehschärfe. Der Bedarf an leserlich gestalteten Texten nimmt folglich zu und wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen.«
Die überarbeitete DIN 16507-2 Schriften – Schriftgrößen dient der Ermittlung, Bestimmung, Festlegung und Angabe von Schriftgrößen und Zeilenabständen. Hierzu beschreibt sie die wichtigsten Maße einer Schrift in Bezug auf die Schriftgröße. Faustregeln erleichtern die Berechnung einer Schriftgröße in pt bei einer zu gewährleistenden Mittellänge oder Ziffernhöhe in mm. Darüber hinaus werden neue Anforderungen an Typometer gestellt: Sie sollen nun auch die Vermessung der Mittellängen und Ziffernhöhen in Printmedien und an Bildschirmen erleichtern und deren Bezug zur Schriftgröße vermitteln. Schließlich wurde die reformierte Norm an die bereits aktualisierten Fassungen der DIN 1450 Schriften – Leserlichkeit und DIN 1451-1 Schriften — Serifenlose Linear-Antiqua — Teil 1: Allgemeines angepasst.
Der Entwurf der aktualisierten DIN 16507-2 Schriften – Schriftgrößen – Teil 2: Textverarbeitung, Mediengestaltung und verwandte Techniken kann ab sofort über das Norm-Entwurfs-Portal kommentiert werden, die Einspruchsfrist endet am 23. Oktober 2019.
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