Reclam-Verlag startet Literaturdöner
Vor 140 Jahren revolutionierte der Reclam-Verlag mit Literaturklassikern im Taschenformat die Bücherwelt. Die neue Internetseite Literaturdöner, entwickelt von Jung von Matt Neckar, soll die Tradition »leicht verdaulicher Literatur« (Reclam) fortsetzen. Auf der Website drehen sich Zitate ausgewählter Werke in der Form eines türkischen Fleischspießes. Zu jedem Ausspruch können Autor, Titel und eine kurze Inhaltsbeschreibung angezeigt werden. Aus vorgemerkten Titeln kann auch ein eigener Döner zusammengestellt, Zitate gedruckt oder weiter verschickt werden. (Via Typeneu)
39 Kommentare
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Philipp
Das ist für mich nicht leicht verdaulich, sondern kaum lesbar. Und wie meistens bei Java-Anwendungen langsam und ruckelig.
Mir kommt es so vor, als hätte man nicht versucht Literatur leicht zugänglich zu machen, sondern als hätte man eine Anwendung für eine nett aussehende Spielerei gesucht.
thomas | BFA
sehe ich genauso. aus typografischer sicht leider ein fiasko.
hätte mit flash sicher auch funktioniert.
Wilhelm
es ist doch vollkommen egal, ob flash oder Java. Hier geht um Bildung – und diese mit Döner (die Gammelfleischstory ist noch recht frisch) in zusammenhang zu bringen ist mehr als geschmacklos. Nebenbei gefragt: wie steht es mit der Verantwortng der Werbeagentur?
thomas | BFA
stellt sich für mich in dem zusammenhang die frage, inwiefern hier noch kunden als menschen und nicht als klischee bewertet werden.
marcus
seltsames ding, welches sich offensichtlich selbst genug ist. wie geht dem?
es ist leider wie immer mit dieser art website: sie wird mich kein zweites mal sehen.
Einsiedlerkrebs
Ich bin kein Freund von Java und man hätte es wirklich mit Flash besser machen können.
> es ist doch vollkommen egal, ob flash oder Java.
> Hier geht um Bildung – und diese mit Döner (die
> Gammelfleischstory ist noch recht frisch)
> in zusammenhang zu bringen ist mehr als
Hier geht es nicht um Bildung, sondern um Literatur.
Jürgen
Auch ich werde den Verdacht nicht los: Erst gab es die rotierenden Buchstaben, dann hat man eine Anwendung (= Kunden) gesucht. Die Idee eines Literatur-Fleischspießes ist derart beliebig, die kann keinem Briefing von Reclam entsprungen sein. Wahrscheinlich ein Kreativ-Wettbewerbs-Selbstauftrag.
Christian
Jung van Matt, die kreativste Agentur von Welt hat wieder zugeschlagen. Schon der dritte Eintrag in Folge hier. Jürgen, willst du eine subtile Botschaft loswerden? :-)
Jürgen
Nein. Ich greife nur auf, worüber gerade gesprochen und geschrieben wird. Eine große Agentur »produziert« mehr Nachrichten als eine kleine. Ich bekomme Pressemitteilungen zu JvM-Werken (zum Beispiel das neue Buch »Stimmen aus dem Aquarium«) und sehe das Werk der Agentur in den Medien. Und übrigens: Das meiste gefällt mir und liegt weit über dem Niveau der Werbequalität, die hier im Land produziert wird.
Derya
Einmal Goethe
mit alles
ohne scharf
zetwo
Also, ich weiß nicht – manchmal denk‘ ich Ihr seid alle ziemlich frustriert und neidisch… Mal die Werber-Brille für ein paar Minuten absetzen, Kollegen. ;)
Ja, man hätte das in Flash/Papervision besser, oder zumindest ressourcenschonender hinbekommen, aber allein die Idee hat es nicht verdient zB mit dem Gammelfleisch-Skandal in Verbindung gebracht zu werden. Und die Form ist nunmal ähnlich der des Döners, warum also nicht mal die Stirnfalten weglassen und ein wenig Witz mit einbringen. Diese allgemeine Engstirnigkeit hier und in anderen Foren gegenüber den Arbeiten bekannter Agenturen geht mir ehrlich gesagt ein wenig auf die Nerven.
Wenn Ihr das alle besser könnt, warum ist die aktuelle große Kampagne XY dann nicht von Euch – und die nächste auch nicht – und, mit 99%iger Sicherheit die übernächste auch nicht?
Nur so ein Gedanke…
thomas | BFA
weil große agenturen vorschusslorbeeren haben und kundenkontakter die dir deine eigene kacke rosa quatschen können zetwo.
man kann das aber mit den worten von erik spiekermann (kommentar zu peter saville, nr. 35) wesentlich netter formulieren:
aber mal im ernst, lass uns doch mal den gedanken; warum döner oder nicht; spielerisch verfolgen:
hier soll jemandem literatur beigebracht werden, mit einem döner. döner zählt zu fast food. fast food wiederum ist eine negativ besetzte art von ernährung, die man den »bildungsfernen schichten« nachsagt. findest du das nicht ein wenig merkwürdig, dass ausgerechnet den leuten mit dönern wissen beigebracht werden sollen?
für mich klingt das eher nach einem zynikerwitz. kann ich nicht mit dem sinn und zweck von literatur in einklang bringen. tut mir leid. aber vermutlich bin ich deshalb grafiker und kein werber. ich bin einfach nicht gut genug für sowas.
Hendrik Runte
Jürgen (#7) liegt vollkommen richtig. Hier handelt es sich um eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Und weil’s sich schon schön originell anfühlt, hat das Marketing bei Reclam angebissen. Eine Verbindung zur Reclam-Identität ist ja dann nur eine Frage, wie man es präsentiert … Oder?
Ivo
Das finde ich gar nicht. Im Gegenteil. Bildung bzw. Literatur [denn Literatur ist Bildung, ob direkt oder lediglich indirekt als Anregung des eigenen Geistes] sollte so alltäglich, so schichtenübergreifend wie möglich sein. Ja, vielleicht gerade in symbolischer Form des Fast Foods dargereicht. Literatur als bezahlbares Fast Food, statt als teurer Kaviar, oder wie es die Kampagne so schön sagt, Schwere Kost in leicht verdaulichen Häppchen. Das an sich ist gut, obgleich man über die typografische Qualität natürlich kaum diskutieren muss, die ist grausam.
Was mich mehr stört, wo wir gerade auch von Bildung reden, ist das Deppenleerzeichen in Reclam Literatur Döner … brrrrr …
Manfred
thomas, war es nicht immer das ziel von reclam, literatur durch möglichst niedrige preise auch den »bildungsferneren schichten« näher zu bringen?
Wilhelm
es geht immer noch um Qualität, auch bei Reclam mit den günstigen Ausgaben der Klassiker; es geht keineswegs um ‚leicht verdauliche Häppchen‘
thomas | BFA
literarische leicht verdauliche happen gibts doch wie sand am mehr …
Der Sven
Ich kann mir vorstellen, dass es Ziel des ganzen war, Literatur mit einer Prise von Witz und Coolness rüberzubringen. Das ist meiner Meinung nach absolut nicht gelungen. Das ganze ist zu clean, um Döner-Charme rüberzubringen – intellektuelle Mercedes-Ästhetik statt Dönerbude. Man traute sich vermutlich, das Teil Literatur-Döner zu nennen, schmunzelte dabei und freute sich, was am Puls der Zeit zu drehen, doch letzten Endes wirkt es auf mich total aufgesetzt und unecht. Wer bitte ist Zielgruppe dieser Website?
Jürgen
Genau das frage ich mich auch.
Jürgen
Gerade habe ich auf Whywerock Hintergrundinformationen von einem der Macher des Literatur-Döner gefunden. Liest man zwischen den Zeilen, ist es das »Processing-Machwerk« (O-Ton) technikverliebter Programmierer bzw. »talentierter Burschen« (O-Ton) … von einer Verlagsidee oder einem Briefing durch Reclam keine Spur!
Sebastian Nagel
Idee: find ich doof, weil es hier um Kombination von Zitaten geht. Aus dem Zusammenhang gerissen ist jedes Zitat verwendbar wie man immer grade will. Es kann der Ursprungsaussage sogar komplett engegenwirken (ein Freund von mir hat grade – angeekelt – ein Zitat Dostojewskis für eine Hochzeitskarte verwendet. Passt super – wenn aus dem Kontext gerissen).
Ist wohl für die Zielgruppe, die auch Bücher wie „10.000 Zitate der Weltliteratur für jeden Zweck“ toll findet. Aber „Literatur erleben“ ist doch nicht Zitate stapeln.
Flash oder Java: man hätte das auch in Java besser machen können… Macht überhaupt keinen Spaß das zu nutzen so wie es ist.
Sprachbewahrer möchte ich zwar nicht genannt werden, aber „Literatur Döner“ find ich trotzdem schlimm.
philipp
eine optisch nette und sinnbefreite idee, die spaß macht. sehe keinen grund sich darüber aufzuregen.
zetwo
@thomas / BFA:
Erzähl‘ mal einem Türken, Döner wäre FastFood, haha…. Komischer Ansatz.
thomas | BFA
was soll es sonst sein? ich spreche hier von der darrreichungsform.
ich kann auch einen burger brav am tisch sitzend essen, trotzdem bleibt es fast food.
rip
In den Kommentaren ist bisher hauptsächlich von technischen Argumenten die Rede (bzw. von PR-taktischen). Auf den Punkt bringt es Der Sven mit seiner Frage nach der Zielgruppe. – Wer will ernsthaft behaupten, dass, erstens, jemand aus der »bildungsfernen Schicht« so eine Seite überhaupt ansteuert; dass er dann, falls er soweit kommt, zweitens sich von den Zitaten »Ohne Begeisterung wird nie etwas Großes zustandegebracht« und »Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft« soweit begeistern lässt bzw. zur Literatur Vertrauen fasst, dass er daraufhin Knigges »Über den Umgang mit Menschen« bzw. Ebner-Eschenbachs »Aphorismen« kauft?
Das scheint mir wirlich eine sehr selbstverliebte Spielerei mit Zitaten und Buchstaben zu sein. Der Umsatz bei Reclam wird dadurch nicht steigen.
guilermo
Die Kommentare beweisen mal wieder, dass Typographen totalitär-spaßfreie Tendenzen haben! Und immer schön aufsagen: „Erst wenn man die Regeln kennt, darf man sie brechen“.
zetwo
@ guillermo:
DANKE!
sharif
Also bitte, man darf doch wohl immer noch sagen, dass man Doofes einfach nur doof findet, oder?
Morgen kommt jemand mit dem Musik-Duschkopf und ich soll das toll finden? Einfach nur albern.
Ivo
Ein Musik-Duschkopf … hmm … tolle Idee!
Jürgen
@guilermo und zetwo: Schreibt doch einfach mal in einem Satz auf, was Euch am Literaturdöner gefällt. Das bringt uns weiter, als Menschen zu beschimpfen, die eine andere Meinung haben als ihr.
Ivo
Darf ich auch? Also mir gefällt, dass sich der Literatur Döner so herrlich sinnbefreit in leicht verdaulichen Häppchen selbst genügt.
Christian
Mir gefällt, dass er vollkommen ohne Eisbär auskommt.
zetwo
@ Jürgen:
Ich habe hier niemals irgendjemanden beschimpft, das lasse ich mir nicht nachsagen!!!
Und wenn Du aufmerksam gelesen hättest vor dem Schreiben, dann hättest Du gelesen, dass ich die technische Umsetzung auch schlecht, da ressourcenfressend, finde.
Die Frage ist nur: Glaubt hier wirklich jemand, dass ein „User“ diese Seite aufsucht um etwas zu lernen? Das die ganze Aktion eine Selbstbeweihräucherung ist steht doch außer Frage – hätten die Initiatoren gewollt, dass jemand dabei etwas lernt, dann hätten sie ein Buch gedruckt.
erik
Vielleicht will Reclam ja auch endlich mal cool sein und in diesem neuen Medium auftreten, von dem man selbst dort viel gehört hat? Dann muss es auch was ganz kreatives sein. Und für sowas geht man zu einer Kreativagentur. Die hat was in der Schublade und kann das an ein so armes Unternehmen wie Reclam billig abgeben. Die sind jetzt ganz stolz, weil sie endlich online auftreten. Die eigene webseite ist ja eher schlicht.
jan
Würde gerne mal sehen wie jemand so ein Projekt mit Flash und vorallem resourcenschonend hinbekommt. Das wird nämlich gar nicht oder wenn dann nur eingeschränkt mit Papervision möglich sein, nur mal als Info. Mir gefällts ruckelt zwar bei mir auch etwas aber ansonsten find ich´s echt gut umgesetzt. Warum sich alle hier so aufregen verstehe ich auch nicht so ganz es gibt wichtigeres denke ich.
thomas | BFA
was ist denn wichtiger als inhalt und zielsetzung jan?
jan
free tibet :-)
jan
nee, mal im ernst der inhalt stimmt ja mit der zielsetzung überein, leicht verdauliche literatur anzubieten, also nicht ein ganzes buch, sondern nur einen sehr kleinen auszug in form eines zitates oder hab ich da was falsch verstanden? ist doch genau auf den punkt oder?
Sanddorn
Was für ein Quark ähm Döner. Das ganze funktioniert bei mir seltsamerweise nur einmal, wenn ich den Tab schliesse und versuche die Seite nachher neu zu laden kommt nur ein graues Feld.