Nichtlesen (15): Hosen runter!

Offener Brief von Herrn Grabowski, Agentur-Chef von Auweier Unhold & Partner.

Berlin, den 4. März 2011

Liebe Leserinnen und Leser von font​blog​.de,

in seinem Kommentar zu unserer Kolumne »Nichtlesen 14« vom letzten Freitag kam uns »sascha« fast auf die Schliche.

Dieser Gedanke von »sascha« geht in die rich­tige Richtung. Dennoch liegt er komplett daneben. Aber das kann er und auch sonst keiner ahnen. Lassen Sie mich Ihnen kurz erklären warum.

Meine Werbeagentur Auweier Unhold & Partner stand vor der Aufgabe, für unseren Kunden »Miezi’s Katzen Content« starke und gleich­zeitig budget­scho­nende Ideen zu entwi­ckeln. Ich denke, diese Aufgabenstellung ist vielen von Ihnen vertraut.

Hier nun unsere Lösung: Wir haben eine lite­ra­ri­sche Figur erschaffen und sie »Michael Bukowski« genannt. Den »Bukowski« warf einer meiner Mitarbeiter beim Meeting in die Runde. Wir fanden es auf Anhieb akkurat. Um aber nicht zu über­treiben, haben wir unserem »Bukowski« den ange­messen unter­kan­di­delten Vornamen »Michael« verpasst. Die nächsten Schritte in Kurzform:

• Ein Schauspieler wurde gecastet, der unseren »Michael Bukowski«-Character offi­ziell auf Fotos, Lesungen usw. vertrat. In der Abbildung links sehen Sie unseren Schauspieler bei der Arbeit im MB-Kostüm.

• Unser Chef-Texter Long Dong Copy – bitte verzeihen Sie den albernen Spitznamen, das dient nur zum Schutz meiner Mitarbeiter – arbei­tete für die MB-Figur dessen lite­ra­ri­sches Opus „Lektüre für Nichtleser“ aus. (Dieses Zeugs schreibt unser Texter quasi vorm Frühstück.)

• Wir meldeten unsere Tarnfigur bei Twitter (@mbukowski), Facebook, Xing usw. an und pflegen dort seine Profile.

• Unsere Agentur-Website „auweier​-unhold​-partner​.de“ ließen wir eben­falls auf unseren Pseudo-Literaten als Domain-Inhaber und mit einer Briefkasten-Adresse anmelden (siehe obigen Kommentar von „sascha“).

• Fehlte nur noch, dass wir dem fiktiven Bukowski den Beruf des Freelance-Werbetexters andich­teten, damit dieser glaub­würdig in seiner Satire die Werbung thema­ti­sieren kann.

• Sodann schickten wir den angeb­li­chen Autor auf Reisen. Unser Schauspieler gab Lesungen, ließ sich im Radio inter­viewen etc. und netz­werkte fleißig. Bei letz­terem lernte er Jürgen Siebert vom Fontblog kennen, worauf unser Plan in Form der Nichtlesen-Kolumne eben hier bei font​blog​.de sehr bald aufging.

Mit dieser Kolumne gelang uns das – wenn Sie mir das kleine Eigenlob gestatten – Kunststück, den redak­tio­nellen Raum eines Mediums zu entern und dort unseren Kunden Miezi’s in humor­voller Form zu etablieren, ohne den finan­ziell teureren, aber weit weniger wertigen Kanal Werbung bemühen zu müssen. (Im Gegenteil wird unsere Agentur ja sogar noch vom Fontblog bezahlt!) Zudem plat­zieren wir Miezi’s via Fontblog in einer auch sonst im Internet verbrei­teten Zielgruppe mit hoher Affinität zu Katzen-Content. Und nicht zuletzt profi­tieren auch wir selbst bei Auweier Unhold & Partner, da diese Aktion unserer Bekanntheit durchaus zuträg­lich war.

Unser Konzept in einem Absatz: Ein Werbetexter/Autor schreibt sati­ri­sche Texte über die Marke Miezi’s. Das Publikum denkt, die Marke sei fiktiv und der Autor echt. Aber: Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Fazit: Unser Kunde Miezi’s ist begeis­tert. Dank unserer allge­mein vorbild­li­chen Markenführung und insbe­son­dere unserem Fontblog-Kaper-Projekt haben wir den Absatz von Produkten der Marke »Miezi’s Katzen Content« – die welt­weit erste ungoo­g­le­bare Mainstream-Marke, nebenbei bemerkt – signi­fi­kant gestei­gert. Und das ohne einen einzigen Cent ausgeben zu müssen, da wir den Schauspieler aus dem Honorar für diese Kolumne bezahlen konnten.

Uns hat das ganze richtig Laune gemacht. Ich hoffe nun abschlie­ßend auf Ihr Verständnis. Denn dieser Spaß sollte ja nicht auf Ihre Kosten gehen, sondern ein mehr­fach einge­sprun­gener Win-Win-Berger für alle Beteiligten sein: Bekanntheit für Miezi’s und uns – Unterhaltung für Sie! Und so würden wir das gerne auch fort­setzen, auch wenn ich hiermit den Schleier gelüftet habe.

Übrigens: Auch Jürgen Siebert haben wir heute Morgen erst einge­weiht. Er reagierte anfangs etwas verschnupft. Aber nachdem wir ihm einen 20-prozen­tigen Rabatt auf das gesamte Miezi’s-Sortiment in Aussicht stellten, hatten wir ihn wieder im Boot.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre zahl­rei­chen Kommentare, mit herz­li­chen Grüßen,

Ihr Herr Grabowski

Geschäftsführender Gesellschafter der Werbeagentur Auweier Unhold & Partner – die Agentur mit dem Kunden!™

P.S.: Selbst wenn dieser offene Brief, bzw. diese Nichtlesen-Kolumne Nr. 15 unten offi­ziös mit »© Michael Bukowski« gezeichnet ist, kann ich Ihnen jetzt ja sagen: Wissense bescheid!
_______________________

© Michael Bukowski (freier Konzeptioner/Texter), mehr davon bei: lektuere​-fuer​-nicht​leser​.de


15 Kommentare

  1. rainer

    diese kolumne kommt mir wie ein eeeeeeewiges sommer­loch vor. schreibt’s doch biss­chen knackiger alá ›titanic‹! los … na kommt schon! wünsche mir kommenden freitag ›nicht­lesen‹ mit einer gehö­rigen portion würze/schärfe/punk!!! : )

  2. Martin

    Lieber Herr Grabowski,
    Ihre Social-Viral-Network-Skills in allen Ehren, aber bei der Agentur-Website http://​auweier​-unhold​-partner​.de ist noch Luft. Der W3C-Validator findet nur 4 Fehler. Das sieht schon fast unge­wollt aus. Richtig glaub­würdig wird es bei 22 Zeilen Quelltext erst ab 10 Fehlern. 

    Mein Vorschlag: Investieren Sie in Web-Kompetenz. Crowdsourcen Sie sich eine neue Agentur-Seite. Nehmen Sie alles, was Sie kriegen können. Ihr Kunde »Miezi’s Katzen Content« wird es Ihnen danken. 

    Kopieren Sie hier: http://​www​.design​ta​ge​buch​.de/​c​a​t​e​g​o​r​y​/​d​i​e​-​g​r​u​s​e​l​i​g​s​t​e​n​-​s​e​i​t​e​n​-​i​m​-​n​e​tz/ und endlose Kommentarschlachten werden die Bekanntheit Ihres Kunden weiter steigern. 

    Danke für die aufklä­renden Worte, die ich wie immer gerne nicht gelesen habe.

  3. Grabowski

    @ Martin Vielen Dank für Ihre Anregung. Bis jetzt sind wir mit unserem Fokus auf Web-Inkompetenz eigent­lich gut gefahren und haben auch die dafür geeig­neten Dienstleister an Bord. Vorteil an der Sache ist auch, dass ich mich mit dem Thema über­haupt nicht beschäf­tigen muss, da ich mich auf die Unfähigkeit unserer Web-Monteure rund um die Uhr verlassen kann. Von der Existenz eines“W3C-Validator“ habe ich eben erst durch Sie erfahren. Aber ich werde Ihren Link zu den gruse­ligsten Sites mal an unseren Chief Failure Officer weiter­leiten. Wäre ja ein Skandal, wenn wir da nicht bald auf Platz 1 stehen.

  4. seb.

    na, ich habe es ja immer gewusst … btw: spiele mit dem Gedanken, neben meinem einzigen Kunden™ mir jetzt auch noch eine Katze zuzulegen.

    Danke, Herr Grabowski!

  5. Haio

    gääääähn …. jeden Freitag die gleiche Langeweile

  6. Nichtleser

    Hallo Herr Grabowski,

    ich würde Ihnen raten Ihre Agenturseite nicht nur am hinteren Ende sondern auch im Frontbereich etwas, sagen wir nicht ganz so glatt erscheinen zu lassen. Mit einer ortho­gra­fi­schen Unwucht ließe sich der case of sensa­tion sicher noch um mindes­tens 30 Prozent steigern.

    Noch etwas:
    Ihnen ist sicher klar, dass hinter Fontblog jemand ganz anderes die Fäden spinnt: Ich darf Sie im Auftrag von JvM darauf hinweisen, dass zum Zwecke der, nennen wir es Revanche, Ihr offener Brief als Anzeige schon am Montag in der TAZ erscheinen wird. Die 12.000 € wurden ihnen bereits als »Spendenbetrag« vom Konto abge­bucht … oder so ähnlich.

    Fazit:
    Wer ist am Ende der Gewinner? Klar! Miezi’s, die Marke mit der Tatze und natür­lich – ach fragen Sie einfach den Diekmann. Die TAZ ist dabei ja wieder nur Mittel zum Zweck und bekommt ganz nebenbei eine immer anima­li­schere Rolle. Eben die berühmte mora­li­sche Klemme, die einfach kein Ende mehr nehmen will. Egal, die Zielgruppe ist entscheidend! ; )

  7. WsH

    »Hosen runter!«?

    Bei Ihnen klappert’s wohl?!

  8. Johnny Klöth

    unter­kan­di­delt

    Ganz klar das Wort der Woche. Überkandidelte Vornamen sind nämlich so richtig von gestern, zum Beispiel Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu

  9. Grabowski

    @ Nichtleser
    Jung von taz?

  10. Nichtleser

    @ Grabowski

    Hihi, schwer von Begriff was?

  11. Manfred

    Ich als unbe­tei­ligter finde dass ich Herr Grabowski sich selbst ins Aus geschossen hat. Ich bezweifle auch dass sie nicht ganz nüch­tern sind wenn sie ihre Statements abgeben.

  12. HerrBohm

    Mein Lieber Mann Fred! (Oder Manfred, wie auch immer.)
    Ist man im Badgewerbe der deut­schen Sprache nicht mächtig? Oder unter­strei­chen Sie damit nur eine Art Selbstironie? Wahrscheinlich hatten Sie aber auch einfach nur einen im Tee.
    Der Ihre!

  13. Nichtleser

    Wer hat hier einen nicht auf’m Kessel? Wenn der noch einmal zur Flasche greift, bekommt er paar auf die Tatz… äh Pfoten.

    @ rainer
    Ich bezweifle, dass Herr Grab(uk)owski auf die von Ihnen gewünschte »Würze« so scharf ist und sich Ihrem Erfolgsdruck auslie­fern wird. Schließlich haben wir den ja schon die ganze Woche und das hier ist eine Freitagskolumne. Also zum Runterfahren, Gang – oder mit Ihren Worten – Salzrausnehmen. 

    Einfach nicht­lesen und abschalten. ; )

  14. Nichtleser

    „Dieses Zeugs schreibt unser Texter quasi vorm Frühstück.“
    merkt man…

  15. Nichtleser

    @ 14

    Nichtleser

    Darf ich sie bitten, bei Ihrer Namensfindung das nächste Mal auch etwas mehr Kreativität walten zu lassen. Diesen gibt es nämlich schon einmal.

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