Hartz IV Wohnung – Ein Zuhause zum Selberbauen
Anlässlich des Internationalen Designfestivals DMY vom 1. bis 5. Juni 2011 präsentiert der Berliner Architekt Le Van Bo in der Open Design City die Hartz IV Wohnung. In der Pressemitteilung dazu heißt es: »Basierend auf einer Einraum-Standardwohnung (WBS 70) hat Le Van Bo Selbstbaumöbel entworfen, die auf minimalem Wohnraum maximale Lebensqualität ermöglichen sollen: essen, arbeiten, schlafen und knutschen. Und das alles auf nur 21 qm Wohnfläche. Die Hartz IV Möbel machen es möglich. Allen voran das SiWo Sofa (Abkürzung für Single-Wohnung), das sowohl Bett, als auch Sofa und Sitzbank in einem ist.
Wer sein Zimmer nach dem Vorbild der Hartz IV Wohnung einrichten will, kann sie in der Open Design City nachbauen. Die Baupläne sind kostenlos. Die Open Design City ist Berlins Kreativlabor im betahaus. Hier werden Ideen entwickelt, eigene Entwürfe umgesetzt, Prototypen gebaut und Möbel hergestellt. Hier gibt es Scheren und Schraubenzieher, Akkuschrauber und Lötkolben, Nähmaschinen und Thermocutter, computergesteuerte Produktionsmaschinen und 3-D-Drucker – und immer eine gute Gelegenheit, tolle Menschen kennenzulernen, sein Wissen auszutauschen und seine Fähigkeiten zu erweitern.
Eine Besonderheit der Ausstellung »Hartz IV Wohnung« ist der Einsatz von Wänden, die später als Wohn- oder Büromöbel weiterverwertet werden. So wird der normalerweise bei Messen und Ausstellungen anfallende Müll vermieden. Überdies hat Le Van Bo eigens für diese Ausstellung die Beta-Blocks entworfen: Das sind rollbare, schrankartige Boxen, die gestapelt, gedreht und aufgereiht werden und zum Beispiel für ein spontanes Guerilla Lounging genutzt werden können. Im Betahaus kommen die Beta-Blocks erstmals zum Einsatz.«
8 Kommentare
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martin
Die Idee so einer DIY-wohnung finde ich ja sehr gut. Aber wieso muss das Ding HartzIV-Wohnung heißen?!! HartzIV-Empfänger sind doch keiner Untermenschen und haben genauso das Recht auf »normale« Möbel oder eine »normale« Wohnung wie sonstige Lohn-Empfänger. Das unterstützt nur diese wahnsinnige idee dass die leute die keinen job haben bitte auch mit »gewissen« Einschränkungen zu leben haben. Hätte man mit so einem Öko-Nachhaltigkeits-Ding argumentiert hätte ich da gar kein problem mit, aber selbst wenn man wohl provokant sein wollte, fördert man nicht eifnach nur ein sehr verwerfliches Menschenbild?
anderer tom
Ja, warum keine Selbstbau-Villa mit Pool die man auf ein Stück Land setzen und selber zusammen basteln und wieder abbauen kann, wenn es einem nicht mehr gefällt.
Thorsten Schmidt
„Guerilla Lounging“ – was es alles gibt. Neben Pacour und Skateboarding bestimmt bald auf allen deutschen Boulevards zu sehen!
jule
@Martin:
Es ist sicher nicht so gedacht, dass Hartz-IV-Empfänger nichts Besseres verdient hätten und sich gefälligst zu beschränken haben – eher entsteht aus der Tatsache des geringen Einkommens die Notwendigkeit, mit einer kleineren Wohnung „auszukommen“ (was ja nicht nur Empfänger von Sozialleistungen betrifft).
Die Möbelentwürfe und das Einrichtungskonzept von Le Van Bo zeigen, dass man auch mit beschränkten finanziellen Mitteln und auf wenig Raum eine schöne Wohnung gestalten kann. Sogar mit selbstgebauten Möbeln, die kein Provisorium sind, sondern auf durchdacht gestalteten Entwürfen basieren.
Die Assoziation „Untermensch“ kann ich nicht nachvollziehen.
Christian
@ Martin @ Jule
Ich stimme Jule zu, dass die Bezeichnung als „HartzIV-Möbel“ für mich nicht entwürdigend klingt, sondern eher den Aspekt der geringen finanziellen Belastung unterstreicht.
Außerdem soll HartzIV ja für deren Beziehen keine Dauerlösung, sondern lediglich eine Grundsicherung für das Überleben sein. Wer Komfort möchte, sollte dafür arbeiten. Ansonsten ist aber das Überleben gesichert! Eine andere Einstellung kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten.
Ich war selbst Student und musste mit 350 Euro im Monat auskommen. Da kann man keine großen Sprünge machen. Man überlebt, hat aber auch eine Motivation zu arbeiten…
KSchulz
Also ich finde das Konzept von Le Van Bo ziemlich erfrischend. Ich habe mir schon ein Video von seiner „Hartz IV Wohnung“ angesehen und muss sagen, dass es mir schon gefällt. Ich finde auch, dass diese Grundsatzdiskussion über den Namen ein wenig übertrieben ist, denn es geht im Prinzip einfach nur um Möbel für Leute, die einen engen finanziellen Spielraum haben und die Formulierung ist prägnant und vielleicht auch provokativ. Aber dadurch erzeugt Le Van Bo ein größeres Presseecho, er will seine Idee ja auch schließlich an den Mann bringen. Das ist zumindest meine Interpretation ^^
Lina
ich finde das konzept auch ganz gut. Der Begriff Hartz IV Wohnung oder Möbel, klingt zwar etwas eigen , aber ich ´denke auch nicht ,dass man damit Menschen die von Hartz IV leben erniedrigen will, im Gegenteil.
Lieber Gruss
Lina
Marco
Die Idee ist klasse und schenkt Menschen, die von Hartz IV leben müssen, ein Stück Lebensqualität. Ich denke dabei aber nicht nur an Hartz IV Bezieher, sondern auch an Studenten oder Menschen, die prinzipiell wenig Geld verdienen oder eine kleine Wohnung beziehen wollen. Wirklich kreativ! Hut ab!