Großbeschriftung durch Illusionstypografie
Axel Peemöller hat für das Eureka-Tower-Parkhaus in Melbourne ein Leitsystem entwickelt, dass sich von der klassischen Beschilderung löst. Um Botschaften wie »Aufwärts«, »Ausfahrt« oder »Abfahrt« möglichst groß darzustellen, nutzt er die Wände des Gebäudes. Da diese gerade in Parkhäusern selten eben sind, spielt das System mit Projektion und Perspektive, um Säulen, Ecken und Schächte zu überwinden. Aus scheinbar unkoordinierten gelben Balken und Kurven entsteht so im entscheidenden Moment das Wort »Down«, und der Fahrer weiß, das er gerade richtig fährt. (Via)
Ähnliche Projekte: Cardiff Bay Illusion, 3D Room Paint Optical Illusions, ABC der Menschheit.
24 Kommentare
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Jan M.
als leitsystem habe ich das in ähnlicher form hier schon einmal gesehen:
http://www.l2m3.com/index.php?lang=de&key=projekttypLeitsysteme&id=83
aber wie uli ganz richtig im artikel über die humboldt uni geschrieben hat, das hier ist der „vater“ des ganzen:
http://www.varini.org/02indc/indgen.html
microboy
Über Varini gibt es ein sehr schönes Buch vom Verlag Lars Müller. »Felice Varini: Points de Vue – Points of View« war, soweit ich mich erinnere, vor einigen Jahren mit unter den schönsten Büchern der Schweiz …
christoph_z
als parkhausbeschriftung wurde genau das auch schon vor längerer zeit in zürich gemacht. das melbourne-parkhaus ist klar ein plagiat.
MiSc
sogenannte anamorphosen sind das. sehr spannend. aber wann ist der „entscheidende Moment“?
fabian
Das Parkhaus aus Zürich kenne ich auch. Tatsächlich ist eine Anamorphose aber weder etwas »neues«, noch funktioniert das ganze als Leitsystem sonderlich gut: Das Problem ist, dass es eben nur einen Punkt gibt, an dem der Effekt richtig funktioniert…
Sebastian Nagel
Geht es nur mir so oder kann das auch irritieren?
Da fährt man vorsichtig wie mit einem Uboot durch ein Minenfeld, und plötzlich springt einen ein Wort an, das irgendwie im Raum schwebt und nicht sofort lokalisierbar ist. Reflexartig mach ich doch da was unkontrolliertes oder lasse mich zumindest ablenken?
In einem Gebäude wo man zu Fuß unterwegs ist find ich so eine Beschriftung ja sehr reizvoll, aber wo es um Straßenverkehr oder ähnliches geht?
Gibt es da Statistiken dazu ob bzw. wie sich die Zahl der Schadensfälle da verändert?
fabian
Das Wort »springt« dich ja nicht an, da du es ja schon von weitem ungefähr erkennen kannst.
Ablenkend ist es aber sicherlich. Und einfach unfunktional…
daniel
Also ganz nett anzusehen ist das Ganze ja, aber mit räumlicher Orientierung hat das nicht mehr viel zu tun, wenn ich erst von einem gewissen Punkt aus die notwendige Information erkennen kann. Design um des Design Willens …
Wilhelm
>J.M. hm, die Väter, ich dachte immer das wäre der franz. Künstler Georgess Rousse *1947 http://www.georgesrousse.com/
Jürgen
Ich habe schon in vielen Parkhäusern eine Ehrenrunde gedreht, weil das »Ausfahrt«-Schild in einer beliebigen Farbe und einer beliebigen Größe an einer beliebigen Stelle an der Decke über der Fahrbahn hing.
Der lässt sich in einem solchen Gebäude, wo sich Fahrzeuge berechenbar im Schritttempo fortbewegen, ziemlich genau ermitteln, denke ich.
Christian
in einem Parkhaus muss dieser Wegweiser meist nur von einem Punkt aus funktionieren. Man kommt mit dem Auto um eine Ecke und sieht zwei Ausfahrten. Beide Beschilderungen sind auf diese Perspektive zugeschnitten. Das finde ich vollkommen in Ordnung.
Ich habe aber ebenfalls Zweifel, ob diese grafisch sehr schöne Lösung nicht zu weit von gelernten Mustern weg ist. Wie funktionieren diese Wegweiser in der Dunkelheit? Bei Feuer und Panik? Oder gibt es zusätzliche »Sicherheits«-Systeme, die klassisch alle Türen und die Fluchtwege kennzeichnen?
Mich würde auch interessieren, ob die Wirkung der Schriften in real so verblüffend ist wie auf dem Foto. Eine Linse kann man austricksen, aber zwei Augen, die sich leicht bewegen, nicht so gut.
microboy
@ Wilhelm
Wie kommst du darauf? Rousse und Varini sind quasi eine Generation aber meiner Meinung nach ist Varini ein paar Jahre länger dabei …
fabian
@Jürgen
Das Problem ist aber, dass es nicht nur auf den zeitlichen Moment, sondern auch auf korrekten Standpunkt ankommt. Da Smart, BMW Z4 und Mercedes Jeep schon extrem durch die Höhe der Sitzposition unterscheiden, glaube ich nicht, dass das wirklich funktioniert.
Klar, irgendwie wird man es schon lesen können – aber es gibt keine Grund, warum man nicht einfach normale Typo nimmt, denn die kann man immer lesen.
Wilhelm
@microboy
aus Unwissenheit/Halbbildung, denn leider kannte ich Varini nicht
formschub
Auch Varini war bei weitem nicht der Erste. Es gibt z.B. ein Gemälde von Hans Holbein d. J. aus dem Jahre 1533 (!), „Die Gesandten�?, wo auf dem Fußboden ein verzerrter Totenschädel zu sehen ist, der nur aus einem bestimmten Blickwinkel perspektivisch korrekt sichtbar wird. An solchen „Trompe l’oeils�? haben sich Künstler versucht, seit die Grundlagen der Perspektive entdeckt wurden. Aber warum sollte man das Prinzip nicht aus dem Museum in ein Parkhaus transferieren? Hauptsache, die Autofahrer fahren vor lauter Faszination nicht gegen Wände und Poller. ;-)
Wilhelm
oh stimmt, das Bild habe ich in London gesehen
fritz
dito, das ganze ist nicht neu, aber immer noch cool wie sau. allerdings finde ich, dass man sich, wenn man sich eines solch alten prinzips bedient, mehr gedanken über die konkrete gestalt der formen machen sollte.
varinis arbeiten bestechen auch über die konkrete gestaltung, nicht nur über das optische prinzip. die hier gezeigte typoapplikation bleibt dagegen kilometer zurück, was natürlich auch dem zweck „leitsystem“ geschuldet ist.
und als parkhaus leit“system“ finde ichs ehrlich gesagt auch ziemlich bescheuert, aus den bereits genannten gründen.
unterm strich von mir also leider keine begeisterungspunkte. weder inhaltlich gut ausgesucht noch formal beeindruckend umgesetzt.
lourdes lei
Da sind auch noch n paar Infos über das Ding, dass nebenbei bemerkt unter der Mitwirkung von emerystudio entstanden ist:
http://www.segd.org/awards/2007/10_eureka_carpark.html
erik
Trompe l’oeils
Der totenschädel bei Holbein ist kein solcher „augentäuscher�?, sondern eine anamorphotische verzerrung, die bewirkt, dass man den gegenstand nur von einem blickpunkt aus „richtig�? sehen kann. Mit „Trompe l’oeils�? will man eine dreidimensional wirkung darstellen auf einer fläche. Also eine tür so an die wand malen, mit schatten der zarge und allem anderen, dass man meint, sie wäre echt, anstatt nur gemalt.
Anamorphotisch gemalt sind fast alle deckengemälde, weil man ja nie ganz gerade nach oben schaut. Aber auch die piktogramme von radfahrern oder die pfeile auf der fahrbahn sind anamorphotisch dargestellt – hier in der bewegungsrichtung verlängert –, damit sie beim schnellen darüberfahren richtig aussehen.
Holbein wollte mit seinem totenschädel natürlich eine symbolische aussage treffen (alles ist vergänglich), aber auch ein wenig angeben mit seinen perspektivischen fähigkeiten als maler.
formschub
Danke für die Klarstellung, Erik. Ich dachte, solche Anamorphosen wären eine Unterart der Trompe l’oeils, das sie ja – z.B. bei 3D-Pflastermalerei – durchaus auch das Auge täuschen und Türen, Schächte, Löcher suggerieren, wenn auch nur aus einer bestimmten Position.
Und wenn Holbeins Bild nach über 470 Jahren uns im Zeitalter der Computer immer noch beeindruckt, hat er damals zu Recht angegeben, finde ich.
jamie oliver
Die Bilder zum Zürcher Parkhaus findet man übrigens hier:
http://www.schaeublinarch.ch/index.php/schaeublin/verkehr/parkhaus_urania_innenbereich
Das Konzept geht aber in eine andere Richtung und setzt diese Art Typografie nur in den Nummer der Stockwerke ein.
LeSpocky
Welche Dunkelheit? Die Parkhäuser sind doch innen sowieso nur durch Kunstlicht beleuchtet. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht dürfte da kaum auffallen.
Nina
Ist das gerade Mode mit diesen »in den Raum projizierten« Schriftzügen? Jetzt hatten wir doch eben Viktoria Kirjuchina mit ihrem so gemalten Schriftzug (http://www.lili.udk-berlin.de/lili_6/lili_6_kirjuchina.html).
Ich persönlich finds als Kunstprojekt auch sinniger denn als Leitsystem für Parkhäuser … aber spannend allemal.
Axel Peemoeller
Hallo.
Ich finde es ja sehr interessant wie ihr euch alle mit meinem Projekt auseinander setzten, und es freut mich zu sehen wie sich Diskussionen hierdurch ergeben.
Falls jemand Fragen an mich haben sollte stehe ich dem gerne Rede und Antwort.
Lieben Gruss
Axel