Gebührenboykott: 269 Kunststudenten exmatrikuliert
Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK, Lerchenfeld) wird kommenden Montag 269 Studenten exmatrikulieren, weil sie die 500 Euro Studiengebühr für das Sommersemester 2007 nicht zahlen wollen oder können. Ihr Präsident Martin Köttering, selbst Gebührengegner, beruft sich auf Befehlsnotstand und setzt den angehenden Künstlern eine Gnadenfrist. In einer Erklärung sorgte er sich um die Wettbewerbsfähigkeit seiner Schule, weil renommierte Kunsthochschul-Rivalen in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und Leipzig keine Gebühren erheben. Mehr bei Spiegel Online …
48 Kommentare
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simon wehr
Wow, Respekt! Ich ziehe meinen virtuellen Hut vor jedem einzelnen Studenten, der bei der Aktion mitmacht!
Ich wünsche mir schon lange die Aktion, dass sich an einer Hochschule einfach die Studenten nicht mehr zurückmelden. Dann stünde die Hochschule ohne Studenten da und könnte daraufhin ganz viel Personal entlassen. Und dann wollen wir mal sehen, welche Minister noch stolz auf die »Innovation« der Studiengebühren sind.
Warum wird in diesem Land einerseits nach Fachkräften gesucht und andererseits das Studium ernorm verteuert??
Also ich wünsche den Hamburgern ganz viel Durchhaltevermögen!
Christian
Morgen Simon,
ich bin immer unschlüssig, ob ich für oder gegen Studiengebühren sein soll. Natürlich gibt es die Gerechtigkeitsdebatte und die erschwerten Zugänge für Leute ohne Geld in der Familie. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob nicht insgesamt die Studenten einen Teil dazu beitragen können, ihre Ausbildung zu finanzieren. Jeder Pilot geht mit 60.000 € Schulde aus der Ausbildung, und keinen stört’s.
Ob es politisch klug ist, sich schleichend aus der Hochschulfinanzierung zurückzuziehen als Land, weiß icht nicht. Die Gebühren könnten für so einen Prozess missbraucht werden.
Ich weigere mich, diese Einstellung zu übernehmen: Die Studenten gegen das Land. Die Studenten sind auch das Land. Kostenlose Kindertagesstätten sind auch wichtig und müssen finanziert werden. Ich bin gespannt, wie es in Hamburg weitergeht. Viele Rektoren und Kanzler stellen sich gegen die Gebühren, sind aber weisungsgebunden.
Phillip
Lalala.. die letzte Schlacht gewinnen wir.
stefano picco
nunja, ich glaube so schlimm ist eine exmatrikulation nicht, hängt davon ab wie weit man im studium ist und welche prüfungen/scheine man schon hat.
dennoch respekt an die studenten die das durchziehen, hoffentlich geht der schuß nicht nach hinten los für einige!
thomas
stefano: doch ist sie! denkst du, du wirst beim nächsten aufnahmeptüfungstermin wieder einfach so aufgenommen, nur weil du schonmal da warst?
und im lebenslauf sieht das auch nicht so gut aus.
Daniel
»Wow, Respekt! Ich ziehe meinen virtuellen Hut vor jedem einzelnen Studenten, der bei der Aktion mitmacht!«
Warum? Weil er die Entwicklung blockiert? oder weil er die Qualität deutscher Hochschulen unter das internationale Niveau drücken will?
Es ist zwar schon oft gesagt worden und mittlerweile hat es schon der linke rand der automen-studenten geckeckt: studiengebühren sind nicht dazu da, dass der staat oder die länder partys auf honolulu feiert, sonder dass die hochschulen nicht so jämerlich stöhnen und ächtzen bei jedem pinsel, den sie anschaffen müssen. und dass davon die jetztigen studierenden nicht mehr aktiv profitieren können, ist auch klar, sonst müsste ja jeder eine kleine yacht auf das uni-konto transferieren. aber die kommenden, und wenn man sich schon so ätzend politisch korrekt schimpft und demonstrieren geht, kann man auch auch ein wenig altruistisch sein und an die kommenden künstler und betriebswirte denken.
der vergleich mit anderen ländern ist zwar einfach aber genauer betrachtet schwachsinnig, deutschland als bevölkerungsreichstes land europas kann eben nicht mit dänemark verglicher werden, wo man noch geld zum studieren bekommt. aber trotzdem funktionert es auch in kleinen ländern mit gebührer, so zahlt man an kunsthochschulen in der schweiz locker 500 Takken. Und was ist das resultat? Besseres equipment, mehr plätze für studenten, mehr und bessere lehrende und im endeffekt genau das gegenteil von dem salat hier: zufriedene und glückliche menschlein!
Timo
Erst einmal großen Respekt an die Studierenden. Ich persönlich bin regelrecht froh, daß es scheinbar doch noch Studenten in diesem Lande gibt, die nicht alles kommentarlos schlucken und nicht protestunfähig geworden sind.
An all die lieben Freunde der Studiengebühren: Zunächst einmal möchte ich daran erinnern, dass Studieren auch ohne Studiengebühren nicht kostenlos ist. In Deutschland zahlt der Designstudent z.B. im allgemeinen selbst die Computer, Sotfware, Ausdrucke, Bücher, Schriftlizenzen, Reisen… Ein BWL-Student kann da sicherlich eine interessante Rechnung aufmachen.
Die Hochschuletats sind in den letzten Jahren dermaßen vor die Wand gefahren, daß aktuell mit den eingenommenen Studiengebühren ersteinmal die Heizkostenschulden u.ä. abbezahlt werden. Demnach zahlen die Studenten die Schulden der Länder der vergangenen Jahrzehnte ab (Partys auf Honululu?).
Interressant wäre es vielleicht erst wenn die zahlenden Studenten das erwirtschaftete Budget eines Semsters selbst verwalten könnten. Sprich Anschaffungen o.ä. zum Großteil selbst bestimmen.
Im Fall von wirtschaftlich vielleicht dann doch etwas kritischen Studiengänge bleibt aber wohl die Frage offen, wer in Zukunft bei weiter steigenden Studiengebühren und einem fehlenden Stipendiumspool in Deutschland überhaupt noch sowas wie freie Kunst o.ä. studiert.
Daniel
»…kommentarlos schlucken und nicht protestunfähig geworden…«
wozu? wieso soll man gegen den staat und seine länder kämpfen, gleichzeitig aber wie die fette made in seinem speck wohnen und noch verlangen ausbezahlt zu werden? der vermeindliche »protest« der von dicken wohlstandsstudenten (Entschuldigung für die Dramatisierung, ist nicht böse gemeint) geführt wird aber wie ein huhn ohne kopf über die campusse und mensen juckt, kann doch von niemand mit einem gehirn, das etwas größer als ein fingernagel ist bewundert werden. ähnlich wie bei den g8gegener, weiss hier doch niemand wofür und weswegen und geht nach dem protest mit papa und einem reinen gewissen tennis spielen.
es muss eben auch gewollt und gemacht werden. wenn jemand ein finanziell benachteiligtes elternhaus hat, aber unbedingt designer werden will, muss es halt ähnlich den aufsteiger-geschichten asiatischer studenten in usa machen (siehe j. maede) und arbeiten, kämpgen und wollen.
was bringt es, die kostbare zeit mit demonstrieren und fordern zu verbringen? soll man jetzt etwa auf die stolz sein, die als nutznießer vom staat leben wollen?
»…dass Studieren auch ohne Studiengebühren nicht kostenlos ist«
natürlich nicht, aber dass ist wie bananen mit kirschen zu vergleichen. was der student selbst für kosten hat, hat er ohnehin. wer nichts bezahlen möchte, und nur bekommen, ist auf dem falschen planten.
»Interressant wäre es vielleicht erst wenn die zahlenden Studenten das erwirtschaftete Budget eines Semsters selbst verwalten könnten. Sprich Anschaffungen o.ä. zum Großteil selbst bestimmen.«
bitte, und dann kommen die kinder an die macht. kein wunder, dass die studenten mit solchen utopischen vorstellung nichts richtig organisiert bekommen. sowas würde nur funktioneren, wenn jemand nicht studieren müsste und sich voll und ganz der buchhaltung widmen würde.
Dass die Studiengebühren erst andere baustellen betonieren müsse, ist klar, aber was ändert das? studienplätze werden ja schließlich auch aus allen ecken und enden der länder-taschen finanziert, so läuft das nunmal. wer (gerade als designer) an größeren projekten gearbeitet hat, wird festgestellt haben, dass das, was an einer stelle eingespart werden kann schnell an einer anderen stelle gebraucht werden kann.
Daniel
ich meinte natürlich john maeda
thomas
»In Deutschland zahlt der Designstudent z.B. im allgemeinen selbst die Computer, Sotfware, Ausdrucke, Bücher, Schriftlizenzen, Reisen… «
computer: in den schulen gibt es pools. nervt zwar, aber sind vorhanden.
btw die wenigsten KAUFEN ihre software. bleiben wir doch mal bei der wahrheit, wenn man das schon anführt! abgesehen davon adobe macht gute studentenpreise.
ausdrucke: klar, wer sonst? die uni oder FH?
bücher: bibliothek. wenn man bücher für den spass haben will, muss man sie eh kaufen.
schriftlizenzen: da kann jürgen sicher was zu sagen, speziell, was diplome angeht.
reisen dienen der persönlichen entwicklung: auch hier wieder, warum soll das die uni oder FH zahlen? auslandssemester werden bezuschusst in vielen fällen.
zu guter letzt kenne ich genug studenten, die ihr geld lieber in partys und bier anlegen, statt ausdrucke davon zu zahlen.
ein kleiner tritt in den allerwertesten kann deshalb nicht wirklich schaden.
ich habe auch mitunter zu kämpfen gehabt, dass ich über die runden komme. trotzdem wars ne »geile zeit«.
Phillip
Daniel: Wir leben in einem Sozialstaat und glücklicherweise nicht in den USA. Nebenbei solltest du dich vielleicht mal fragen, wieviele (hoch motivierte und hart arbeitende) gescheiterte auf eine »aufsteiger-Geschichte« kommen.
Herr, wirf Hirn vom Himmel.
Daniel
und zu scheitern ist angenehmer, wenn man von jemand anders finanziert wurde? bestimmt nicht, aber die erfahrung zeigt, dass jeder mehr einsatz bringt, wenn es auch um etwas nennenswertes geht.
Und diese Sozialstaat geplänkel ist noch so realistisch wie in Russland die Demokratie. Nicht unbedingt alles, was du in Wikipedia gelesen hast entspricht der realität.
ist es etwa besser, wenn jeder durchgefüttert wird, jährlich mit 10000 euro vom staat finanziert wird und sich dann beschwert, dass er sein mac book pro auch noch selber zahlen muss?
Herr, wirf Hirn (fingernagelgröße ist ausreichend) vom Himmel.
Christian
Hier mischen sich zwei Themen:
1. Studiengebühren überhaupt und
2. der Umgang mit Gebühren.
Warum sollte der Staat meinen Computer finanzieren, wenn ich studieren will? Das ist unnütz investiert und besser in klugem Personal an der Hochschule angelegt. Hier in Münster haben die Gebühren und die Umstellung auf BA und MA ordentlich Wind in die Kiste gebracht. Alte Studienordnungen wurden mal kräftig durchforstet und angepasst, nicht nur bei den Designern. Durch die Module kann ein Studium viel schneller an neue Gegebenhieten angepasst werden, vorausgesetzt, diese werden auch erkannt.
Ich hab nix dagegen, wenn Leute langsam studieren oder bummeln. Das macht in der Gesamtsumme nicht viel aus. Ich denke aber, dass es vertretbar ist, als Student einen Teil der Ausbildungskosten selbst beizusteuern. (Der relative Wohlstand der Studenten ist recht prächtig gestiegen) Mir wäre dann noch am liebsten, wenn die Berufungen für Professuren schneller gingen (siehe Schweiz) und die Hochschulen etwas mehr Freiheiten hätten, gute Leute zu locken. Außerdem sollten sich die Professoren alle – sagen wir – fünf Jahre erneut zur Wahl stellen lassen müssen, damit keine Verbeamtungsträgheiten aufkommen. :-)
Die Hochschule muss mir kein Wissen hinterhertragen, sondern Angebote machen. Wer diese nutzen möchte, sollte das in jedem Fall tun können (Befreiung von den Gebühren, Stipendien, Kredite). Wer dafür zu wenig Elan oder Interesse hat, halt nicht.
Sorgen bereitet mir eigentlich nur, dass die Studienpläne so verschult sind, dass eine fundierte Selbstorganisation nicht mehr gefordert ist. Aber vielleicht ist auch das ein Tribut an die veränderte Persönlichkeitsentwicklung in der Postmoderne, was weiß ich.
Daniel
jetzt bringst du noch
3. organisation der hochschule
ins spiel. da ist es natürlich interessant und hilfreich, wenn professoren nicht nach fünf jahren auf alle ewigkeit in der hochschule sind, sonder neu gewählt werden. für solche forderungen reichen leider die 500 Latschen im monat pro student nicht, sonder da müssten schon mehre millionen a la Harvard von unternhmen fließen, die sowas dann auch bestimmen können. wäre aber gut.
Pascal
ich hab diese diskussions jetzt schon eine weile verfolgt, aber jetzt platzt mir echt der kragen.
Daniel: von was für „dicken wohlstandsstudenten“ redest du eigentlich. das ist an polemik kaum zu überbieten. sorry, aber mit solchen äußerungen fällt es mir schwer dich ernst zu nehmen.
bereits jetzt müssen ca. 2/3 aller studierenden neben dem studium jobben, um sich miete, strom, nebenkosten, lernmittel, lebensmittel etc. überhaupt leisten zu können. das ist auch gut so, schließlich ist niemand gern von anderen angewiesen. die durchschnittlichen kosten eines studiums belaufen sich laut bundesbildungsministerium auf ca. 40.000€. (OHNE studiengebühren).
die zahl der studienanfänger nach dem schulabschluss ist in deutschland mit ca. 37% im europäischen vergleich eher niedrig (so hat norwegen bspw. eine anzahl von ca. 60%, schweden gar bei 70%-beides länder OHNE studiengebühren) dank studiengebühren sinkt diese zahl stetig. die soziale selektion wird immer stärker, denn die „dicken wohlstandsstudenten“ sind sicher vorhanden aber doch eine absolute ausnahme. schulabgänger aus schwächeren sozialen schichten können sich ein studium mit gebühren definitiv nicht leisten, studienkredite mit 7% Zinsen sind nicht gerade verlockend, zumal ein akademischer titel nicht mehr im enferntesten ein jobgarant ist wie noch vor vielen jahren als unsere lieben politiker noch (OHNE studiengebühren) studierten. Studenten die aus arbeiterfamilien stammen sind bereist jetzt die minderheit, während nur ca. 40% aller studenten die sicherheit haben sich das studium von anfang bis ende leisten zu können (quelle:deutsches studenwerk)
chinesische und amerikanische vergeichsbeispiele sind hinfällig, lieber daniel, da dort völlig andere stipendiensysteme herrschen, und auch dort zeigt die zahl der studenten aus sozial schwachen schichten, dass nicht alles gold ist was glänzt.
bereits jetzt zahlen studenten: studentenwerksbeitrag, bibliotheksbeiträge, verwaltungskostenbeiträge, beiträge hier, beiträge da. pro semester kommen mit semesterticket und studiengebühr schnell 750-800€ zusammen. kein pappenstiel.
wie bereits vor mir jemand schrieb wird ein großteil der studiengebühren momentan dafür verwendet um vorhandene löcher in den landeskassen zu stopfen. die gelder kommen also zum großen teil nicht dort an wo sie gebraucht werden: nämlich zur verbesserung der lehre. ein mitspracherecht der studenten ist da unabdingbar, denn schließlich soll ja ihnen das geld zu gute kommen, wie es immer hieß…
mein respekt den studenten aus hamburg die sich nicht ausnehmen lassen, sondern die dinge hinterfragen und nicht nur hinnehmen.
Adem
Ich lehne Studiengebühren grundsätzlich ab. Bildung muss kostenlos und somit unabhängig von der finanziellen Situation der Studenten bleiben. Der Beitrag von Daniel ist unerträglich und eine einzige Frechheit. Ich kenne genug Leute die nicht studieren werden, weil sie es sich nicht leisten können. Deutschland fehlt einige anständige Protestkultur, wo wirklich mal die Masse auf die Straße kommt. Der G8-Protest war ein erster Vorgeschmack auf eine vielleicht bessere Zukunft in dieser Hinsicht.
microboy
ich persönlich denke, dass studiengebühren die qualität der lehre deutlich verbessern können. voraussetzung dafür ist natürlich die zweckgebundene nutzung der gelder – und auch nur dann machen studiengebühren momentan sinn. kredite zur finanzierung die erst nach zwanzig oder mehr jahren zurückgezahlt werden müssen gibt es bereits – es wird also niemand automatisch ausgeschlossen.
in canada kommen beispielsweise 49% der studenen aus sozial schwachen familien und zahlen trotzdem studiengebühren. in deutschland liegt der anteil an sozial schwachen studenen bei 12% und das ohne studiengebühren! soziale selektion hat also durchaus andere gründe als studiengebühren.
thomas
also ich bin ein typisches arbeiterkind, das studiert hat. wobei ich den vorteil hatte höchstsatz zu bekommen, weil ich schon so ein alter sack war :-) aber wie gesagt, es war knapp gelegentlich, sehr knapp. aber es geht schon irgendwie. ich habe auch nicht kellnern müssen, sondern immer jobs in agenturen etc. gefunden.
ich war trotzdem froh, dass mich die studiengebühren nicht erwischt haben, in aachen kamen zu den normalen kosten noch die bahnkarte dazu, was auch nicht unerheblich war. es waren am anfang glaube ich 45 euro und am ende 150 euro oder sowas um den dreh.
so soviel zu einem kleinen einzelschicksal ;-)
Gangarth
Ich ziehe auch meinen Hut vor diesen Studenten, obwohl es glaube ich nicht viel bringen wird.
Studiengebühren werden leider nicht dazu benutzt die Qualität der Ausbildung zu verbessern. In BW ist es so, dass das Land dafür einen großen Teil des Geldes zurückzieht. Die Hochschulen haben also weiterhin dieselben finanziellen Möglichkeiten.
Daher bin ich auch gegen die Studiengebühren.
David
Das Problem ist, dass damit argumentiert wird, dass die Studiengebühren den Hochschulen zu Gute kommen. Verschwiegen wird, dass im gleichen Atemzug die Mittel vom Land (z.B. in Hessen) gekürzt werden, so dass am Ende die Hochschulen nicht wirklich etwas davon haben. Ich habe nichts gegen Langzeitstudiengebühren, aber Bildung ist die Basis für eine funktionierende und florierende Wirtschaft und sollte daher, mindestens im ersten regulären Bildungsweg, zum Wohle der deutschen Wirtschaft kostenlos bleiben.
In Hessen muss man so schon pro Semester rund 200 Euro zahlen. Das macht ab nächsten Semester dann 700 Euro pro Semester. Das heißt, ich muss mehr arbeiten um mir mein Studium leisten zu können. Dadurch rutscht mein Studium immer mehr im Bereich der Nebenbeschäftigung und ich muss länger studieren, weil ich mehr arbeite und dadruch wiederum am Ende noch mehr Gebühren zahlen.
Der einzige Gewinner in dem Spiel ist auf kurze Sicht das Land, weil es Haushaltslöcher stopfen kann. Der Rest hat dadurch entweder Nichts oder Nachteile. Auf lange Sicht wird aber auch das Land wenig davon profitieren, weil es weniger Studenten geben wird oder die Schulabgänger in Bundesländer ziehen, in denen Bildung noch kostenlos ist.
Ich werde am Boykott unserer Hochschule (FH Gießen-Friedberg) teilnehmen. Da hat der Asta es recht gut organisiert. Ich hoffe nur, dass genügend Studenten den Arsch in der Hose haben und sich nicht alles bieten lassen.
Jacques Le Bailly
In holland sind die studiengebühren schon immer hoch gewesen. Dieses Jahr werden sie 1538 euro sein (pro jahr).
Wir kriegen zwar standard mehr Bafög, deszutrotz kostet es hier (holland) eine menge mehr.
Gruss,
Jacques
Paul
1. Studiengebühren
Die Diskussion um Studiengebühren und ihre soziale Verträglichkeit kann ich nicht mehr hören.
Ich studier an einer der wenig staatlich anerkannten privaten KD mit 350/Monat Gebühren.
Bei uns sind knapp die Hälfte aller Studenten finanziell auf sich allein gestellt. Entweder beziehen sie Bafög und arbeiten oder aber sie arbeiten nebenher und vor allem in den Semesterferien voll. Einige müssen knapp 1000 für Gebühren + Miete im Monat einnehmen, weswegen sie meistens Bafög bekommen.
Ich selber finanziere meine Studiengebühren + ca 90% der Materialkosten auch selber und muss dafür mind 3-4 Nachtschichten im Monat einlegen, wo ich am anderen Morgen mit maximal 1-2h Schlaf zur FH komme.
Ich kann das Gejammer einfach nicht mehr hören. Wie kann sich jemandeinen Kleinwagen leisten, der 250-300 Euro jeden Monat verschluckt, wenn er angeblich nichtmal das Geld für die Studiengebühren hat. Wie kann jemand jedes Wochenende 10-20 Euro versaufen, wo er doch kein Geld hat. Wo geht jemand für par hundert Euro jedes jahr in Ulraub, wo er doch kein Geld hat …
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen … Wer sich die Studiengebühren wirklich nicht leisten kann bekommt Bafög.
2. Boykott der Gebühren
Auf Boykott steht als Folge Exmatrikulation. Man wurde gewarnt und wer nicht zahlt fliegt, ganz einfach das System.
Richtig absurd wird es, wenn man wie Simon Wehr in (1), diese Verweigerer auch noch als Helden deklariert.
Bei mir hält sich der Respekt in Grenzen – sie zahlen oder abersie fliegen und versauen sich ihren Lebenslauf, dass wäre dumm, extrem dumm!
David
@Paul:
Es ist ein Unterschied ob man an eine private oder staatliche Schule geht. Auch wenn du der Meinung bist, dass man den Schwerpunkt nicht aufs Studium legen soll, sondern der Nebentätigkeit, dann ist das in meinen Augen nicht Sinn und Zweck eines Studiums. Es kann auch nicht jeder einen Job haben, bei dem er innerhalb von 4 Nachtschichten 500 Euro zusammen hat.
Ich weiß auch nicht was für Studenten du kennst, aber bei mir haben die wenigstens ein Auto welches soviel kostet, wenn sie überhaupt eins haben. Klar gibt es solche Studenten, aber die sind nicht die Regel. Ebenso mit dem Urlaub.
Die Studenten die das durchziehen werden als Helden bezeichnet, weil sie zeigen, dass man sich nicht alles bieten lassen darf. Durch eine solche Einstellung, wie du sie scheinbar hast, kann die Politik machen was sie will, ohne Rücksicht auf Verluste.
David
@Jacques Le Bailly
Na dann sind die Studiengebühren in Hessen jetzt so hoch wie in den Niederlanden, nur dass in den Niederlanden das Bafög (anscheinend) höher ist. Wie hoch der Unterschied in den Lebenshaltungskosten ist, wäre sicher auch ein interessanter und wichtiger Vergleich.
Eddi
@Paul: Es kann nicht der Sinn und Zweck eines Studiums sein, dass man Nachtschichten einlegen muss und nur 1-2 Stunden Schlaf bekommt, nur um sein Studium zu finanzieren. Das darf nicht sein! Man sollte sich großteils auf sein Studium konzentrieren können und sich nicht ständig finanzielle Sorgen machen müssen. Wenn ich nebenbei arbeite, dann will ich mir damit meine sonstigen Lebenskosten finanzieren, aber sicher nicht mein Studium.
microboy
und noch einmal: es gibt diverse möglichkeiten für kredite die erst nach zwanzig jahren und mehr zurückgezahlt werden müssen. nachtschichten schieben oder putzen gehen ist meiner meinung nach eher die ausnahme. als ich studiert hab hat jeder zweite nebenher einen job gehabt – meist aber nicht aus der notwenidgkeit heraus sondern um den lebenstandard zu heben und sich noch ein auto, urlaub und so weiter zu finanzieren.
Benjamin Hickethier
zum letzten kommentar:
es ist doch einfach nicht wahr, dass nebenher arbeiten die ausnahme ist. nachtschichten schieben und putzen gehen sind vielleicht ausnahmen unter den nebenjobs, aber ohne nebenjobs kommt man als student doch tatsächlich nur hin wenn man durch seine eltern unterstützt wird und/oder in den seltenen genuss des ›bundesausbildungsförderungsgestzes‹ kommt. dazu mehr.
und, microboy, das man ein auto nicht nötig hat für einen vernünftigen lebensstandard, ist klar, aber wenn man sich nur dann urlaub ›leisten‹ kann wenn man dafür in der ›arbeitszeit‹ (also nicht-urlaubszeit, also studienzeit, die aber vor allem arbeitszeit wird) neben dem studium (das ebenfalls viel arbeit bedeutet) noch arbeiten gehen muss (mit allem wozu das führt), dann ist doch irgendwas kapuut, oder? das klingt ja so, als wäre für dich die normalste sache von der welt, dass man eben ausschliesslich arbeitszeit (bzw. studienzeit) hat – und wo bleibt da die reproduktion? dafür bleiben dann die glücklichen drei stunden ›freizeit‹ am tag, in denn man nicht lernt und nicht arbeitet (weil man sich ja keinen urlaub leisten will). und das soll die qualität der lehre/des studiums verbessern?!
Benjamin Hickethier
und wieso bleibt die mär vom BAFöG eigentlich so hartnäckig bestehen? es ist doch einfach nicht wahr, dass man ohne weiteres sein studium ›vom staat finanziert‹ bekommt, bzw. unterstützung bekommt, und vor allen dingen muss man diese ja auch zurückzahlen (vom hartz IV-satz, den man als diplom-designer nach dem studium erwarten kann) und die BAFöG-ordnungen machen ein selbstbestimmtes studium geradezu unmöglich!
wer hierzulande (nicht nur im vergleich zu anderen, etwa nordeuropäischen ländern) staatliche ausbildungsförderung beantragt, muss beinahe nachweisen, dass seine eltern zur sog. ›unterschicht‹ gehören. und auslandssemester, studienverzögerungen, fachrichtungswechsel und und und, also alles das was eigentlich zu einer optimalen studienausbildung heutzutage gehören, sind enorm erschwert oder gar unmöglich gemacht durch das kafkaeske BAFöG-amt, das jedem/r armen studierenden im nacken sitzt.
wieso ist es denn eigentlich gesamtgesellschaftlich so schwer einzusehen, dass bildung zukunft bedeutet? natürlich geht es nicht nur darum, studiengebühren zu verhindern und die unis (bei extremer kapazitätenerhöhung) noch mehr zu öffnen, sie endlich mal richtig auszustatten (der gesellschaftliche reichtum ist da! er ist nur falsch verteilt) etc, sondern auch kitaplätze gratis zu vergeben, auszubauen, krippen ebenso, grund- und oberschulen, das oberschulensystem zu reformieren mit gesamtschulen usw. und natürlich auch mehr ausbildungsplätze zu schaffen (eine frage des wollens, nicht des BNPs), die lehre allgemein zu verbessern usf. sowas wie unwürdige praktikumsverhältnisse abzuschaffen, …
das sind selbstverständlich weltfremde utopistische forderungen/vorstellungen, aber ohne utopie bewegt sich schliesslich nichts – nur leider liegt da genau das problem der entscheidenden menschen aus politik und wirtschaft.
microboy
hallo benjamin,
ich habe nicht behauptet, dass nebenjobs eine ausnahme wären. aber die nachtschichten und das putzen sind es eben. ich will mich auch gar nicht mit dir streiten – sicher gibt es immer auch fälle in denen es für studenten sehr hart ist. aber die große masse kommt meiner meinung nach ganz gut durch und kann sich nicht wirklich beklagen.
im übrigen sind die leute die am längsten studieren oft die die eben nicht nebenher arbeiten müssen. die selbstfinanzierer sind oft engagierter und schneller … aber das mag mein persönlicher eindruck sein!
Benjamin Hickethier
ja, microboy (natürlich will ich mich auch nicht streiten),
genau letzteres ist ja der punkt, um den es geht:
das ›engagierter‹ und ›schneller‹, mit anderen worten ›mit höherer leistung‹ –
gemessen an der vorstellung, eine ›schnellere‹ ausbildung sei besser
(zB. weil »die chancen danach« dann höher sind);
und engagement messe sich in erfüllung von leistungskriterien wie noten=scheine=semesterabschluß=vordiplom=scheine=… etc.,
die zur ›schnellen‹ erfüllung der studien- und prüfungsordnung
und einem hochschulabschluß führen.
diejenigen dagegen, die das glück, die privilegien, die finanzielle absicherung haben, dass sie nicht neben dem studieren-arbeiten noch arbeiten-arbeiten müssen, können sich ihrer (hoffentlich) frei gewählten erstarbeit, dem studium, in viel grösserer leidenschaft und engagement widmen, sieht man es mal von der anderen seite.
und wo ist denn die gerechtigkeit und chancengleichheit eines studien-/ausbildungssystemes, das unterscheidet zwischen dem luxus, ›nur‹ studieren zu dürfen, und dem zwang, sich seine ausbildung, die ja in erster linie (im idealfall) ein gesellschaftlicher mehrwert ist, durch lohnarbeit mit bis zu unwürdigen zuständen (›schneller‹ und ›engagierter‹ studieren mit 2 stunden schlaf? hallo?) zu verdienen?
aber ist die lösung, dass alle den nachteil des nebenher-arbeiten-müssen tragen sollen?
oder heißt das ziel, jeder bezahlt mehr und damit studieren wir dann noch schneller weil unsere studiengänge ja auch immer mehr verkürzt oder auf bachelor und master zusammengestutzt werden?
Marco
Ob es politisch klug ist, sich schleichend aus der Hochschulfinanzierung zurückzuziehen als Land, weiß icht nicht. Die Gebühren könnten für so einen Prozess missbraucht werden. Ich weigere mich, diese Einstellung zu übernehmen: Die Studenten gegen das Land. Die Studenten sind auch das Land. Kostenlose Kindertagesstätten sind auch wichtig und müssen finanziert werden. Ich bin gespannt, wie es in Hamburg weitergeht. Viele Rektoren und Kanzler stellen sich gegen die Gebühren, sind aber weisungsgebunden. Ich weiß auch nicht was für Studenten du kennst, aber bei mir haben die wenigstens ein Auto welches soviel kostet, wenn sie überhaupt eins haben. Klar gibt es solche Studenten, aber die sind nicht die Regel. Ebenso mit dem Urlaub. Die Studenten die das durchziehen werden als Helden bezeichnet, weil sie zeigen, dass man sich nicht alles bieten lassen darf. Durch eine solche Einstellung, wie du sie scheinbar hast, kann die Politik machen was sie will, ohne Rücksicht auf Verluste. wieso ist es denn eigentlich gesamtgesellschaftlich so schwer einzusehen, dass bildung zukunft bedeutet? natürlich geht es nicht nur darum, studiengebühren zu verhindern und die unis (bei extremer kapazitätenerhöhung) noch mehr zu öffnen, sie endlich mal richtig auszustatten (der gesellschaftliche reichtum ist da! er ist nur falsch verteilt) etc, sondern auch kitaplätze gratis zu vergeben, auszubauen, krippen ebenso, grund- und oberschulen, das oberschulensystem zu reformieren mit gesamtschulen usw. und natürlich auch mehr ausbildungsplätze zu schaffen (eine frage des wollens, nicht des BNPs), die lehre allgemein zu verbessern usf. sowas wie unwürdige praktikumsverhältnisse abzuschaffen, … das sind selbstverständlich weltfremde utopistische forderungen/vorstellungen, aber ohne utopie bewegt sich schliesslich nichts – nur leider liegt da genau das problem der entscheidenden menschen aus politik und wirtschaft. Es ist ein Unterschied ob man an eine private oder staatliche Schule geht. Auch wenn du der Meinung bist, dass man den Schwerpunkt nicht aufs Studium legen soll, sondern der Nebentätigkeit, dann ist das in meinen Augen nicht Sinn und Zweck eines Studiums. Es kann auch nicht jeder einen Job haben, bei dem er innerhalb von 6 Nachtschichten 600 Euro zusammen hat.Dass die Studiengebühren erst andere baustellen betonieren müsse, ist klar, aber was ändert das? studienplätze werden ja schließlich auch aus allen ecken und enden der länder-taschen finanziert, so läuft das nunmal. wer (gerade als designer) an größeren projekten gearbeitet hat, wird festgestellt haben, dass das, was an einer stelle eingespart werden kann schnell an einer anderen stelle gebraucht werden kann.
Daniel
so, Pascal und adem, und alle anderen, die ihre reaktionäre haltung bewaren wollen und sich gegen die studiengebühren, g8 etc. durch demonstrationen und motzen sträuben wollen: wenn man mal einen kleinen blick zurück wirft, wird nicht erst seit marx deutlich dass es dem wohlstand entsprungene kinder sind (vielleicht auch dick) die sich erdreisten für die weniger privilegierten zu entscheiden: nämlich dass sie gefälligst zu demonstrieren haben, sich gefälligst nicht alles gefallen zu lassen haben etc. aber wie ihr schon hier in der diskussion sehen könnt, sind es genau die (und da schließ ich mich ein: migrantenkind, vater: arbeiter, mutter: hausfrau, plattenbau etc.), denen es nicht in die wiege gelegt wurde, die studiengebühren befürworten und nicht flennen sondern arbeiten. ich erledige schon seit dem 2. sem. aufträge um mein studium zu finanzieren, wer das nicht schafft, sollte lieber etw. anderes studieren.
und warum das so ist, liegt auf der hand: wer geld verdienen muss, kann sich nicht den luxus nehmen den ganzen tag auf der strasse zu stehen und zu brüllen, wie die ochsen. der kann keine prozesse anzustrengen gegen die studiengebühr, die noch mehr zeit und geld kosten.
macht es doch einfach so:
– keine kippen mehr kaufen (ersparnis in 6 monaten: eine studiengebühr)
– am wochenende weniger saufen (ersparnis in 6 monaten: eine studiengebühr)
oder: aufträge als designer erledigen (ersparnis in 1 monat: eine studiengebühr)
und wer jetzt sagt, dass man im Studium doch nicht arbeiten sollte, um sich voll und ganz den inhalten zu widmen, der soll nicht design studieren sonder ein doppelstudium medizin/luft und raumfahrtechnik dann zieht das argument auch.
Holden
Daniel, deine Meinung ist einfach nur zu bemitleiden.
Danke für deiner super Tipps, schade, ich rauche nicht und für Alkohol geb ich ca.10 Euro im Monat aus. Und nun?
Geld hab ich trotzdem keins, denn irgendwo muss es ja erstmal herkommen. Nebenbei „Aufträge als Designer“ erledigen ist sicher möglich und zu empfehlen, nur damit will ich mir dann meine Lebenserhaltungskosten finanzieren und nicht mein Studium.
Daniel
also bitte, kein grund belidigend zu werden und beleidigt zu sein, Holden. Das war ja auch nur ein vorschlag. Aber wenn du dich partout gegen alles sträubst, kann dir niemand helfen. Außerdem höre ich so so ein latentes Selbstmitleid aus deinem und aus anderen Kommentaren, die in die gleiche richtung gehen.
Wenn du dir dein Studium nicht finanzieren willst, studier eben nicht. Es haben auch genügen Leute ohne Studium eine Karriere hingelegt.
Aber insgesamt dreht sich die Gesprächsrunde doch im Kreis: Wer etwas studieren will, um z.B. seinen Traum ein guter Industrie Designer zu werden zu verwirklichen, muss eben seinen Allerwertesten bewegen und dafür arbeiten. und 500 Schekelchen in 6 Monaten aufzutreiben (natürlich ZU allen Mighty Mäuschen und Ipod-täschchen, die man unbedingt als student haben muss) ist absolut machbar. Wer aber unbedingt die ärmchen vor der brust verschrenken will und 68er parolen 2.0 um sich skandieren will, kann das gerne abseits der lern- und arbeitswilligen studenten an unis, fhs und akademien tun, den damit wurde bis jetzt und wird in zukunft nichts bewirkt werden.
Alex CP
Wieviel verdient ein Pilot noch mal?
Schlechter vergleich.
Marc
Ich muss mich Daniel anschließen. 600 Euro in 6 Monaten aufzutreiben sollte nicht das Problem sein. Ich möchte hier nicht wieder eine Privatschulendisskusion beginnen, jedoch schaffen diese Studenten es auch 300-500 Euro im Monat zu zahlen, zusätzlich zu den Druck und Materialkosten ebenfalls die Lebenserhaltungskosten zu tragen. Sicherlich gibt es auch hierbei Studenten die die finanzielle Sicherheit haben und nichts nebenbei erwirtschaften müssen. Doch kann mit Gewissheit gesagt werden, dass mehr als 50% der Studenten sich dieses hart erarbeiten und ihr Studium trotzdem im Griff haben.
Ich möchte die Studiengebühren sicherlich nicht loben und dass die heutigen Studenten fast nichts bis garnichts von den Investitionen sehen werden finde ich ebenfalls schade. Doch gibt es auch Fälle in denen die Studenten zu frieden sind. Die Kölner Uni hat an die 60% des Studiengeldes in neue Anschaffungen investieren können. Der Chemiebereich wurde fast komplett neu ausgestattet, neue „zusätzliche“ Lehrkräfte konnten eingestellt werden und ein paar neue Computer gabs auch… Das war der Erfolg nach 1 Sem Studiengebühren. Also soooo schlecht wie es andauernd hingestellt wird kanns ja auch nicht sein…
Allerdings finde ich es auch nicht verkehrt seine Kritik laut zu äußern und so lange sie konstruktiv ist unterstütze ich es auch. Doch wenn bei einer Studentendemo mittendrin kleine Grüppchen mitm Kasten Bier stehen, kann ich mir nichts anderes denken als: „So schlimm kann es doch noch nicht sein.“ Ich persönlich kann nicht so oft trinken, wie ich es eigentlich möchte. Aber diese „Abstriche“ gehören nun mal dazu!
alex
Also ich muss mich Daniel anschließen. Ich studiere zwar noch nicht, sondern erst im nächsten Jahr, aber ich kann mir kaum ein Studium vorstellen, in dem es sinnvoller ist das Gerlernte praktisch (in Jobs) anzuwenden.
Die Zeiten ändern sich nun mal. Und Studiengebühren sind eine von vielen Maßnahmen, die der internationale Wettbewerb nach sich zieht. Man kann vieles kritisieren, beispielsweise den Missbrauch von Studiengebühren, aber das ist keine Kernkritik am Prinzip.
Jedes Wochenende 25 Euro versaufen, oder Studieren gehen.
Daniel mag zwar etwas arrogant daherkommen, aber seine Argumente sind gut, so dass ich mich dem anschließe. Die restlichen Dikutanten diskutieren ums Prinzip.
Sozial ungerecht? Ja klar, das ist leider das Leben in diesem Land und um daran etwas zu ändern muss man die Ursachen ganz woanders suchen und bekämpfen.
Nur: Jemand, der auf sich allein gestellt ist, also kein Geld von Mama und Papa bekommt, muss sich auch eine Wohnung suchen, etwas zu Essen haben und irgendwie zur Hochschule kommen, sprich mobil sein. Damit will ich sagen, dass ein Studium generell Geld kostet, ob mit oder ohne Studiengebühren. Arbeiten muss man generell. Und nun muss man etwas mehr arbeiten.
Diese Gesellschaft ist übersättigt. Ich sehe diese ganzen Studenten, die faul in der Sonne liegen, mit ihren coolen carhartt-Klamotten, neuen Macbooks und, wie Daniel bereits meinte, 8GB-Ipods.
(man gestatte mir die Polemik.)
Bildung sollte als Investition gesehen werden und nicht als Geschenk.
Es wird sicherlich nicht leicht für mich. Aber wenn ich es nicht schaffen sollte, dann ist das Problem an mir zu suchen und nicht am System.
pascal
ich finds herrlich wie ihr euch mit polemischen bemerkungen immer wieder den wind aus den segeln nehmt.
alex: du bist kein student, und warst es auch noch nicht. die anforderungen und leistungen die man als student erbringen muss, und damit meine ich nicht nur die finanziellen, kannst du nicht abwägen, da fehlt dir die erfahrung. von „faul“ in der sonne rumliegenden studenten zu reden, und das als schüler/abiturient ist dir sicher gestattet, allerdings darfst du dich nicht wundern wenn du mit solchen aus der luft gegrriffenen anschuldigungen nicht ernstgenommen wirst. (nein, ich entschuldige dir die polemik nicht… :)
wie du aber schon richtig festgestellt hast, kostet das studium und alles drumherum bereits jetzt eine menge. ich studiere im 7.semester und könnte mir mein studium nicht leisten wenn ich nicht nebenher arbeiten würde. ich will mich nicht beschweren, ich finde es gut so, dass ich mich quasi selbst finanziere. ich bekomme weder bafög, die hilfe meiner eltern hält sich mit monatlichen 150€ in grenzen, das ist nichteinmal die miete. bereits ohne studiengebühren kenne ich die situation mitte des monats weder geld für grafik-material (marker, blöcke, ausdrucke) noch etwas zu essen im kühlschrank zu haben.
500€ pro semester sind für mich eine starke mehrbelastung, und es gibt weiß gott studenten die noch ärmer als ich sind, wie gesagt ich will mich nicht beklagen. ich höre hier immer „das wird doch wohl möglich sein“ „mehr nebenbei arbeiten“ „weniger saufen (hallo? wovon redet ihr?)“ dazu bleibt zu sagen: natürlich ist es für die meisten studenten weiterhin möglich zu studieren. natürlich lassen sich in den meisten fällen die (noch) 1000€ im jahr zusammenkratzen, schwieriger wird es wenn man aus sozialen schwachen schichten kommt, und keine rücklagen hat. das geht allerdings zu lasten der lebensqualität und auch der eigenen studienleistung, denn studieren ist eigentlich ein full time job, von den üppigen semesterferien abgesehen.
auch verstehe ich nicht diese kindergarten-totschlag-argumente nicht: teure klamotten, iPods, MacBooks, Feier-Wochenenden. darf man sich absolut nicht mehr leisten wenn man studiert? muss man in kartoffelsäcken rumlaufen um als arm zu gelten? bleibt die kritik an den studiengebühren nur denen vorbehalten die weniger als ein HartzIV empfänger haben?? was ist das für eine logik?
der vergleich zum internationalen wettbewerb hinkt leider etwas: deutschland ist ziemlich schnell dabei was die einführung und auch die erhöhung der studiengebühr angeht, stipendiensysteme wie bspw. in den usa sind hier allerdings noch so gut wie gar nicht vorhanden.
„die gesellschaft ist übersättigt“ – das mag, zumindest z.T. stimmen, jedoch ist die verteilung das entscheidende. und diese „übersättigung“ tilgt man nicht indem man die schröpft die ohnehin wenig haben: die studenten. da gibt es andere stellen an die man ansetzen sollte, studiengebühren sind jedoch der falsche ansatz wenn es um soziale gerechtigkeit geht.
Alex
Polemik:
Da magst du Recht haben. Ich nehme es zurück, ein Pauschalurteil, wie es schließlich auf Dich wirkte, auszusprechen. Aber die Argumente der gegner sind nicht minder polemisch/haudrauf. Ich finde es recht bedenklich, andere Studenten moralisch unter Druck zu setzen, bei diesem Zahlboykott.
Kein Student:
Ich arbeite als Azubi (mit Abi ;) sehr viel für sehr wenig Geld (seit 4 Semestern ;) und habe dadurch gelernt, Prioritäten zu setzen. Und: Was man sich als Student leisten mag und kann hängt ganz davon ab, wieviel Geld man hat. Wenn man viel ackert und sich deshalb teure Klamotten kauft, dann ist das für mich voll in Ordnung. Ich habe ebenso gewisse Faibles für Luxusgüter, denen ich gezielt fröne, indem ich beispielsweise seit jahren nicht mehr bei McDonalds essen war. ich finde es voll respektabel und legitim sich etwas (IPod etc.) zu leisten. Aber dann bitte kein Wehklagen, dass man sich die Semestergebühren nicht leisten kann.
Ich behalte es mir natürlich vor, meine Meinung grundlegend zu ändern, wenn ich selber im Boot sitze. Aber das ist nun meine Meinung „von außen“, die ebenso respektiert werden muss, da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Debatte handelt.
In den Semesterferien kann man übrigens locker die Studiengebühren für ein jahr verdienen, oder meinst du nicht?
Johannes Brückner
Ich finde es sehr mutig, was die Hamburger machen! Wir haben bei uns in Mannheim auch versucht einen Boykott zu organisieren, bei dem sich leider nicht genug beteiligt haben. Ich bin klar gegen die Gebühren, weil ich Bildung für eine grundsätzlich gesellschaftliche Aufgabe halte. Nicht nur im Bildungsbereich findet seit Jahren ein gewaltiger Umverteilungsprozess statt, bei dem ehemals staatliche Leistungen jetzt aus eigener Tasche zu berappen sind: Gesundheitssystem, Altersvorsorge, Arbeitslosigkeit usw. Ist also nicht nur ein Problem, dass Studenten betrifft. Das Argument, dass kein Geld da ist, finde ich heuchlerisch. Den deutschen Unternehmen geht es sehr sehr gut. Geld ist also da. Nur falsch verteilt.
microboy
warum geht eigentlich niemand auf die angesprochenen langzeitkredite ein? klingt für mich nach einer vernüftigen möglichkeit sein studium zumindest teilweise zu finanzieren – man wäre schneller fertig und schneller im beruf. was spricht also dagegen? sind die konditionen zu schlecht? gibt es hinderliche auflagen? oder hat das einfach niemand je in betracht gezogen?
Namemann
@microboy: Ich kenne nur den bayrischen Studentenkredit, der erschien mir recht fair. Grob umfasst:
4000 Euro für 8 Semester. Zurückzahlen muss man ca.6000 Euro. Zurückzahlungsbeginn spätestens 2 Jahre nach Studienende. Ratenhöhe und somit Rückzahlungsdauer variabel, bei obigem Beispiel z.B. 50 Euro pro Monat über 10 Jahre (ungefähr).
Alex
Warum da niemand drüber spricht? Weil es eine plausible Möglichkeit ist. Deshalb redet man lieber weiter über Chancenungleichheit.
Jens Kutilek
50% Zinsen fair? Na klar, viel Spaß dann auch beim Abstottern von 6000 Euro Schulden als Hartz-4-Empfänger. Soviel zu »plausiblen Möglichkeiten«.
Alex
Ich habe mich nicht auf das Beispiel von meinem Vorredner bezogen, sondern generell auf den Studentenkredit, welcher in England, als Beispiel, völlig normal ist, obwohl dort die Gebühren sehr viel höher sind.
Alex
Und wenn man davon ausgeht als Hartz IV -Empfänger zu „enden“, dann frage ich mich, warum man studiert.
Jens Kutilek
Du verkennst glaub ich ein bißchen die Realität. Natürlich wünscht sich niemand, nach dem Studium arbeitslos zu sein. Trotzdem geht es vielen so. In fast allen Fachrichtungen. Wer mit dieser Möglichkeit nicht rechnet, ist reichlich naiv.
Ich finde, ein Studium sollte mehr sein als nur eine etwas längere und höhere Ausbildung, auf die es heute mit Kosten-Nutzen-Rechnung, »Investition in die Zukunft« etc. reduziert wird.
Im Idealfall dient ein Studium der Allgemeinbildung und der Persönlichkeitsentwicklung. Das hängt natürlich von einem selbst ab, und das geht mit Zeitdruck im Nacken und 6000 Euro Schulden im Hinterkopf nicht so gut. Fachidioten und Schmalspurdenker gibt es schon genug, dem sollte man durch Kürzen auf das Nötigste, durch Rationalisierung und reine Leistungsorientierung der Unis nicht noch Vorschub leisten.
Ich habe beispielsweise ein Auslandssemester in England gemacht, das mir fachlich einen Scheiß gebracht hat, das ich nur mit Hilfe von meinen Eltern und einem netten Chef im Nebenjob, der sich auf Telearbeit einließ, finanzieren konnte. Rational gesehen also rausgeworfenes Geld und ein verschenktes Semester, oder? Trotzdem bin ich froh, die Erfahrung gemacht zu haben.
PS: Ich pflege mich überspitzt auszudrücken, bitte nicht persönlich angegriffen fühlen.
Alex
Ich möchte es mal realpolitisch versuchen:
Die Idee der Umverteilung, sprich der Finanzierung durch Staat und Wirtschaft ist politisch, ökonomisch und gesellschaftlich nicht konsensfähig.
Ich gönne Dir Dein Jahr in England. Ich verstehe genau was Du meinst. Aber die Idee der Selbst- und Persönlichkeitsfindung, die du hier illustrierst, ist zwar schön, aber deine individuelle Fortune.
Deine Ziele kannst du nicht auf eine ganze Generation von Studenten auferlegen. Und warum soll man mit 500 Euro im Halbjahr seine Persönlichkeit nicht finden können?
Muss es gleich das 6000 Euro Extrembeispiel sein?