FF Fago Pro: der Global Font für Design und EDV
(Dieser Beitrag enthält am Ende einen Link zu einem kostenlosen Test-FontFont, der hier gezeigten FF Fago Pro Extended Medium Italic. Um das Leistungsspektrum dieses OpenType-Pro-Fonts auf dem eigenen Rechner zu entdecken, sollten Sie die Zeilen davor zumindest überfliegen.)
Es gibt zwei sehr unterschiedliche Anwendergruppen, die das OpenType-Schriftformat begrüßen: typografische Gestalter und Dokumentverarbeiter. Erstere schätzen Ligaturen, integrierte Kapitälchen und viele Ziffernarten. Die zweiten schätzen … noch nicht viel, denn in den letzten Jahren wurden nur wenige kommerzielle OpenType-Fonts neu vorgestellt, die im EDV-Bereich punkten können. Meist fehlen grundlegende Zeichen, zum Beispiel solche aus der MS-DOS- und frühen Windows-Welt.
Die Stärke von OpenType ist seine Unicode-Unterbau. Unicode ist ein »lebender« internationaler Standard, in dem langfristig für jedes sinntragende Zeichen bzw. Textelement aller Schriftkulturen ein digitaler Code festgelegt wird. Damit löst sich das Problem unterschiedlicher, inkompatibler Kodierungen – nicht nur auf verschiedenen Computersystemen sondern auch in unterschiedlichen Ländern oder Kulturkreisen.
Das Ende der babylonischen Font-Verwirrung: Bald gibt es Computerschriften, die sämtliche Zeichen aller lebenden und ausgestorbenen Sprachen enthalten.
Bekannte Computer-Zeichencodes umfassen einen Glyphenvorrat von entweder 128 (7 Bit) Codepositionen (zum Beispiel der ASCII-Standard) oder 256 (8 Bit) Positionen, wie zum Beispiel ISO 8859-1 (auch als Latin-1 bekannt). Nach Abzug der Steuerzeichen stehen 96 Positionen bei ASCII und maximal 224 Positionen bei den 8-Bit ISO-Zeichensätzen für Schrift- und Sonderzeichen bereit – zu wenige, um die gleichzeitige Darstellung vieler Sprachen im selben Text zu bewältigen.
Der Coderaum von Unicode umfasste ursprünglich 65.536 Zeichen und wurde mehrfach erweitert. Theoretisch finden in naher Zukunft unter diesem Standard die Schriftzeichen aller lebenden und ausgestorbenen Sprachen ihren Platz.
FF Fago Pro ist die erste OpenType-Schriftfamilie, die nicht nur für Designer, sondern auch für EDV-ler gemacht wurde. Ihr Zeichenvorrat unterstützt 43 Code-Pages*. Das heißt nicht nur, dass man mit Fago Pro 73 Sprachen setzen kann: auch alte EDV-Datenbestände – einschließlich MS-DOS-Grafiken – lassen sich mit der Schrift in ein neues Computer-Zeitalter beamen. Die Betreuer von rein textbasierten Datenbanken können diese mit allen semantischen Informationen in Fago lesen und in moderner Typografie darstellen.
Warum sich EDVler und Grafiker aus unterschiedlichen Gründen über die römischen Ziffern in der Fago Pro freuen.
Die römischen Ziffern in FF Fago Pro bestehen nicht aus einzelnen Buchstaben, sondern sind als fixe Zeichen angelegt, die gemäß Unicode an den dafür vorgesehenen Positionen im Font liegen. In der EDV-Praxis heißt das: Textverarbeitungen und Datenbanken erkennen sie als Zahlen (wichtig für die automatische Sortierung … man kennt das aus Microsoft Excel) und Silbentrennprogramme reißen eine XII nicht auseinander. Typografen freuen sich darüber, dass die römischen Zahlen der Fago auch als Kapitälchen abrufbar sind dass sie die generelle Sperrung eines Textes unberührt über sich ergehen lassen.
Fago Pro kann auch Sprachen darstellen, deren Zeichen sie gar nicht enthält … und Sie können es lesen, ohne es gelernt zu haben.
Neben den 73 »echten« Sprachen, die Fago Pro unterstützt, kann jeder Fago-Schnitt mit seinen 208 Latin-Extended-Additional-Zeichen zusätzliche Schriftsysteme darstellen: durch Transliteration. Hierbei werden Wörter aus einer »fremden« Buchstabenschrift (zum Beispiel kyrillisch) buchstabengetreu in eine andere Schriftart übertragen (für uns »Westler« in lateinische Lettern). Dabei werden meist diakritische Zeichen eingesetzt, also Buchstaben mit Akzenten. Im Gegensatz zur Transkription ist bei der Transliteration eine eindeutige Rückübertragung möglich. Das freut wiederum die Datenzauberer der EDV-Abteilung.
Natürlich ist FF Fago die ideale Corporate Schrift, vor allem für global agierende Unternehmen … aber darf man sie deswegen »Heuschrecken-Schrift« nennen?
Schon zu PostScript-Zeiten gehörte die FF-Fago-Familie zu den beliebtesten Unternehmensschriften. Die Gründe hierfür sind ihr neutrales, anwendungsorientiertes Bauprinzip (Design: Ole Schäfer) und die große Menge an Varianten: 5 Strichstärken, Condensed, Extended … alle mit Kapitälchen und echten Kursiven. Für den Büro-Bereich wartet sie mit einer Office-Version und drei puristischen Mono-Schnitten auf. In keiner anderen Disziplin als im Corporate Design wird mehr Flexibilität von einer Schrift gefordert, die von der Visitenkarte bis zur Leuchtreklame perfekt funktionieren muss.
Durch die konsequente Weiterentwicklung der FF Fago ins OpenType-Format hat sich ihr Einsatzbereich im Unternehmen nochmals erweitert. Jetzt funktioniert sie auch in der Dokumentenverwaltung und im EDV-Archiv. Noch nie war es einfacher, mit einer einzigen Unternehmensschrift – »vom Dach bis in den Keller« – ein Corporate Design zu entwickeln.
Weitere Informationen im ausführlichen PDF-Dokumenten.
Mit dem Download des Fago-Testfonts wird auch ein PDF geliefert, das weitere technische Informationen zur Schrift enthält; diese gelten übrigens für alle Fago-Pro-Fonts, nicht nur den gelieferten Testfont Extended Medium Italic. Man findet die unter Typografen beliebten OpenType-Features (Small Caps, Ligaturen, …) dokumentiert, aber auch Informationen zur Sprachunterstützung und den Codepages. Wer vorab einen Blick in das 10-seitige PDF werfen möchte, klicke einfach auf das neben abgebildete Titelbild oder hier: Fago Pro Ext Med Ita Datenblatt (PDF, 200 K).
Auch die beliebte FontFontFocus-Broschüre zur FF Fago wurde komplett überarbeitet und um einige Seiten ergänzt. Wim Westerveld von Neon Design hat sie anlässlich der Premiere von Fago Pro in den vergangenen Tagen auf den neusten Stand gebracht. Neben den OpenType-relevanten Ergänzungen wurden die Anwendungsbeispiele der FF Fago aktualisiert und auch die Biografie ihres Entwerfers Ole Schäfer. Die 3,5 MB große Broschüre liegt hier zum Download bereit: FontFontFocus FF Fago.
Schließlich der Link zur Download-Seite der kostenlosen FF Fago Pro Medium Italic (Test-Font, OT). Die 350 K große Zip-Datei enthält 4 Dokumente: den Font, eine Installationsanleitung, das oben zitierte Datenblatt und ein Lizenzdokument.
Wer nicht mehr warte kann und sofort mit Fago Pro arbeiten möchte: FontShop empfiehlt den FF Fago-Pro-Grundbaustein: 10 prall gefüllte OpenType-Fonts für nur 649,– €.
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*Die von FF Fago Pro unterstützten Code-pages:
Mac-OS:
Mac-OS Roman
Mac-OS Central Europe
IBM:
IBM-37 United States – EBCDIC (IBM-28709)
IBM-273 Germany – EBCDIC
IBM-277 Denmark, Norway – EBCDIC
IBM-278 Finland, Sweden – EBCDIC
IBM-280 Italy – EBCDIC
IBM-282
IBM-284 Spain, Latin America – EBCDIC
IBM-285 United Kingdom – EBCDIC
IBM-297 France – EBCDIC
IBM-361 International – Publishing
IBM-382 Austria, Germany – Publishing
IBM-383 Belgium – Publishing
IBM-385 Canada (French) – Publishing
IBM-386 Denmark, Norway – Publishing
IBM-387 Finland, Sweden – Publishing
IBM-388 France – Publishing
IBM-389 Italy – Publishing
IBM-391 Portugal – Publishing
IBM-392 Spain – Publishing
IBM-393 Latin America – Publishing
IBM-394 United Kingdom – Publishing
IBM-395 United States – Publishing
IBM-500 International – EBCDIC
IBM-871 Iceland – EBCDIC
IBM-1047 Open Systems – EBCDIC
IBM-921 Baltic
IBM-1112 Baltic – EBCDIC
IBM-1117 Latvia
Windows:
MS Windows 1252 Latin 1
MS Windows 1250 Eastern European
MS Windows 1254 Turkish
MS Windows 1257 Baltic
ISO:
ISO 8859-1 W EU Latin 1
ISO 8859-2 C EU Latin 2
ISO 8859-3 Tu, Malt, Gal, Esp Latin 3
ISO 8859-4 Baltic Latin 6
ISO 8859-9 W EU + Turkish Latin 5
ISO 8859-10 Scandinavian Latin 6
MS DOS:
MS DOS 775 Baltic
MS DOS 852 Latin 2
MS DOS 857 Turkish
31 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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Herb G
Genial! Das mit der Transliteration gefällt mir besonders [download…]. Wann gibt´s das für die Neue Helvetica OT und die Interstate? :-)
Michael M.-H.
Schönen Dank für diese Unicode-Promotion, die gerade recht kommt. Meinen Widerspruch zur Idee von Schriften, die »sämtliche Zeichen … enthalten«, habe ich unter
http://cap-studio.de/wp/index.php/2008/01/was-ist-ein-global-font/
festgehalten.
Sebastian Nagel
Bezugnehmend auf den Link aus Kommentar Nr. 2: Das ist nur ein Widerspruch, wenn man „global fonts“ (nennen wir es besser Unicode-Schriften mit sehr großem Zeichensatz) als versuchten Ersatz für kulturelles Denken und grafisches Gespür sieht.
Unicode hat nicht den Anspruch der von ihm in diesem Artikel gefordert wird. Er soll auch nicht die aufwendige Arbeit umgehen, kulturspezifisch zu gestalten.
Es ist ja für den Schriftgestalter durchaus möglich, kulturabhängige Zeichenvarianten per Opentype einzubinden.
Und wer soll das in einem Unternehmen kontrollieren? Die gleichen Leute, die das bisher auch gemacht haben. Einzig die technische Handhabung ist einfacher geworden, da nicht mehr mit diversen Fonts hantiert werden muss, um überhaupt mehrere Sprachen in ein Dokument zu bringen. Das Denken und das Gestalten kann nicht ersetzt werden.
Sebastian Nagel
Zur Fago: Schnelles Feedback ist hier kaum möglich, und wahrscheinlich auch nicht erwünscht.
Runterladen, ansehen, ausprobieren, lernen… Ich freue mich und sage danke.
Dieter Gust
„Die Stärke von OpenType ist seine Unicode-Unterbau“
endlich – kann man gar nicht genug betonen.
Aber den allerwichtigsten Aspekt haben Sie vergessen:
Der Font stellt doch die visuelle Grundlage der Text-Kommunikation dar. Dass Sie auf römische Zeichen stolz sind, aber den Begriff WGL 4 nicht erwähnen, offenbart das Dilemma:
„Natürlich ist FF Fago die ideale Corporate Schrift, vor allem für global agierende Unternehmen ..“ Als Dokumentbearbeiter muss ich heftig widersprechen! Nicht einmal der europäische Markt ist abgedeckt. Was ist mit Griechisch und Kyrillisch. Solche Kunden mit Transliteration beglücken?
Deshalb: Wer globale Fonts vermarkten will, muss wissen:
WGL 4 (siehe Wikipedia) = Abdeckung aller europäischen Sprachen ist das Mindeste.
Dann muss man Antworten für den asiatischen Markt bieten und z. B. wissen, dass Japan trotz Unicode eigene Fonts benötigt. Fehlen asiatische Zeichen stellt sich die Frage einer geeigneten Kombination der Schrift mit asiatische Schriften.
Die wichtiggsten Grundlagen einer One World Communication, erfüllt der Font gerade nicht, schade!
Viele Grüße Dieter Gust
thomas
die vorteile von OT und unicode kann man nicht oft genug betonen.
Stefan Gentz
Es ist wirklich mehr als erfreulich, dass der Themenkreis Unicode – OpenType – Global Corporate Publishing auch zu Schriftgestaltern langsam aber sicher durchdringt.
Die FF-Fago aber als „Global Font“ zu bezeichnen, greift aber wohl doch etwas zu hoch.
Abgedeckt werden an letztlich für das Global Publishing lediglich EU-Sprachen und Türkisch, in Windows Codepages ausgedrückt:
MS Windows 1252 Latin 1
MS Windows 1250 Eastern European
MS Windows 1254 Turkish
MS Windows 1257 Baltic
Um als Corporate Global Font ernst genommen werden zu können, wäre aber im Mindesten doch wohl eine vollständige Abdeckung der bekannten Windows-Codepages nötig:
MS Windows 1250 Eastern European
MS Windows 1251 Cyrillic
MS Windows 1252 Latin 1
MS Windows 1253 Greek
MS Windows 1254 Turkish
MS Windows 1255 Hebrew
MS Windows 1256 Arabic
MS Windows 1257 Baltic
MS Windows 1258 Vietnamese
Kurz, es fehlt also eine Unterstützung für Kyrillisch (Russisch (130 Mio. Muttersprachler), Weißrussisch/Belarussisch (ca. 8 Mio.), Ukrainisch (37 Mio.), Serbisch (ca. 8 Mio.), Bulgarisch (ca. 9 Mio.)), Griechisch (ca. 12 Mio.), Hebräisch/Iwrit (ca. 5 Mio.), Arabisch (ca. 240 Mio.), Persisch (ca. 70 Mio.).
Dass der asiatische Sprachraum komplett ignoriert wird, also CJK – Chinese (880 Millionen Muttersprachler), Japanisch (127 Mio.), Koreanisch (78 Mio), – mag ja entschuldbar oder gar sinnvoll sein (siehe Ausführungen von Michael Müller-Hillebrand in seinem Blog und Dieter Gust), sollte aber explizit erwähnt werden.
Da wundert es dann kaum noch, dass der Font dank fehlender Glyphen wohl neben den genannten mehr als eine Milliarde CJK-Sprechern wohl auch diese Sprachen nicht zur „global community“ zählt:
Bengalisch (ca. 215 Mio.),
Malaiisch/Indonesisch (ca. 200 Mio. Sprecher),
Vietnamese (ca. 75 Mio.),
Tamilisch (70 Mio.),
Thai (ca. 60 Millionen Muttersprachler),
Gujarati (ca. 45 Mio.),
Oriya (ca. 35 Mio.),
Telugu (ca. 70 Mio.),
Georgisch (ca. 5 Mio.),
und so weiter und so fort.
Die Idee der Transliteration für Kyrillisch finde ich im Übrigen „ganz nett“. Sie bringt im praktischen Unternehmenseinsatz aber wahrscheinlich erheblich mehr Probleme, als Nutzen. Als Extra-Font („FF Fago Translit CYR“) wäre das wirklich eine nette Dreingabe gewesen, grudsätzlich sollte solch ein „Codepoint-Missbrauch“ in einem professionellen Global Font aber besser unterlassen werden.
Das globale Dorf hat eben doch etwas mehr Stadtteile als man denkt. Wir sollten fair bleiben, den Eurozentrismus beim Ausflug ins globale Dorf zu Hause in Bielefeld oder Berlin lassen und eingestehen, dass die Fago zwar bestimmt ein guter „Europe Font“ ist, aber ganz sicher kein „Global Font“.
Viele Grüße,
Stefan Gentz
Jürgen
Ich habe nicht erwartet, dass so viele Fontblog-Leser einen festen Begriff von dem Begriff »Global Font« haben (meines Wissens gibt es keine DIN-Norm dafür). Natürlich hat die Fago nicht den Anspruch – im linguistischen der auch wirtschaftlichen Sinne – ein weltweit funktionierender Font zu sein … das wird sie auch nie werden, mit 5 Strichstärken und dem typografischen Zauber. Ich wollte mit dem Begriff »global« – journalistisch und damit unpräzise – eigentlich den Fall von Betriebsystem-Mauern und die Rückwärtskompatibilität bis hin zur MS-DOS-Zeiten umschreiben. OK, das war wohl missverständlich.
Christoph Päper
Ich möchte doch stark davon ausgehen, dass der Font neben ISO 8859-1 bis 4 und 9 bis 10 (Latin 1 bis 6) auch 13 bis 16 (Latin 7 bis 10) „unterstützt“, d.h. die darin vorkommenden Zeichen abdeckt. Dasselbe gilt für die entsprechenden Windows-Codepages (125x), die im Gegensatz zu den ISO-Standards tatsächlich bis zu 224 und nicht nur 192 „druckbare“ Zeichen enthalten könn(t)en.
Das transliterierende Mappen halte ich persönlich für eine große Klientel für einen guten, kostengünstigen Kompromiss. (Ich habe zwar keine Probleme, Kyrillisch und Griechisch zu lesen, aber damit hört mein alphabetisches Können auch schon auf, das von vielen anderen Europäern und Amerikanern schon viel früher.) Welche Schriftsysteme werden unterstützt und welche Standards (ISO, UNO, ALA, LOC, national …) werden dazu genutzt? (Der große Aufwand für bspw. Han -> Pinyin müsste ja nur einmal betrieben werden, wobei Ideogrammen mehrere Aussprachen haben können; Kana, das wichtigste Silbenschriftsystem der Welt, wäre vergleichsweise einfach und eindeutig, resultiert aber ebenfalls oft in angezeigten zwei römischen Buchstaben.) Meines Wissens erlaubt AAT die Transliteration als Schriftfunktion- / -eigenschaft, die der Endanwender (theoretisch) an- und abwählen kann, Open Type hingegen bisher nicht (zumindest war Anfang des Jahres noch kein entsprechendes Tag registriert).
Welche Programme unterstützen die (semi)automatische Auswahl der speziellen Glyphen für römische Zahlen? Oder hat der Font gar keine entsprechende OT-Funktion implementiert, so dass sie hartkodiert werden müssten?
Das Angebot an Pfeilen finde ich recht mager, dafür dass es sich relativ leicht erweitern ließe.
Florian
Gibste ihnen den ›kleinen‹ Finger … ;°)
Den Begriff der ›Global Fonts‹ kannte ich bisher nur aus einem Vortrag von Peter Rosenfeld/URW++ (deren Mega-Fonts stellen vom Zeichenumfang selbst solche Großprojekte wie die FF Fago Pro in den Schatten).
Michael M.-H.
@Sebastian Nagel (#3): Ich denke wir sind einer Meinung über Fonts mit großem Zeichenumfang. Allerdings betrachte ich die Welt mit den Augen der »Dokumentverarbeiter«, und dort gibt es keine letzte Kontrolle der Gestalter, sondern die Automatismen müssen es richten.
@Christoph Päper (#9): Der Font unterstützt eben nur die Windows Codepages 1250/1252/1254/1257, und damit nicht einmal alle für die EU benötigten Zeichen. Diese Einschränkung zusammen mit dem Adjektiv »global« ist Ursache für die Diskussion.
Stefan Gentz
Im Bereich der Softwarelokalisierung und technische Dokumentation (also Felder mit bekanntermaßen großem Bedarf an der Fähigkeit zur Erzeugung multilingualer Varianten quellsprachlicher Texte (UI-Strings, Handbücher etc.)) sind die Begriffe „Global Font“, „Global XML“, „Global Document Publishing“, „Global Documents“ etc. bereits seit längerem bekannt. Im klassischen Design und Druck-Umfeld bislang zweifelsohne weniger.
Das erste Vorkommen des Begriffs „Global Font“ findet sich in meinem Outlook-Index am 14.02.2002 in einer Diskussion mit einem Kunden, warum seine Type1 Helvetica in der russischen Übersetzung seines InDesign-Dokumentes ausgetauscht werden muss. Der Kunde argumentierte übrigens damals, dass InDesign doch unicodefähig sei – er war ja deswegen extra vom (damals noch nicht unicodefähigen) FrameMaker auf InDesign umgestiegen. Blöd nur, wenn man dann das Thema Schriften außer Acht lässt – denn die reine Unicodefähigkeit der Authoring-Umgebung alleine nutzt ohne einen Global Font nichts. Wenn ich in InDesign eine Type1 „West“-„Helvetica“ – die eben nur 256 „Westzeichen“ hat – verwende, ist eben nix mit ppolnischem oder russischen oder griechischem Text ohne mühseliges Schriftaustauschen.
Im Umkehrschluss gilt natürlich folgerichtig das gleiche: Der schönste Global Font nützt gar nichts, wenn die entsprechende Grafik-/Photo-/DTP-Software nicht unicodefähig ist. Was so selbstverständlich klingt, ist leider noch gar nicht so lange Standard: QuarkXPress z.B. ist erst seit Version 7 (2006) unicodefähig, FrameMaker erst seit Version 8 (2007).
Als „Global Font“ bezeichnen wir daher seit einigen Jahren eine OpenType-Schrift, die zumindest WGL4 bzw. die neun Windows-Codepages vollständig abdeckt. Die bekanntesten „Global Fonts“ sind übrigens wohl „Times New Roman“ und „Arial“. Als „Global Document“ (aka „World Ready“) bezeichnen folglich ein Dokument, dass in einer Software-Applikation verfasst wurde und weiterverarbeitet werden kann, die vollständig unicodefähig ist und bei der ausschließlich OpenType-Schriften definiert sind, die über einen den gewünschten Zielsprachen entsprechenden großen Glyphenvorrat verfügen. Im Optimalfall ist ein Global Document ein UTF-8 kodiertes XML-Dokument, dass über potentielle Renderingfähigkeiten in z.B. InDesign, FrameMaker und Webbrowser verfügt (echtes Single-Source-Publishing).
Ohne weiteren Kommentar sei hier noch kurz auf den alten Klassiker „You are not World-Ready if…“ von Microsoft verwiesen (http://www.microsoft.com/globaldev/getWR/nwr/notworldready.mspx).
Viele Grüße,
Stefan Gentz
thomas
ähmm. um das mal ganz deutlich zu sagen, der schriftgestalter ist die »arme sau«, die all diese zeichen anlegen, verwalten und fachgerecht kodieren muss.
macht euch mal bitte schlau, welchen aufwand zum beispiel luc(as) de groot treibt um seine schriften in sachen kerning fremdsprachentauglich zu machen. es gibt noch den aspekt der ästhetik. den bitte ich doch nicht zu vergessen. was nutzt dem anwender eine schrift mit allen zeichen, wenn die läuft wie fünf tage dauersuff?
mittlerweile ist es sogar so, dass eine familie von der größe der fago, um beim aktuellen beispiel zu bleiben, incl. »aller« fremdsprachen fast überhaupt nicht mehr von einer einzelperson zu bewältigen ist. die fago war bei ihrem erscheinen schon extrem gut ausgebaut, da war von OT und unicode noch keine rede.
nur wenn der entwerfer, der schriftgestalter ist in erster linie ein GESTALTER und kein programmierer, auch die porgrammiertechnischen aspekte ebenso gut beherrscht mag es funktionieren.
es gibt ein pdf, welches sich mit der problematik der diakritischen zeichen beschäftigt, die durch die latin-bereicht abgedeckt sind. alleine die entscheidung, wie ich jedes einzelne akzent-zeichen gestalte verlängert den prozess der schriftgestaltung.
eigentlich sollten diese fonts um einiges (!!!) teurer angeboten werden, bei dem aufwand der dahinter steckt!!! hier sind die distributoren gefordert.
Stefan Gentz
@Thomas Junold (#13): Ich denke niemand der Leser und Kommentatoren ausgerechent dieses Blogs möchte hier die Arbeit des Schriftgestalters in irgendeiner Form abwerten. Dass der Aufbau eines Global Fonts mit entsprechendem – gerne deutlich vierstelligem – Glyphenvorrat weder ein Spaziergang noch über Nacht und im Zweifelsfall auch nicht von einem Gestalter alleine realisierbar ist, ist glaube ich jedem klar, der schonmal selbst eine derartige Schrift erarbeitet hat. Und dass wir über all dem Bedarf an Glyphen für die vielen Sprachen nicht die ästhetische Wertschöpfung und intellektuelle Leistung des Schriftgestalters vergessen möchten, ist zumindest für mich vollkommen selbstverständlich und eigentlich gar nicht erwähnenswert.
Überdies kann ich Ihnen nur beipflichten, dass ein solcher Global Font durchaus auch teurer sein darf. Bei der Nimbus Sans Global von URW++ liegt allein der Regular-Schnitt schon bei 1.950,00 EUR.
Bitte bedenken Sie, dass wir bei dieser Thematik doch primär mit einem Kundenkreis zu tun haben, der seine Produkte eben global vertreibt und in der Regel auch über ein entsprechendes Budget verfügt (wobei die Bereitschaft Geld für einen Font auszugeben seit je her eher niedrig ist) – eine Firma die z.B. „nur“ in Westeuropa vetreibt, braucht keinen Global Font. Aber so wie es nach Osteuropa, Baltikum, Russland, Griechenland etc geht, wird das Thema schnell akut. Und dann kommt man für professionelle und vor allem kostengünstige Workflows eben nicht um einen Global Font herum.
Viele Grüße,
Stefan Gentz
thomas
so siehts aus herr gentz. hatte nur den eindruck, das das über eine technische sichtweise des problems ein wenig unbeachtet blieb.
den preis der nimbus sans hatte ich dann auch direkt gesehen und das sah gut aus :-)
Michael M.-H.
Bei allem Verständnis für die Nöte, wenn ein Schriftgestalter sich in den Niederungen diakritischer Zeichen vorkommt wie das sprichwörtliche Eichhörnchen (»Mühsam nährt sich…«). Man betrachte sich zur Abwechslung einmal die Helden, die zehntausende Han-Zeichen zeichnen und kodieren. Gut, da gibt es oft keine Kursive und keine Dickten-Unterschiede, also auch keine Kerning-Paare, aber schlussendlich bleibt doch ein gewaltiges Stück Arbeit.
thomas
da ist genau die haltung, die ich meine. nutzen sie google, suchen sie diese arbeit, lesen sie sie und lernen sie aus dieser arbeit, das es gewaltige unterschiede gibt, ob das abschluss eines akzents gerade oder rund ist.
es ist doch völlig egal, ob sie chinesische zeichen oder die akzente des östlichen sprachraums zeichnen, es geht um die wertschätzung.
ich bezeichne sie ja auch nicht als seelenlosen ingenieur, also bin ich dann auch kein eichhörnchen, das sich mühsam durch den winter bringen muss, damit sie ihre dokumentationen bauen können.
Ole
Am späteren Abend möchte ich auch etwas zum Thema schreiben:
Da Unternehmensschriften mein tägliches Brot sind, kenne ich alle Wünsche und auch alle Möglichkeiten in diesem Bereich, sowohl gestalterisch als auch technisch. Ich bin glücklich, dass wir die Schrift auf diese Ausbaustufe gehoben haben: 3 Schriftbreiten, je 5 Strichstärken, Kursive, Kapitälchen, diverse Ziffernsätze und vieles mehr in diversen lateinischen Sprachräumen anbieten zu können ist ein zeitraubendes Großprojekt; hier ein Dank an Andreas Eigendorf.
Aus der täglichen Praxis kann ich sagen, dass der Großteil aller Kunden mit den lateinischen Fremdsprachen bestens auskommt. Grundsätzlich ist ein weiterer Ausbau um griechisch und kyrillisch immer wünschenswert. Da wir für Kunden solchen Ausbauten machen und gemacht haben, kann ich den Aufwand recht gut einschätzen. Bei der Größe der FF Fago-Schriftenfamilie dauert es sicherlich mehrere Monate, die bestimmt investiert werden – so ein Projekt ist wirklich eine Investition – dies wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Auch all die, die gerne Thin und Light haben möchten, müssen sich noch gedulden.
Den Ausbau z. B. um Chinesisch würden wir sicherlich nur auf Kundeninitiative beginnen.
Erwähnen möchte ich noch, dass die FF Fago eine junge Schrift ist; sie ist im Jahr 2000 erschienen und deutlich besser ausgebaut als viele «Klassiker» und FF Fago Pro hat den grössten Zeichenvorrat aller FontFonts, auch wenn es nicht auf die Grösse ankommt …
thomas
und ich vermute mal, dass du währenddessen nicht viel anderes machst ole. womit wir wieder beim geld wären. so etwas kann wirklich nur über einen auftrag geschehen.
kiwikawa
Danke für den kostenlosen Font! Ich wundere mich bloß, wie es geht, in einer so kleinen Datei so viele Daten, sprich Zeichen, unterzukriegen. Vor allem, wenn ich mir ansehe, wie groß manche (Asia-)Fonts sind, die zu Windows gehören: 14 MByte sind keine Seltenheit, die Arial Unicode hat sogar 22 MByte!
Stefan Gentz
@kiwikawa (#20): Was wundert Sie daran? Dieser Test-Font enthält keine asiatischen Zeichen. Genau genommen enthält dieser Test-Font 1.502 Glyphen.
Die SimSun.ttc (ca. 13 MB) z.B. ist eine TrueType Collection-Datei, die aus SimSun und NSimSun besteht. Die SimSun enthält dabei insgesamt 28.762 Glyphen. Das sind gut 19 mal so viele Glyphen! Die von Ihnen angesprochene „Arial Unicode MS“ bietet mit Ihren 22 MB sogar einen gigantischen Glyphenvorrat von 50.377 Glyphen – das sind mehr als 33 mal so viele Glyphen. Zudem sind die asiatschen Glyphen größtenteils erheblich komplexer als unsere vergleichsweise „einfachen“ Glyphen – sprich es gibt wesentlich mehr Knotenpunkte und Kurven. Bei den meisten Simplified Chinese Zeichen sind es mehr als 100 Knotenpunkte, beim Traditional Chinese oft mehr als 200 Knotenpunkte + Kurveninformationen.
Dieter Gust
Aus meiner Sicht geht die Diskussion an der Idee eines „Global Fonts“ für „global agierende Unternehmen vorbei“.
Ein Unternehmen, dass z. B. seine Produkte EU-weit anbietet, muss(!) mindestens alle Sprachen der EU abdecken (können). Hier geht es nicht um einen konkreten Flyer, den man aus Kostengründen vielleicht nur in Deutsch und Englisch in der ganzen Welt verteilt.
Wer „global agierende Unternehmen“ als Zielgruppe für den Font nennt, signalisiert doch, dass er die grundlegenden Kommunikationsprozesse meint und nicht irgendein spezielles Dokument. Und dann in diesem Zusammenhang die Transliteration als Möglichkeit zu sehen, da fallen mir als Kommentar leider nur Schimpfworte ein.
Völlig unabhängig von der sicherlich großen Leistung des Designers, bedeutet die genannte Positionierung des Fonts eine Irreführung der angesprochenen Zielgruppe. Ein Font, der weder die griechischen noch kyrillischen Zeichen abdeckt, ist heutzutage schlicht unbrauchbar für Unternehmen, die mit ihren Dokumenten Märkte (europaweit oder mehr) bedienen wollen.
Das liegt an den prozesstechnischen Aufwänden, die entstehen, wenn man – und sei es zunächst nur in wenigen Sätzen (Garantiebestimmungen, oder sonst etwas) – plötzlich doch alle Sprachen des Marktes abdecken muss.
Viele Grüße Dieter Gust
Jens Kutílek
Das liegt u.a. am verwendeten OpenType Compact Font Format. Dies arbeitet mit Subroutinen, was vereinfacht gesagt heißt, daß z. B. das e nur einmal in der Datei enthalten ist, und dann beim Zeichnen eines ë nur zwei Subroutinen, einmal die für die Umlautpunkte und einmal die für das e, aufgerufen werden müssen. Und das geht nicht nur mit kompletten Buchstaben, sondern auch einzelnen Kurvenabschnitten, die mehrfach im Font auftauchen.
Bei den Kerningdaten ist es ähnlich, hier lassen sich Buchstaben mit gleichen (seitlichen) Formen in Kerningklassen zusammenfassen.
Adam Twardoch
Die FF Fago Pro-Testschrift ist sehr interessant. Der Abschnitt über die Transliteration hat mich gleich kurz in Panik versetzt, da ich dachte dass in der Schrift lateinische Buchstaben mit Sonderzeichen unter kyrillische Unicodes gemappt wurden. Wohl genauso hat der Stefan Gentz verstanden, der von einem Codepoint-Missbrauch schreibt. Zum Glück ist es nicht der Fall: die Fago Pro verfügt über eine Großzahl an lateinischen Sonderzeichen (an den „richtigen“ Unicode-Stellen), die u.a. auch für die Transliteration des kyrillischen benutzt werden können, aber die Schrift macht die Transliteration nicht selbst, dafür wäre entsprechende Software nötig.
Der Zeichenvorrat ist vorzüglich, es freut einen, dass z.B. auch die Unicode-Leerzeichen U+2000 bis U+200B mitgeliefert werden. Die Gestaltung der Sonderzeichen gefällt im Allgemeinen, obwohl ę sehr hässlich ausgefallen ist, Æ, Ħ und đ zu dunkel. Andere Standardfallen wie �? und ľ haben die Gestalter aber vermieden.
Dass aber die Art und Weise, wie die OpenType-Layout-Features in der Schrift implementiert wurden, einige Texte mit „f“-Ligaturen in PDF-Dokumenten undurchsuchbar macht — das sollte die EDVler gar nicht erfreuen, vor allem diejenigen, die sich mit PDF/A und Datenarchivierung befassen.
Ebenfalls falsch ist dass sich die Schrift gegenüber den OpenType-Layout-Engines als eine ausweist, die das kyrillische Alphabet unterstützt, wenn ja kein einzelnes kyrillisches Zeichen im Font enthalten ist.
Wirklich löblich ist wiederum, dass die Mediävalziffern als Standardziffern definiert wurden (wie bei einigen Microsoft ClearType Fonts), und dass nicht nur die „lnum“ sondern auch die „case“-Feature diese duch Versalziffern ersetzt (das ist bei den Microsoft’schen Fonts nicht der Fall, was etwa in InDesign Probleme bereitet). Hier sieht man Eigis Vorliebe zum Detail und technischer Vernunft.
Meiner Ansicht nach greift die Bezeichnung „Global Font“ für die Fago Pro doch eher zu hoch, unterstützt sie ja zur Zeit lediglich ein Alphabet. Fast klingt es so, als ob FontShop der Meinung wäre, das lateiniche Schriftsystem reicht aus, um weltweit kommunizieren zu müssen.
Die Schrift erfreut aber dennoch sehr. Auch wenn ich die Fago in den fetteren Schnitten nicht mag, sind die normalen und mittleren Schnitte eine sehr gute Alternative zu etwa Verdana. Der Zeichenvorrat ist großzügig angelegt, ich hoffe aber, dass eine zweite Auflage folgt, mit Griechisch, Kyrillisch und — sehr wichtig! — mit „mark“ und „mkmk“-Features, die freien Satz von beliebigen Akzentbuchstaben erlauben würden.
Adam Twardoch
Ps. Ich sehe, dass die Blog-Software noch weniger „global“ ist als die Fago Pro, und Zeichen außerhalbs der Westeuropäischen Zeichetabelle nicht erlaubt. Daher ein erneuter Versuch für den misslungenen Absatz, diesmal mit Glyphnamen:
Die Gestaltung der Sonderzeichen gefällt im Allgemeinen, obwohl „eogonek“ sehr hässlich ausgefallen ist, „AE“, „Har“ und „dcroat“ zu dunkel. Andere Standardfallen wie „dcaron“ und „lcaron“ haben die Gestalter aber (gut) vermieden.
Jürgen
Danke, Adam, für die Komplimente: Aus Deinem Munde geht das runter wie Öl ;-)
Zum Begriff Global (mein Kommentar von oben, # 8):
Ich habe nicht erwartet, dass so viele Fontblog-Leser einen festen Begriff von dem Begriff »Global Font« haben (meines Wissens gibt es keine DIN-Norm dafür). Natürlich hat die Fago nicht den Anspruch – im linguistischen der auch wirtschaftlichen Sinne – ein weltweit funktionierender Font zu sein … das wird sie auch nie werden, mit 5 Strichstärken und dem typografischen Zauber. Ich wollte mit dem Begriff »global« – journalistisch und damit unpräzise – eigentlich den Fall von Betriebsystem-Mauern und die Rückwärtskompatibilität bis hin zur MS-DOS-Zeiten umschreiben. OK, das war wohl missverständlich.
Adam Twardoch
Noch zu Thomas und Ole:
Klar ist die Schriftentechnologie kompliziert. Erstellung von Computer-Fonts ist keineswegs nur Gestaltung. Linguistisches und technologisches Wissen ist ebenfalls gefordert. Man bedenke aber, dass im 20. Jahrhundert Schriftgestaltung meistens ein kollaborativer Prozess war. Die Rückkehr zum »Handwerkssystem«, in dem der einzelne Gestalter die Planung, die Gestaltung, die technische Herstellung und sogar den Vertrieb übernimmt. Das ist einerseits verständlich, weil ja der Gestalter gern ein größeres Stück von dem Kuchen haben will. Andererseits bin ich der Meinung, dass für die Voraussetzungen des globalen, oder selbst des EU-Marktes, dieses One-Man-Army-System nicht mehr funktioniert.
In eigener Sache — falls was ist, Ihr wisst, wo man mich finden kann :)
Gruss,
Adam
thomas
adam. ich sehe da in der tat einen markt für entsprechende firmen, das ganze ist einfach zu komplex um das alleine in angemessener zeit umzusetzen.
Christoph Päper
Latin 7 bis 10 enthalten kaum Zeichen, die nicht auch schon in einem von 1 bis 6 enthalten sind sowie in einem der genannten Windows-Zeichensätze. Darum ist es schwer vorstellbar, dass bspw. ISO 8859-15 nicht unterstützt werden sollte, wo doch all seine Zeichen auch in Windows-1252 vorkommen. (Ich hätte auch von der Abdeckung der Unicode-Räume ausgehen können.) Werbetechnisch ist diese Angabe sehr viel interessanter als irgendwelche EBCDIC-Varianten, die Liste sollte also entsprechend ergänzt (d.h. korrigiert) werden.
Ole
Zu Adam:
Bei mir sind die Zeiten schon lange vorbei, in denen ich alles allein gemacht habe. Sonst wäre es nicht möglich neue Schriften zu veröffentlichen und für Kunden in angemessenen Zeiträumen Schriften zu zeichnen, zu überarbeiten und mit allen gewünschten Sprachräumen auszustatten. Ich würde nie auf den Rat Dritter verzichten, wenn es um Sprachen geht, die ich nicht spreche und technologisch verhält es sich ebenfalls so. Die gestalterische Federführung bleibt in meiner Hand und wenn der Kuchen kleiner wird muss man eben mehr Kuchen besorgen, damit alle satt werden. So mache ich das seit Jahren ;-)