Ein Logo zum 50. Geburtstag der EU
Der polnische Designer Szymon Skrzypczak ist der Sieger eines Logo-Wettbewerbs der Europäischen Union, mit dem diese ein Signet für ihr 50-jährige Bestehen ermittelt hat. Zehn Einreichungen erreichten die Schlussrunde, drei wurde zum Sieger gekürt, wobei das Together-Logo als einziges zum Einsatz kommen wird.
In der pathetischen Begründung der EU-Kommission betont diese den ironisches Seitenhieb des Entwurfs in Richtung Mode-Label:
» … this logo gives a graphic interpretation to the voice of all Europeans, especially the new generations. These Europeans look for peace, stability and prosperity without taking anything away from their rights of individuality and diversity. The word ›together‹ expresses in a simple and immediate way what was originally bound to the idea of Europe: not only politics, or money, or geographic boundaries, but most of all co-operation and solidarity.
The different letters, using different typefaces, express the diversity in European history and culture and are kept ›together‹ by the meaning of the word itself. The irony inspired by fashion labels is well suited to a single out-standing activity such as the celebration of the 50th anniversary. The sub-line ›since 1957‹ is an essential part of this irony, and most importantly the main link to the Treaty of Rome.«
Tatsächlich scheint der ausgewählte Entwurf das kleinste aller Übel zu sein: der Rest der 10 Finalisten ist kaum der Rede Wert. Alle Fettnäpfchen sind vertreten: von kindisch über konstruiert bis hin zu kopflastig und unverständlich.
26 Kommentare
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Ivo
Mit den betriebswirtschaftlichen Augen der Fontindustrie betrachtet ist das Logo ein echter Traum.
robertmichael
da gabs doch mal diesen font mit den ganzen anfangsbuchstaben von irgendwelchen marken, wie hieß der nochmal?
Adam
Bei aller Liebe. Das Logo ist typographischer Brechdurchfall, und mindestens die Hälfte der anderen Einsendungen ist wenigert schmerzlich als dieses Ding da.
Abgesehen davon, warum zum Geier erfährt man von diesen Wettbewerben nicht?
Adam
robertmichael: Capitalis Pirata
nike
das sind ja alles noch studenten.
wie man sieht, haben sie noch einen langen weg vor sich =)
adidas
Jedesmal wenn hier Logos aus einem Wettbewerb vorgestellt werden, lese ich hier gemeckere.
Sind denn wirklich alle so schlecht? Und sind die schlechten überall, nur nicht in diesem BLOG?
Wahrscheinlich ist das die typische Deutsche Eigenschaft, dass sich immer beschwert werden muss …
Auch wenn ich nicht gläubig bin, aber der Satz „Wer frei von aller Schuld ist, soll den ersten Stein werfen …“ hier schon für sehr sinnig!
Alex
Von dem Wettbewerb hab ich zwar rechtzeitig mitbekommen, aber zum Glück nicht mitgemacht…
Das beste daran war die Ansprache der Zielgruppe (Wettbewerbsteilnehmer): nämlich folgende:
„Liebe Design-Studentinnen und Design-Studenten… bitte entwerft uns ein Logo für …blablabla…“ Und dann steht später bei den Teilnahmebedinguingen als Voraussetzung zur Teilnahme: abgeschlossenes Designstudium notwendig.
Genial oder?
Meine persönliche Meinung zu dem Entwurf:
Schöne und glaubwürdige Idee, auch relevant und intelligent.
Aber nicht glaubwürdig umgesetzt und mit handwerklichen Mängeln.
Die wichtigste Funktion eines Logos, nämlich die Erkennbarkeit des Absenders (die EU) ist leider nicht gegeben.
Das politische Thema unseriös dargestellt.
Wenigstens aber sehr freundlich und positiv.
Man muss erst selbst darauf kommen, daß 1957 genau 50 Jahre her ist.
Kein Wort zum Sinn des Logos, nämlich das Jubiläum; nur wer Logotype und Subline als einen Satz ließt, erschließt den Sinn.
Alles in allem hätten weniger unterschiedliche Schriften, und eine seriösere Farbpalette dem Logo ganz gut getan, ohne dabei die Idee zu schmälern.
Eine rein visuelle Interpretation von Form/Farbe und Komposition:
„Ein lustiges, belangloses Beieinander von Dingen, die nicht zusammengehören, aber der Wirtschaft willen zusammen gesteckt werden – daher hinten das (r).“
So will die Staatengemeinschaft also gesehen werden.
Aber wer weiß, vielleicht steht das ja so in deren abgestrebter Positionierung? Dann hat ist das Logo doch perfekt ;)
Yanone
Gefällt mir ziemlich gut. Die Abstände noch etwas nachkorrigieren, dann fertig. Ich finde es gut, dass keine der aktuellen Hypeschriftenarten verwendet wurde, sondern eine wahrlich bunte Mischung. Ich hätte mich über noch mehr Akzente und Umlaute gefreut. So gesehen gefällt mir der Beitrag Lundgren, Jenny (Sweden) besser. Die Assoziation mit dem Modelabel verstehe ich nicht.
Jürgen Siebert
Da ist was dran. Wettbewerbe sind einfach ungeeignet, um gutes Design zu bekommen.Wer ein gutes Logo möchte, der geht zu einem professionellen Designbüro. Fertig. Ich hab noch nie davon gehört, dass Musik oder die Gestaltung eines Automobils über einen Wettbewerb gelöst wird. Irgendwie glauben zu viele Auftraggeber – gerade die öffentlichen – gutes Design bekäme man von Studenten oder Laien quasi kostenlos geliefert. Was dabei raus kommt demonstriert der hier zitierte Wettbwerb in vorbildlicher Weise.
microboy
ich find das siegerlogo so naja … ansonsten sind schon einige ganz schoene sachen dabei. sicher nicht perfekt ausgearbeitet aber dafuer ist es ja auch ein wettbewerb fuer studies gewesen.
Ivo
Mir gefällt eigentlich nur das Logo von Toro Rosbe aus Dänemark und irgendwie auch das von Tomas Vrtich aus der Slowakei. Interessant ist auf jeden Fall, dass die drei Gewinnerlogos typografisch umgesetzt wurden.
Florian
@Alex:
Sorry, aber das ist einfach nur gezielte Verbreitung von Fehlinformation. Oder mangelhaftes Textverständnis?
»Artikel 2: Wer kann teilnehmen? Wenn Du Kunst, Grafikdesign, Kommunikationsdesign, visuelle Kommunikation, Mediendesign oder ein verwandtes Fach studierst, bist Du eingeladen, an diesem europäischen Logo-Wettbewerb teilzunehmen. Auch Designabsolventen, die ihr Studium im Jahr 2006 bereits abgeschlossen haben, können einen Wettbewerbsbeitrag einreichen.«
(aus den Teilnahmebedingungen)
HD Schellnack
Erinnert mich – unter anderem – auch an Mike Meirés Brand-Eins-Cover. Einige der anderen Einreichungen finde ich konzeptionell und auch technisch etwas spannender, etwa Eloi Gimeno Lopez oder Zane Jekabsone.
Ich finde, Jürgen hat Recht. Tatsächlich zeigen solche Wettbewerbe, wie schlecht das Pitch/Jury-Verfahren für gutes Design ist, das aus Dialog entstehen müßte, aus Ideenaustausch… nicht aus Konkurrenzsituationen.
Benjamin Hickethier
aber eins ist eindeutig klar geworden:
1977er punk hat sich durchgesetzt!
nicht nur typo/grafisch,
auch die inhaltliche begründung
atmet doch den libertär-individuell-pluralisistischen geist
dessen, was damals (betonung) so etikettiert wurde.
und die fashion-assoziation verstärkt das um ein weiteres.
Alex
Auch irgendwie komisch, daß alle Logotypes in Englisch verfasst wurden.
Ein sprachlich neutrales Bildzeichen wäre internationaler gewesen. So steht wieder der englische Sprachimperialismus im Rampenlicht
Übrigens auch lustig ist die Präsentation des neuen Logos auf der Webseite der EU:
http://europa.eu/index_de.htm
Wenn das Logo das kommunizieren würde, was es soll, müsste man es nicht in einen Kasten stellen, auf dem steht, was es ist.
robertmichael
mein favorit ist auch die swedische variante. das mit dem meckern ist ganz normal, wir sind hier alle vom fach und jeder hat einen anderen geschmack, außerdem ist meckern immer leichter als besser machen …
yan1, meld dich mal :)
Dirk S.
Ich finde es gar nicht sooo schlecht. Was das ganze etwas unleserlich macht ist das „R“ am Ende. Ich lese es irgendwie nicht mit, da man es ja bei vielen Logos als „Anhängsel“ kennt. Somit lese ich das Togethe. Natürlich französisch betont Togetheeee.
Ich hätte der EU aber nicht soviel Mut und Humor zugetraut so etwas durchzuziehen, deshalb finde ich es alles in allem sehr sympathisch.
P.S.: Die schwedische Studentin hat ihre Anregung wohl hier bekommen:
http://www.mychipchop.com/canvas_foreign2.html
sum1
schade nur, dass dieses logo nicht teilnehmen durfte:
Nick Blume
Hmm. Sieht nett aus, gemacht für den Durchschnittsbürger. Erzeugt aber keine Emotionen. Bessere Ergebnisse wären wünschenswert gewesen…
HD Schellnack
Auf der HP, wo es eingesetzt wird, ist das Logo kaum lesbar, gerade das hohle T fällt fast weg. Gegen wie viele von Jürgens Gebote zu guten Logos verstößt das «Together» eigentlich?
Stefan Kalscheid
Ich habe auch Togethe gelesen und an einen afrikanischen Staat gedacht. :-p
Jenny Lundgrens Entwurf finde ich wesentlich reizvoller. Wenn sie tatsächlich geklaut hat, dann hat sie es gut gemacht: bei Ihr bringen die Akzente einen echten Mehrwert.
Alex
@Florian:
Wegen den Teilnahmebedingungen: Stimmt, jetzt steht da was anderes als ich behauptet habe. Ich habe mich auf den Text bezogen, den ich auf der Webseite vor Monate gelesen habe. Leider kann ich das jetzt nicht mehr nachweisen… Schade.
Bin mir nämlich sicher, daß die Teilnahmebedingungen früher NICHT so dastanden. Hab nämlich noch einigen Studienkollegen, die damals gerade bei mir zuhause waren darauf hingewiesen und wir haben uns gemeinsam über die widersprüchlichen Bedingungen kaputtgelacht. Dann hätten wir alle uns wohl verlesen, was ich nicht glaube…
Aber jetzt kann ich’s natürlich nicht mehr beweisen, Mist :(
Hätt ich nur ’nen Screenshot gemacht…
Knoth
Meiner Meinung nach ist das einzig gute das von Tore Rosbo, es ist modern und funktioniert in meinen Augen.
An jedem anderen Logo hätte ich irgendwie was auszusetzen (das Gewinnerlogo sieht aus wie eine Kinderbekleidungsmarke, bei der schwedischen Variante fehlt mir zum Beispiel Griechenland?, und das finnische sieht aus wie Camouflage und so weiter).
aber liegt wahrscheinlich daran, dass ich mitgemacht habe und ohne Blumentopf nach Hause gegangen bin ;)
(Es geht um die Kunst, die Werte, die Erungschaften und das allgemeine Leben in der EU »the present is you« ist doppeldeutig und meint »die Gegenwart bist du« und das »Geschenk bist du«. Font ist Helvetica weil die ja auch 50 werden ;)
Alex
@Knoth:
Ja, den Entwurf finde ich auch ganz interessant. Ähnlich wie das Unilever-Logo. Nur wirds bei kleiner Abbildung wohl schwer noch was zu erkennen, oder?
Das funktioniert bei dem Unilever-Logo besser.
Hier ein Link: http://www.industry.org.il/_Uploads/Companies/logo_unilever.gif
Florian
@Alex: Wenn das so ist/war: Sorry! :) Nachdem das auch bei uns an der Hochschule aushing, bin ich zu keinem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass Studis außen vor sein könnten.