Designerischer Ungehorsam am Haus-Logo [Update]
[Beitrag wiederveröffentlicht am 21. September, 8:30 Uhr]
Unser Freund Benjamin Hickethier hat heute einen Kultur-Flyer in die Druckerei geschickt, auf dem das neue Haus-der-Kulturen-Logo vorkommen sollte/musste. Da Benjamin ein vehementer Gegner des »lieblos aus Helvetica« gebauten Signets ist, griff er selbstbewusst zur Akzidenz Grotesk: »Die AG ist zwar noch etwas fetter geworden, weil ich sie sicherheitshalber wegen Invertierung extraüberfüllt habe, aber so hätte es auch aussehen können, oder? Vielleicht variieren in Zukunft noch mehr unabhängigen Gestalter das HKW-Logo…«. Benjamins Flyer als PDF (500 K) …
29 Kommentare
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microboy
ich war am wochenende im „haus“ und hab mir auch das aktuelle programmheft angeschaut. leider wirkt hier das „kleinkarierte raster“ so dominant, dass ich bereist nach zwei seiten genug davon hatte. schade …
Stefan
Ja, so hätte es auch aussehen können, tut es aber nicht. Auf eigene Faust in Logos »rumpfuschen« finde ich nicht sehr löblich, eher respektlos dem Gestalter und der Institution, welches es trägt, gegenüber. Grenzwertig.
Marc
Wenn irgendjemand mein Logo aus welchen Gründen auch immer verändern würde, würde die gesamte Auflage eingestampft. So geht es dann auch wieder nicht.
Klaus
Ätzend dieses permanente runtergemache anderer arbeiten. Wird mir immer unsympathischer hier.
Holger
Den Teufel des Nichtgefallens mit dem Belzebub der Unlesbarkeit austreiben?
Da wo Kurt und Masha sich gute Nacht sagen, wejl sie beide schon mal bessere Zeiten hatten …
Gut gebrüllt, Löwe.
Chrs.
Mutig! Was wäre die Welt ohne Rebellen …
Benjamin Hickethier
Nur zur näheren Erläuterung:
Der Flyer ist nicht im Auftrag des HKW entstanden, sondern unabhängig davon für die dort gastierende Musikerin.
Für die Gestaltung gab es insofern keinerlei Vorgaben, auch nicht, dass das ›Logo‹ darin enthalten sein sollte.
>Stefan:
Man mag es als »rumpfuschen« bezeichnen, wenn man ein Logo oder eine Identity nicht als starres Konzept/Korsett auffasst. Die Idee variabler Logos oder die Interpretation von (Identity-)Vorgaben (wunderbar immer wieder die handgezeichneten Werbeanzeigen im schweizer Magazin ›Strapazin‹) ist jedenfalls nicht neu. Vielleicht, wenn es denn nicht nur ›rumpfuschen‹ war, habe ich das Logo interpretiert, in einem Kontext, dessen Gestaltung ich festgelegt habe. Vielleicht ist das auch nicht gelungen. Den Versuch fand ich reizvoll.
>Marc:
(siehe oben) Die Auflage einzustampfen, hört sich reichlich konsequent an.
Matthias
Der Beitrag schreit ein wenig nach Eigenlob … find ich eher plump und der gute Herr sollte lieber aufpassen keine Urheberrechtsklage an den Hals zu bekommen.
Verena
Die hohe Kunst des Grafik Designs liegt im „aus Scheisse Zwerge backen“, heißt: auch Sponsoren -oder Locationlogos sollen auf Postern, etc. bestmöglich eingesetzt werden.
Wann begreift Ihr endlich, dass wir Dienstleister sind? Dieses permernente sich selber featuren nervt immer noch. Benjamin, wir lieben Dich zwar trotzdem, aber bißchen Respekt bitte, gegenüber der Arbeit anderer Leute.
Marc
Benjamin, ein Logo ist eine geschützte Bildmarke. Entweder du druckst sie so ab, wie sie nun mal ist, oder du lässt es bleiben. Jegliche Veränderung, die nicht mit dem Rechteinhaber abgestimmt ist, ist eine Verletzung des Markenrechts und wenn du das bei mir machst, /wird/ die Auflage eingestampft.
Freunde, das ist kein Spass. Markeninhaber müssen sich gegen /Verwässerung/ der Marke schützen, denn sonst können sie den Markenschutz komplett verlieren. Grafiker sind in der Regel keine Juristen (obwohl es in kreativen Berufen erstaunlich viele (abgebrochene) Jurastudenten gibt), aber solche Grundlagen der Arbeit muss man kennen.
kai
Es ist doch löblich sich für den Veranstaltungsort einzubringen und das nicht gelieferte Logo in Eigeninterpretation mit auf den Flyer zu bringen.
Und mal ehrlich, wer von den Verantwortlichen dort erkennt, wenn er überhaupt den Flyer zu Gesicht bekommt, den Unterschied zwischen Helcetica und AG. Wer schaut bei ca.9 pt auf das ‚R‘ ?
Ich finde den Spaß gelungen!
Der Sven
Wenn man sowas schon macht, warum dann an die große Glocke hängen? Täglich wird an Logos rumgefummelt – meistens hat das aber nichts mit Rebellion sondern viel mehr mit Ignoranz oder Geschmacklosigkeit zu tun. Wird das „Rumbasteln“ denn nun salonfähig, nur weil es derzeit angesagt ist, variable Logos zu bauen?
Alex
Ich frage mich nur, inwiefern das „neue & gute“ Logo mit der AG nun jetzt besser sein soll als das „alte & schlechte“ in der Helvetica. Der Gesamtausdruck Ist doch immer noch der gleiche: Langweilig. Bzw. Geschmackssache.
Florian
„vehementer Gegner“
„…griff er selbstbewusst zur Akzidenz Grotesk“
„Vielleicht (…) habe ich das Logo interpretiert“
Geht’s noch? Der bisher erbärmlichste Beitrag zum Thema Haus-Logo.
Jürgen
OK, Griff ins Klo … bitte beruhigt Euch.
Selbstverständlich gelten weiterhin die 10 Design-Gebote, vor allem aber:
Du sollst Dich zurückhalten.
Du sollst keine fremden Logos frisieren.
Du sollst täglich Fontblog lesen und kommentieren.
PS.: Der Artikel wird morgen gelöscht, weil er keinen Beitrag zur Weltverbesserung leistet
miguel
ich kann alex nur zustimmen, wenn schon einen aufstand starten, dann doch bitte richtig! ich sehe keinerlei verbesserung …
HD Schellnack
Lustige Idee, aber Logo ist Logo. Selbst bauen geht da sowieso nicht, eigentlich hätte vom HDK eine EPS kommen müssen oder sowas. Aber wenn man schon selbst basteln muss, dann kann ich verstehen, dass man es unsichtbar ein wenig geradebiegen möchte, wenn es eigentlich kein Laie sieht. Ich hab so Anfälle manchmal ja auch :-D
Frank
Bei dieser Qualität von Beiträgen bekommt man ja schon morgens Kopfschmerzen – bitte diesen Artikel gleich heute löschen. Aua + Herzlichen Dank!
Benjamin Hickethier
Ja, Jürgen, bitte löschen –
nach Kommentaren des ›Eigenlobs‹ etc, des zu viel ›sich selber Featurens‹ frage ich mich warum ich zugestimmt habe, dass Du über den Flyer schreibst. Sorry an alle die sich damit beschäftigen mussten.
Verena,
ich sehe Gestalter/Kommunikationsdesigner, wie Du weißt, ›vehement‹ nicht nur als ›Dienstleister‹. Sorry auch dafür, aber das Thema kennst Du, ›gesellschaftliche Verantwortung von Grafik-Designern‹ und Du gestaltest ja auch gerne zum Beispiel mal pazifistische Lichterketten.
Marc –
ob die Auflage aus markenrechtlichen Gründen eingestampft werden kann, bezweifle ich, u.a. da es sich um keine Auftragsarbeit für das HKW handelt, im Prinzip die Setzung und Form des Titels des Veranstaltungsortes meiner Entscheidung oblag – aber man könnte natürlich ein spannendes Gerichtsverfahren daraus machen, rauszufinden ob sich meine ›Logo-Adaption‹ dem ›Original-Logo‹ nähert, dieses ›verwässert‹, oder von welcher Seite was hier sich wohin bewegt.
Der Sven –
›Rebellion‹, ›an die große Glocke hängen‹ – von Rebellion habe ich nie geredet, jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang. Und ›an die große Glocke hängen‹: dazu s.o., ansonsten – hey, ist das hier ein blog oder nicht?
HD –
von ›selber bauen muss‹ war auch nie die Rede. Im Gegenteil, ich ›sollte‹ eigentlich nur irgendwo den Ort des Konzertes unterbringen. In ›irgendeiner‹ Schrift. Deswegen ging’s auch nicht darum, ein EPS vom HKW zu bekommen und einzubauen oder eben das in einem ›rebellischen‹ Akt des ›designerischen Ungehorsams‹ zu verweigern, aus Gründen der Kritik oder des Eigenlobes oder so. Ich habe mir einfach erlaubt, selbständig zu entscheiden und zu handeln. Soviel zum Thema ›Designer als Dienstleister‹ auch noch mal. Ich bin froh, dass ›wir‹ ab und an den Entscheidungsspielraum haben, nicht nur ›für Geld alles auszuführen‹.
Und wer das politisch findet, liegt vielleicht gar nicht so falsch.
Im Übrigen, wo gerade hier im fontblog die Kritik an anderer Leute Arbeiten in der letzten Zeit schneidend scharf und wenig konstruktiv war, habe ich gedacht, evtl. einen interessant-diskussionswürdigen Beitrag zur alten HKW-Debatte zu leisten, in der ich mich auch gerne zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. So ist auch meine ›Adaption‹ (allen aufgeregten Einstampfern noch mal zur Erinnerung: der ganze Flyer ist 105 x 105 mm, wie groß wird das Logo und die AG dabei?!) als konstruktive Kritik gemeint, von jemandem, der sich beginnt mit der neuen HKW-Identity anzufreunden.
und zum Schluß –
Die Vorwürfe des selbstreferenziellen Beziehens à la Riesenmaschine-ZIA-etc nehme ich mir zu Herzen und versuche, mich in Zukunft mit Kommentaren und/oder Beiträgen zurückzuhalten (und sorry für diese zweite lange Erklärung).
Chris Rehberger
Bitte, diesen Beitrag auf keinen Fall loeschen. Traegt naemlich zur allgemeinen Erheiterung bei und ist ein Lehrstueck.
Wir muessen nun nicht abermals wiederholen was den springenden Tieger angeht. Das hat sich erledigt.
MERCI
Chris Rehberger
Chris Rehberger
Zu schnell geschossen.
„Tiger“ – natuerlich. Entschuldigt bitte den Fehler.
Stefan
Nuja, aber nach deinem letzten Beitrag, lieber Benjamin, stellt sich ja die ganze Sache doch etwas anders dar, als es der Ausgangs-Beitrag vermuten lässt. In diesem geht nämlich nicht hervor, dass es keine explizite Arbeit für das HKW ist und auch nicht, dass du »irgendeine« Schrift verwenden solltest. Unter dieser Voraussetzung geht die Wahl schon in Ordnung – der Seitenhieb in Richtung Original ist so zu vertreten.
Verena
lieber Benjamin, bitte verwechsel hier nicht Äpfel mit Birnen. Politische Aktionen dürfen meiner Meinung nach NIE als Designleistungen deklariert werden.
indra
Ich glaube, ich habe in meinem Leben mit Flyern mehr Logos nachgebaut als als Datei erhalten. Und immer habe ich meine Berufsehre versucht zu wahren, manchmal also auch die Arial ausgetauscht — keine Ahnung, dass ich da verklagt oder eingestampft hätte werden können.
Versteht dies bitte nicht als Beitrag zur Helvetica vs. AG-Diskussion, ich mag sie beide. Aber ich mag diesen blog nicht mehr und nachdem ich gleich Jürgens wunderbaren iphone-Beitrag genüsslich auf der langen Fahrt nach Berlin lesen werde, schmeisse ich zumindest den Kommentare-feed raus. Adieu Ihr Niedermacher, welcome Weltverbesserer.
thomas
sieht so aus, als ob sich hier ein sehr interessantes und wichtiges thema für einen neuen thread aufgetan hat.
Benjamin Hickethier
liebste Verena (hey, das Klima bessert sich!), ich bin voll Deiner Meinung: Politische Aktionen sind keine Designleistungen. Umgekehrt meine ich auch eher, dass DesignerInnen mehr gesellschaftliche Verantwortung zeigen könnten. Was alles herzlich wenig allerdings zu tun hat mit dem unbedeutenden Flyer für das, nebenbei, bestimmt wunderbar werdende Konzert von
Masha Qrella und Band
im Haus der Kulturen der Welt am 6. Oktober um 20 Uhr.
Marie
Wollen jetzt alle wieder harmlos miteinander sein – und gelten Kommentare nicht, wenn das Logo, verändert, klein genug eingesetzt wird? Wenn man mal die weichen Faktoren weglässt (kleiner Logoeinsatz, Logo gefiel so nicht und so Ähnliches) bleibt an harten Fakten:
Da ist eine Arbeit eines anderen Designers verändert und so publiziert worden, ob Auftragssarbeit fürs Haus oder nicht. Wir reden ja nicht von den Neubauwelt-Grafiken, wo man den Männchen gerne noch ein Hütchen aufsetzen darf, sondern von einem Logo, einer Marke die in einem Prozess zwischen Designer und Kunde entstanden ist und bei dem sich bestimmt etwas gedacht wurde. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln (obwohls Keinem körperlich weh tut und nicht als Schwerverbrechen zu werten ist – klar), denn: Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem Andrem zu – Respekt vor der Arbeit anderer Designer (auch wenn man sie nicht mag – die Arbeit) – oder? Das Ganze hat mit gesellschaftlicher Verantwortung eines Designers nichts zu tun – die sollte, wenn, dann in anderer Form als einer Urheberrechtsverletzung (klingt fies, ist aber so!) stattfinden.
Chrs.
Welche Agentur hat eigentlich das Helvetica Logo gestaltet? Nicht das einer den Fontblog von denen ließt.
Chris
Schon lange geschehen Chrs.
DOUBLE STANDARDS
Besten Gruss
Chris Rehberger
Double Standards