Fontblog Designdiskurs

Die Nummernboys kommen, oder …

FIFA verordnet neues Trikotdesign

von Julian Koschwitz

Selten war sich der deut­sche Fußballkosmos, der sich im Spannungsfeld Hoeneß (»Eure Scheißstimmung, da seid ihr doch dafür verant­wort­lich […] «) und Lattek (»Da brauchst du ganz ruhig sein, Uli!«) bewegt, so einig wie in diesem Fall. Seit dem Freundschaftsspiel gegen Belgien in Nürnberg und erst recht nach dem Kerner-Auswurf »Was die sich bloß wieder dabei gedacht haben!?« rollte die Empörungswelle, und sie findet Unterstützung in Foren, Stadien und Redaktionen.

Illustration: Vladimir Kushnir

Eine Eins ist eine Eins ist eine Eins … (Illustration: Vladimir Kushnir)

Was ist passiert? Bis zur WM 2010 soll es bei Länderspielen je Mannschaft nur noch die Trikotnummern von 1–18 geben, in die theo­re­tisch jeder aus dem Spielerkader gleich­be­rech­tigt hinein­schlüpfen muss. Wahrscheinlich fällt auch die Beflockung der Shirts mit dem Nachnamen weg, obwohl das nicht gefor­dert ist. Entgegen der von Aberglaube und Verehrung defi­nierten Beschriftungsspielerei bahnt sich also ein neutrales Raster an … Mit dem Nebeneffekt, dass kein »Schweinsteiger« mehr zwischen die Schulterblätter gezwängt werden muss, während ein »L a h m« auf der glei­chen Fläche in seine Bestandteile zerfällt.

Schweinsteiger Lahm

Warum nur diese Aufregung? Es hat sich auch niemand über den iPod aufge­regt, als dieser – redu­ziert gestaltet wie ein Blutdruckmesser – den MP3-Player-Markt revo­lu­tio­nierte? Solche mini­malen Umstellungen können zur gestal­te­ri­schen Blüte führen, die sogar den KIEßLING im Bayer-Trikot vergessen machen.

KIEßLING

Wenn das Trikot die Corporate Identity des Vereins oder sogar des Landes kommu­ni­zieren soll und somit das Image eines Siegers nach außen trägt, wundert es nicht, dass Werder Bremen seit Jahren in der Gruppenphase der Champions League raus fliegt.

Trikotschriften

Kann man mit Schriften Fußballspiele gewinnen, die aus Diego Goofy und aus Pizarro Westbam machen?

Die Beschwerden über die Änderungen sind trotzdem verständ­lich, denn das Merchandising ist eine wich­tige Einnahmequelle. Nur deshalb durften wir bei der EM 2008 Fan-Mannschaften komplett aus Podolskis und Ballacks zuju­beln. Doch ein harter Markt wäre keiner, wenn er nicht neue Strategien entwi­ckeln würde um bis 2010 noch mehr zu verkaufen.

Fördert so was nicht den Teamgeist? Wer sich nun ein Trikot kauft, macht dies nicht wegen der Verehrung eines Stars, sondern wegen der Liebe zum Team. Allein aus diesem Gedanken könnten doch unzäh­lige Claims für den nächsten Summer of Love and SchwarzRotGold nach 2006 gestrickt werden.

Und außer den roten Bayern-Trikots könnten die statis­tisch in Deutschland zuneh­menden Sozialisten eben­falls Gefallen daran finden: Morgens als Nr. 3 ins Training gehen, mittags als Nr. 7 das Nuss-Nougat-Brot essen, abends als Nr. 11 auf der linken Außenbahn kicken, »nach dem [Spiel] zu kriti­sieren, wie ich gerade Lust habe« (frei nach Karl Marx).


Ist Grafikdesign Kunst?

Ein klares NEIN von mir. Wie seht Ihr das? Hier abstimmen … Zustimmung und Gegenrede auch gerne hier in Kommentaren. (Via).


Multitouch, oder …

… eine tolle Technologie, die nicht erst seit Minority Report zu einem glän­zenden Höhenflug ange­setzt hat, obwohl sie nicht gänz­lich neu ist.

von Julian Koschwitz

Die ersten Videos von Jeff Han’s Multitouch-Experimenten verlei­teten YouTube-User noch, an eine Video-Montage zu denken. Doch als Microsoft mit Surface 2006 erkennen ließ, dass das soge­nannte Windows Media Center nun endlich im gesell­schaft­li­chen Leben ange­kommen ist und nicht mehr in sepa­raten Kabinen abge­halten werden muss, klappten die Kinnladen reihen­weise runter. Denn statt mühsam irgend­welche Hocker vor den Monitor zu karren, kann man sich um den Couchtisch gemüt­lich in die Runde hängen, Fotos tauschen, drehen, größer und kleiner ziehen. Wahnsinn! Endlich ist es einfach, schnell und sexy die Urlaubsbilder zu zeigen oder ein fremdes Land auf einer Karte zu zeigen.

Es war klar: Da wird Großes kommen! Und es kam: Das lang erwar­tete Apple iPhone brach kurz darauf alle Erwartungen in Verkaufszahlen, Lifestyle und Technologie. Ja, man konnte sogar neben all den Killer-Apps tele­fo­nieren. Weiterhin kann man seitdem endlich auch unter­wegs Bilder, Karten und Videos drehen und größer und kleiner ziehen. Über-Awesome (S.Jobs)!

Parallel dazu entwi­ckeln unzäh­lige Studenten, Techniker und Designer eigene Multitouch-Tische, -Wände und andere Objekte. Von klein und Low-Cost bis XXL und auf hohem tech­no­lo­gi­schen Niveau. In Communities wie dem NUI-Group Userforum kann man sich einen Eindruck machen und Personen wie Projekte kennenlernen.

Bei der PDC 2008 konnte man sich nun das mit Spannung erwar­tete Windows 7 vorstellen lassen, das, wie man schon erahnen konnte, durch mehrere simul­tane Berührungen bedienbar ist.

Doch nun findet man all diese tech­no­lo­gi­schen Höchstleistungen in einem weißen Nichts. Denn obwohl die meisten Computer-Nutzer aus Angst vor dieser Leere zwar den ganzen Tag ihre Fotoalben hoch und runter skalieren und in alle Himmelsrichtungen drehen, mit beiden Händen durch Google Earth rudern und CD-Cover in iTunes in Höchstgeschwindigkeit durch­blät­tern, drängt es manche gele­gent­lich auch wieder in ihr Office-Körbchen, wo sie die Kolumnen nun doch lieber wieder mit den Pfeiltasten durch­laufen, die Diagramme an ihren winzigen Ankerpunkten mit der Maus ankli­cken und den Text über die Tastatur rein-hämmern.Passt nicht Quo vadis Multitouch? Doch nicht etwa in den Desktop-Computer-Bereich? Ist es ein typi­sches Phänomen, dass auf Biegen und Brechen versucht wird, die für Tastatur und Maus entwi­ckelten Anwendungen nun als »besser-durch-Multitouch« zu verhö­kern? Ebenso wie vergeb­lich versucht wurde, typo­gra­fi­sche Regeln und Erkenntnisse aus dem Printdesign einfach auf den Screen zu über­tragen? Erinnert etwas an neben­ste­hendes Bild.

Kann es sein, dass vor lauter Euphorie die Technologie ohne Design und Konzept gegangen ist, ohne jemals nach dem »Wozu?« zu fragen?


A-Pril, A-Pril, oder …

… wahr­schein­lich merkt’s kein Schwein.

von Alex Branczyk

Nur Detaillover wie unser­eins finden so was immer wieder span­nend: Die Saubermänner von Pril geneh­migten sich ein Redesign! Ich hab’s nur bemerkt, weil das neue Markenlogo auf der größeren Flasche zum selben Preis – also »güns­tiger« – ange­boten wird.

Die Fettlösekraftmeier haben sich also die runden Füße abge­spült und sie damit platt gemacht. Darüber hinaus hat das r jetzt die selbe Frisur wie das P und der i-Punkt ist über sich hinaus gewachsen …kurz: Der Pril-Schriftzug wurde verdaxt. Was an diesem Redesign tatsäch­lich inter­es­sant ist: Wie hat die Agentur das wohl begründet? Oder anders herum: Wäre das alte Logo das neue, fielen mir echt ein paar Argumente ein … aber so?

Vielleicht hat jemand eine Idee.


o2, O₂, O-two … Oh no! oder …

… Der typo­gra­fi­sche Umgang mit der Marke O2
von Priska Wollein und Helmut Ness

Auf den ersten Blick scheint der Mobilanbieter mit den Sauerstoffbläschen in Sachen Markenname das große Los gezogen zu haben: kürzer und einpräg­samer geht’s wohl kaum. Das O blub­bert zudem ganz hübsch mit den Bläschen im Keyvisual und jeder, der die 8. Klassenstufe durch­laufen hat, müsste (laut Lehrplan) eins und eins zusam­men­zählen und das Versal-O mit der tief­ge­stellten Ziffer 2 sofort als die chemi­sche Bezeichnung für Sauerstoff iden­ti­fi­zieren können. Und davon kriegt man ja schließ­lich jede Menge, wenn man nicht mehr zuhause in der stickigen Bude tele­fo­nieren muss, sondern beispiels­weise durch den Park schlen­dert dabei. Hier schließt sich der Kreis zur Mobiltelefonie – so weit, so gut. Das hatten sich die Verantwortlichen bei der Markenentwicklung seiner­zeit wohl auch gedacht – Operation gelungen! Feierabend! – und haben kurz vor den entschei­denden typo­gra­fi­schen Eingriffen einfach den Sauerstoff abgedreht.

Auf den ersten Blick scheint O2 die Sache den Umständen entspre­chend gut über­standen zu haben und nur das geschulte Typo-Orthopädenauge erkennt den leichten Haltungsschaden: dem tief­ge­stellten, viel zu dünnen Light-Zweierlein droht neben dem etwas fett­lei­bigen O die Luft auszu­gehen. O2 hinkt jedoch nicht nur in dieser Hinsicht. Im Alltag zeigt sich, dass der Telekom-Marke viele typo­gra­fi­sche Betätigungen, die andere Brands problemlos meis­tern, erheb­liche Schwierigkeiten bereiten. In erster Linie wohl, weil das tief­ge­stellte Zweierlein in vielen Anwendungen einfach nicht kann.

Schauen wir derzeit ins Stadtbild von Berlin: O2-World – all over the place. Und nicht nur die Werbeflächen künden von der neuen Event-Halle am Ostbahnhof, nein, auch die offi­zi­elle Straßenbeschilderung muss sich dafür ins Zeug legen. Mit der DIN scheint O2 aber wohl gar nicht zu können – oder die Berliner Schildermacher können nicht mit der DIN und O2. Es trägt die Symptome der typo­gra­fi­schen Inkonsistenz offen zur Schau: o2 steht da. Vermutlich damit keiner das O mit der 0 verwech­selt und dann über­haupt nicht mehr weiß, mit wem er es hier zu tun hat. Die gleiche Behinderung macht O2 beim Providerlogo auf dem Handydisplay zu schaffen. Da kommt das Zweierlein auch beim besten Willen nicht runter. Folge auch hier: das wenig elegante o2, das mit Sauerstoff so viel zu tun hat wie ein Zwiebelturm mit einem Zwiebelkuchen – gar nix.

Wie O2 im Web klar kommt, wollten wir eigent­lich besser gar nicht wissen. Doch bekommt die Diagnose des Krankheitsbildes von O2 auf der eigenen deut­schen Website plötz­lich eine völlig neue Wendung: O2 kann, wenn es will! Bei den Navigationsreitern kommt das Zweierlein so runter, dass es eine typo­gra­fi­sche Freude ist. Und das sogar in der Systemschrift. Aber es scheint eben nicht immer zu wollen. Denn auf dem Rest der Seite voll­führt es dann wieder die typo­gra­fisch unmög­lichsten Verrenkungen ohne erkenn­bare Motivation. Mal groß/klein dann wieder klein/groß – einfach alles durch­ein­ander. Typografisch inkon­ti­nent. Vielleicht also doch eher ein psychi­sches Problem? O2 in die Branding-Reha? Oder doch besser erstmal auf die Typoanalyse-Couch?

Bis das endgültig geklärt ist, könnte man den Problemen der typo­gra­fi­schen Darstellbarkeit des Markennamens viel­leicht mit »The phone company normally known as the oxygene symbol« begegnen. Obwohl das die Berliner Schildermacher dann vor neue Probleme stellt …


Alter ohne Weisheit, oder …

Warum ein blei­erner Kurt Weidemann keine Bücher bespre­chen sollte

von Prof. Ralf de Jong

Las ich doch jüngst in der »form« eine Rezension unseres Buchs »Schriftwechsel«. Man muß es ja nicht mögen. Kurt Weidemann (er hat die Besprechung geschrieben) mag es nicht. Ist sein gutes Recht.

Er fände es über­flüssig, 250 Schriften zu zeigen, weil »gute Typografen ein Berufsleben lang mit einem halben Dutzend Schriften sehr gut zurecht­ge­kommen sind, Fanatiker sogar nur mit einer«. Stimmt ja auch. Nur hat er wohl über­sehen, daß diese nicht alle dieselbe Schrift benutzt haben bzw. benutzen wollten. Und: Wie haben die wohl ihre Schriften gefunden? Sind die ihnen in die Wiege gelegt worden?

»Moderne Schriftfamilien, zu Sippen ausge­baut, verfügen für die Länder des latei­ni­schen Alphabets über weitaus mehr als 10.000 Zeichen«, beklagt Weidemann. Ist das denn so schlimm? Können wir doch endlich unseren polnisch-stäm­migen Nachbarn die korrekten Akzentzeichen in den Namen schreiben! Und grie­chi­sche Zitate in der passenden Type setzen.

Lieber Kurt Weidemann! Sie zollen »dem immensen Fleiß, dem Aufwand, dem Kenntnisreichtum … großen Respekt«. Und fragen nur, »was dabei … der Mühe wert war«. Danke. Aber viel­leicht haben Sie in Ihrer blei­zeit­li­chen Grundstimmung einfach andere Bedürfnisse als heutige Schriftnutzer? Als Sie jung waren (Jahrgang 1922), bot die briti­sche Monotype EINE Garamond an. Im FontBook findet man heute über 32.000 Schriften. Unter ›Garamond‹ stehen 22 Einträge – wohl­ge­merkt, Familien, keine Einzelschnitte. Das ist die Welt, in der wir uns zurecht­finden müssen.

Wäre die Rezension weniger pole­misch, hätte ich mir das Folgende aus großem Respekt vor Ihrem gestal­te­ri­schen Lebenswerk verkniffen. Weil Sie aber wie ein Erbsenzähler in Ihren Text einsteigen (»ein 1686-Gramm-Ganzleinenband …«), muß ich Ihnen leider vorhalten, daß dieser Text nicht nur inhalt­lich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts stehen­bleibt, sondern auch noch in jedem veri­fi­zier­baren Detail falsch ist. Mit anderen Worten: Sie haben sich verzählt.

Das Buch hat bestimmt nicht »350 Seiten und 20 Seiten Anhang«. Lieber Kollege, 370 Seiten bei einem faden­ge­hef­teten Band wären ein mathe­ma­ti­sches Wunder.

Daß A4 »für ein Gebrauchs- und Nachschlagewerk völlig unge­eignet« sei, lese ich mit Verblüffung. Darf ich vorsichtig an Ihr eigenes Buch »Typos. Das Große Buch der Druckschriften« in A4 erin­nern? Oder an Ihr »Wo der Buchstabe das Wort führt«, ein Gebrauchswerk aus dem Jahre 1997: es ist ganze 368 Seiten schwer und hat das Format eines Atlanten, beein­dru­ckende 26 x 33,5 Zentimeter.

Und wir haben tatsäch­lich viel Wert auf Zitate aus der Primärliteratur gelegt. »Dabei kommt Jan Tschichold gerade einmal vor, Hans Peter Willberg aber sechsmal.« Herr Weidemann, da haben Sie wohl auch nicht so genau hinge­schaut. Im Register ist Tschichold nur einmal erwähnt, weil der Großteil seiner Zitate aus seinen GESAMMELTEN SCHRIFTEN stammt – deshalb eine Nennung –, während wir Willberg aus Einzelpublikationen zitierten – sechs Nennungen. Hat aber nichts mit der Häufigkeit der Zitate zu tun …

Möglicherweise konnten Sie das Buch nicht richtig lesen, weil es »in einem zu klein gewählten Schriftgrad« gesetzt ist?

Lieber Herr Weidemann, viel­leicht sollten Sie einfach keine Bücher rezen­sieren, die Sie entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben – und sei es nur, weil die Schrift zu klein gedruckt ist. Dann würde es mir leichter fallen, Ihnen Ehre und Respekt zu zollen, wie Sie es sicher verdient haben. Nur eben nicht für diese Besprechung. So, jetzt ist es raus.


Schaulustige – bitte weiter gehen …

Vor 6 Monaten hatte ich eine kleine Sinnkrise (Be Fontblog) und fragte mich: Gibt es auf dieser Site noch Hoffnung auf einen frucht­baren offenen Diskurs über Design? Auslöser waren orien­tie­rungs­lose Kommentare zur Berlin-Kampagne, die keinen Beitrag zu einer frucht­baren Diskussion leis­teten. Ich kam dann zu dem Fazit: »Das Fontblog bleibt, wie es ist. Mehr Leser ist prima. Heftige Kritik in den Kommentaren auch. Wir sind kein elitärer Club.«

Gestern erin­nerte ich mich wieder an den Moment. Ein Daniel, der die sympa­thi­sche Plakataktion von HD Schellnack nicht verstanden hatte (Kommentar 5), biss sich an den Erwiderungen von HD und Simone fest und wurde belei­di­gend (Kommentar 14). Der Ball wurde dann noch bis in die Nacht (Kommentar 20) und heute morgen (21) ein paar mal hin und her gespielt und hinter­ließ frus­trierte Opfer.

Ivo, mein wich­tigster Fontblog-Berater, hatte den Braten schon früh gero­chen und mailte mir gestern gleich nach Erscheinen von Kommentar 5: »Ich wäre übri­gens dafür, solche Kommentare gene­rell einfach zu löschen.« Zwei Stunden später schloss ich mich ihm an. Heute Morgen sind wir beide zur gegen­tei­ligen Überzeugung gekommen.

Ein kluger Beitrag von Fabu half da weiter: »Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, durch das Löschen von brisanten Inhalten Probleme aus der Welt zu schaffen. In Wahrheit handelt es sich dabei um einen destruk­tiven Akt und Nährboden für neue Probleme. Zensur sorgt – zu Recht – für eine nega­tive Stimmung inner­halb der Community und lässt aus der ursprüng­li­chen Mücke ganz schnell einen Elefanten werden. Aus diesem Grund werden Themen oder Beiträge im Normalfall nicht gelöscht – mit Ausnahme von böswil­ligen Provokationen in Form von Spam oder Beiträge mit ille­galen und/oder rufschä­di­genden Inhalten.«

Das unter­schreibe ich sofort. Und Fontblog wird auch nie die Kommentarfunktion abschalten (wie lang­weilig wäre das denn), oder nur Registrierte zum Kommentieren zulassen (hoppla, haben wir nicht schon genug Bürokratie).

So, und jetzt meine Standpauke. Ich wünsche mir, dass die Gemeinde der Fontblog-Leser verirrte Kommentierer wie Daniel auffängt und sozia­li­siert. Ich empfinde es schlicht als Skandal, das gestern binnen 90 Minuten 250 Leser das kosten­lose Poster/Booklet-Paket bei uns bestellt haben … sich aber niemand zu Wort meldet, wenn ein Daniel die Aktion nicht versteht und anschlie­ßend die Verursacher belei­digt. Schaut Euch bitte mal diesen Therad an: HD, Ivo, Simone und ich – also die Mitwirkenden – reißen sich 7 Beine aus, um einem (bran­chen­fremden) Troll zu verkli­ckern, was der Reiz der Aktion sein könnte. Und 250 Neugierige schauen zu, ohne den Mund aufzu­ma­chen und viel­leicht mal in einem Satz zu erklären, warum sie selbst »Twenty-Five Designer And One Toy« für eine span­nende Sache halten – zumin­dest inter­es­sant genug, dass sie es nach Hause schi­cken lassen. Ähem … ich weiß, dass Ihr alle viel zu tun habt, aber eine Responsequote von 2 %  (= 5 Stimmen) hätte mich schon glück­lich gemacht.

Und von Daniel möchte ich gerne mal wissen, wer er ist und was er beruf­lich macht – sonst reden wir weiterhin anein­ander vorbei.

Ach so, ich wollte die Headline noch ergänzen: … oder helfen!


Urlaub in Frakrotürnesien oder …

… warum ist die Tourismuswerbung in Deutschland gleichgeschaltet?

von Jürgen Siebert

Wenn du einen arbeits­rei­chen Sommer ohne Urlaub hinter dich gebracht hast, wächst am Ende der Ferien die Reiselust. Bilder ferner Länder fließen durch deinen Kopf auf dem Weg ins Büro. Andere fliegen draußen auf Plakaten vorbei, beim Blick durchs U-Bahn- oder Autofenster: Strände, Badende, Sehenswürdigkeiten, Natur …

Am Schreibtisch versuche ich mich an das Gesehene zu erin­nern. Aber es blieb nix hängen, außer: Aerlingus, Germanwings, FlyBE, Condor, Tuifly … Warum setzen sich die Billigflieger in meinem Gehirn fest, nicht aber die Reiseziele. Was ist ein Airbus gegen Istanbul, eine Boing gegen die Côte d’Azur?

In den darauf­fol­genden Tagen schaue ich mir die Tourismuswerbung etwas genauer an. Da fällt mir auf, dass sie austauschbar ist. Würde man die Reiseziele abde­cken und nur die Bilder und den Text sehen, es fiele schwer zu erkennen, wer mich da in welches Land locken möchte. Typisch ist die hori­zon­tale Zweiteilung der Werbemotive in blauer Himmel plus glück­liche Surfer oder blaues Meer plus verliebtes Pärchen.

Nun bin ich zwar ein Freund unserer guten FF Justlefthand, und fest davon über­zeugt, das sich viele unsrer 1,5 Millionen lizenz­freien Fotos für Tourismuswerbung eignen … aber so wie es in den Beispielen oben zu sehen ist, war das nicht gedacht. Wo ist da Profil? Wo sind die Werte der Urlaubsländer? Vieles in unserer Konsumwelt ist austauschbar, oder um es positiv zu formu­lieren, von glei­cher Qualität: Autos, Waschmittel, Handys … Wenn es Produkte gibt, die wirk­lich unver­wech­selbar ist, dann sind es die nahen und fernen Länder, in die wir gerne Reisen (sollen).

Fazit: Ein Großteil der Tourismus-Werbung austauschbar, was sich bisweilen im Internet fort­setzt: goTurkey. Es gibt auch Ausnahmen: Montenegro​.travel. Die Billigflieger machen es vor, wie man sich im Wettbewerb Gehör verschafft.

So, und jetzt kann ich mich nicht entscheiden, ob ich meinen Urlaub in Germanwings, Aerlingus oder easyJet verbringen soll.