Bücher frisch ausgepackt (2): ADC Buch 2009
Heute ist das letzte ADC-Jahrbuch erschienen. Perfekt gedruckt, solide gebunden und blindgeprägt vereint es das Beste aus der deutschen Werbung, Design, Marketing, Editorial und Co. Löst sich der ADC auf? Ist ›The End of Print‹ (David Carson, 1995) Realität geworden? Weder noch.
Die Medienwelt hat sich geändert. Verlegerische Dickschiffe haben keinen ruhigen Hafen mehr inmitten einer Informationsflut, die nach belieben ihre Orientierung ändern kann. Wie muss ein ADC-Jahrbuch aussehen, das zwischen dem Wunsch nach schön gemachten Büchern und kostenlosen Downloads seinen Platz findet? Genau diese Frage stellen sich der Kreativclub und der Verleger im Moment – nach 15 Jahren Zusammenarbeit. Lassen wir uns in 12 Monaten überraschen, was kommt.
Doch nicht nur der ADC, die ganze Werbebranche wird sich in den kommenden Monaten an radikale Veränderungen gewöhnen müssen. Die Welt erfährt gerade einen technischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, infolge dessen sich fast alle Menschen neu orientieren müssen. Auch die Kreativen. Doch wenn sie ihre schöpferische Fähigkeit wieder als das begreifen, was sie von Natur aus immer war – nämlich für Probleme ungewöhnliche, intelligente und überraschende Lösungen anzubieten –, dann werden die Kreativen als Gewinner aus der Krise hervorgehen.
Im ADC Wettbewerb geht es um Ideen. Die besten Ideen kommen ins Buch, die allerbesten werden mit dem Ritterschlag geadelt, ein ADC-Nagel. Wenn Ideen prämiert werden, ist die Kraft der Vorstellung König. Darum steht das letzte ADC Jahrbuch unter dem Motto »Du kannst es Dir vorstellen, also kannst Du es …«
Und natürlich ist auch The Ultimate Edition wieder eine Fundgrube für neue Formen der Marketingkommunikation und Leistungsbeweis der ungebremsten Vorstellungskraft interdisziplinärer Teams. In 46 Kategorien hat jede gute Idee eine Chance, sich ins geschichtsbuch dfer Kreativen zu schreiben … das hat sich herumgesprochen. So finden man im Buch kaum noch klassische Werbung, dafür um so mehr intelligente Marketingkommunikation mit allen Mitteln. Da gehören die Schauplätze eines Bestsellers überraschenderweise alle zu einem Gastronomieunternehmen, schwebende Metallkugeln formieren sich zu Karosserieumrissen, Madonnen werden betteln geschickt, Schuhkartons mit Innenleben ausgestattet und Liebesschmöker… ach schaut doch selbst.
Seit heute im FontShop, versandkostenfrei, das letzte ADC Buch, für schmerzhafte aber berechtigte 98 € … (672 S., 2000 Abbildungen, 24 x 29,7 cm, Halbleinenband mit tief geprägter Graupappe)
8 Kommentare
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Jakob
Ich glaube das ist der erste lange Bericht, den ich hier je wirklich durchgelesen habe. Ich kann nur den Link zum Der Link zum Gewinnspiel für das Buch nicht finden ;) Bin Student … mhhhm, gutes Buch. Ay.
tjark
Den Link zum Gewinnspiel mit den 100 Exemplaren find ich irgendwie auch nicht ….
Jürgen Siebert
Rich Roat von House Industries macht sich heute zufälligerweise ebenfalls Sorgen um die Zukunft des Buches … » … the House book has officially reached out-of-print status except for these jealously-guarded archive copies. How will the creative industry survive without this invaluable primer which is referenced by professionals throughout the world as a guide to how not to be really successful in the world of type, graphic and industrial design? We are not sure, but we hope that Flickr pages of other peoples Flickr pages and blogs about forums that comment on blogs that comment on other peoples opinions in a world where anonymity and exhibitionism run hand in hand to form impersonal interpersonal relationships between parties who will only meet electronically do not become the accepted method of disseminating information.«
Der ganze Beitrag: http://www.houseind.com/showandtell/2009/08/20/SoldOutbutnotSellingOut
ole
… meine Sorgen halten sich in Grenzen. Das Ende von: Buch, Typo, Kino, Zeitung, Geld … wird immer wieder gern besprochen; danach kommt dann: das Größte, Schönste, Beste, Letzte und danach folgt: Neu entdeckt: Buch, Typo, Kino, Zeitung, Geld … (da wir gerade im Wahlkampf sind, total wichtig: Familie, Arbeit, Umwelt und freundlich lächeln …)
HD Schellnack.
Es kommt auf das Buch an, oder?
Bei Branding Identity zB – weiter unten im Fontblog – hatte ich schon das Gefühl, dass ich all die Arbeiten 1:1 genau so auch online sehen kann und zT schon gesehen habe. Zumal teilweise auch die Bildqualität so ist, als hätten die Macher die Bilder aus dem Web geladen. Hätte ich vorher den Inhalt besser gesehen, hätte ich es nicht bestellt, ehrlich gesagt. Ein Branding Buch mit mehr exklusivem Content, mehr Erklärung, mehr redaktioneller Arbeit aber wäre in der Bilderflut der Onlinewelt nicht wirklich ersetzbar.
thomas junold
das ist das stichwort HD: content. redaktioneller hochwertiger content, jenseits von etwas beliebigen blogeinträgen. für bilderschauen alleine ist das web das bessere medium.
ole
… und was ist an der Weisheit neu, das ein Buch mit Alleinstellungsmerkmalen wie gutem redaktionellen Inhalt und nicht überall sichtbaren Bildern zu Kauf einlädt und gegenteiliges nicht? Also Gutes verkauf sich, Schlechtes geht unter? Nicht mal das, wenn der Preis stimmt.
Tobias
Es gibt neuerdings ja wirklich ein Umschlag-Template.
http://www.signaletik.at/
http://silnt.com/v4/press/brandingidentity_published/#more-1763
Soll nicht heißen, dass sie hässlich sind. Sieht nett aus.