Brummi-Alphabet
Vier Jahre verfolgte der Pariser Fotokünstler Eric Tabuchi auf Europas Autobahnen Lastwagen, deren Rückseite ein einzelner Buchstabe ziert – bis er ein komplettes Alphabet zusammen hatte. Das Gesamtwerk ist nun bei der Libraire Florence Loewy als Buch erschienen: Alphabet Truck, 26 €; 26 Kunstdrucke im Format 15,5 x 19,2 cm kosten 150 €. (Abbildung: Florence Loewy)
37 Kommentare
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Murphy
150 Tacken – das soll doch wohl ein Scherz sein!?!
Jürgen
Wieso ein Scherz? 150 € für 25 Kunstdrucke sind 6 € pro Foto. Halte ich für einen fairen Preis.
Dagger
Da hat er aber ganz schön lange gebraucht.
Sebastian Nagel
ganz schön lange: es ist aber auch kein einziges dabei das qualitativ aus der reihe fallen würde. 5 gute + 19 an den haaren herbeigezogene hat man sicher schneller zusammen als 26 astreine.
f.
ästhetischer wert? null. aussagewert? null. preis? na, so weit wollte herr tabuchi dann doch nicht gehen. dank sei dem fontblog, das solchen schwachsinn gewohnt unkritisch featuret. habe gut gelacht.
artcrimes
wie lange hat er die einzelnen trucks wohl verfolg? dauert bestimmt ne weile, bis der bildaufbau perfekt ist und sich die hintergründe nicht zu sehr ähneln. wo die einzelnen trucks herkommen, wäre jetzt auch noch interessant…ich glaub ich brauch das buch ;)
Nick
Großartig? Gibt’s das demnächst auch als Font zu kaufen?
matthias
@ nick,
ich glaube beim bildaufbau kann man da gar nicht sooo viel verkehrt machen. idee gefällt mir trotzdem.
Johannes Brückner
@ f.
ich finde es einfach ein hervorragendes Zeitzeugnis.
Und Eric Tabuchi hat etwas, das jeder von uns dauernd sieht, in eine überraschende neue Ordnung gebracht.
Paul
@Nr. 5:
Das kann man zu vielem sagen. Was ist denn der Wert einer schönen Verpackung die ein Produkt zu einem teuren Preis verkaufen soll während Kinder in Afrika hungern?
;-)
f.
das lateinische alphabet als „überraschende neue Ordnung“, johannes (nr. 9)? nicht schlecht. du solltest dich als texter bei e. t. melden. der braucht solche leute.
freilich kann man das zu vielem sagen, paul (nr. 10). aber eine verpackung wird in der regel nicht als „gesamtwerk“ abgefeiert und teuer feilgeboten. wenn’s doch so sein sollte, darf man die 150 euro gerne mal in hungernde kinder investieren und erst das übernächste hypechen wieder gut �?nden. dass sich tabuchis fleissarbeit zwischen ikea-nils, dem hundertundersten „avatar yourself“ und ähnlichen irrelevanzien in bester gesellschaft be�?ndet, lässt mich jetzt verstummen.
fjord
Eine nette Idee, die so manch einer von uns wahrscheinlich beim Langstreckenfahren auch schon mal hatte aber besseres zu tun hatte, als sie umzusetzen. Ich erkenne nicht, was das mit Kunst zu tun hat. Eher mit einer Fleiß- bzw. Recherchearbeit im Grafikdesign-Grundstudium. Erkenntnisgewinn? Null.
Jürgen
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde diese Fotoserie großartig. Jeder, der schon mal versucht hat, über einen längeren Zeitraum eine ähnliche Reihe zu fotografieren, wird sofort die Qualität erkennen. Achtet doch nur mal auf die Gemeinsamkeiten und Umstände, unter denen die Fotos aufgenommen wurden (wobei ich davon ausgehe, dass kein Photoshop zum Einsatz kam): Wetter, Distanz, Größenverhältnisse, keine Verzerrungen, keine konkurrierenden Fahrzeuge, keine konkurrierende Typografie (auf dem Fahrzeug und an der Straßenseite), Sauberkeit der Fahrzeuge… Das Großartige der Arbeit ist, dass sie aussieht, als seien die LKWs an einem Nachmittag auf einem Parkplatz geschossen worden. Tatsächlich scheint das Ganze im fließenden Verkehr aufgefangen zu sein.
Stichwort »sinnfrei«: Die Rückseite von LKWs zu fotografieren ist nicht weniger sinnvoll bzw. sinnfrei wie eine Serie mit Motorrädern oder Aktaufnahmen. Der Sinn entsteht im Kopf des Betrachter. Wir lieben eben Buchstaben, hier im Fontblog.
Stichwort »Kunst«: Die Kunst ist in diesem Fall, eine blöde Idee, die jeder von uns in ähnlicher Form schon mal hatte, tatsächlich zu realisieren. Davor habe ich mehr Respekt, als sich an den Computer zu setzen und abfällige Kommentare auszusondern ohne auch nur mal eine Minute genauer hinzugucken.
Simon Wehr
Das kann ich auch!
fjord
@ Jürgen
Ich kann nur für mich sprechen: Ich habe länger als eine Minute hingeschaut. Und mir sind die Qualitäten, die Dir aufgefallen sind auch aufgefallen. Und habe zudem alte Autobahn-Bekannte entdeckt. Beispielsweise dieses Giraud-G mit dem lustigen ungelenken Pfeil. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung. Und es wäre schön, wenn Du die respektiertest: Beharrlichkeit allein macht aus einer hübschen, kleinen, etwas eindimensionalen Idee noch keine Kunst.
BuchStabe
Ich habe mir eben mit größtem Vergnügen die website von Tabuchi angesehen. Spätestens dann weiß man, daß das nicht »mal eben so hin« gemacht ist.
udo
naja, es hat was. nämlich was von einem studentischen projekt.
(hier wurde ja auch schon öfter über „überraschende dinge, die ein alphabet bilden“ berichtet. euch ist aber schon klar, dass das nun wirklich JEDE hochschule als aufgabe in den ersten 2 semestern stellt…)
stimme 15. voll und ganz zu. und langsam kann ich bücher nicht mehr sehen, die als einzigen inhalt, mehr oder weniger wahllose objektsammlungen als kunst verkaufen wollen.
f.
nein, jürgen (nr. 13), das hat niemand falsch verstanden, glaube ich. alles das, was ihr an dieser angeblich so großen „kunst“ lobt, sind vermutete handwerkliche details – wer weiss denn, ob diese vier-jahres-legende stimmt, wer, wie viel bildbearbeitung im spiel ist? es ist auch unwichtig. ich betrachte das ergebnis und sehe: eine ganz akzeptable idee, hausbacken realisiert. zu diesem schluss kann man auch kommen, wenn man, wie ihr und ich, buchstaben liebt. oder muss ich jede fade büromaus heiss �?nden, weil ich behaupte, frauen zu lieben?
Sebastian Nagel
Kunst oder nicht Kunst („Beharrlichkeit allein macht aus einer hübschen, kleinen, etwas eindimensionalen Idee noch keine Kunst.“): was ist dann Minimal Art? Das zugrundeliegende Konzept (in dem Fall A-Z in Reinform auf LKWs) und die beharrliche Ausführung (in dem Fall die beharrliche, perfekte Ausführung) *ist* da die Aussage. Man muss es schon machen, vom Anfang bis ganz zum Ende bringen, im Bemühen es perfekt zu machen. (wäre es tatsächlich Photoshop, dann wäre das ganze Käse, das würde komplett das zerstören, was daran eindrücklich sein kann).
Fad? Schon möglich, Kunst muss nicht zwingend erregend sein. Minimal Art ist sicher nicht aufwühlend :)
Sebastian Nagel
im übrigen steht da auf seiner Homepage was von 26 Euro, nicht 150.
http://www.erictabuchi.fr/index.php?/nnn/
Irre ich mich?
Rastloser
@13: Abgesehen von dem Fehlen anderer Fahrzeuge (wobei das auch nicht ganz stimmt, vgl. „R“ und „Y“) und der Ausrichtung der Auflieger zur Kamera kann ich bei den Bildern keine Gemeinsamkeiten entdecken. Das Wetter reicht von „Sonne von Links“ über „Sonne von Rechts“ bis hin zu „diesig, keine Schatten“. Die Straßen sind Autobahnen, Zufahrtsstraßen und scheinbar auch vierspurige Bundesstraßen. Ich denke, diese Arbeit ist eher mit einer Fleiß-Sammeltour durch flickr als mit Kunst zu vergleichen. OK, der Preis mag aus Sicht des Künstlers gerechtfertigt sein, angemessen geht aber anders.
f.
kunst unterscheidet sich dadurch von handwerk, dass letzteres nicht mehr als die korrekte ausführung eines bekannten schemas ist. handwerk ist präzision, kunst ist inspiration, wobei die zweite die erste braucht, aber nicht umgekehrt, wie man sieht. ein neuer blick auf bekanntes, ein hintergedanke, eine anregung zum nachdenken – das zum beispiel wünsche ich mir bei kunst und das alles sehe ich hier nicht. selbst „minimal art“ hatte mehr zu bieten, nämlich eine zuvor nicht gekannte reduktion von objekten um bestandteile, die manchem unverzichtbar schienen.
Ivo
Und da Kunst immer im Auge des Betrachters liegt [wo ist das Phrasenschwein?], ist die Beurteilung, ob das Projekt Kunst ist, jedem selbst überlassen. Wenn nach deiner Definition Kunst gleich Inspiration ist, dann ist das hier mehr Kunst als zum Beispiel die aktuelle Fotoausstellung des C|O Berlin von Leonard Freed, die ich kürzlich besuchte, denn das Brummi-Alphabet inspiriert mich in dem Fall mehr als die gesamte Ausstellung. So ist das Ganze für den Einen eben Kunst, für den anderen Nicht und ganz Andere sind sich nicht ganz sicher. Aber ist das am Ende nicht schon immer der Charakter von Kunst gewesen?
Lars
wer lesen kann ist klar im vorteil:
„Das Gesamtwerk ist nun bei der Libraire Florence Loewy als Buch erschienen: Alphabet Truck, 26 €; 26 Kunstdrucke im Format 15,5 x 19,2 cm kosten 150 €. (Abbildung: Florence Loewy)“
buch = 26€
kunstdrucke = 150€
;)
find die idee eigentl ganz nett (typografisch betrachtet).
kunst würde ich es nicht nennen.
repsekt für die 4 jahre aufwand hat er allemal verdient ;)
fjord
Hoffentlich hat er nicht die 4 Jahre lasterverfolgend auf der (in Frankreich privaten) Autobahn verbracht. Das Büchlein hätte dann eine echt gruselige Co2-Bilanz.
Michi
Diese Fotoserie gefällt mir, genauso wie mich auch das Projekt „type the sky“ von Lisa Rienermann oder „Spell with flickr“ ziemlich anmacht.
Interessant finde ich aber auch die Diskussion. Mir passiert es nämlich häufiger, dass ich Dinge oder Zusammenhänge sehe, über die einige Bekannte (erst mal) unverständlich den Kopf schütteln. Damit meine ich nicht nur mein Faible für Buchstabenformen und Schrift. Und es ist nicht immer einfach, solche Stimmungen und Gefühle so in Arbeiten zu verwenden, dass sie spontan von jedem verstanden werden.
Was für den einen lediglich primitive Kleckse auf einer Leinwand sind, ist für andere ein halbes Vermögen wert. Kunst ist das, was der Betrachter sieht. Und Kunstverständnis kann scheinbar nur bis zu einem gewissen Grad erlernt werden.
Auch wenn man den Lkw-Lettern nicht zugestehen will, Kunst zu sein, Letter-Liebhabern gefällt so etwas nun mal. Dabei ist es im übrigen zunächst einmal egal, ob sowas „nur“ ein studentisches Projekt war. Hauptsache, das Ergebnis erfreut!
Danke Jürgen, für diesen Hinweis!
f.
es liegt im auge des betrachters. auf diesen nullkonsens kann man sich natürlich immer zurückziehen. von denen, die diese fotoserie für kunst halten, hat noch keiner benannt, was daran das künstlerische ist, das über handwerklich gute arbeit hinausgeht, die ich tabuchi keineswegs abspreche. auch im fall „primitiver kleckse auf einer leinwand“ erwarte ich einen kern von witz, idee, aussage, konzept, die der aufgeschlossene betrachter begreifen kann, ohne dadurch zwangsläu�?g zum liebhaber zu werden. kunst ist keine kunst, weil leute teuer dafür bezahlen oder weil sie in einer ausstellung gezeigt wird.
Ivo
So viel behaupten hier gar nicht, dass das Kunst ist. Ich persönlich zähle mich eher zu denen, die selbst nicht wissen, ob sie es für sich selbst in diese Schublade einsortieren können und wollen. Selbst wenn meine eigene Entscheidung, ob Kunst oder nicht, einfacher zu treffen ist, weiß ich nicht immer das Warum zu beantworten. Kunst muss nicht immer begründet werden können. Das Brummi-Alphabet ist einfach eine durchaus kreative Idee, die handwerklich gut umgesetzt wurde und zumindest mir gefallen konnte. Wenn ich das Ganze natürlich noch länger hinterfrage, ist der Reiz des ersten Betrachtens auch ziemlich bald verflogen.
In dem Fall wäre die Frage nach der Kunst übrigens beantwortet, sollte Beethovens Sicht auf die Dinge stimmen:
Paul
Wenn juckt’s ob das Kunst ist oder nicht?
Ich mag die Idee und wenn ich mehr Geld hätte würde ich auch das Buch kaufen.
Und bitte bitte keine Debatte ob das Kunst ist oder nicht. Wer so weit geht nenne mir eine stichhaltige Definition was Kunst ist. Und Achtung ihr Genies, daran scheitern Philosophen kläglich!
fjord
@ Paul
Sich statt dessen dahinter zu verstecken, die Kunst liege im Auge des Betrachters oder sie sei schlichtweg und gänzlich undefinierbar, das ist auch keine Lösung. Dann ist entweder alles Kunst – erst recht Duplo-Fußballersammelbildchen oder Überraschungsei-Gartenzwergen-Dinos-Krokos-Hippos – oder gar nichts. Also nix Picasso, nix Breughel, nix Bosch.
Mir ist übrigens nicht so, als wären die Philosophen an der Kunstdefinitionsfrage „kläglich gescheitert“. …
Ein Kompromissangebot: Wir gehen einfach etwas vorsichtiger mit den Begrifflichkeiten um. Der Foto-„Künstler“ ist ein Fotograf. Und das „Gesamtwerk“ ist nichts anderes als ein Projekt. Darüber hinaus beantrage ich, die Attribute „genial“ und „kult“ als dem allgemeinen Sprachgebrauch zu entfernen. – Ergänzungen zur Liste werden gerne Entgegengenommen.
f.
dem kann ich mich nur anschliessen, fjord. begriffe umsichtig zu verwenden und die eigene begeisterung kritisch zu prüfen, ist mehr als nur ein erster schritt.
tom
Ein Alphabet ist irgendwie keine aussagekräftige Message. Vielleicht hätte er noch mal 4 Jahre investieren sollen um einen richtigen Satz mit einer Aussage hinzubekommen.
Ich stelle mir einen Typen vor, der seine Frau zwingt täglich mindestens 3 Stunden auf der Autobahnh zu fahren, damit der ein L findet, das er fotografieren kann.
Paul
@fjord
Es gibt eine Definition die die Realität liefert. Der Kunstmarkt. Hier wird bestimmt wieviel Wert ein Kunstwerk/Künstler hat.
Eine andere Definition die unumstößlich ist wüsste ich nicht. Aber du kannst mir gerne Theorien nennen.
Ist es nicht etwas verzwungen Dinge gleich in Kunst und Nicht-Kunst kategorisieren zu wollen? „Das ist Kunst, das nicht.“ Widerspricht es nicht dem Wesen der Kunst dass etwas als Kunst kategorisiert werden will?
Sebastian Nagel
Ist es Kunst, von einem Würfel mit 12 Kanten alle möglichen Konfigurationen mit einer oder mehr fehlenden Kanten – bis der nicht-Würfel übrigbleibt – durchzurechnen, in Holz produzieren zu lassen und so alle möglichen Zustände zu dokumentieren?
Ist es Kunst, einen vollständigen, definierten Satz von Objekten in einem chaotisch anmutenden Umfeld isoliert zu dokumentieren?
Ich sehe keinen Unterschied. Ich finde es inspirierend, anregend, beeindruckend wenn etwas bis zur Vollständigkeit durchgeführt wird.
Ob’s nun Kunst ist oder nicht sei dahingestellt. Aber diesem einen Projekt das kunsthafte absprechen zu wollen, während man Minimal- und Konzeptkunst doch als solche einordnen will, das kann ich nicht ganz nachvollziehen.
f.
die diskussion, ob es sich bei etwas um kunst handelt oder nicht, ist interessanter als das „ergebnis“, das es nicht geben kann. das haben diejenigen, die den sinn der diskussion in frage stellen, nicht verstanden, scheint mir. oder ihnen ist die diskussion zu mühsam und es genügt ihnen, dass es gefällt. auch recht.
fjord
@ Paul (#33)
„Widerspricht es nicht dem Wesen der Kunst dass etwas als Kunst kategorisiert werden will?“, schreibst Du. – Um wissen zu können, was dem widerspricht, müsste man zuerst wissen, was das ist, das „Wesen der Kunst“. Also dazu eine „Theorie“ haben.
Wenn für Dich Kunst ist, was am Kunstmarkt gehandelt wird, dann hast Du ja bereits die Theorie/Kathegorie, nach der Du Kunst von Nicht-Kunst unterscheidest. Und widersprichst damit nach eigener Aussage dem „Wesen der Kunst“.
Theorien über Wesen und Nutzen von Kunst kann man nachlesen beispielsweise bei Georg Bertram („Kunst – eine philosophische Einführung“, Reclam). Oder einfach mal bei den einschlägigen Buchhändlern suchen.
jan
Mann Mann,
hier ist ja was los, scheint einige Leute zu geben, die nichts besseres zu tun haben….weiterhin viel Spaß bei Euren lächerlichen Kunstbegriffdiskussionen..
Ich finde die Serie GANZ HERVORRAGEND!!
Wenn ich das Geld hätte, würd ich mirs holen.