Benutzerunfreundliches Zeichen für Benutzerfreundlichkeit
Das Internationale Design Zentrum Berlin, der Rat für Formgebung und der TÜV Nord Cert haben ein Qualitätszeichen für benutzerfreundliche Produkte entwickelt. Produkte, die den Kriterien des »Universal Design« (selbsterklärend, gut handhabbar, universell einsetzbar, generationsübergreifend) und den technischen Kriterien (Sicherheit, Material, Kräfte und Normen) entsprechen, können bei den drei Partnern zertifiziert werden.
Sind alle Prüfungen bestanden, winkt das Qualitätszeichen »ausgezeichnet! Universal Design«. Das hierfür entworfene Signet, das am 28. Februar 2008 in Berlin vorgestellt werden soll (Einladung als PDF), wurde anscheinend erfolgreich an den eigenen Kontrollorganen vorbeigeschmuggelt, denn es ist ganz und gar nicht benutzerfreundlich (= lesefreundlich). Jede TÜV-Plakette strahlt mehr Charme aus als das zweifarbige Monstersiegel, das an einen Bitte-nicht-stören-Hotelzimmeranhänger erinnert. Ich bin mal gespannt, wie die Gastrednerin Prof. Dr. Ursula Lehr – eine Gerontologin – die Durchschlagkraft der Plakette bei der Kaufentscheidung älterer Menschen am Point-of-sale bewerten wird.
24 Kommentare
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Marc R
Der Fluch der CI. Jeder will (und muss nach internen Richtlinien) sein Logo überall drin haben. Da kommt dann so ein Bastard raus.
Ralf Herrmann
Soll man das »Juniwörsel Disein« aussprechen? Ansonsten wäre es wieder ein klassisches Deppenleerzeichen.
Christian
Kein Deppenleerzeichen! Zusammenschreiben = null Sinn, oder? (Fontblog ist manchmal ein echte Besserwisser und -designercommunity).
Jürgen
Willkommen im Club, Christian.
Ich denke, Ralf hatte das (deutsche) Wort Universaldesign im Sinn, was sein gutes Recht ist und mit Besserwisserei nichts zu tun hat.
Christian
Sorry, ich war etwas aufgebracht. Leider finde ich es wirklich gelegentlich nervig, wenn ich auf dem Fontblog lese (was ich auch gerne und häufig tue) und dann zwanzig erwachsene Designer feststellen, was an einer Arbeit alles so schlecht sein kann. Naja, wie auch immer.
Jürgen
Macht nix ;-)
david
Immerhin ist die orangene Typo recht hübsch. Ich tippe mal auf Info Display…? Aber du hast Recht, Jürgen: Der Aufkleber als solcher ist eine Katastrophe.
Yanone Schriftgestaltung
Es heißt: Besserwisser- und Designercommunity
erik spiekermann
Ich tippe mal auf Info Display…?
Ne, das ist die hausschrift des IDZ, Vialog von Werner Schneider und Helmut Ness. Da die für leitsysteme entwickelt worden war (das thema von Helmuts diplomarbeit war der Verkehrsverbund München), gibt es natürlich einflüsse anderer schriften für leitsysteme wie Transit und Info.
erik spiekermann
Es heißt: Besserwisser- und Designercommunity
QED
renko
Das lese ich anders. Ich lese da Besserwisser und Besserdesignercommunity. Dementsprechend stimmt’s oben wieder.
Privat_hier
Christian ich verstehe gar nicht, weshalb du dich aufregst. Mag ja sein, dass die Gestalterszene in Deutschland aus, zum größten Teil männlichen, Egos besteht, die gerne die Arbeit von anderen niedermachen, aber würdest du dieser Plakette selbige aufkleben? Ich hoffe nicht.
L’univers, c’est moi!
Yanone Schriftgestaltung
Möglich wäre auch: Besserwisser und Besserwisserdesignercommunity.
Yanone Schriftgestaltung
Nach Deiner Lesart, renko, hätte es Besser -wisser und -designercommunity notiert werden müssen.
KOK
Das ergibt aber keinen Sinn – „Fontblog ist (…) ein echte Besserwisser (…).“?
Ich lese da Besserwissercommunity und Besser(wisser)designercommunity – und dann wäre es glaube ich Besserwisser- und -designercommunity, falls man das beidseitig verbindestricheln kann …
Yanone Schriftgestaltung
Besserwissercommunity und Besser(wisser)designercommunity, KOK, müsste meiner Meinung nach Besserwisser- und -designer -community notiert werden.
Nein, das stimmt auch nicht. Dann müsste das ja Besserwisserdesigner und Besserwissercommunity ergeben.
Kann mal bitte jemand einen Sprachwissenschaftler hierher holen oder das recherchieren?
Jürgen
Können wir mal auf das neue Qualitätssiegel zurückkommen? Wer weiß, wie es besser gestaltete werden könnte?
nora
Helau!
Christoph Päper
Besser? Ganz anders, nämlich das Ergebnis und nicht die Prüfer / Plakettenverleiher in den Vordergrund stellen. Minimalansatz wäre, „TÜV Nord“ und „TÜV Nord CERT GmbH“ zusammenzuzfassen und die Expansion von „IDZ“ zu streichen.
Gebogene Schrift ist sicher nicht lesefreundlich. Die Zweifarbigkeit reißt das Ganze in zwei Teile, die durch den Rahmen nur mühsam wieder zusammengefügt werden.
Ist „ausgezeichnet“ eine Qualitätsstufe des Siegels? Ansonsten ist es weitgehend überflüssig, da die Plakette selbst schon die Auszeichnung ist. Was soll „Universal Design“ dem Endkunden, der vom Fachjargon keine Ahnung hat, sagen?
Insgesamt ist das aber eine sehr begrüßenswerte Initiative, die aber wie so viele Plaketten, Siegel und Embleme in der Gefahr steht, käuflich und damit bedeutungsloser Selbstzweck zu sein (oder werden). Die Überpräsenz der Institute statt des Urteils, das den potentiellem Käufer interessiert, ist dafür leider schon ein Indiz.
Frank
Das TüV-Signet, abgeschlossen in sich selbst, ist in meinen Augen vertretbar – der Rest nicht.
Alaaf!
Christian
Hehe … ja, ich war mir auch nicht sicher, wie man es schreibt. Naja, auch wenn ich (zugegeben) zu sehr auf den Putz haue, verhagelt mir das Lesen der Comments gelegentlich die Lust auf diesen Blog.
Ralf Herrmann
Also meine Frage nach der Sprache von »Universal Design« war durchaus ernst gemeint. Besonders, da es zusammen mit »ausgezeichnet« benutzt wird, bin ich beim Lesen darüber gestolpert.
kiwikawa
Um noch einmal auf das Design zurück zu kommen: Benutzerfreundlich ist so eine Plakette dann (und das sollte DIESE Plakette wohl sein), wenn man auf einen Blick erfasst, warum sie an einem Produkt klebt. Ich finde, die Aussage, die Benutzerfreundlichkeit sei geprüft worden, unglücklich, weil das Ergebnis der Prüfung mir nicht mitgeteilt wird, oder doch? Ach ja, ausgezeichnet! Und für was? Universal Design. Super, da weiß ich natürlich sofort genau, was damit gemeint ist.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es oft die Kunden sind, die eine gute Lösung verhindern, und nicht der Designer. Denn wenn jeder sein Logo so groß wie möglich zeigen muss und der Rest drumherum gestaltet werden soll, kann es nicht gut werden.
Besser wäre es gewesen (hier spricht der Wahrnehmungspsychologe), eine Form und Farbe zu wählen, die ungewöhnlich ist (kupferfarbenes Sieben-Eck mit einfarbigem Text?) und den Grund der Auszeichnung („besonders benutzerfreundlich“) in den Vordergrund zu stellen. Dahinter (oder, wenn es unbedingt sein muss, drumherum) könnte dann stehen, wer es geprüft hat.
Jan Krause
Zum Glück benötigt gutes Universal Design gar keine Plakette, sondern wird auch so als solches (nicht) wahrgenommen – insofern entstand hier nur ein hübsches (na gut, auf das Adjektiv verzichte ich gerne in dem Zusammenhang :) Marketing-Ding, welches sich entsprechend geneigte Design- und Herstellerfirmen neben ihre roten Punkte kleben können.
Für mich eine wunderbare Demonstration der absurden Lage, in der wir Designer uns permanent wiederfinden.