Anni fotografiert Gorbi für Louis

Welch unglaub­wür­dige Szenerie: der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, wird in einer Luxuslimousine an der East Side Gallery entlang chauf­fiert, die Louis-Vuitton-Duffle-Reisetasche neben sich, die Starfotografin Annie Leibovitz vor sich … im Auftrag von Louis Vuitton. Die New York Times kennt noch zwei weitere Motive der zukünf­tigen Kampagne: Andre Agassi und Steffi Graf im Hotelzimmer schmu­send (die Vuitton-Taschen noch unge­öffnet) und Catherine Deneuve auf einem Schrankkoffer ruhend, dahinter eine damp­fende Lokomotive. Das Gorbatschow-Motiv fällt aus der Reihe, meint die Tageszeitung: »Mr. Gorbachev appears the least comfor­table. He is holding on to a door handle, as if the bag contained polo­nium 210.« Natürlich ist das eine Hyperinszenierung … und ich weiß, dass Luxusmode so etwas verträgt. Das Gorbatschow-Motiv jedoch ist einfach nur lächerlich.


6 Kommentare

  1. Mimo

    Ja, defi­nitiv.

  2. HD Schellnack

    Hm, ich mags. Irgendwie sehr meta, dass Gorbatschows Unwohlsein am eigenen Ausverkauf so greifbar ist. Für einen ehema­ligen kommu­nis­ti­schen Präsidenten auch sicher­lich eine selt­same Wandlung, als Aushängeschild eines ultra­de­ka­denten Taschenkonzerns zu fungieren. The sad things we do for money…

  3. nike

    das ist dann eher schon realsatire.

  4. Nils

    Ach, ich glaube nicht, dass russisch-kommu­nis­ti­sche Präsidenten und Dekadenz/Luxus irgendwie gegen­sätz­lich sind. Ein Kreml-Besuch oder eine Fahrt auf die Krim zu den alten Sommerresidenzen zeigt: das passt schon.
    Außerdem sieht es aus, als wäre der Taschenbesitzer/die Taschenbesitzerin gerade mal kurz gegen­über ein Maxi-Menü holen und Opa passt auf die Klamotten auf. Oder als führe Michail zu einer Übergabe einer schwarzen Kasse an … (N.N.). Oder als hätte A.L. den älteren Herrn aus Freundlichkeit ein Stück mitge­nommen und die Tasche nur etwas zur Seite gerückt. Oder, oder …
    Auf jeden Fall eine Story mit Tasche.

  5. jazzmine

    Ich glaube zu wissen, dass Gorbi nicht bezahlt wurde, sondern sein Honorar an Global Warming Projekte fliesst. Geld kann also nicht das Motiv sein. Wie immer ist das Ganze komplizierter…

  6. s. hugentobler

    Gorbatschow tat das ja nicht, um für sich Geld zu bekommen, sondern er hat es der Umweltstiftung von ich weiss nicht mehr wem, glaube Bill Gates, gespendet. Wieso soll er denn nicht einen Luxuskonzern wie Louis Vuitton als Geldkuh melken, wenn die bereit sind, eine grosse Summe zu zahlen? Der hat das meiner Meinung nach genau richtig gemacht. Ich möchte auch, ich wäre so berühmt, dass man mir Geld dafür gäbe, dass ich für ein Produkt werbe, damit ich mal so ne richtig grosse Spende an Médecins Sans Frontières oder Vier Pfoten machen könnten.

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