Aktiv Grotesk: Am Anfang stand das »H«
Oft totgesagt aber lebendig wie nie: »Dumb-Sans«, die dämlichen Serifenlosen (so House Industries, siehe die Geschichte der Chalet) sind seit ihrer Entstehung im frühen 19. Jahrhundert ein typografischer Dauerbrenner. Unter den Schrift-Veröffentlichungen dieser Woche: Dalton Maags aktueller Ausbau der Aktiv-Grotesk-Familie.
Dalton Maag, eine Foundry mit Standorten in London und im südbrasilianischen Sapiranga, haben sich einen Namen als Herausgeber ausgefeilter Schriften gemacht, deren Einsatzstärken im Corporate Design, der Werbung und dem Packaging liegen. Seit 2010 legen Ron Carpenter und Fabio Haag ihre Erfahrungen und ihren gestalterischen Ehrgeiz in die Entwicklung einer zeitgemäßen Sans-Familie, die „wirklich modernistisch ist und über alle Stile hinweg so präzise ausgeführt, dass sie das Potential hat ihre Konkurrenten vollständig zu ersetzen.“ Ist es seine Herkunft, die den Eidgenossen und Foundry-Gründer Bruno Maag und sein Team antreibt, es mit Helvetica, Univers und Co. aufzunehmen?
Gleich mit Erscheinen der ersten Aktiv-Grotesk-Schnitte 2010 – als Resultat intensiver und komplexer Entwurfsarbeit – erzeugte die Helvetica-Alternative großes Interesse in der Designszene
Die aktuelle Neuerscheinung OpenType-Aktiv-Grotesk Std (Std= Standard-Zeichenumfang für Sprachunterstützung ) besteht aus 8 Schriftschnitten: Aktiv Grotesk Hairline, Aktiv Grotesk Thin, Aktiv Grotesk Light, Aktiv Grotesk Regular, Aktiv Grotesk Medium, Aktiv Grotesk Bold, Aktiv Grotesk Extra Bold, Aktiv Grotesk Black und den passenden Kursivschnitte. Dieser Ausbau macht die Sans-Familie zu einer bedeutenden Sans, die vielfältige Corporate-Aufgaben übernimmt.
Das englische Nationalballett erkannte das das Potential der Aktiv Grotesk für sein anstehendes Rebranding sofort. Die Familie transportiert eine makellose und moderne Grundstimmung, ist absolut neutral und dient als visuelle Klammer für eine Vielzahl kreativer Projekte.
Als neue Corporate-Schrift branded Aktiv Grotesk das facettenreiche Corporate-Design des Nationalballetts: Von Selbstdarstellung und Printmaterial, über Webseite und Logo. Nach dem Redesign startete die Agentur The Beautiful Meme eine Plakat-Kampagne, die das neue Erscheinungsbild vorstellte.
Ron Carpenter und Fabio Haag wählten für die Entwicklung der Sans-Familie einen eigenen Ausgangspunkt. Die ersten und Schlüsselzeichen der Aktiv Grotesk waren »H«, »O«, »n« und »o«. Sie legten die Anmutung der neuen Sans-Schrift fest. Anschließend wurden »h«, »p«, »e« und »v« so gezeichnet, dass sie die Grund-Struktur und -Proportionen der Schlüsselzeichen etablierten. Während des gesamten Entwicklungsprozesses von Aktiv Grotesk prüften sie ihre Arbeit auf unzähligen Korrekturausdrucken immer und immer wieder – bereits ab den allerersten Zeichen.
Wichtig war Carpenter und Haag auch der ständige Vergleich mit anderen Groteskschriften, um sicherzustellen, dass die Auslegung ihrer reinen Groteskschrift eigenständig und unverwechselbar geriet. Auch die Kursive wurde sehr sorgfältig ausgeführt. Ein besonderer Augenmerk galt den Kurven. Der hohe Qualitätsanspruch stellt sicher, dass Aktiv Grotesk in jedem denkbaren Printprojekt eine gute Figur macht – ohne sich je in den Vordergrund zu drängen.
Pakete und Einzelschnitte
• Aktiv Grotesk Std | 16 Fonts | 495 Euro
• Aktiv Grotesk Std 1 | 4 Fonts | 146 Euro
• Aktiv Grotesk Std Regular | 1 Font | 43 Euro
Über die Entwerfer
Ron Carpenter begann 1968 bei Monotype mit der Schriftgestaltung. Wie kaum ein Anderer kennt er sich mit klassischen Satzschriften aus. Fabio Haag stieß 1998 zu Dalton Maag. Seit seiner Schulzeit ein Schriftenenthusiast, poliert der Grafikdesigner und Schriftenentwerfer jede seiner Schriften wie ein Juwel.
Quellen und Abbildungen
Creative Review: The Helvetica Killer, Juni 2010
Creative Review: ENB says it with Aktiv Grotesk, Januar 2013
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