Fontblog Artikel des Jahres 2014

Im Orangelab: »Mit Design die Welt retten?«

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Am 18. September 2014 findet im Berliner Orangelab am Ernst-Reuter-Platz ein weiterer IDZ-Designdiskurs statt. Thema: »Ecodesign konkret: Einflussmöglichkeiten und Grenzen.« Drei ausge­wählte Preisträger und Nominierte des Bundespreises Ecodesign disku­tieren mit dem Publikum über Handlungsspielräume und Einflussmöglichkeiten von Design. Zum Beispiel: Was ist Ecodesign und welche Kriterien gelten dafür? Was moti­viert Unternehmen, in ökolo­gisch verträg­liche Produkte und Services zu inves­tieren? Wer bestimmt unser Konsumverhalten?

Auf dem Podium:

Moderiert wird die Diskussion von Cornelia Horsch, Direktorin des Internationalen Design Zentrums Berlin. Weitere Informationen unter http://​www​.idz​.de/​d​e​/​s​i​t​e​s​/​2​9​3​9​.​h​tml. (Abbildung: frog design)


Ausstellung in Berlin: Analog Mensch Digital

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»Analog Mensch Digital – Design an der Schnittstelle« lautet der Titel einer neuen Ausstellung von Shutterstock mit zehn der führenden Design-Studios in Deutschland, darunter Deutsche & Japaner, Elastique, Eps51, Fons Hickmann m23, Hort, Johannes von Gross, Studio Nand, Quintessenz (Abbildung), Swipe und Universal Interaction. Die Ausstellung ist vom 6. – 15. September 2014 im Berliner Direktorenhaus kostenlos zu sehen und stellt Visionen mensch­li­cher Existenz an der Schnittstelle zwischen analoger und digi­taler Welt vor.

Shutterstock ließ die Umsetzung des Themas ganz bewusst offen, um der Kreativität seiner Partner freien Lauf zu lassen. Einzige Rahmenbedingung war die Nutzung des von Shutterstock ange­bo­tenen Bild-, Audio- und Video-Materials. Die Design-Studios erhielten dafür freien Zugang zu 40 Millionen Bildern, 1,5 Millionen Videos und über 60.000 Musiktiteln der Sammlung. Begleitend zur Ausstellung präsen­tiert Shutterstock Video-Porträts, Fotos und Texte der betei­ligten Studios und ermög­licht so zusätz­lich den Einblick in Arbeitsprozesse und aktu­elle Denkweisen deut­scher Designgrößen. Diese sind auch im Ausstellungkatalog sowie auf der Website zur Ausstellung zu finden.

Zur Eröffnung von »Analog Mensch Digital« findet am kommenden Freitag, 5. September 2014, um 19 Uhr statt.


Morgen in Berlin: Party mit FontFont-Kalender

gallery_print_arteDer Berliner Druckdienstleister Gallery Print ist vor 6 Jahren aus der Idee entstanden, die Produktion von Druckerzeugnissen als wesent­li­chen Teil des krea­tiven Prozess zu defi­nieren und zu begleiten. Kein Wunder, dass mehr und mehr renom­mierte Künstler und anspruchs­volle Designer ihrer Arbeiten bei Gallery Print reali­sieren lassen. Zur Unternehmensphilosophie gehört auch, einmal im Jahr einem inter­es­sierten Fachpublikum den Beweis zu erbringen, warum diese Vorgehensweise zu beein­dru­ckenden Ergebnissen führt. Andere nennen so etwas Open-house oder Firmenmesse, bei Gallery Print feiert man einfach eine Party. Und die ist legendär.

Morgen ist es wieder soweit. Auf dem Gallery-Print-Firmengelände in der Lützowstraße 107 erwarten die Veranstalter rund 1000 Besucher, die sich – bei Getränken und Finger-Food – über die neusten Techniken in Sachen Print, Papier, Veredelung und Typografie infor­mieren werden. Für letz­teres fühlt sich auch FontShop verant­wort­lich. Und daher haben wir in diesem Jahr eine Stand auf der Gallery-Print-Party. Dort kann sich jeder ange­mel­dete Besucher den druck­fri­schen FontFont-Kalender 2015 abholen. Er über­zeugt nicht nur mit 365 Schriftmustern, sondern einer inter­ak­tiven Rubbel-Konzept und netten gestal­te­ri­schen Überraschungen. Auf Behance hat der Gestalter des Kalenders, unser Kollege Alexander Roth, einer ausführ­li­chen Bilderbogen über das Making-of des FontFont-Kalenders veröffentlicht.


»Mann trifft Frau« von Yang Liu ist erschienen

Mann zieht sich aus: krank, Frau zieht sich aus: sexy

coverBeim Creative Morning im April (Thema: Sex) mussten wir den Ball flach halten, denn der ursprüng­liche Veröffentlichungstermin des Büchleins wurde vom Verlag über­ra­schend auf den Spätsommer verschoben. Doch immerhin bekam Yang Liu die Erlaubnis, viele Bilder aus dem Büchlein zu zeigen. Sogar eine Ausstellung war möglich, einen Monat später auf der TYPO Berlin. Doch in unserem Creative-Mornings-Video durften wir leider keine großen Abbildungen hinein­schneiden (»wegen der Raubkopierer«), sondern nur die Leinwand abfilmen. Das mindert aber nicht den Reiz der gespro­chenen Worte, mit denen die (hoch­schwan­gere) Autorin die Beweggründe und Gedanken zu ihrem Buch schilderte:

Inzwischen ist das Baby da. Es trägt den schönen Namen »Immi«. Und das Buch ist auch erschienen. Werfen wir mal einen ausführ­li­cheren Blick hinein. Sein Stoff ist zeitlos. Das Ringen für die Gleichstellung von Frau und Mann ist in allen Industriestaaten ein Dauerthema. Und so hat sich die poli­ti­sche und gesell­schaft­liche Ungleichheit beider Geschlechter in den letzten Jahrzehnten tatsäch­lich kaum verrin­gert. Was bleibt sind Vorurteile und tatsäch­lich abwei­chende Verhaltensmuster, die wir lieben oder an denen wir uns reiben.

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In ihrem neuen Buch wirft die deutsch-chine­si­sche Designerin Yang Liu (Ost trifft West) einen unbe­fan­genen Blick auf unser Verhalten. Weit entfernt von Stereotypen decken ihre Piktogramm-Paare die feinen Differenzen zwischen männ­li­chem und weib­li­chem Verhalten auf: beim Shoppen, beim Rendezvous, in der Familie, am Arbeitsplatz. Blättert wir eine Seite weiter, begegnet uns plötz­lich dasselbe Verhaltensmuster beim anderen Geschlecht.

Die Wegbeschreibung von Frauen und Männer

Diese Doppeldeutigkeiten sind es, die unseren Blick auf das andere Geschlecht und auf uns selbst neu justieren. Frauen sind auch nur Männer, und umge­kehrt … das ist die verblüf­fend simple Erkenntnis von »Mann trifft Frau«, und damit bietet Yang Liu einen amüsanten Grundkurs in Sachen Verständnis und Toleranz.

Gehaltsverhandlungen von Mann und Frau unterscheiden sich

Yang Liu wurde in Peking geboren und lebt seit 1990 in Deutschland. Sie studierte an der University of the West of England (Bristol) und schloss ihr Studium mit einem Master an der Berliner Universität der Künste ab. Sie arbei­tete mit Derek Birdsall und Thomas Manss (London, Berlin), bei Chermayeff & Geismar (New York), bevor sie 2004 ihr eigenes Büro Yang Liu Design in Berlin grün­dete. Seit 2010 ist Yang Liu Professor und Leiterin des Fachbereichs Kommunikationsdesign an der TU Berlin. Sie gewann verschie­dene inter­na­tio­nale Preise und veröf­fent­lichte mit dem Buch »Ost trifft West« einen ersten Bestseller.

Das Kaufverhaten von Mann und Frau

Weitere Informationen zu Mann trifft Frau beim Verlag ….

Mann trifft Frau, Verlag Taschen, Hardcover, 13 x 13 cm, 128 Seiten, € 12


bukowskigutentag 3/14: Akkurater Widerstand

emo_demoDas Thema Überwachung geht alle an, aber in der Breite der Bevölkerung hält sich die Empörung in Grenzen. Noch tut es ja auch niemandem direkt weh. Ein paar tapfere Widerständler enga­gieren sich und orga­ni­sieren wieder die »Freiheit statt Angst«-Demo, diesmal am kommenden Samstag in Berlin. Dort sieht man wie in den Jahren zuvor Alu-Hüte, Grumpy Cats und andere Internet-Folklore. Das mag lustig sein, spricht aber niemanden außer­halb der eigenen Filterblase an. Deswegen sieht man auf der dies­jäh­rigen FSA noch eine andere Fraktion: den »Akkuraten Widerstand«. Und das ist? Zitat:

»Wir sind der akku­rate Widerstand und sehen auch so aus. Wir tragen Anzüge, Oberhemden, Blusen, Röcke. Wir wollen, dass Oma Krause in den Nachrichten proper geklei­dete Leute sieht. Wir wollen, dass der Widerstand gegen die Radikalüberwachung in die Breite der Bevölkerung getragen wird. Wir wollen unsere Wut gegen­über den frei­dre­henden Geheimdiensten und die Abschaffung unserer Zivilgesellschaft in ange­mes­sener Form äußern. Wir wollen sichtbar machen, dass nicht ein paar Internet-Freaks um ihren digi­talen Spielplatz kämpfen, sondern dass unsere elemen­taren Bürgerrechte abge­schafft werden. Und mit ‘uns’ sind Erika Mustermann und Otto Normalverbraucher gemeint. Genau so sehen wir auch aus.«

Der Akkurate Widerstand ist bereits als offi­zi­eller (Anzugträger)-Block bei der FSA 14 gelistet. Los geht’s am Samstag, 30.8., um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Wer akkurat mitde­mons­trieren möchte, einfach nach gut geklei­deten Leuten und Fahnen Ausschau halten.

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Dresscode: Come as you are, bunt, entspannt, aber akkurat. Nicht über­trieben aufbre­zeln, denn das soll keine Kostümtruppe werden. Gutes Oberhemd oder Bluse reicht schon. Anzug und ähnli­ches erwünscht.

Mehr zum Thema nach­lesbar hier bei jetzt​.de, bei t3n​.de und hörbar hier im Interview bei Radio Fritz. Zur Homepage der Aktion geht’s hier und zur Facebook-Seite hier.

In eigener Sache: font​blog​.de gefällt die Aktion und Jürgen Siebert spen­diert dem Akkuraten Widerstand auch das Online-Banner, das hier rechts im Wechsel mit dem Typo Day ange­zeigt wird. Vielen Dank, Herr Siebert!

Michael Bukowski

P.S.: Autoren, die diesen Beitrag geschrieben haben, haben auch diese Beiträge geschrieben.

 

 


Am Donnerstag erscheint »Hallo ich bin Erik«

Doppelseite aus ›Hallo ich bin Erik‹, Portrait, Büro 1986

Doppelseite aus ›Hallo ich bin Erik‹: Erik Spiekermann 1986, dem Geburtsjahr des Desktop Publishing und der digi­talen Schriftgestaltung, in seinem Berliner Büro in der Motzstraße 58

Am kommenden Donnerstag feiert der Berliner Verlag Gestalten das Erscheinen der ersten umfas­senden Erik-Spiekermann-Biografie. Mehr as ein Jahr lang haben Johannes Erler und sein Team – gemeinsam mit Spiekermann und vielen Weggefährten – für das 320-Seiten-Werk recher­chiert, gesam­melt, geschrieben und gestaltet. Ich durfte über das Wochenende bereits einen Blick in das Buch werfen und den kosten­losen Font Real Regular down­loaden, die neueste Schrift von Erik, mit der die Texte der Biografie gesetzt sind.

Buchtitel ›Hallo ich bin Erik‹, erschienen bei Bestalten Berlin Schon der flap­sige Titel und seine Interpunktion demons­trieren eindrucks­voll: Korinthenkacker haben keinen Platz in Spiekermanns Kosmos. Auch solcherart veran­lagte Auftraggeber wurden mit ihm nie warm. Zitat: »Ich sieze nur Menschen, die ich nicht mag!« Natürlich wissen sowohl der Verlag, als auch die Texter und die Gestalter des Covers, dass in den drei Titelzeilen mindes­tens ein Komma sowie ein abschlie­ßendes Satzzeichen fehlen. So what. Cover sind in der grafi­schen Gestaltung das, was in der Schriftstellerei als Poesie bezeichnet wird – ein Kunstform, die sich die Freiheit nimmt wie es ihr gefällt. Wir blicken auf eine visu­elle Arbeit, die für sich gestal­te­ri­scher Freiheit rekla­miert, das Gegenstück zur dich­te­ri­schen Freiheit.

Erik Spiekermann hat selbst ein halbes Dutzend Bücher veröf­fent­licht, die sich meist nur am Rande mit dem eigenen Denken und Schaffen beschäf­tigten. Es erschienen auch schon Portraits über ihn, zum Beispiel die umfang­reiche Semesterarbeit »Ursachen und Wirkungen«, von Simone van Nes, im WS 2002/2003 an der FH Münster verfasst; sie beschäf­tigt sich über­wie­gend mit dem Schriftschaffen des Designers. Andere beleuch­teten sein Werk als Corporate Designer oder als Gestalter von Leitsystemen. Was bis heute fehlte, war eine visu­elle Biografie, die sich dem gesamten Spektrum des Spiekermannschen Schaffens der letzten 45 Jahre widmete, also dem Schriftentwerfer, dem Designer und dem Unternehmer.

Erik Spiekermann 1973, selbst gedruckte Neujahrskarte

Links: Die Spiekermann-Handpresse in der Arno-Holz-Straße (Berlin Dahlem); rechts: die damit gedruckte Neujahrskarte von Joan und Erik zum Jahr 1973

Eine solche Gesamtschau liegt nun vor, sehr persön­lich konzi­piert und gestaltet von Johannes Erler, der sich 1992 bei Spiekermanns MetaDesign als Praktikant ins Berufsleben stürzte. Danach wäre er gerne bei Meta geblieben, bekam dort aber keinen Job, worauf er in seine Heimatstadt Hamburg zurück­kehrte, um mit Olaf Stein, den er bei MetaDesign kennen­ge­lernt hatte, das Büro Factor Design zu gründen. »Vor über 20 Jahren habe ich Erik kennen­ge­lernt.« schreibt Erler in seinem Vorwort. »Seitdem haben sich unsere Wege unzäh­lige Male gekreuzt. Und so ist dies nicht nur das Buch über einen großen Gestalter, sondern auch über einen Menschen, der mir über all die Jahre sehr vertraut geworden ist.«

Doppelseite aus ›Hallo ich bin Erik‹, mit Gastbeitrag von Joan Spiekermann

Einer von 24 Gastbeiträgen: Joan Spiekermann über die erste Begegnung mit Erik, aben­teu­er­liche Reisen, Familiengründung und gemein­same beruf­liche Wege

Beschäftigt man sich etwas tiefer mit Spiekermann’s Lebenswerk, so fällt zum einen die Fülle wegwei­sender Arbeiten auf und zum anderen, wie eng seine diversen Talente mitein­ander verflochten sind. Wort, Schrift und Gestaltung verbinden sich mit Unternehmertum, Networking und der Neugier auf Technik. Aus diesem Triebwerk entstand in fast 50 Jahren ein beein­dru­ckender, grafi­scher Kosmos, der das Grafikdesign in Deutschland und weit darüber hinaus maßgeb­lich prägte.

Skizzen zur Officina Display, 2000 entworfen mit Ole Schäfer

Eine von vielen Skizzen zur Officina Display (2000), die Spiekermann mit Ole Schäfer und später mit Christian Schwartz entwickelte

Die ausführ­liche Werkschau, die auf Seite 28 von ›Hallo ich bin Erik‹ beginnt, unter­teilt Spiekermanns Wirken in sieben Felder. Der ›Schriftgestalter‹ zeigt die wich­tigsten Schriftentwürfe; ein komplettes Verzeichnis all seiner Schriften findet sich auf den rosa Seiten von 292 bis 307 (siehe unten). Der ›Designer‹ doku­men­tiert die wesent­li­chen Arbeiten auf dem Feld der visu­ellen Kommunikation. Der ›Unternehmer‹ beschreibt Spiekermann als Gründer zahl­rei­cher Firmen, einschließ­lich FontShop (1989) und zuletzt EdenSpiekermann (2009). Der ›Netzwerker‹ erzählt von seinen berufs­stän­di­schen Aktivitäten, zum Beispiel in Verbänden; Erik war unter anderem Vizepräsident des BDG, Mitbegründer des Forum Typografie und Sprecher auf unge­zählten Konferenzen. Der ›Autor‹ verweist auf das Werk als Buchmacher und Kolumnist. Der ›Techniker‹ schil­dert Spiekermanns Interesse an klas­si­schen und neuen Technologien für Schrift und Druck. Der ›Mensch‹ schließ­lich zeigt auf, dass Spiekermanns Begeisterung für Gestaltung weit in den privaten Bereich hineinreicht.

Doppelseite über die erste FontShop-Konferenz, die FUSE 95 in Berlin

Aus der typo­gra­fi­schen Publikation FUSE (heraus­ge­geben von Neville Brody, Jon Wozencroft und FontShop) entstand 1995 die erste inter­dis­zi­pli­näre Typografie-Konferenz, aus der später die TYPO wurde, die Erik Spiekermann 10 Jahre lang moderierte

Die Themenfelder sind in der gestürzten Zeile am Rand jeder Seite ausge­wiesen. Sie wurden im Buch chro­no­lo­gisch verwoben, um zu zeigen, wie aus einer Aktivität die nächste entsprang. Der Werkteil beginnt mit der ersten Firmengründung im Jahr 1967. Auch die Jahreszahlen finden sich gestürzt. Sie bezeichnen stets den Beginn und das Ende eines Projektes. Das immense Lebenswerk verdanken wir Spiekermanns Talent, Partner und Mitarbeiter zu finden, die ihn bei seinen Ideen unter­stützen. Auch diesen Mitarbeitern, zu denen er in der Regel bis heute kolle­giale oder sogar freund­schaft­liche Verhältnisse pflegt, ist das Buch gewidmet. Zwei Dutzend von Ihnen, darunter Stars wie Neville Brody, Michael Beirut, Stefan Sagmeister, Wally Olins († 2014) und Christoph Niemann kommen mit eigenen Beiträgen zu Wort.

Doppelseite aus ›Hallo ich bin Erik‹, mit Illustration von Christoph Niemann

Die Buchstaben stehen ihm ins Gesicht geschrieben: So porträ­tiert der Illustrator Christoph Niemann seinen Kollegen und Freund Erik Spiekermann

Jedes Projekt, das in Kooperation entstand, weist die Biografie mit den wesent­li­chen Mitarbeiter aus. Auf Seite 308 des Buches beginnt eine Übersicht all dieser Kollegen und ihrer Kontaktdaten. Eine beson­dere Rolle nimmt im Buch das Schriftschaffen von  Spiekermann ein. Viele Alphabete er allein entwi­ckelt, die meisten entstanden jedoch in Kooperation mit anderen Schriftgestaltern. Die rosa Seiten 292 bis 307 zeigen sie alle, sowohl die kommer­zi­ellen Projekte (meist für das von Erik mitge­grün­dete Label FontFont) als auch die Exklusivschriften, zum Beispiel für die Bahn, Nokia und das Zweite Deutsche Fernsehen.

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Von Artz (Hamilton Wood Type), bis ZDF News (Zweites Deutsches Fernsehen): alle 25 Schriftfamilien, die Erik Spiekermann …

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 … in den Jahren 1967 bis 2014 erschienen sind, jeweils mit einlei­tenden Worten vom Entwerfer

Die Gründung von FontShop im Jahr 1989, als erstes Versandhaus für digi­tale Schriften, ist wahr­schein­lich das typischste Ergebnis aus Erik Spiekermanns Begabung, Typografie und Schrift mit Unternehmertum, Netzwerk und tech­ni­schem Know-how zu verknüpfen. Das Corporate-Design-Konzept sah vor, viele unter­schied­liche Schriften des FontShop einzu­setzen, aber nur drei Farben zu verwenden: Schwarz, Weiß und Gelb. Erik schreibt dazu: »Ich habe nie viele Farben jenseits der typo­gra­fi­schen Klassiker Schwarz und Rot verwendet. Vor 25 Jahren aller­dings, als Alex Branczyk und ich das Logo etc. für FontShop entwarfen, dachten wir, dass Schwarz und Weiß recht gut das digi­tale Prinzip symbo­li­sieren könnten, genauso wie den Prozess, der in einem Laserbelichter abläuft. Schwarz und Weiß alleine war aber zu unscheinbar, also nahmen wir Gelb dazu.«

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Die erste Geschäftsausstattung von FontShop, den Spiekermann 1989 mit seiner Frau Joan gegründet hat, entstand in Kooperation mit Alex Branczyk

Ende 2013 gab Spiekermann bekannt, dass er im Mai 2014, also zu seinem 67. Geburtstag, als Vorstandsvorsitzender bei EdenSpiekermann ausscheiden und in den Aufsichtsrat wech­seln werde. Selbstverständlich ist auch diese Zäsur Bestandteil von »Hallo ich bin Erik«, wie auch die Zukunftsplanung des Designers. Seit Anfang dieses Jahres verschiebt sich das Zentrum seines Wirkens in der Potsdamer Straße von EdenSpiekermann in das gegen­über liegende Hinterhof-Erdgeschoss einer ehema­ligen Mädchenmalschule. Hier hat Spiekermann auf über 200 Quadratmetern seine Sammlung von Satz- und Druckutensilien aufge­stellt, Straßenname und Hausnummer geben dem Ort seinen Namen: Galerie P98a.

Mit seinem Partner Jan Gassel will Erik im P98a auspro­bieren, wie sich die alten Druckverfahren mit digi­talen Werkzeugen kreuzen und nutzen lassen. Eigene Plakatschriften aus Holz sind in Arbeit, seit Sommer werden Workshops für Handsatz und Buchdruck vorbe­reitet. Demnächst mehr dazu hier im Fontblog.

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Erik Spiekermann heute, in seiner Druck- und Satzgalerie P98a

Über den Autor: Johannes Erler ist einer der führenden Köpfe der deut­schen Gestaltungs- und Kreativszene. Mit seiner ersten Agentur Factor Design, die er 2010 verließ, prägte er visu­elle Erscheinungsbilder und Positionierungen vieler namen­hafter deut­scher Marken und Institutionen. Seit 2011 arbeitet er mit dem Bureau ErlerSkibbeTönsmann für Kunden wie die Süddeutsche Zeitung, das Theater Bremen oder den Versandhausriesen Otto und verant­wor­tete in dieser Zeit als Art Director auch den Relaunch des Wochenmagazins stern.

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Im Impressum des Buchs »Hallo ich bin Erik« befindet sich ein Freischaltcode für die Textschrift Real Regular, mit dem sich der Font auf font​shop​.com down­loaden lässt: einfach anmelden, Font auswählen, in den Warenkorb legen, mit dem Code »bezahlen« und downloaden

Die neue Real ist inspi­riert von einem seltenen, halb­fetten Schnitt der Akzidenz Grotesk, den es nur in ganz großen Plakatschriften gab – leichter als die Halbfett in Blei, Fotosatz und Digital. Extra für das Buch hat Erik Spiekermann eine Text- und eine Headline-Version der Real digital gezeichnet und die Daten dann an Ralph du Carrois gegeben, der sie gesäu­bert und ergänzt hat. Markante Änderungen in Real Text gegen­über der histo­ri­schen Vorlage sind zum Beispiel ein anglo­ame­ri­ka­ni­sches g, eine Serife am l, Mediävalziffern mit einer anglo­ame­ri­ka­ni­schen 8, Serifen am Versal-I, ein brei­teres f und t sowie runde Punkte.


Ausstellung: Die grafische Sprache der Verwandlung

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Seit Jahresbeginn verleiht das Hamburger Designbüro Mutabor AG mit dem Onlinekalender Lingua 365 seiner grafi­schen Sprache täglich neu Ausdruck. Jeden Tag kommen­tieren die Designer das aktu­elle Weltgeschehen in Form von Piktogrammen im Stil ihrer Lingua Digitalis. Ereignisse der Weltpolitik, Events aus der Kommunikationsbranche und Phänomene der Popkultur werden glei­cher­maßen durch die »grafi­sche Brille« des Büros inter­pre­tiert und in kleinen Illustration kommentiert.

Die am 28. August star­tende drei­wö­chige Ausstellung Mutabor – Lingua 365 (Hamburg, desi­gnx­port) doku­men­tiert nicht nur die bislang entstan­denen 240 kleinen Kunstwerke, sondern inspi­riert den Besucher auch zum Mitmachen. Bis zur Finissage werden unter Einbeziehung der Besucher 23 neue Piktogramme erstellt, die die Ausstellung täglich wachsen lassen. Darüber hinaus lernen die Besucher preis­ge­krönte Projekte und Meilensteine aus der Mutabor-Geschichte kennen.

Weitere Informationen …

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bukowskigutentag 2/14: Nichtlesung

Nur 4 Jahre verspätet: Lektüre für Nichtleser, Band 11 ist erschienen

Vortrag und Buchpremiere, 28. August 2014, 20 Uhr 30, Ocelot Buchhandlung, Brunnenstraße 181, 10119 Berlin, Eintritt frei. (Hier zur Einladung bei Facebook)

Ansgar Oberholz, der einzige Verleger der Lektüre für Nichtleser, und Michael Bukowski, der einzige Autor der St. Oberholz Verlagsanstalt, refe­rieren die Kulturgeschichte des Lesens aus der Perspektive des Nichtlesens. Vom 7. Jahrtausend v. Chr. als histo­ri­schem Bezugspunkt ausge­hend werden Fragen nach Sinn, Unsinn und Zukunft der weit­ge­hend falsch verstan­denen Kulturtechnik des Lesens erörtert.

Quasi wie zufällig fungiert der neue Band 11 der Lektüre für Nichtleser als Anlass der Veranstaltung. Mit besagtem, bereits vor Erscheinen legen­därem Band 11 hatte eigent­lich keiner mehr gerechnet. Umso größer jetzt die Freude über das mit fast vier Jahren Verspätung eintref­fende Buch. Und umso aktu­eller die Frage, warum und wie ein Buch in Romanstärke gelesen und gleich­zeitig nicht­ge­lesen werden kann.

Vielen Dank an dieser Stelle an Jürgen Siebert, den einzigen Typo-Sponsor der Lektüre für Nichtleser, der uns mit der schönen FF Parable ausge­stattet hat.

Weltpremiere feiert außerdem die lite­ra­ri­sche Nichtlesen-Innovation des “Leseflussblockers”. Nicht zuletzt plau­dern Oberholz und Bukowski über ihr völlig revo­lu­tio­näres Verleger-Autor-Verhältnis, das die herkömm­li­chen Gepflogenheiten der Verlagsbranche auf den Kopf stellt, ohne dass es jemand merkt.

Zum Buch:

Lektüre für Nichtleser, Band 11
Warten auf Andrea
von Michael Bukowski
Taschenbuch, 232 Seiten
St. Oberholz Verlagsanstalt
erscheint Ende August 2014
ISBN 978-3-9813725-1-9
Preis: 9,90 Euro

Da die Erstauflage in Höhe von 1 Exemplar bereits vergriffen ist, lassen wir nach­dru­cken. Vorbestellungen bitte per E-Mail an: mail // ät // bukowski​-berlin​.de

Stimmen zum Buch:

„Mit seiner Reihe ist Bukowski ein großer Wurf gelungen. Er holt den Nichtleser genau dort ab, wo er sich gerade befindet. Beim Widerwillen, zu lesen. Was Michael aus dieser Idee macht: Keine Ahnung.“ Jan-Uwe Fitz

„Ich habe diesen Band 11 hier bereits 23 mal als eBook gekauft und heute morgen wieder drei gedruckte Exemplare bestellt. Der Abverkauf entwi­ckelt sich ausge­zeichnet.” Michael Bukowski

„Als Verleger der Lektüre für Nichtleser ziehe ich nach inzwi­schen 11 Bänden langsam in Erwägung, mal eines der Bücher zu lesen. Steht zumin­dest auf meiner To-do-Liste seit 2009.“ Ansgar Oberholz

Michael Bukowski

P.S.: Autoren, die diesen Beitrag geschrieben haben, haben auch diese Beiträge geschrieben.