Fontblog Artikel im Januar 2012

❤ der Woche: Roßa/Schmidt/Sommer “Typoversity”

 

Typoversity, heraus­ge­geben von Nadine Roßa, Andrea Schmidt und Patrick Marc Sommer, riecht erst mal ganz wunderbar, wenn man auspackt und aufschlägt. Auf 240 Seiten präsen­tieren die Autoren (erschienen bei Norman Beckmann, Preis; 24,90 €, Bestelllink) aktu­elle Projekte aus Ausbildung und Studium. Das Trio lässt auch jede Menge Lehrende und Experten zu Wort kommen. In Interviews mit Prof. Heike Grebin, Prof. Nora Gummert-Hauser, Prof. Jürgen Huber & Christian Hanke, Prof. Indra Kupferschmid, Prof. Jay Rutherford, Prof. Betina Müller, Prof. Ulrike Stoltz, Prof. Rayan Abdullah und Dan Reynolds berichten die Lehrenden über ihr Lehrkonzept und verraten, wie es ihnen gelingt, Studierende für Typografie zu moti­vieren und zu begeistern.

Typoversity disku­tiert die Rolle der Typografie für die gestal­te­ri­sche Arbeit und ihre gesell­schaft­liche Relevanz. Es beant­wortet Fragen wie: Wie steht es um den typo­gra­fi­schen Nachwuchs in Deutschland? Wie gehen die Studierenden mit Typografie um? Wie sieht die typo­gra­fi­sche Ausbildung in Deutschland und anderswo aus? Die Ausbildung hat sich im Laufe der letzten 20 Jahre durch den Wandel der Technik enorm verän­dert. Sie ist sowohl schneller und globaler geworden, und nicht immer kann die Lehre folgen. Typoversity hilft, den Überblick zu behalten, den Wandel besser zu verstehen und die eigenen Schwerpunkte zu finden. Wie für das oben vorge­stellte Buch von Gerbaulet gilt auch für Typoversity: Dem Design-Nachwuchs drin­gend zu empfehlen!


Abschlussarbeiten an der FH Mainz ansehen

Vom 13. bis 16. Januar 2012 stellen 28 frisch geba­ckene Kommunikationsdesigner der Fachhochschule Mainz ihre Abschluss-Projekte aus. Zu sehen sind Arbeiten aus den Bereichen Buch-und Schriftgestaltung, Editorial und Corporate Design, Fotografie, Illustration, inter­ak­tives Design und Installation.

So unter­schied­lich wie die Medien und sind auch die Themenschwerpunkte: So ist zum Beispiel ein Buch über die Künstlergruppe ZERO entstanden, eine Ausstellung zur Typografie oder eine Installation zum Thema Observation und vieles mehr. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es schon vorab auf der Internetseite www​.bachelor​-2011​.tumblr​.com. Der Premierenabend beginnt um 19 Uhr mit einer feier­li­chen Eröffnung. Im Anschluss daran Musik und Tanz.


Die 25 schönsten Bücher 2012 werden gesucht

Um als Impulsgeber für heraus­ra­gende Gestaltung und Verarbeitung – über die Herstellungs- und Gestaltungsszene hinaus – Kontur anzu­nehmen, geht der Wettbewerb »Die schönsten deut­schen Bücher 2012« gestrafft in einen neuen Rhythmus. Er richtet sich nach wie vor an Verlage, Buchgestalter und produ­zie­rende Betriebe. Beurteilt werden die Qualität des Buches in Hinblick auf Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung sowie der ästhe­ti­sche Gesamteindruck. Einsendeschluss für Bücher mit Erscheinungsdatum zwischen 1. 11. 2010 und 31. 3. 2012 ist der 31. März 2012.

Die schönsten deut­schen Bücher 2012, zukünftig eine fest­ge­legte Anzahl von 25 Büchern, die sich durch erst­klas­sige Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung auszeichnen, sind gleich­zeitig die Nominierungen für den mit 10.000 Euro dotierten »Ersten Preis der Stiftung Buchkunst«, der für das schönste deut­sche Buch vergeben wird. Der Förderpreis für junge Buchgestaltung – ab 2012 ein eigen­stän­diger Wettbewerb – läuft zukünftig ohne Altersbegrenzung. 

 

Formulare zur Anmeldung gibt es auf stif​tung​-buch​kunst​.de -> Der deut­sche Wettbewerb -> Teilnahme 2011/2012.


Loblied auf Stefan Kiefer

Vor vier Monaten star­tete ich hier im Fontblog die Initiative leiden­schaft­liche Typografie!. Viele Leser schlossen sich meinem Verlangen an und begrüßten in den Wochen darauf die Anregungen zur Weiterbildung (Gute Typografie, jetzt!).

Der Kampf geht weiter, liebe Freunde, auch 2012. Vergangene Woche wurde von einigen Mitstreitern auf Twitter bereits der Briefwechsel zwischen dem Bundespräsidenten Christian Wulff und den BILD-Chefredakteur Kai Diekmann typo­gra­fi­sche unter die Lupe genommen:

Nun, es ist keine Neuigkeit, dass im anwalt­li­chen Schriftverkehr, selbst wenn es möglich wäre (Fax, Brief, Abbildung für die eigene Homepage, …), die Wahl der Schrift dem Zufall über­lassen bleibt. Warum soll auch eine schrift­liche Mitteilung des Bundespräsidenten so aussehen, als käme sie aus dem Bundespräsidialamt, wenn seit Wochen bereits das gespro­chene Wort längst nicht mehr mit dem Amt in Einklang zu bringen ist. Dass es auch anders geht, macht der SPIEGEL vor … weil er es kann und weil er weiß, das sich gute Gestaltung am Kiosk auch gut verkauft. 

Wer ist jetzt Stefan Kiefer? Er ist als Ressortleiter beim SPIEGEL für die Gestaltung der Titelseite verant­wort­lich, gelernter Illustrator und seit 15 Jahren in Hamburg im Amt. Meistens entstehen die Ideen zur Gestaltung des Covers erst Mitte der Woche, wenn eines von mehreren Titelthemen seine Reife entwi­ckelt hat. Für Kiefer und sein Team bleibt gewöhn­lich nur wenig Zeit, einen Entwurf zur Vollendung zu bringen. Trotzdem hindert es die Redaktion nicht daran, alle Elemente des kommenden SPIEGEL-Titels mit Bedacht und Raffinesse zu planen. Auch die einzu­set­zende Schrift. Am vergan­genen Freitag war eine präsi­diale Typografie gefragt, denn das Titelthema 02/2012 sollte der Bundespräsident werden, dessen Ansehen im Verlauf der Woche gegen Null sank. Für die Zeile »In Amt und Würden« griff die SPIEGEL-Redaktion zur würde­vollen Amalia, entworfen von Nikola Djurek und heraus­ge­geben von OurType. Eine gute Wahl, wie man heute am Zeitungsstand sehen kann (Abb oben).

Wie Stefan Kiefer und sein Team arbeiten, zeigt das folgende Video des SPIEGEL:


Erik Spiekermann stellt sein Idealbüro vor

Für den Arte-Creative-Kanal From Sketch hat der Berliner Designer (und FontShop-Gründer) Erik Spiekermann sein Konzept eines idealen, kommu­ni­ka­tiven Büros aufge­zeichnet. Es ist rund und ein »Büro der Begegnung«. Hier unten ist das 8-Minuten-Filmchen einge­bettet (Flash), eine HD-Version lässt sich bei Arte aufrufen.


Dufter Kumpel: die Biergartenschrift FF Prater

Prater damals: Das hand­ge­malte Prater-Eingangsschild im September 2000, entworfen von Henning Wagenbreth und eBoy

Als kurz nach dem Mauerfall Berlins ältester Biergarten wieder öffnete, über­nahm ein junger Designer die visu­elle Ausstattung. Wie man Parolen auf hohem Niveau pinselt, lernte er schon in der Grundschule. Gepaart mit dem akade­mi­schen Geist der Kunsthochschule, servierte er dem Restaurant eine Beschilderung, deren Hauptdarsteller – die Schriften – bis heute in den Reiseführern von Typo-Fans als »sehens­wert« vorge­merkt werden.

Prater heute: Umschlag des Romans Le Nazi et le Barbier von Edgar Hilsenrath, Design: Henning Wagenbreth

Es gibt nur wenige Kunstschulen, denen man einen eigenen Stil nach­sagen kann. Die Kunsthochschule Berlin (KHB) in Weißensee gehört dazu. Auf den Gebieten Illustration und Grafikdesign pflegen ihre Absolventen eine klas­si­sche, unver­wech­sel­bare Handschrift. So auch der junge Henning Wagenbreth, der 1987 sein Diplom an der KHB ablegte.

Als kurz nach dem Mauerfall der Prater, Berlins ältester Biergarten, wieder öffnete, kümmerte sich Wagenbreth um die visu­elle Ausstattung des zuletzt als Kreiskulturhaus genutzten Areals. Wie man Parolen und Wandzeitungen auf hohem Niveau pinselt, lernte man in der DDR bereits in der Schule. Gepaart mit akade­mi­schem Wissen bescherte Wagenbreth dem rusti­kalen Restaurant im Prenzlauer Berg eine Beschilderung, die welt­be­rühmt wurde, denn der Prater reifte in den Berlin-Führern rasch zum Geheimtipp.

Noch immer im Einsatz für den Namensgeber: aktu­elle Weihnachts-Homepage der Gaststätte Prater

Die Hauptrolle auf den Prater-Schildern spielte eine holz­schnitt­ar­tige Schrift in verschie­denen Stilen. Kurz nach Wiedereröffnung des Biergartens trafen sich der »eBoy« Steffen Sauerteig und Henning Wagenbreth, um über eine Digitalisierung der Schriftfamilie nach­zu­denken. Sauerteigs FF Typestar war zu dieser Zeit bereits ein Bestseller. Die Fonts der Prater-Familie sollten, trotz Digitalisierung, ihren hand­ge­zeich­neten Charakter behalten, also die unre­gel­mä­ßigen Strichstärken, die wech­selnden Strichrichtungen und die stol­pernden Buchstabenabstände.

Sommer 2004: hand­ge­maltes Prater-Biergarten-Schild

Weil das leben­dige Schriftbild seine Glaubwürdigkeit verliert, wenn zwei iden­ti­sche Buchstaben mit genau denselben Unregelmäßigkeiten neben­ein­ander stehen, wurde zu jedem Erstfont (gekenn­zeichnet mit dem Namenzusatz »One«), ein Zweitfont »Two« gestaltet, dessen Unregelmäßigkeiten von denen des Erstfonts abwi­chen. Viel Arbeit, mit der damals gängigen PortScript-Font-Technik, aber im Ergebnis sehr über­zeu­gend; heute erle­digen OpenType-Automatiken eine Menge der Handarbeit. Im Sommer 2000 erblickte die ins PostScript-Type-1 digi­ta­li­sierte FF Prater als FontFont das Licht der Computerwelt.

Für die Benutzer der Schriftfamilie bedeutet das damals, dass sie munter zwischen Prater One und Two wech­seln sollen und dürfen. So erhält jede Prater-Zeile einen wahr­haft hand­ge­zeich­neten Charakter. Beim Setzen größerer Texte ist die Verwendung beider Fonts Pflicht. Da unser Auge die Unregelmässigkeiten der Schrift in klei­neren Graden jedoch kaum wahr­nimmt, brau­chen hier die Fonts nicht gewech­selt werden.

Erster Einsatz der Script-Version: Werbepostkarte der Prater-Gaststätte für ihren Hecht-Club, 2004

Kurz nach Erscheinen der Prater-Grundschriften (Sans und Serif) bekam die Familie bereits Nachwuchs: die Schreibschrift FF Prater Script inklu­sive Varianten kam hinzu sowie die 3D-Display-Schrift FF Prater Block, die sich sogar zwei­farbig aufbauen lässt. Damit wuchs die tempe­ra­ment­volle Familie zu einem Komplettsystem heran, das durch die Serifen-Version auch in kurzen Texten ausge­zeich­nete Sympathiewerte bringt.

Zu Bestellung und Downlaod von FF Prater auf font​shop​.com …


Das neue FontBook 2.0 – jetzt tagesaktuell

Fünf Monate nach ihrer Premiere hat FontShop International heute ein wegwei­sendes Upgrade zur FontBook-App fürs iPad veröf­fent­licht (App-Store-Link). Version 2.0 bietet unter anderem die folgenden Neuerungen:

  • Über 250 neue bzw. aktua­li­sierte Font-Familien
  • erwei­terte Homepage mit den Neuzugängen News + Trends, Verwendung und Vergleichen
  • zwei Arten von Lesezeichen: Favoriten und Vergleichen
  • tages­ak­tu­elle Typo-Nachrichten, Inspirationen, Charts und Empfehlungen
  • gezielte Schriftensuche nach Zweck, Genre und Epoche
  • kura­tierte Listen zu ähnli­chen Schriften und Großfamilien
  • auto­ma­ti­sche Over-the-air-Aktualisierung aller Inhalte

Die Homepage 2.0 der FontBook-App mit den neuen Sektionen News + Trends, Verwendung und dem Vergleichen-Lesezeichen

So schnell konnte man sich noch nie durch die Welt der Schriften bewegen. Erstmals können Fonts über thema­tisch sortiert Listen gesucht werden, zum Beispiel nach Zeitalter, Zweck, Ähnlichkeit, Genre oder Bestenlisten. Zum Merken und Vergleichen der Lieblingsschriften hilft ein zweites Lesezeichen namens »Vergleichen«, die Ergänzung zum Favoriten-Bookmark. Durch die News-Sektion wird die FontBook-App tages­ak­tuell, denn hier werden die Schriftgeschichten aus FontShop-Blog und Fontblog einge­spielt (in der engli­schen Version aus FontShop Blog und Fontfeed). Auch die such­baren Inhalte der App, zum Beispiel neue Schriften und aktua­li­sierte Listen, werden erst­mals »over-the-air« aktuell gehalten.

News+Trends-Einstiegsseite: tages­ak­tu­elle Nachrichten aus FontShop-Blogs, sowie Empfehlungen, Neuerscheinungen und eine Übersicht der 2011 prämierten Schriften

Die in die FontBook-App neu aufge­nom­menen thema­ti­schen Verzeichnisse basieren auf rund 900 Listen, die in den vergan­genen Jahren für die Website www​.font​shop​.com entstanden sind. Unter der Leitung von Stephen Coles hat die FontShop-Redaktion Tausende von Schriften nach Zweck, Aussehen, Neuerscheinungen, Genre und vielen stilis­ti­schen Kriterien bewertet. Die daraus entstan­denen Listen wurden für die App aktua­li­siert, neu sortiert und zu Gruppen zusam­men­ge­fasst. In der Sektion Verwendung laden fünf Listengruppen zum Stöbern ein – Doppelgänger, Zweck, Genre, Zeitalter und Schriftsippen –, im News-Bereich gibt es Listen mit prämierten Schriften, monat­li­chen Neuerscheinungen sowie Empfehlungen und Charts.

Empfehlungen und Charts: Es ist gut zu wissen, was neu ist … noch besser ist es, Neues und Beeindruckendes auf einen Klick zu finden

Ein entschei­dender Schritt, um alle Inhalte der FontBook-App aktuell zu halten, ist die erst­mals imple­men­tierte Fernaktualisierung, von Programmierern Over-the-air-Update (OTA) genannt. Um in den Genuss neu erschie­nener Fonts, aktua­li­sierter Listen oder News zu kommen, muss weder ein FontBook-Update geladen, noch ein Kabel ange­schlossen werden: Sie werden auto­ma­tisch über die Internetverbindung des iPad in die App geladen. Eine dezente Statusmeldung unter­halb der Menüleiste infor­miert die Benutzer beim Start der App über diesen Prozess.

Tagesaktuelle, redak­tio­nell betreute Listen: Schnell und zuver­lässig Schriften für einen bestimmten Zweck finden

Eines der belieb­testen Funktionen der FontBook-App ist das Vergleichen von Schriften, entweder mit den vorge­ge­benen Blindtexten in drei Größen, oder einem selbst einge­ge­benen Musterwort. In Version 1.0 musste man zum Vergleichen die gewünschten Schriftfamilien mit einer Stern-Taste zum Favoriten machen. Jetzt gibt es dafür ein eigenes Lesezeichen, so dass Favoriten und Vergleichsschriften zwei sepa­rate Merklisten ergeben.

Schriften verglei­chen … zum Beispiel um die rich­tige Wahl für ein Restaurant-Logo zu treffen; die Auswahl stammt aus der Verwendung-Liste Genre ➞ Pseudogriechisch

Weitere Änderungen und Verbesserungen in Version 2.0:

  • Schriftklasse und -subklasse wurden in das gelbe Datenblatt der Schriftfamilie(n) aufgenommen
  • neue Warten-Animation für Online-Font-Rendering-Prozesse
  • erwei­tertes Mini-Schriftmuster: Rag statt Rg
  • Vergleichen-Merkliste: Einträge löschen durch wischen
  • sofor­tige Aktualisierung des Vergleichen-Baukasten bei geän­derter Merkliste
  • 15 Schriftentwerfer mit einem »von« im Namen (z. B. Erik van Blokland) sind nicht mehr bei V einsortiert

Das Upgrade der FontBook-App ist kostenlos. Über Änderungen infor­miert stets aktuell der Twitter-Kanal der FontBook-App.

Dieses Video zeigt in sieben Minuten alle wich­tigen Bereiche und die grund­le­genden Funktionen der FontBook-App:

FontBook 2.0 im App-Store besuchen …


Heute neu: Tweets einbetten

Twitter hat soeben bekannt gegeben, dass man jetzt Tweets in Blogbeiträgen und anderswo einbauen kann – mit allen Links und verknüpften Dateien. Das sieht dann so aus:

Prima. Und damit habe ich nicht nur die News des heutigen Tages bekannt gegeben, sondern auch schon die von morgen.