Translations 03, live: Stefan Sagmeister
Vergangenen Dienstag wurde Stefan Sagmeister in Berlin der hochdotierte Lucky Strike Design Award verliehen (Fontblog Twitpic 1 und Twitpic 2). In seiner Dankesrede erzählte er dem Publikum Geschichten aus dem Sabbatical auf Bali. Alle sieben Jahre gönnt sich Sagmeister eine Auszeit, in der keine Aufträge angenommen werden sondern zweckfrei neue Ideen entwickelt. Im Saal war Neid spürbar, als er von den freilaufenden Hunden auf Bali erzählte, die ihn zu Möbeln und einer T-Shirt-Serie inspirierten, als er Bilder von seinem Haus mit großer Terrasse zeigte und erzählte, er habe sich in dieser Zeit mit dem Thema Glück beschäftigt.
Stefan Sagmeister,
wurde 1962 in Bregenz in Österreich geboren, studierte Grafik und Design an der Universität für angewandte Kunst Wien und am Pratt Institute, New York. 1993 gründete er dort sein eigenes Büro. Seiner Passion für Musik drückte sich er mit CD-Cover-Designs und Packaging für namhafte Interpreten aus. Sagmeister erhielt für seine Arbeiten zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter einen Grammy für ein Albumdesign der Talking Heads. Er unterrichtet an zahlreichen Hochschulen, u. a. an der School of Visual Art sowie an der Cooper Union School of Art in New York.
Stellt zunächst seine Arbeit für das David Byrne/Brian Eno-Album »Everything That Happens Will Happen Today«. Danach die Konzepte für den politisch-sozialen Verein True Majority, der 15 % des US-Rüstungsetats für soziale Zwecke abzwacken will (das wären rund 85 Mrd. Dollar). Dann erzählt er von seinem 2. arbeitsfreien Jahr nach 2000.
Den Rest seiner Rede widmet er dem Projekt »Things I have learned in my life so far«.
Translations 03, live: Grußwort, Eröffnung, Einführung
Einige Zitate:
Der neue Masterstudiengang Gutenberg-Intermedia der FH Mainz beginnt im nächsten Herbst.
Warum das Thema Autorschaft im Design? Es geht um Themen und Projekte, bei denen sich Designer intensiv den Inhalte ihrer Arbeit widmen. Genau dann entstehen spannende Arbeiten. Stichwort: Glaubwürdigkeit.
Wann wird ein Designer Autor? Gute Frage, in einer Zeit, in der sich die Autorschaft eher aufzulösen scheint: Soziale Netze, Crowd-Sourcing, Creative Commons, …
Dr. Petra Eisele,
studierte Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Linguistik in Trier und promovierte anschließend an der UdK in Berlin. Sie war Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität Weimar und versteht sich als Designforscherin. Heute ist sie Prof. für Designgeschichte, Designtheorie und Medientheorie in Mainz. 2008 gründete sie mit Forschern die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg). Im Fokus ihres Interesses stehen aktuelle Entwicklungen im Produkt- und Kommunikationsdesign, insbesondere Organic Design, Konvergentes Design, DDR-Design und Rezeptionsästhetik.
Gestern: Verschlüsselte Autorschaft des Designers, industrieorientiert, Massenproduktion. Der Gestalter tritt hinter den Produkten zurück, dient der Produktion. Beispiele: Chanel (Nº 5) und Braun (»Geräte sollen stumme Diener sein«). Designer sollten hinter den Produkten verschwinden, auch die Produkte selbst sollten nicht auffallen.
Der Tod des Autors.
Heute: Design versteht sich nicht mehr als Diener der Produktion. Die Debatte über das Konzept hilft dem Auftraggeber inhaltliche Tiefe zu gewinnen.
Morgen: Digitale Autorschaft, z. B. Wikipedia. Wird auch das Design treffen. Prosumer: Aus Konsumenten werden Produzenten (Bsp: NikeiD). Sampling.Der professionelle Designer muss aufpasser, dass er bei diesem Prozess nicht wieder zum Liegferanten von Dekoren wird, wie zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Interessant wäre die kollektive Autorschaft von Designern. Mit gestalterischen Mittel neue Diskurse starten: Umwelt, sozial Verantwortung, Nachhaltigkeit. Petra Eisele nennt es »politisch motiviertes Autorendesign«.
Translations 03, live: Hier ist Mainz
Grüße aus Mainz, von der Translations 03. Ich sitze schon im (noch leeren) Saal und hab mich häuslich eingerichtet, was bedeutet: Stromversorgung und Internetzugang sind sicher. Noch eine Stunde bis zum ersten Vortrag, Zeit für ein kleines Vorgeplänkel.
Über das Hotel habe ich heute morgen schon getwittert. Es nennt sich »Design-Hotel« und liegt im Stadtteil Weisenau. Dort war ich vor 30 Jahren zu meinen Studentenzeiten öfters, als ich in den Semesterferien auf dem Bau jobbte. Es hat sich kaum etwas verändert, am Rheinufer, und ich freue mich, das es das Restaurant Rhoischnoock noch gibt. Wer weiß, was das übersetzt heißt?
Also, das Hotel ist mit viel Liebe, unangenehm überdesignt. Der Besitzer erklärte mir eine Minute lang, wie der Lichtschalter funktioniert, denn die Funktionen Ein, Aus, Hoch– und Runterdimmen sieht man dem quadratische Ding nicht an. Die Nasszelle funktioniert überhaupt nicht (siehe Twitpic). Neben den 5 Designfehlern keine Ablage(n) (1), Spiegel an der falschen Wand (2), Dusche nicht verstellbar (3), nasser Boden im gesamten Raum (4) und überflüssiger Vorhang (5), fanden meine Twitter-Follower noch heraus: Fliesenraster passt nicht zum Abfluss (6), unterschiedliche Fliesenqualität bei Wand und Boden (7), fehlende Steckdose (8), Waschbecken und Toilette nicht aus einer Linie (9) und kalte (Decken-)Beleuchtung (10). Erwähnenswert ist noch der Spiegel im Kleiderschrank, der komplett verdeckt ist, wenn man die Klamotten aufgehängt hat. Ich könnte noch mehr berichten, aber das soll reichen. Ich habe immerhin sehr gut geschlafen, und das kostenlose High-Speed-Internet ist natürlich ein dicker Pluspunkt.
Was fällt einem zu Mainz ein, außer Dom und Johannes Gutenberg. Natürlich die Meenzer Fassenacht. Ich bin eben an der Zentrale des Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. MCV vorbei gekommen, die mitten im Stadtzentrum liegt. Es gab mal eine Zeit, da übten die beiden lokalen Karnevalvereine MCC und MCV mehr Macht auf die Deutschen TV-Stationen aus als heute CDU und SPD. Die jährliche Übertragung der Kappensitzung »Mainz wie es singt und lacht« hatte in ihren besten Zeiten weit über 20 Millionen Zuschauer. Auch Gottschalk lernte von den Mainzern: 1964 kam es zu einer einstündigen Überziehung, als Ernst Neger zum ersten Mal Humba Humba Täterä sang, sich das Saalpublikum nicht mehr beruhigte und immer wieder eine Zugabe forderte.
Habe ich schon erwähnt, dass hier die Sonne scheint und es 16 Grad warm sind? Es ist so, im Café Extrablatt sitzen die Gäste draußen.
Das Programmheft der Translations ist ein Gedicht, optisch und funktional. Eigentlich ist es eine Art Tagebuch (blanc book) mit fest eingebundenen Lesezeichen, für jeden Programmpunkt mehrere als Auftakt, dann folgen leere Seiten zum Mitschreiben. Die Lesezeichen ragen aus dem Schnitt des Buches heraus. Das macht einen guten Eindruck, als hätte man sich schon stundenlang mit der Veranstaltung beschäftigt, wichtige Beiträge markiert und Erinnerungen eingelegt. Die Webseite der Veranstaltung greift die Lesezeichen-Ästhetik auf. Konzept: Melih Bilgil, Susanne Kehrer, Christoph Köhler, Dr. Isabel Naegele, Philipp Pape, Ruth Preywisch.Susanne Kehrer. Gestaltung: Programmierung Website: Thomas Lempa. Schriften: Whitman (The Font Bureau).
Translations 03 ist eine Veranstaltung des Master-Studiengangs Gutenberg-Intermedia, Lehreinheit Kommunikationsdesign.
FS20 (20): 2 TYPO-Tickets ab 470,00 € 376,00 €/Person
Bis morgen feiert FontShop sein 20-jähriges Bestehen, täglich mit einem Lieblingsprodukt, reduziert um 20 Prozent (siehe Fontblog-Ankündigung 20 Jahre FontShop). Unser 20. und letztes Angebot schon heute, weil manche vielleicht drüber schlafen müssen oder aber noch einen Partner suchen möchten: 2 TYPO-Tickets mit 20 % Preisnachlass. Dieses Angebot gilt nur für Profis bei Bestellung von zwei Tickets und bedeutet 376 € (statt 470 €) pro Einzelticket bzw. 752 € für zwei Tickets. Das Angebot gilt bis morgen, 20. November 2009, 24:00 Uhr. Ihr könnt euer Doppelticket sowohl online bestellen (zum TYPO-Ticket-Shop; wir berücksichtigen den Rabatt bei der Abbuchung) als auch telefonisch: (030) 69596-333.
Viele Designer sind von einer speziellen Hingabe getrieben, im Beruf wie im Privaten. Der leidenschaftlich gelebte Job ist ein Schlüssel zum Erfolg – neben Handwerk und Kreativität. Leidenschaft gibt uns die Energie zu handeln, sie ist die Basis für Veränderung und Fortschritt. Auf der TYPO Berlin 2010 zeigen rund 50 Designer und Kreative*, wie einfach Erfolg sein kann, wenn man sich traut, seiner Leidenschaften zu folgen. Lasst euch drei Tage im Haus der Kulturen der Welt von diesen Passionen inspirieren, um eigene Aufgaben mit neuer schöpferischer Kraft anzupacken. Mehr über die TYPO 2010 …
PS: Die 7 Paare und 2 Trios, die sich in den zurückliegenden Wochen bereits gemeinsam zur TYPO 2010 angemeldet haben, überraschen wir heute telefonisch mit einem wunderbaren Geschenk
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* Jonathan Barnbrook, Candy Chang, Jan Chipchase, Uta & Thilo von Debschitz, Jan Gerner/Yanone, Daniel Gjøde, Julia Laub, Laura Meseguer, Oliver Reichenstein, Prof. Peter Kruse, Rick Poynor, Rich Roat, Florian Alexander Schmidt, Piet Schreuders, Carlos Segura, Julian Smith, Andrea Tinnes, u. v. m.
FS20 (19): FF Quadraat OT 199,00 € 159,20 €
Bis 20. November 2009 feiert FontShop sein 20-jähriges Bestehen, täglich mit einem Lieblingsprodukt, reduziert um 20 Prozent (siehe Fontblog-Ankündigung 20 Jahre FontShop). Heute im Angebot: die Schriftfamilie FF Quadraat OT aus der 100-Beste-Schriften-Edition. Das Paket erschien vor anderthalb Jahren und gehört bis heute zu den Bestsellern, weil Preis und Inhalt stimmen. Auf der CD befinden sich die 6 wichtigsten Quadraat-Schnitte für die tägliche Arbeit (Regular, Italic, Bold, Bold Italic, Display Italic und Display Bold Italic) im OpenType-Format; die Text-Schnitte enthalten Kapitälchen, Tabellenziffern, Mediävalziffern und Ligaturen. Direkt zur Bestellseite …
Der Klappentext skizziert die Entstehungsgeschichte der Quadraat. Es ist zwar eine der ersten Schriften, die komplett digital entworfen wurden, Ausgangsbasis waren jedoch Zeichnungen, die Fred Smeijers im Designbüro mit dem Namen Quadraat anfertigte. Die Familie sollte neu aussehen, aber an altbewährte Vorbilder anknüpfen, zum Beispiel Garamond, Times oder Plantin. Die fast gerade stehende Kursive dagegen legte Smeijers ausgesprochen eigenwillig und originell an – sie wurde zu einer Art Markenzeichen der Quadraat.
Erst 1997 fügte Smeijers der FF Quadraat eine Sans-Version hinzu. Er reihte sich damit in eine holländische Tradition ein, die 1930 mit Jan van Krimpen begann, der einst seiner Romolus die Serifen entfernte. Später gingen auch Martin Majoor (FF Scala) und Lucas de Groot (Thesis) diesen Weg.
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Alle bis heute erschienenen 20-Jahre-FontShop-Sonderangebote:
11. FontBook für 99,00 € 79,20 €, zur Produktseite …
12. Axel für 79,00 € 63,20 €, zur Produktseite …
13. de-Groot-Krawatte für 62,00 € [vergriffen]
14. FF Meta OT für 199,00 € 159,20 €, zur Produktseite …
15. »Buchstaben kommen …« (FontShop-Edition) für 35,00 € 28,00 €
16. Typomaß für 19,00 € 15,20 €, zur Produktseite …
17. Zwei limitierte Alpha-Spiele für 71,00 € 56,80 €, zur Produktseite …
18. FF DIN OT für 199,00 € 159,20 €, zur Produktseite …
19. »Made With FontFont« für 45,79 € 36,63 €, zur Produktseite …
10. FontCase, ab 42,00 € 33,60 € (Grundlizenz), zur Produktseite …
11. Las Vegas Fonts für 119,00 € 95,20 €, zur Produktseite …
12. Typo-Mousepad Mac für 9,00 € 7,20 €, zur Produktseite …
13. Roundabout (FontShop-Edition) 19,00 € 15,20 €, zur Produktseite …
14. FF Dax OT für 199,00 € 159,20 €, zur Produktseite …
15. Dingbats Stempelset für 62,00 € 49,60 €, zur Produktseite …
16. FF Trixie OT oder Pro Familie ab 209,00 € 167,20 €, zu Trixie OT … zu Trixie Pro …
17. 3 Dingbats-Spielhefte für 19,00 € 15,20 €, zur Produktseite …
18. Stapeless für 49,00 € 39,20 €, zur Produktseite …
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FS20 (18): Stapeless 49,00 € 39,20 €
Bis 20. November 2009 feiert FontShop sein 20-jähriges Bestehen, täglich mit einem Lieblingsprodukt, reduziert um 20 Prozent (siehe Fontblog-Ankündigung 20 Jahre FontShop). Heute im Angebot: der klammerlose Hefter Stapeless. Nie mehr den Klammeraffen füttern, nie mehr Draht mit den Fingernägeln aufbiegen. Ganz nebenbei sieht Stapeless auch noch toll aus! Gleich zur Bestellung …
Stapeless ist die raffinierte Alternative zur Heftklammer. Eine ausgeklügelte Mechanik verbindet umweltfreudlich bis zu 4 Briefbögen mit einer eleganten gestanzten Schlaufe. Damit wird das tägliche Heften zu einem ästhetischen Vergnügen. Bewerbungen, Einladungen und »feine« Geschäftspost können mit Stapeless wunderbar aufgewertet werden.
Das hochwertige Werkzeug kommt natürlich aus Japan, dem Land der Papierkunst: Metallgehäuse, verchromt, B 5,5 x T 9,5 x H 8,5 cm.
Ausgezeichnet mit dem Design Plus Preis für seine innovative, technische, funktionelle und gestalterische Qualität.
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Typopassage Wien, im quartier21/MQ
Am kommenden Freitag, den 20. 11, um 17:00 Uhr eröffnet die Typopassage in Wien, ein Projekt des q21/MQ, der Typografischen Gesellschaft Austria und der Universität für Angewandte Kunst. Die erste Ausstellung der Reihe ist dem jungen Typografen und Illustrator Alex Trochut aus Barcelona gewidmet, der auch für die typografische Gestaltung des Deckengewölbes der Passage verantwortlich zeichnet. Der Gestalter und Designkritiker Erwin K. Bauer kuratiert das neue »Mikromuseum für Gestaltung von und mit Schrift«.
Niiu, meine eigene Tageszeitung
Seit Montag bin ich Herausgeber einer Tageszeitung – so steht es jedenfalls im Impressum. Titel: Niiu. Auflage: 1 Exemplar. Umfang: 24 Seiten. Preis: 1,80 €. Erscheinungsweise: täglich außer Sonntags per Zusteller. Wie geht das?
Niiu ist die erste individualisierte Tageszeitung Deutschlands und im Moment (leider) nur in Berlin lieferbar. Auf der Internetseite www.niiu.de wähle ich als Leser und Herausgeber aus Hunderten Print- und Online-Inhalten, was am nächsten Morgen in meiner persönlichen Niiu stehen soll. Lieferanten der Inhalte sind zur Zeit die Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, B.Z., Abendzeitung München, Hamburger Abendblatt, Nord West Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung, Bild, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Handelsblatt, New York Times, Herald Tribune, Washington Times, Komsomolskaya Prawda, RBC Daily sowie Blogs und andere Online-Quellen.
Die 5 Spalten der ersten und der letzten Niiu-Seite werden mit Texten aus dem Internet gefüllt – das sieht zur Zeit grausam aus und ist eigentlich unlesbar (Abbildung ganz unten). Die Seiten im Innenteil sind 1:1 Kopien aus den beteiligten Tageszeitungen.
Um zu verstehen, wie so eine Niuu aussieht und sich »anfühlt«, habe ich meine Ausgabe von heute abfotografiert, zu einem PDF zusammengebaut und auf issuu.com hochgeladen. Dieser wunderbare Service macht es möglich, dass ihr in meiner Niiu von heute durchblättern könnt, Full-screen. In der Bildunterschrift habe ich notiert, aus welchen Elementen sie komponiert ist:
Die Inhalte meiner persönlich niiu: Titelseite (Kopf, Internet-Inhalte, Wetter, eigenes Foto); S. 2–5 die Titelseiten von Bild, Taz, BZ und Tagespiegel; S. 6–9 die Seiten 2/3 von Handelsblatt und Taz,; S. 10–12 die Meinungsseite von Frankfurter Rundschau, Taz und Neues Deutschland; S. 13–18 die Lokalseiten von Berliner Morgenpost (2), BZ (2) und Taz (2); S. 19–21 die Sport-Seiten von Bild (3); S. 22–23 Werbung, auf die ich keinen Einfluss habe; S. 24 Internetinhate
Über die Kinderkrankheiten von Niiu habe ich schon mehrfach getwittert. Am Montag erhielt ich statt meiner eigenen Niiu die Ausgabe einer Nachbarin namens Katrin. Gestern kam zwar mein persönliches Exemplar, aber so spät (7:45 Uhr), so dass ich sie nicht ins Büro mitbringen konnte um darüber zu schreiben. Heute lief alles wunderbar.
Die Idee einer individualisierten Tageszeitung ist reizvoll. Bei der Benutzung muss man sich an das Neue gewöhnen. Zunächst mal riecht Niiu nicht nach Zeitung, sondern nur nach Papier, was am Druckverfahren liegt. Die Zeitung wird auf einem Digitaldrucker ausgegeben, einem Océ JetStream 2200, für den Druckerschwärze Schnee von gestern ist. Dass er generell bei Schwarz ein Problem hat, mag an der Einstellung liegen … das Druckbild der Niiu ist flau, die Fotos lassen Tiefe vermissen.
Irritierend sind die wechselnden Typografie- und Layout-Welten, in die man beim Umblättern geworfen wird. Doch was kann man anderes von einer Patchwork-Zeitung erwarten? Dabei fällt auf, dass sich nicht jede externe Tageszeitungsseite auf das Schweizer Format (320 mm × 475 mm) der Niiu herunterbrechen lässt. Während B.Z.- und Frankfurter-Rundschau-Seiten fast 1:1 wieder gegeben sind, erscheinen Berliner-Morgenpost- und Bild-Seiten extrem verkleinert und damit schlecht lesbar.
Unentschuldbar ist das Massaker an den Internet-Texten aus Blogs wie Basic Thinking, Qype, Laut oder den Blogpiloten. Da werden – völlig unnötig – Links in voller Länge aufgedröselt, so dass sie sich über mehrere Zeilen erstrecken. In diesem Umfeld vergeht sich das hilflos überforderte Trennprogramm an kurzen Wörtern durch meterweites Sperren – ein typografischer Kardinalfehler –, was für den endgültigen Zusammenbruch der Lesbarkeit sorgt.
Ein Wort zu den Schriften. Für die selbst gesetzten Texte verwendet Niiu die serifenlose Schriftfamilie Antenna von The Font Bureau. Das sieht in den Headlines ziemlich gut aus, für den Brottext sollten die Niiu-Layouter zu einem kräftigeren Schnitt greifen, der dann auch einen halben Punkt kleiner gesetzt werden könnte. Seiten der zitierten Tageszeitungen erscheinen natürlich in deren Hausschriften, wobei ich mich frage, wie die jeweiligen Schrifthersteller diese Huckepack-Veröffentlichung (PDF, .jpg, …) lizenzrechtlich bewerten.
Aber: Dies alles ist lösbar. Ich freue mich auf die nächsten Ausgaben. Niiu bleibt nach 3 Exemplaren ein spannendes Experiment, dem ich Zukunft gebe.
Himmelschreiend unlesbar: die Typografie der automatisch gesetzten Texte auf S. 1 und S. 24 von Niiu, und dabei leicht zu vermeiden (Abbildung klicken zum Vergrößern)
[Update: Das Wirtschaftsblog Board of Innovation (engl.) weiß mehr über das Businessmodell von Niiu …]