Steinmeier-Logo … alles wurde gut
Vor zwei Wochen ging ein Signet durch die Medien, dass für Aufsehen sorgte: Das Siegermotiv des Frank-Walter-Steinmeier-Logo-Crowdsourcings, veranstaltete von der Kreativ-Plattform Jovoto (Fontblog berichtete: Frank-Walter Steinmeier tappt in Crowdsourcing-Falle). Das treppenförmige Motiv weckte falsche Assoziationen. Was in dem Zusammenhang jedoch nicht gesagt wurde: 1. muss das Gewinnerlogo – anders als bei vielen Wettbewerben – nicht zum Einsatz kommen und 2. hatte der Designer schon längst eine Überarbeitung angefertigt, die jedoch erst nach dem Einsendeschluss bei Jovoto eintraf.
Die Entscheidung für das endgültige Logo fiel gestern im Willy-Brand-Haus in Berlin-Kreuzberg. Am besten kam bei den SPD-Werbern die Idee »Franky goes Web 2.0« von Jovoto-Mitglied Marco Slowik alias maggo an. Seine runde Wortmarke in Rotweiß mit einer überdimensionalen fw-Ligatur und einem kleineren, versal gesetzten »Steinmeier« darunter wird das Wahlkampf-Signet für den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Das Motiv war vor der Übergabe mit dem Schöpfer und der Agentur A+B FACE2NET überarbeitet worden.
Das Foto oben zeigt die Logo-Übergabe, im Hintergrund weitere Ergebnisse des Jovoto-Wettbewerbs, links der Sonderpreis-Gewinner Diogo da Silva Novaes, in der Mitte der Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, rechts Marco Slowik (Ideengeber). Der SPD-Bundesgeschäftsführer Karl-Josef »Kajo« Wasserhövel (nicht im Bild) überreichte bei dieser Gelegenheit den Scheck über 3000,– € Lizenzgebühr an maggo für die Nutzung des Signets.
Das jetzt gewählte Signet will die SPD auf ihrer Website wahlkampf09.de zum Einsatz bringen, aber der Webseite des Kanzlerkandidaten auch auf Steinmeiers Facebook-Seite und auf anderen Portalen.
(Foto: SPD)
Web Trend Map 4.0: Proud to be ein Umsteigebahnhof
Die 4. Auflage der A0-Internet-Karte »Web Trend Map« steht kurz vor der Drucklegung. Gestern haben die Information Architects Zürich die Betaversion auf Flickr veröffentlicht: Web Trend Map 4.0 (6740 x 4768 Pixel). Die Karte basiert auf dem U-Bahn-Plan Tokyos und soll die Relevanz der wichtigsten Web-Umwälzpumpen visualisieren. Rund 330 Unternehmen, Marken und Einzelpersonen sind in der Grafik berücksichtigt.
Je nach dem auf welcher Haltestation eine Website positioniert ist und wie groß diese eingezeichnet ist, spiegelt dies ihren Erfolg und ihre Relevanz wider. Außerdem gibt die Position auf der Karte den Themenbereich und die Vernetzung zu anderen Unternehmen an. Das FontShop-Netz mit seinen weltweiten Shops und Blogs und Fontstruct ist stolz darauf, eine Umsteigestation zwischen der Money-Linie und der gleisgebundenen Social-Linie zu sein. Danke, Information Architects.
Das Redesign der Typoart-Schrift Kis
Da viel spekuliert wird über die Wiederveröffentlichungen der Typoart-Schriften, möchte ich heute mal einen Blick auf die Schriftfamilie Kis Antiqua von Hildegard Korger werfen, die jetzt bei Elsner+Flake erschienen ist. Für das Redesign ist Erhard Kaiser verantwortlich, dem ich die nachfolgenden Informationen verdanke.
Die neu digitalisierte Version der Antiqua Kis, die übrigens auf Tótfalusi Kis Miklós (1650–1702) zurückgeht, wurde ausgebaut und mit neuer Zurichtung versehen. Hildegard Korger, emeritierte Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (und dort die ehemalige Lehrerin von Erhard Kaiser), hat diese Arbeit kritisch begleitet. Die Kis-Familie umfasst jetzt sechs Mitglieder: Antiqua und Kursive stehen im Text-Design jeweils als Regular- und Semibold-Schnitt, die Regular und Regular Italic auch als Headline-Design zur Verfügung. Die zwischen 1986 und 1990 entstandene Typoart-Kis findet sich mit neuer Zurichtung im jetzigen Headline-Schnitt wieder.
Das Figurensortiment der neuen Kis ist umfangreich. Es enthält neben dem Standard-Zeichensatz in allen sechs Schriften:
• Kapitälchen (mit zugehörigen Währungs- und Satzzeichen),
• zahlreiche Ligaturen (auch das lange s und dessen Ligaturen),
• Versal-, Minuskel- und Kapitälchenziffern mit jeweils proportionaler und tabellarischer Zurichtung,
• Nominatoren und Denominatoren und deren Festbrüche (mit proportionaler und tabellarischer Zurichtung sowie zugehörigen Währungs- und Satzzeichen),
• Superior und Inferior mit den daraus zusammengesetzten Festbrüchen (mit tabellarischer Zurichtung auf Halbgeviert sowie zugehörigen Währungs- und Satzzeichen),
• Ordinalzeichen (in Fette, Form und Zurichtung speziell angepaßt)
• Rechenzeichen (im Stand den Minuskelziffern angepaßt und mit tabellarischer Zurichtung auf Halbgeviert).
Die beiden mageren Kursiven bieten darüber hinaus Zierbuchstaben (Swashes) an. Diese sind nach historischen Quellen verbürgt. In allen drei Kursiven stehen zusätzlich die Ligaturen gg und gy zur Verfügung. Des weiteren gibt es in allen sechs Schriften Alternativformen zu einigen Figuren. So sind z. B. die wichtigsten Währungszeichen neben der notwendigen schmalen Ausführung auf Halbgeviert auch in der Normalversion vorhanden, die gerade beim Euro-Symbol erheblich breiter und besser ist. Ein weiteres Beispiel sind französische Anführungen für Versalsatz, die deutlich größer sind und höher stehen als jene für den Mischsatz.
Im umfangreichen Sortiment der Akzentbuchstaben wurde in jeder der sechs Schriften Wert darauf gelegt, die Akzente gut an die Versalien, Kapitälchen und Minuskeln anzupassen, nämlich jeweils unterschiedlich in der Größe und manchmal auch in der Form.
Das Kerning der Kis-Schriftfamilie neigt nicht zur Übertreibung. Eine Besonderheit ist, daß im Regular-Text-Schnitt nach Satzpunkt, Komma und weiteren Satzzeichen ein verkleinerter Wortabstand folgt. Auch vor allen Versalien ist der Wortabstand kleiner, besonders vor T, V und W, darüber hinaus vor einigen Ziffern.
Die sechs Schriften der Kis Antiqua Now werden als OpenType Pro Fonts für Apple Macintosh sowie im PC TrueType-Format für Microsoft Windows mit erweiterter lateinischer Zeichenbelegung angeboten. Zudem sind Codepage-bezogene Belegungen im Format OpenType und TrueType in west- und zentraleuropäischer Belegung erhältlich. Weitere Informnationen zur Geschichte der Schrift auf dieser Seite …
Typoart-Schriften bei fonts-4-ever
Nur Fachleuten ist die DDR-Firma Typoart sowie die Namen der ostdeutschen Schriftkünstler um Prof. Dr. Albert Kapr ein Begriff. Selbst als durch Elsner+Flake 1985 im Westen die ersten Typoart-Schriften im PostScript-Format angeboten wurden, war das Interesse an der Nutzung gering. Zu übermächtig und präsent war das schnell anwachsende Schriftangebot westlicher Firmen wie Adobe, Linotype und Scangraphic. Doch in den letzten Jahren wuchs das Interesse am Typoart-Erbe.
Daher entschlossen sich die Rechteverwalter 2004, das komplette digitale Schriftprogramm auf Basis der bei Elsner+Flake im IKARUS-Format vorliegenden und von Albert Kapr autorisierten digitalen Originaldaten des Jahres 1989/90 wieder verfügbar zu machen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit ehemaligen Verantwortlichen und noch tätigen Typoart-Designern. Dazu wurden u. a. Lizenzverträge oder Vereinbarungen mit Gert Wunderlich, Hildegard Korger, Erhard Kaiser, Karl-Heinz Lange, dem »Museum für Druckkunst«, Leipzig, und Eckehart SchumacherGebler geschlossen, um soweit sinnvoll auch den Typoart Bleisatzbestand als Redesign wieder anbieten zu können.
Zur Zeit sind auf der von Elsner + Flake betriebenen Website fonts4ever.com 55 Pakete mit Typoart-Schriften lieferbar.
Relaunch bei schriftgestaltung.de
Der Schriftentwerfer und Font-Techniker Georg Seifert (Graublau) hat seine Webseite überarbeitet. Sie gliedert sich in die Bereiche Glyphs (ein Font-Editor), Ufo Quicklook (ein Dateiformat, das in der Font-Produkion immer populärer wird) und Fontab-Scripte (z. B. Kernclass to Glyphnote). Ein Forum-Bereich mit RSS-Benachrichtigung lädt zum Wissenstransfer ein.
Weimar feiert 90 Jahre Bauhaus
Mit einem Festumzug einer Reihe von Veranstaltungen erinnerte Weimar in den kommenden Tagen an die Gründung des Bauhauses vor 90 Jahren. Die Ausstellung »Das Bauhaus kommt aus Weimar« dokumentiert bis zum 5. Juli mit fast 1200 Exponaten die Frühphase der künstlerischen Reformschule. Zu sehen sind allein 79 Werke von Paul Klee, 34 Gemälde und Zeichnungen von Lyonel Feininger sowie 31 Arbeiten von Wassily Kandinsky, die als Meister am Bauhaus arbeiteten und unterrichteten.
Im provisorischen Bauhaus-Museum am Theaterplatz gibt ein begehbares Comic-Panorama einen Überblick über die Schule von 1919 bis 1925 und das Umfeld ihrer Gründung. Die Ausstellung im Neuen Museum thematisiert die Werkstätten, das »Leben am Bauhaus« und die Gründungsgeschichte der Schule. Zu sehen sind u. a. Arbeiten aus den Werkstätten Keramik, Metall, Textil, Tischlerei, Bildhauerei, Weberei, Druckerei, Wandmalerei und Buchbinderei.
Als Lead-Agentur des Veranstalters, der Klassik Stiftung Weimar, wurde das Büro Goldwiege der Fontblog-Leser Markus Goldammer und Philipp Wiegandt mit den gestalterischen Arbeiten zur Ausstellung betraut. Neben dem orange-blauen Corporate Design der Ausstellung fallen zur Zeit die riesigen Texthecken mit Gropius-Zitaten ins Auge (Design: Meyer Voggenreiter, Köln), die vor den beteiligten Museen aufgebaut sind. Die Zitate – gesetzt aus ca. 30 Zentimeter hohen FF-Kievit-Lettern – markieren den jeweiligen Ort als Teil der Schau und gehen inhaltlich auf seinen Schwerpunkt ein.
(Fotos: Goldwiege)
Wie das Logo für die Typecon 2009 entstand
Die TypeCon ist eine jährliche Typografie-Konferenz in den USA, die an wechselnden Orten stattfindet. Vom 14. bis 19. Juli 2009 veranstaltet sie die Society of Typographic Aficionados (SOTA) zum 6. Mal statt, in Atlanta, unter dem Motto Rhythm.
Für den Entwurf eines Logos verpflichtete die SOTA das New Yorker Designbüro Under Consideration, das sind Armin Vit und die in Mexiko geborene Bryony Gomez-Palacio. Auf ihrer Website haben sie den Weg vom ersten Entwurf bis zum fertigen Logo beschrieben und in 15 Schritten dokumentiert. Sehenswert.
NIVEA-Großoffensive mit Jogi und Flagship-Store
Der Hamburger Kosmetikkonzern Beiersdorf hat am Mittwoch in Berlin am Boulevard Unter den Linden sein drittes Nivea-Haus eröffnet. Nach den 2006 und 2008 eingeweihten Häusern in Hamburg und Dubai ist es das weltweit dritte Nivea-Haus. Auf über 500 Quadratmetern wird mittels Café, Produktpräsentationen und kosmetische Kurzanwendungen der »Dialog mit dem Verbraucher im direkten Markenumfeld gestärkt«.
Parallel zur Hauptstadtrepräsentanz startet Nivea eine Serie von Werbespots, in denen der Fußball-Nationaltrainer Joachim Löw unter der Regie von Detlev Buck seinen Spielern Nahkampftipps gibt. Die Clips laufen unter dem Motto Jogi coacht die Männer. Während sich auf einem Präsentationsbildschirm ein Pärchen küsst, gibt Kosmetikcoach Jogi zum Beispiel folgende strategischen Anweisungen: »So ist’s richtig, kompakt stehen, Lücken schließen. Eng, ganz eng am Gegner. Nicht nachlassen. Und wenn der Gegner in die Dusche ausweicht, was mache mer dann? ….(Schweigen) Da gehn mer mit!«
Es hätte so schön sein können, doch leider gehen einige der Texte einem Denkfehler auf den Leim. Ein Liebhaber betrachtet eine attraktive Frau vielleicht als Opfer, aber doch nicht als Gegner. Ein Gegner wäre für mich eine Nebenbuhler. (Fotos: Niveau, via PAGE)