Fontblog Artikel des Jahres 2009

Der neue FontShop (1)


Versöhnung mit Mrs. Eaves

Auf der gest­rigen TYPO-Pressekonferenz hatte ich endlich Gelegenheit, einen publi­zis­ti­schen Streich auszubügeln:
»Now I have to tell a kind of inti­mate story – to intro­duce Mrs Eaves. In July 2008 I’ve seen a 2 min movie on YouTube titled »Write here Write now«. More than 150.000 visi­tors had seen it and the links to that clip went all around the world. In that movie you can see a young girl in under­wear writing very nice letters all over her body. She must have invested hours of work to make that movie with the stop-motion technique.

At that time a hype was going through the adver­ti­sing industry. This hype was called Viral Marketing. Today we know, that this idea was a big swindle. Ad agen­cies tried to get budgets with the alle­ga­tion, that the so called »viral marke­ting« is controll­able marke­ting tool for low budgets. Butt the oppo­site was the case: viral effects are not controll­able and if you try it, that costs a hell of money.

OK. Back to »Write here Write now«. I tried to find out, who did that video and why. The artist called herself Mrs Eaves, obviously an alias … type experts know that Mrs Eaves is either a type­face from Zuzana Licko and/or the maiden name of John Baskervilles wive Sara Eaves. I didn’t find much about the meaning of that movie. And ther­e­fore my first idea was: Maybe its another expe­ri­ment of a viral campaign …directed by a ball pen company or a swim wear label, who knows …

I decided to discuss the amazing movie with my Fontblog readers. So I wrote down what I found out … and what I couldn’t found out I untactfuly assumed … let’s say in a yellow press manner. Sorry for that, Mrs Eaves, I have journalist’s blood in my veins. All that ended up with a short article that carried the catch line: Amateurish desi­gner had sex with letters.

To make a long story short. That post got 53 comm­ents – also some critical ones – and the disco­very, the realiza­tion … that Mrs Eaves is a young austra­lian typo­graphy enthu­siast, by far not amateu­rish … but natural in the way she cele­brates her Love of Type … that’s the name of Gemma O’Briens Weblog.

The logical conse­quence for my rude intro­duc­tion vie Fontblog was to invite her to TYPO 2009. For one simple reason: To find out more about her way of playing with type. Welcome, Gemma.«


Ankündigung (zur Steigerung der Vorfreude)

Liebe Fontblog-Leser. In den kommenden 2 Wochen wird sich einiges tun – bei FontShop, sowie im lokalen Font- und Foto-Markt. Damit euch die (guten) Nachrichten nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel treffen, senden wir in den kommenden Tagen einige Vorboten.

Am kommenden Montag wird FontShop erst­mals als Schriftherausgeber in Erscheinung treten. Zur Erinnerung: FontShop vertreibt die Schriften von rund 80 großen Bibliotheken, darunter auch die FontFonts, aber noch nie hat FontShop die Entwicklung einer kommer­zi­elle Schrift betreut und diese selbst heraus­ge­geben. Das Design der neuen Schrift(familie) stammt aus der Feder von Erik Spiekermann, die tech­ni­sche Ausstattung lag in den Händen der besten Font-Ingenieure, die wir kennen und mit denen wir – im Corporate-Font-Bereich – seit Jahren zusammenarbeiten.

Mehr dazu am kommenden Montag. PS: Die im obigen Banner verwen­dete Schrift ist FF Unit und nicht die am Montag erscheinende.


Jörg Zintzmeyer 1948 – 2009

Die Interbrand Zintzmeyer & Lux AG trauert um ihren Gründer und lang­jäh­rigen Chairman Jörg Zintzmeyer, der im Alter von 61 Jahren nach schwerer Krankheit am Dienstag verstorben ist. »Jörg Zintzmeyer hat uns, unsere Kultur und unseren Anspruch geprägt. Wir werden ihn sehr vermissen, denn wir verlieren mit ihm einen groß­ar­tigen und leiden­schaft­li­chen Menschen.«, sagt Dr. Jürgen Häusler, Chairman von Interbrand Central and Eastern Europe, und seit 1991 Wegbegleiter von Zintzmeyer.

Nicht nur die Agentur trauert um den visu­ellen Gestalter. Auch der Soziologe und Journalist Jakob Gantenbein von der Designzeitschrift Hochpaterre verab­schiedet sich mit einem bewe­genden Nachruf von seinem Freund: »Scharfsinnig hat er die verzet­telten Designbemühungen von der Reklame bis zum Produktdesign in eine Kette geordnet: Der Marke und ihrem Eigensinn. Sein herz­liebstes Projekt war das Design der Schweizer Banknoten. Da fanden seine Talente zusammen: Dem Unsichtbaren wie dem Geld einer Nation Form geben. Mit gestal­te­ri­scher Souplesse Figuren, Ornamente, Farben auf einem kleinen Format zusammenbringen.«

Zintzmeyer war Pionier seiner Branche und hat das Verständnis von Design, Branding und Markenmanagement grund­le­gend verän­dert. Marken waren seine Leidenschaft. Er hat einige der bekann­testen Marken- und Unternehmensauftritte geschaffen und namhafte Unternehmen in ihren Brand und Corporate-Identity-Prozessen begleitet, wie zum Beispiel die BMW Group, Deutsche Telekom, Schweizerische Post, TUI, UBS oder die Deutsche Lufthansa. Ein Höhepunkt seiner Arbeit war die Gestaltung der aktu­ellen Serie der Schweizerischen Banknoten.

Jörg Zintzmeyer war Sprecher auf der TYPO Berlin 2001 Brands. (Foto: © Marc Eckardt, TYPO Berlin)


Welche Bedeutung hat dieses Symbol?

Aufklärung demnächst an dieser Stelle.


Krieg der Buchstaben

Nur wer Business-Englisch versteht, über­lebt das Wortgefecht. Das Hamburger Büro des kana­di­schen Post-Production-Unternehmen Optix hat für die Sprachschule Inlingua einen aufre­genden Animationsfilm erstellt, der nur aus Buchstaben besteht. (via UnderConsideration)


Neuer Markenauftritt bei plus​.de

Während die Ladengeschäfte der Marke Plus (Tengelmann) nach der Übernahme nurch Netto (Edeka) gerade visuell den Bach runter­gehen (Fontblog berich­tete), versu­chen die Designer der Online-Ablegers plus​.de zu retten was zu retten ist. Wie die Absatzwirtschaft meldet, posi­tio­niert sich die weiterhin zu Tengelmann gehö­rende Plus Online GmbH neu. Zielsetzung des neuen Markenauftritts sei es, die Eigenständigkeit der Marke für Endverbraucher sichtbar zu machen. »Das neue Logo stellt eine Weiterentwicklung des bishe­rigen Logos dar. Farbgebung und Typografie knüpfen an das alte Signet an, durch die ellip­ti­sche Erweiterung des Weißanteils wirkt es jedoch moderner. Die Aufnahme der Domain-Endung .de und die Kleinschreibung des Anfangsbuchstabens betont das eigent­liche Geschäftsfeld von plus​.de, den E-Commerce.«


Arbeiterwohlfahrt: Neues Design zum 90sten

Im Jahre 1919 rief die erste Frau in einem deut­schen Parlament, die Sozialdemokratin Marie Juchacz, den »Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt« der SPD ins Leben. Heute gehört die AWO/Arbeiterwohlfahrt mit 400.000 Mitgliedern, 100.000 Helfern und 146.000 haupt­amt­li­chen Mitarbeitern zu den 6 Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege im Land.

Zum 90. Geburtstag schenkt sich die AWO ein frisches, zeit­ge­mäßes Erscheinungsbild, das ihre gewach­sene Vielfalt ebenso wie ihr profes­sio­nelles Leistungsspektrum (bundes­weit über 14.000 Einrichtungen und Dienste mit über 330.00 Betreuungsplätzen) tref­fend und emotional anspre­chend wider­spie­gelt. Entwickelt wurde das neue Corporate Design in den vergan­genen 4 Jahren vom Institut für Markenkommunikation und Design (IMD) an der Hochschule Mannheim unter Beteiligung von neun Master-Studierenden der dortigen Fakultät für Gestaltung sowie externen Partnern.

Für Axel Kolaschnik, Professor für Corporate Identity und Markenkommunikation der Hochschule und Leiter des IMD, wagt die AWO mit dem neuen Auftritt einen für ihre Zukunft wich­tigen Schritt: »Die 29 Landes- und
Bezirksverbände haben nun die Möglichkeit, die AWO als ihre gemein­same, starke Marke zu kommu­ni­zieren. Mit dem neuen AWO-Design macht der Wohlfahrtsverband sichtbar, dass er auch im stolzen Alter von 90 Jahren nicht an Relevanz verloren hat.«

Die Betreuung des IMD deckte die komplette Designprozess-Kette ab:

• CI und Branding
• CD mit Advertising Design und Publikationenkonzept
• diverse Pilotprojekte/Publikationen:
– Verbandsbericht des Bundesverbandes
– Jahresprogramm der Bundesakademie
– Broschüren, Flyer, … bis hin zu Buttons für Gesine Schawn
– Briefschaft, Visitenkarten
• Doku, Tools und Templates für den Online Styleguide
• Einführung des neuen Corporate Font »AWO Fago«

Weitere Informationen …