Design made in Germany, Ausgabe 1
Die erste Ausgabe des Design made in Germany – Design Magazins ist heute erschienen. Es wird ab jetzt regelmäßig über neue und interessante Projekte deutscher Agenturen, Grafikbüros und Designer berichten. Vertiefende Informationen und Meinungen liefern die Sektionen »Kolumne« und »Wissen«.
Design made in Germany erscheint als HTML-Onlinemagazin und als PDF-Ausgabe (Downloadseite). Darüber hinaus wird jeder Artikel einzeln als PDF zum Herunterladen angeboten, so dass sich Beiträge ganz einfach drucken, versenden und/oder archivieren lassen. Wunderbar: Für alle drei Lieferarten wurden die Seiten des Magazins individuell gestaltet, was manchen Leser in einen Entscheidungskonflikt bringen wird. Wer die Beiträge einzeln druckt und abheftet, kann sich einen charmant gestalteten Ordnerrücken laden (PDF).
Den Leitartikel zur Erstausgabe steuerte Klaus-Peter Staudinger (www.farbton.de) bei. Er geht der Frage nach, was überhaupt deutsches Design sein könnte. Die grafische Gestaltung habe im Land der Dichter und Denker durchaus Tradition, von Gutenberg über Bauhaus bis zur Ulmer Schule. In den letzten Jahren dominieren globale Stile und Trends, die sich nahezu übergangslos mit regionalen Eigenheiten vermischen. Staudingers Fazit: »Wenn wir also möchten, dass man bewundernd sagt ›typisch deutsch‹, dann müssen wir uns auch als Designer mit dem messen, was Deutschland tatsächlich Weltgeltung verschafft hat. … Ob Design made in Germany nur eine Herkunftsbezeichnung ist oder ein Gütesiegel sein kann, wird die Zukunft zeigen.«
Aus dem Inhalt:
Typisch deutsches Design – Einleitung: 25 Meinungen
Zensur – Mitspielen!
Lukas Lindemann Rosinski – Projekt: Interview mit Arno Lindemann
Berliner Philharmoniker – Projekt: Interview mit Erik Spiekermann
Blindtext der Blinden hilft – Projekt: Interview mit Dirk Bittermann
Veyhl Internetseite – Projekt: Interview mit Uli Weiß
Theater Bielefeld – Projekt: Interview mit HD Schellnack
O2 Kampagne – Projekt: Interview mit Jörn Schwarz
Design – Typisch deutsch – Kolumne: Von Klaus-Peter Staudinger
Lektüre für Nichtleser – Kolumne: Von Michael Bukowski
Multilinguale Typografie – Wissen: Von Andrea Schmidt
Stempelschneiden Teil 1 – Wissen: Interview mit Daniel Janssen
Hokuspokus Fidius …
ein Kommentar von Jürgen Siebert
Politik ist die Kunst des Kompromisses. Ich bin ziemlich untalentiert für diese Aufgabe, bzw. verliere rasch die Geduld. Darum beneide ich Raban Ruddigkeit nicht, der sich in den letzten Wochen als Verhandlungspartner auf Seiten von Create Berlin um die Neuformulierung der Ausschreibung des Code-Plakatwettbewerbs bemühte.
Er hielt mich regelmäßig auf dem Laufenden darüber, wie ein Stolperstein nach dem anderen wegdiskutiert wurde. Unser Maßstab waren die Spielregeln des Vereins Fidius e. V., der über Designwettbewerbe wacht und unfaire Ausschreibungen mit einem Negativpreis belegt. Also bat Create Berlin den Verein um Rat.
Am gestrigen Montag verdüsterte sich dann Rabans Miene. Es ging um das Preisgeld. Vorm Wochenende lautete die Devise in einer E-Mail aus Fidius-Kreisen noch: »Die ausgelobten Preise scheinen … zu gering. Es muss noch geprüft werden, ob z. B. der dritte Preis in Höhe von 500,00 EUR ein Mehrfaches des üblichen Honorars für eine Plakatherstellung und Nutzung in dem vorgesehenen Umfang darstellt.«
Raban interpretierte vorsorglich das »Mehrfache« als »Bruchteil«, um sogleich bei den Sponsoren erneut die Hand aufgehalten. Kein leichtes Geschäft, in diesen Zeiten. Auch FontShop griff noch mal in die Kasse. Nun winken 1500 €, 1250 € und 1000 € Preisgeld, also das Doppelte für den Drittplatzierten im Vergleich zur ersten Ausschreibung.
Am Montag dann wurden die Signale von Seiten Fidius’ ziemlich unwirsch. »Bitte nehmen Sie sofort wieder die Ausschreibung aus dem Netz. Sie müssen sonst damit rechnen, von FIDIUS eine Negativauszeichnung zu erhalten.« Etwas später dann: »… wenn die Kosten für die Plakatherstellung weiterhin auf die ›Gewinner‹ abgewälzt … werden, wird FIDIUS eine offizielle Presseerklärung zu dem Plakatwettbewerb abgeben und ausdrücklich von einer Teilnahme abraten.«
Daher hier noch mal zusammengefasst: Fidius hält den Wettbewerb für unfair und rät von der Teilnahme ab. Insbesondere werden die folgenden 3 Punkte bemängelt (wobei ich den 3. für belanglos halte):
• Die Preisgelder sollten 12.500 €, 10.000 € und 7500 € betragen
• Die Gewinner dürften nicht die Kosten der Plakatherstellung tragen
• zum (freiwilligen) 1-monatige Praktikum-Angebot (Arbeitsplatz, Wohnung)
gehöre auch die Flugkostenübernahme
In der Politik gibt es eine Methode, die nennt sich »Verhandlungen platzen lassen«. So etwas geht sehr schnell, wenn eine der teilnehmenden Parteien unerfüllbare Forderungen stellt. An diese Methode fühlte ich mich gestern erinnert. Zum Glück hat Create Berlin die Verhandlungen nicht platzen lassen, sondern die neu formulierte, faire und transparentere Ausschreibung heute ins Netz gestellt.
Hokuspokus Fidius … drei mal Schwarzer Kater für Create Berlin und seine Partner, darunter auch FontShop. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Niederlage = Gewinn … vielleicht sollte ich doch in die Politik gehe.
Code Plakatwettbewerb … Restart
Als ich hier vor 3 Wochen den Plakatwettbewerb Code erstmals vorstellte, hagelte es schnell Kritik, siehe: »Der Code-Plakatwettbwerb ist gestartet«. Die Ausschreibung enthielt Bedingungen, die bei anderen Design-Wettbewerben – gerade hier im Fontblog – wiederholt kritisiert wurden. Es ging um Urheberrechte, die Namen der Juroren, die Höhe der Preise, Unkosten für die Teilnehmer. Panne, Kommando zurück, besser machen!
Der Veranstalter von Code, Create Berlin e. V., zog darauf hin die Ausschreibung zurück, um sie zu überarbeiten. Fontblog vermittelte, stellte Kontakte zu den Wettbewerbswächtern Fidius und dem BDG her. Federführend bei der Überarbeitung waren der Berliner Designer Raban Ruddigkeit und der Kulturanwalt Alexander Bretz, der selbst Fidius-Jury-Mitglied ist.
Die Abstimmung mit Fidius zog sich bis zum Anfang dieser Woche hin, bevor sie in eine Misstimmung auf Seiten von Create Berlin umschlug (siehe Kommentar »Hokuspokus Fidius«, nächster Beitrag). Zwei durchaus ernsthafte Stolpersteine ließen sich nicht weg verhandeln bzw. über ein Sponsoring lösen …
• Im Fall einer Prämierung ist das Motiv vom Gestalter in einer Auflage von 3 Stück herzustellen – auf eigene Kosten
• Das 2 mal aufgestockte Preisgeld waren Fidius am Montag immer noch zu niedrig, plötzlich sollte es das Zehnfache (!) sein
Fontblog ist der Ansicht, dass die neue Ausschreibung (PDF) jetzt das erfüllt, was von den meisten Kommentatoren gefordert wurde: Transparenz und Fairness. Ob die beiden o. g. Punkte für einen berufstätigen Designer akzeptabel sind, muss jeder für sich entscheiden. Ebenso die Frage, ob das Konzept des Wettbewerbs tragfähig ist, das übrigens keine »typisch Berliner-Großmaul-Idee« ist, sondern auf die kanadische Agentur Sid Lee zurückgeht, die den Contest für alle Unesco-Designstädte vorschlägt (u. a. Buenos Aires, Montreal, Kobe …)
Wettbewerb: Google sucht Deutschland-Doodle
Zu besonderen Anlässen präsentiert die Suchmaschine Google ihr Logo festlich geschmückt. Solche Doodles wurden einst hausintern entworfen, inzwischen dürfen alle mitmachen. Das Doodle zum Tag der deutschen Einheit soll mittels Schüler-Wettbewerb gefunden werden. Teilnehmen dürfen Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren. Nach Einsendeschluss wählt eine Jury die besten Entwürfe aus. Dem Gewinner winkt ein MacBook von Apple, zehn bekommt die Schulklasse des Siegers. Mehr über den Wettbewerb auf dieser Google-Deutschland-Seite …
(Abb.: Anna Sedelmeier, 17 Jahre, Niederviehbach)
Karl-Heinz-Lange-Aktionswochen bei FontShop
Rund 4000 FontShop-Kunden haben Ende vergangener Woche Post zu einem interessanten Angebot bekommen, das ich hiermit auch den Nichtempfängern von FontShop-Post ans Herz lege.
Anlässlich des 80. Geburtstages des Typoart-Schriftschöpfers Karl-Heinz Lange erscheinen jetzt drei seiner Schriftklassiker (Minima, Publica, Super) zum ersten Mal digitalisiert: PTL Minimala, PTL Publicala und PTL Superla. Zur Premiere ist es uns gelungen, mit dem Herausgeber Primetype exklusive Einführungspreise für FontShop-Kunden anbieten zu können. Sie bekommen diese Preise (siehe unten) bis zum 31. Juli 2009 und nur bei Lieferung auf CD. Die ersten 50 Besteller erhalten den Nachdruck der 1965 erschienen Broschüre »Schrift – Schreiben/Zeichnen/Malen/Konstruieren/Schneiden«, handsigniert vom Autor Karl-Heinz Lange (siehe Abbildung).
Ole Schäfer (Primetype), ein regelmäßiger Fontblog-Leser und -Kommentator, hat zusammen mit dem Fontshop-Vertrieb kundenfreundliche Pakete geschnürt. Natürlich geht nichts über das Gesamtpaket, also alle drei Familien: Es bietet das beste Preis/Leistungs-Verhältnis – kostet aber auch 890 € (statt 1420 €). Für den kleinen Geldbeutel empfehlen wir die Basispakete ab 89 €.
Alle Produkte und die Preise
(zzgl. MwSt.; alle Fonts verfügbar als PostScript, TrueType oder OpenType-Standard (= ohne Features). Bestellung per Telefon: 030 69596-333.
PTL Minimala™ Basic
Book, Book Caps, Book Italic, Bold (12 Fonts) 99 € (statt 170 €)
PTL Minimala™ Plus
Book, Book Caps, Book Italic, Bold, Bold Caps, Bold Italic (18 Fonts) 149 € (statt 240 €)
PTL Minimala™ Complete
die komplette Familie, 96 Fonts, 399 € (statt 560 €)
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PTL Publicala™ Basic
Book, Book Caps, Book Italic, Bold (16 Fonts) 99 € (statt 155 €)
PTL Publicala™ Plus
Book, Book Caps, Book Italic, Bold, Bold Caps, Bold Italic (24 Fonts) 149 € (statt 220 €)
PTL Publicala™ Complete
die komplette Familie, 60 Fonts, 299 € (statt 430 €)
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PTL Superla™ Basic
Book, Book Caps, Bold, Bold Caps (16 Fonts) 89 € (statt 155 €)
PTL Superla™ Plus
Book, Book Caps, Bold, Bold Caps, Light, Black Caps (24 Fonts) 149 € (statt 205 €)
PTL Superla™ Complete
die komplette Familie, 64 Fonts, 299 € (statt 430 €)
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PTL Lange Collection™
die kompletten Familien PTL Minimala, PTL Publicala, PTL Superla, 220 Fonts, 899 € (statt 1420 €)
Neue FontFeed-Serie: Fontstrukteure im Portrait
Am 1. April 2009 feierte FontStruct, die von FontShop ins Leben gerufene Font-Editor-Community, ihren 1-jährigen Geburtstag. Auf der – inzwischen preisgekrönten – FontStruct-Site lassen sich sehr einfach modulare bzw. konstruierte Schriften entwerfen, als Font abspeichern und zum Download anbieten. Inzwischen sind 150.000 Schriftentwerfer (FontStructors) auf FontStruct registriert. Während ich diese Zeilen schreibe, wird an 27.684 Entwürfen (FontStructions) gearbeitet. Insgesamt entstanden bis heute 166.341 FontStructions, davon sind 7334 öffentlich – also kostenlos downloadbar.
Einige der Fontstrukteure genießen ein hohes Ansehen, weil sie mit den simplen Mechanismen der Plattform überaus originelle Schriften entworfen haben (zur Galerie). Aus diesem Grund entschloss sie FontFeed, in loser Reihenfolge die aktivsten und am besten bewerteten Fontsrukteure zu interviewen. Den Anfang macht John Skelton (Focus On FontStructors: John Skelton), dessen Fonstruktionen unter dem Usernnamen afrojet tausendfach geladen wurden und im Einsatz sind. Zum Beispiel die oben abgebildete Hydroplane (zur Hydroplane-FontSruct-Seite).
Das neue Firefox-Icon
In der kommenden Woche erscheint Firefox 3.5, mit neuen Funktionen … und einem neuen Icon (Abb. oben rechts). Alex Faaborg von Mozilla stellt es schon heute in seinem Blog vor. Es ist kein grundlegend neuer Entwurf, sondern eine feinfühlige Überarbeitung von Anthony Piraino (Iconfactory). Das Icon, Logos und der Firefox-Schriftzug (gesetzt aus FF Meta Bold) auf wiki.mozilla.org.
Retrodesign: das Buch und ein erhellendes Gespräch
Kein Buch beschäftigte mich in den letzten Tagen mehr als Retrodesign Stylelab von Achim Böhmer und Sara Hausmann. »Retrodesign ist Zukunft« lautet ein Zitat, das mich beim Blättern auf der ersten Doppelseite herausfordert. In diesem kurzen Satz steckt das Geheimnis von Retrodesign, was ich allerdings erst nach 300 Seiten begreife. Dazwischen lerne ich, dass ich eine viel zu enge Sichtweise des Begriffs im Kopf hatte. Retrodesign ist mehr, als Nostalgie, Kopiererei oder Rückbesinnung (tatsächlich ist es das genau Gegenteil von alledem, doch dazu später mehr). Retrodesign ist eine eigene, die Stilepochen begleitende Periode. Retrodesign hört nie auf, ist immer da.
Das Buch von Böhmer/Hausmann ist Nachschlagewerk, Geschichtsbuch und Denkanstoß in einem. Es ist vorzüglich recherchiert – natürlich wunderbar gestaltet – und gliedert sich in 3 methodische Teile: Gegenüberstellung, Charakteristik und Zeitimpuls. In allen 3 Teilen werden …
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