Fontblog Artikel des Jahres 2009

Neues Logo in der Fußball-Bundesliga

Logo Bundesliga-StiftungAuf den Trikotärmeln aller Spieler der 1. und 2. Fußball-Bundesliga wird ab Freitag das herz­för­mige Logo der im Januar 2009 gegrün­deten Bundesliga-Stiftung prangen. Es löst das Telekom-Logo ab, der Vertrag mit dem Bonner Konzern ist ausge­laufen. Die Bundesliga-Stiftung enga­giert sich in den Bereichen Kinder, Integration, Menschen mit Behinderung und Athleten anderer Sportarten. Für erste Aufmerksamkeit sorgte am 19. Spieltag der vergan­genen Saison die Aktion Sportler für Sportler zu Gunsten der Deutschen Sporthilfe, die mit viel Werbeaufwand bekannt gemacht wurde (Making of Sportler für Sportler).

Der Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball begründet die neue Logo-Initiative so: »Die Bundesliga wird ihrer Verantwortung in viel­fäl­tiger Weise gerecht. Wenn das Stiftungslogo nun auf allen Trikots sichtbar ist, unter­streicht dies einmal mehr, welchen Stellenwert soziales Engagement für uns hat«.


PdW 32: Moleskine-Blind-Box-Überraschung

Die kleinen schwarzen Notizbücher mit den elegant abge­run­deten Ecken und dem Gummiband gelten als Klassiker des schlichten Designs. In dem treuen Reisegefährten im Taschenformat sammeln Kreative Skizzen, Notizen, Geschichten und Ideen. Die Moleskine-Notizbücher waren unent­behr­liche Begleiter berühmter Autoren, deren Leben und Arbeit sich auf Reisen abspielte – Ernest Hemingway, Henri Matisse, Vincent van Gogh, Truman Capote.

Es gibt sie kariert, liniert, als Kalender, Sammelalbum, Notizheft, Stadtführer, Tagebuch … In dieser Woche bei FontShop:  3 unter­schied­liche Moleskine-Notizbücher (Blind Box Prinzip) für 17 € statt rund 30 € (zzgl. MwSt). Nur so lange der Vorrat reicht! Natürlich versand­kos­ten­frei! Zur Bestellseite …


Fundstücke aus der Provinz (4)

Heute werde ich weich, nach fast 2 Wochen Urlaub zu Hause. Ich möchte meine Heimatstadt nicht ohne ein posi­tives Resümee verlassen. Daher findet ihr am Ende dieses Beitrags: 10 Gründe, warum (Kleinstädten die Zukunft gehört und) Bad Camberg die groß­ar­tigste Taunusmetropole welt­weit ist.

Mein (Gross-)Elternhaus ist ein Museum meines eigenen Lebens. Der durch­schnitt­liche Berliner kennt so etwas gar nicht nicht. Er wech­selt wie ein Nomade alle drei Jahre seine Wohnung und nimmt nur das Notwendige mit – mate­ri­elles Großreinemachen, histo­ri­sche Gehirnwäsche. Wenn ich hier die Schublade eines meiner Jugendmöbel aufziehe oder auf dem Dachboden in Kisten krame, kommen die kurio­sesten Erinnerungsstücke empor. Die erfri­schendsten sind Alltagsdinge, zum Beispiel Tragetaschen von Edeka, eine Bravo aus dem Jahr 1966, eine Tempo aus dem Jahr 1985, Musicassetten, Eintrittskarten, Polaroidfotos, …

Eine Unart der Bad Camberger ist, dass sie selbst kürzeste Wege mit dem Auto zurück­legen. Das Fahrrad ist hier fast unbe­kannt, viel­leicht weil das Städtchen hügelig ist, viel­leicht weil es keine Radwege gibt.

Für den moto­ri­sierten Bürger gibt daher es zwei Szenarien, die ihm Alpträume bereiten: die Altstadt wird auto­frei oder jemand parkt vor deiner Garage. Die oben wieder­ge­ge­benen Schilder an einer Garage in meiner Straße spie­geln die Angst wider, zuge­parkt zu werden: »Wer hier parkt, fährt auf Felgen heim.« Kürzer kann man seinen Auftrag als Hilfssheriff nicht formulieren.

In »bester« Geschäftslage – sie ist nicht wirk­lich gut, aber rund 10.000 Autos fahren täglich durch … ich spreche wieder von der Bundesstraße 8 – liegt eine Second Hand Boutique. Die Geschäftsführerin macht sich nicht nur die Mühe, jedes Kleidungsstück per Ansicht zu prüfen, nein, sie zieht alles an und foto­gra­fiert sich in den Klamotten, um diese Bilder dann auf ihr Schaufenster zu kleben. Wie absurd kann der Beruf einer Second-Hand-Einzelhändlerin noch werden?

Kommen wir langsam zu den schönen Seiten der Stadt – Bad Camberg. Rings um den Ort werden brach liegende Wiesen und Äcker als Selbstpflückblumenbeete herge­richtet. Das ist eine schön anzu­se­hendes Gewerbe, dass auf zudem einen unstill­baren Bedarf trifft und gut ange­nommen wird. Es ist, neben dem Automatengeschäft, das einzige Business, dass ohne Verkaufspersonal auskommt. Man wirft seinen Obolus in eine gepan­zerte Spardose, die täglich geleert wird.

An anderer Stelle schrieb ich: »Eine gesunde Stadt kenn­zeichnet ein gesundes Gewerbe.« Wie sieht ein gesundes Ladengeschäft aus? Die Schreibwaren- und Zeitschriftenläden machen es uns vor. Sie strahlen immer noch mehr Geschäftigkeit aus, als Banken, Eisdielen oder DVD-Shops. Vor allem ihre Auslagen, Aufsteller, Aufkleber, Plakate und ange­hef­tete Mitteilungen zeugen davon, dass mehr als 12 Kunden am Tag hier einkehren. Und so lange der Lucky-Strike-Vertreter seinen Aufkleber hinter­lässt, ist der Laden am Leben.

Wer jemals nach Bad Camberg kommt, sollte sich einer Stadtführung mit Erich Grzesista anschließen. Wir haben den Stadtmauerrundgang mitge­macht, 2 Stunden geballte Informationen vom Mittelalter bis zum Deutschen Reich – sehr kompe­tent, persön­lich und unter­haltsam. Schaut mal, welch wunder­baren Namen das Bad Camberger Kino einst trug, bevor es vor rund 20 Jahren schloss: Lichtspiele Bayrischer Hof. Der Sohn des dama­ligen Betreibers wanderte übri­gens nach Berlin aus, um dort als Filmvorführer zu arbeiten.

Zehn Gründe, warum Bad Camberg das groß­ar­tigste Taunusstädtchen welt­weit ist:

10. Es hat keine ausge­dehnten Industriegebiete, die es ersticken
9. Wälder, Äcker und Wiesen bilden seine Grenzen
8. Es zele­briert die Kneipp-Kur seit fast 100 Jahren
7. Die Uhr tickt nur halb so schnell wie in den umlie­genden Städten.
6. Es hat eine groß­ar­tige Pop-Musik-Tradition
5. Autobahnanschluss plus 2 Raststätten
4. Wunderbare Sommerfeste (Höfefest, Lampionfest, …)
3. Große Auswahl touris­ti­scher Ziele < 50 km
2. Das beste Freibad Hessens
1. Über 1000-jährige Geschichte


Fundstücke aus der Provinz (3)

Trendfriseur Bad Camberg

Ich behaupte, ohne das hier näher begründen zu wollen: Eine gesunde Stadt kenn­zeichnet ein gesundes Gewerbe. Der Handel in Bad Camberg, um mal den Namen meiner Heimatstadt zu nennen, ist nicht gesund. Während in der Altstadt ein gutes Dutzend Geschäftsräume – in bester Lage – leer stehen, viele davon schon seit Jahren, florieren an den Ortseingängen 14 Handelsketten* und mehrere Notdurft-Versorger, wie die ganz unten abge­bil­deten und bereits in Folge 2 erwähnten mobilen Verkaufsstände, die nur scheinbar mobil sind, denn sie haben sich an der Bundesstraße 8 häus­lich eingerichtet.

Spricht man mit enga­gierten Menschen über die Entwicklung, scheinen diese das Problem entweder nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen. Der Vorsitzende des Vereins histo­ri­sches Camberg ist stolz auf die Sanierungsarbeiten in der Altstadt und sein »neustes Produkt«, luxu­riös Speisen an geschichts­träch­tigen Orten. Der Redakteur des Lokalanzeigers ist stolz auf die Anzeigenumsätze. Mein Nachbar, Malermeister und Ehrenstadtrat, ist stolz auf seine Baustelle am Marktplatz, wo er die Fassade eines der schönsten Fachwerkhäuser Hessens restauriert.

Mir liegt es fern, die Verantwortlichen zu kriti­sieren. Viele Städtchen haben ähnliche Probleme, also sind sie nicht leicht zu lösen. Andere Gemeinden tun so, als hätten sie diese Aufgabe bewäl­tigt. Zum Beispiel die anschei­nend florie­renden Lokalmetropolen Limburg und Idstein. Doch sind sie »wohn­lich«, bieten sie Lebensqualität und Urbanität? Für die Kurstadt Bad Camberg können diese zwei Beispiel kein Vorbild sein. Meine Heimatstadt muss ihren eigenen Weg finden. Seit der ein Bürgermeister meiner Generation im Amt ist, gibt es kleine Neuanfänge. Das macht mir Hoffnung.

Natürlich sehe ich als Gelegenheitsbesucher das Städtchen mit anderen Augen. Allein diese Sichtweise erlaubt es mir, die ein oder andere Stilblüte aufs Korn zu nehmen. Zum Beispiel die Werbung zweier lokaler Friseure. Der TrendFriseur in der Limburger Straße wirbt groß mit dem Hinweis »Mit Voranmeldung« (Abbildung oben). Aus Berlin kenne ich eigent­lich nur den gegen­tei­ligen Trend, also »Ohne Voranmeldung«, will heißen: Komm gleich rein und lass Dich verwöhnen. Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben, beim TrendFriseur.

ContactSkin Bad Camberg

Ein Wettbewerber in der Bahnhofstraße wirbt mit einem – eben­falls absto­ßenden – Aufsteller, der die Methode ContactSkin erläu­tert, eine Alternative zum Toupet, oder auch: »die Kontaktlinse für den Kopf«. Während die Website richtig fast über­zeugt, indem sie Guildo Horn in Gérard Depardieu verwan­delt, schreckt die Dorfwerbung mit ihrer Steckbrief-Ästhetik regel­recht ab.

Powalla Bad Camberg

Nicht minder abschre­ckend: Die kuuhle Möbel-Werbung von Powalla. Sicherlich regeln sich derar­tige Aktionen nach einiger Zeit von selbst. Doch jeder Tag mit der Plastikkuh am Ortseingang Limburger Straße ist ein Tag zu viel. Hat der Magistrat kein Vertilgungsmittel gegen tierisch lustige Karnevalswagen außer­halb der Saison?

Mobile Verkaufsstände Bad Camberg

Aktueller Tiefpunkt im Bad Camberger Gewerbe sind die beiden Wohnwagen am gegen­über­lie­genden Ortseingang, Frankfurter Straße. Gestern sah ich die Betreiber der Imbissbude krea­tive Werbesprüche auf ihre leucht­far­bene Schilder malen, heute morgen verführen sie hung­rige Autofahrer zum Anhalten: »Vorsicht!!! Lecker. Heiße Fleischwurst« und »Lust auf Geschmack: Alles rund um die Wurst«.

* u. a. Aldi, Lidl, Kik, Rewe, Edeka, Penny, Tengelmann, Netto, Norma, Schlecker, Toom-Getränkemarkt, Hagebaumarkt, Dänisches Bettenlager, Teppich-Domäne (Tedox), u. v. m.; Schlecker 2 und Woolworth nur noch bis September


Fundstücke aus der Provinz (2)

Unser Spaziergang beginnt im Feld, ober­halb meiner Heimatstadt. Mähdrescher der Marke John Deere ernten gerade Raps. Früher wurden hier Roggen, Weizen, Mais und Hafer ange­pflanzt, heute ist die Biodiesel-Pflanze die klare Nummer 1 auf den Äckern des Goldenen Grunds. Ich muss mich nicht bücken, um das beein­dru­ckende Michelin-Logo auf dem 2 Meter hohen Traktorreifen zu fotografieren.

Betritt man das Städtchen über die Lisztstraße, stößt man am Mühlweg auf das Restaurant Casamar, das vorges­tern geschlossen wurde. Trotz medialer Unterstützung durch die Kabel-1-Fernsehserie Hagen hilft (iTunes-Episoden-Link) gab der Wirt Jürgen Müller nach zwei Jahren auf. Er trägt es mit Fassung, für ihn ist das Kapitel Casamar Geschichte.

Ich glaube der Fall Casamar zeigt, dass ohne Kommunikationsdesign nichts läuft … da kann die Küche noch so gut und noch so günstig sein. Der TV-Unternehmensberater Stefan Hagen hat sich um die Speisen und die Positionierung des Restaurants geküm­mert, aber nicht um dessen Namen, das Erscheinungsbild und die Werbung. Wenn man sich im Hochparterre eines Ärtzehauses in einer Kleinstadt einnistet, das nicht nach Gaststätte aussieht, muss man mit eindeu­tigem Namen und Signalen auf sich aufmerksam machen. Warum nicht »Zur Mühle«, denn die stand dort zuvor jahr­zehn­te­lang und das wissen viele Bürger der Stadt noch. Casamar versteht keiner, und wenn man es versteht, werden viele Einheimische den Kopf schüt­teln, denn Meereskost am Emsbach ist ziem­lich weit hergeholt.

Völlig verun­glückt: das über­ge­schnappte Logo, mit unles­barem Namen, unver­ständ­lich in seiner Aussage. Am Haus funk­tio­niert es über­haupt nicht. Wenn man davor steht fragt man sich »Wo ist hier ein Restaurant, bitte­schön?«. Und so glaube ich, dass 90 Prozent in meiner Heimatstadt das Casamar gar nicht kennen, obwohl es direkt gegen­über der Post liegt.

Das Darstellungsproblem scheint der Wirt inzwi­schen gemerkt zu haben. Heute schreibt er auf seiner Webseite: »In nur zwei Jahren waren wir zu einem der besten aber immer noch wenig bekannten Restaurant der Gegend aufge­stiegen!« Dann schimpft er noch ein biss­chen auf jene Menschen, die er eigent­lich bewirten wollte. Adieu, Jürgen Müller.

Ebenfalls im Mühlweg, kurz vor der Kreuzung mit der Bundesstraße 8, trifft man an einer ehema­ligen Möbelfabrik auf ein kleines, sehens­wertes Kellerfenster. Es wurde in den letzten Jahren mit alten Holz- und Metallplatten gesi­chert: jede Saison eine neue dazu, wie am Walk of Fame in Los Angeles. Große Kunst.

Wir biegen rechts ab in die B 8 Richtung Frankfurt. Dort liegt eine der letzten geöff­neten Woolworth-Filialen im Land, doch auch sie wird bald schließen. Alles muss raus! Der Schlecker nebenan wird im September folgen, der Matratzenladen im selben Gebäude hat bereits vor mehreren Wochen die Segel gestri­chen. Wenn Schlecker eine Immobilie verlässt, muss sie wirk­lich wertlos sein.

In einer Brache gegen­über erblüht neues Geschäftsleben, links ein Imbisswagen mit Vorbau, der uns neugierig machen möchte, daneben ein Marktwagen, aus dem heraus Backwaren verkauft werden. Davor vier Halteflächen für Kurzparker, was sehr wichtig ist, wenn man in meiner Heimatstadt ein Geschäft betreiben möchte.


Logo-Abstimung: Olympia-Bewerbung München 2018

München bewirbt sich zusammen mit Garmisch-Partenkirchen und dem Berchtesgadener Land um die Olympischen Winterspiele und die Paralympics 2018. Die Suche nach einem passenden Bewerbungslogo geht in die entschei­dende Phase. Seit heute dürfen die Bürger per Internet-Abstimmung entscheiden, mit welchem Signet sich die Bewerbung präsen­tieren soll.

Bis zum 31. August kann auf der Webseite der Bewerbergesellschaft abge­stimmt werden, mit welchem Emblem München ins Rennen gehen soll. »Wir laden die gesamte Bevölkerung unseres Landes ein, aktiv an der Bewerbung um die Winterspiele 2018 teil­zu­nehmen und zu entscheiden, wie sich diese national und inter­na­tional präsen­tieren soll«, erklärte Richard Adam gegen­über der Presse, einer der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH.

Eine 18-köpfige Experten-Jury hatte aus 20 vorlie­genden Entwürfen von zehn Agenturen drei ausge­wählt, diese stellen sich nun der Publikumsgunst. Zur Wahl stehen die Logo-Vorschläge »Münchner Schneekristall«, »Die Berge bei Föhn« und »Spuren der Spiele« von Agenturen aus Haltern am See, München und Grafenau.

(Abbildung: © muen​chen2018​.org)


Deutschlands »größte Stadt« hat jetzt ein Logo

Nein, es geht mal nicht um Berlin, sondern um RuhrStadt. Noch nie gehört?!  Nicht schlimm, denn RuhrStadt ist eine Fiktion, eine Idee des Vereins Pro Ruhrgebiet und der StadtRuhr Initiative. Ihr Plan: »Wir gründen Deutschlands größte Stadt! Fünf Millionen Menschen lassen sich nicht länger über­sehen. Das Ruhrgebiet muss eine Einheit werden, demo­kra­tisch regiert.« Was martia­lisch klingt heißt frei über­setzt: Aus dem einst kraft­vollen Industriegebiet soll – durch den Zusammenschluss von 53 Städten und Kommunen – Deutschlands größte Stadtlandschaft werden.

Schwerwiegende Projekte brau­chen Solidarität, einen visu­ellen Anker, kurz: ein Logo. Dieses wurde gestern im Bochumer Stadtpark vorge­stellt. »Wir möchten eine größere Identität für das Ruhrgebiet schaffen«, sagte Prof. Klaus Tenfelde, Sprecher der Initiative StadtRuhr. Also schickte er einen Heißluftballon mit dem neuen Signet in den Himmel, denn »Hebt man den Blick nach oben, so sieht man keine Grenzen« zitieren die Ruhr Nachrichten Hjalmar Bremann, den Mitentwickler des Logos.

Entstanden ist das Signet bei der Agentur Koch Essen. Es basiert auf der Farb- und Formsprache des Logos der Kulturhauptstadt Ruhr.2010, nicht zu verwech­seln mit der Standort-Kampagne Ruhr hoch n (wir stritten im Fontblog darüber). Das Logo soll den pulsie­renden Ballungsraum und den bunten Mix, den eine Metropole ausmacht, darstellen. Im Originalton heißt das: »Die Wort-Bild-Marke der RuhrStadt symbo­li­siert: Dynamik, Ausstrahlung und Anziehungskraft. Individuelles findet sich zu einem Ganzen zusammen, Kräfte bündeln sich und strahlen nach innen wie nach außen. Gemeinschaftlicher Zusammenhalt und stän­dige Bewegung gehen Hand in Hand.«

Über die poli­ti­schen Hintergründe berichtet der Pottblog.


Offener Brief an www​.desi​gnen​lassen​.de

Der Kölner Designer Stefan Maas (MAAS+CO), Mitglied der Allianz deut­scher Designer, hat seinem Berufsverband und dem Fontblog heute morgen seinen offenen Brief an den Nürnberger »Marktplatz für Kreativdienstleistungen« www​.desi​gnen​lassen​.de in Kopie über­bracht, den ich hier gerne zur Diskussion stelle. (Abb: www​.desi​gnen​lassen​.de)

Sehr geehrter Herr Kubens, sehr geehrter Herr Sobolewski,

auf diesem Wege muss ich Ihnen zu Ihrer Internetseite www​.desi​gnen​lassen​.de. gratu­lieren. Ihr zwei­fellos krea­tives und neuar­tiges Geschäftsmodell könnte tatsäch­lich eine neue Zeit in der Designbranche anbre­chen lassen, aller­dings meiner Meinung nach eher eine Endzeit. Das von Ihnen prak­ti­zierte Designverständnis wirft diesen Beruf in seiner öffent­li­chen Wahrnehmung locker um 20 Jahre zurück und ist Rufschädigung pur.

Schon der Name ist für einen poten­zi­ellen Auftraggeber wenig hilf­reich. Jeder, der sich mit profes­sio­neller Gestaltung beschäf­tigt hat, weiß, dass Design eine sehr persön­liche Dienstleistung ist. Das hat zur Folge, dass der „Maßanzug“ für den Auftraggeber nicht ohne dessen Mitwirkung entstehen kann. Wer glaubt, man könnte das Thema komplett dele­gieren oder mit Minimalbriefing als Lotterie ausschreiben, hat schlicht keine Ahnung und wird zu entspre­chenden Ergebnissen kommen, die den Kunden selten begeistern.

Soviel zur fach­li­chen Seite. Mit Interesse lese ich weiterhin auf der Startseite Ihres Projekts, dass sich am 16. Mai 2009 um 18:00 Uhr 1.664 Designer um 43 Projekte mit einem Gesamtbudget von 15.190,00 € balgen. Rechts daneben erfahre ich, dass die in der Liste aufge­führten Projekte ein durch­schnitt­li­ches Budget von ca. 350,00 € aufweisen. Wie man von solchen „Preisgeldern“ als Designer exis­tieren soll, bleibt unklar. Wenn ich die oben genannten Zahlen zum Beispiel mit den Honorarempfehlungen der Berufsverbände vergleiche, dann wird deut­lich, dass es sich hier um den Sachverhalt der „Liebhaberei“ handelt, wie es das Finanzamt ausdrü­cken würde. Das erin­nert mich an eine Denkweise, die man in der Praxis bei Unternehmen ohne Designvorkenntnisse leider manchmal antreffen kann: sollen die Designer doch froh sein, dass sie was Kreatives machen dürfen; aber dann auch noch Geld verdienen; das muss doch nicht sein. So oder so ähnlich lautet zusam­men­fas­send Ihre Botschaft an poten­zi­elle Auftraggeber.

Insofern ist der Name Ihres Projekts tref­fend: desi­gnen lassen; lassen Sie das mit dem Design doch einfach sein. Solange Sie Geld damit verdienen, dass Designer sich für ein Taschengeld um Jobs balgen, kann Ihnen das natür­lich egal sein, solange Ihr Geschäftsmodell funktioniert.

Diejenigen, die sich auf Ihr Angebot einlassen, kann man nur bedauern. Sie brau­chen drin­gend einen Grundkurs in kauf­män­ni­schem Denken und werden wohl demnächst ein Fall für Hartz 4 oder 5 sein. Es ist durchaus beein­dru­ckend zu sehen, dass man mit den heutigen Marketingmitteln sogar moderne Formen von Sklaverei so schick verpa­cken kann, dass sie attraktiv wirken. Und man bekommt sogar Förderpreise für diesen Unfug.

Beste Grüße

Stefan Maas, Dipl. Des. AGD