Fontblog Artikel des Jahres 2009

Zwei Professuren ausgeschrieben

An der Hochschule Ulm ist zum 1. März 2010 oder später eine Professur Informationsdesign der Besoldungsgruppe W2 im inter­dis­zi­pli­nären Studiengang Digital Media der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik zu besetzen.

Die Stuttgarter Hochschule der Medien hat in der Fakultät Electronic Media in den Studiengängen Werbung und Marktkommunikation (Bachelor) und Unternehmenskommunikation (Master) eine Professur Unternehmenskommunikation und Branding zu besetzen, Besoldungsgruppe W 3.


Kaffeesahne von Yanone: die neue FF Kava

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(Foto: Fancy @ ZOOM, Montage: Fontblog)

FF Kava – die neue, profes­sio­nelle OpenType-Schriftfamilie von Yanone – ist der dritte FontFont-Neuentwurf in unserer kleinen Serie zum jüngsten FontFont-Release Nº 49 (siehe auch Wie die FF Unit-Slab-Schriftfamilie entstand und FF Duper – ›Mein Buchstabenkarussell dreht größere Runden‹). Yanone, 1982 in Dresden als Jan Gerner geboren, ist wahr­lich kein Unbekannter in der Schriftszene, und das hat auch mit Kava zu tun, denn die Kava-Familie ist die Weiterentwicklung seines Free-Fonts Kaffeesatz, der welt­weit im Einsatz ist.

Yanone lebt heute unweit von Weimar, wo er als Designer und Schriftentwerfer, Multimedia-Künstler, Discjockey und Sound-System-Operator tätig ist. Nachdem er 9 Jahre seiner Kindheit in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens verbracht hat, kehrte er 1997 in das wieder­ver­ei­nigte Deutschland zurück, wo er die Schule abschloss. Im Alter von 14 Jahren setzte ihn sein Vater zum ersten Mal vor einen Computer, um ihm die Programmiersprache Pascal beizu­bringen. Das weckte sein Interesse an der Informationswissenschaft. Die Gestaltung eines Jahrbuch anläss­lich seines Abiturs 2000, brachte ihn erst­mals mit Grafikdesign in Berührung. 2002 begann Yanone sein Studium an der Bauhaus Universität in Weimar, das er vor einem Jahr in Amman (Jordanien) abschloss. Zuvor absol­vierte er ein Praktikum bei FSI FontShop inter­na­tional, Herausgeber der FontFont-Schriftbibliothek.

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Yanone 2009 (Foto: Michael Ott)

In Amman arbei­tete Yanone eng mit Ahmad Humeid zusammen, Sprecher auf der TYPO Berlin 2001 Brands und Geschäftsführter des Designbüros Syntax. Das war gerade mit der Entwicklung eines neuen Corporate Designs für die jorda­ni­sche Hauptstadt beschäf­tigt. Jan brachte sein Font-Know-how mit ein und entwi­ckelte für das CI von Amman eine Schriftfamilie mit 22 Fonts: arabi­sche plus latei­ni­sche Schriftzeichen, gerade und kursiv, Sans und Serif. Zum ersten Mal wagte sich ein Schriftentwerfer an eine kursive arabi­sche Schreibschrift. Die Familie wird 2010 in der FontFont-Bibliothek unter dem Name FF Amman erscheinen.

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Kaffeesatz im Packaging-Einsatz: auf dem Kürbiskernöl in der Steiermark und den Laugenbrezeln von Ditsch

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Kaffeesatz im Plakat-Einsatz: in Frankreich, Deutschland und Neuseeland (McDonald’s)

FF Kava kam 2004 als Yanone Kaffeesatz zur Welt. Es war Yanones erste zu Ende entwi­ckelte Schrift, denn er war noch ein Fontlab-Anfänger. Der fette Schnitt war eine Reminiszenz an die Kaffeehaus- und Kaffeemarkentypografie der 20er Jahre, während der sehr leichte Schnitt die Brücke zur Neuzeit schlug. Weil er unsi­cher war und noch wenig Erfahrung mit der Font-Szene hatte, entschloss sich Yanone, die Schrift als Free-font in die Welt zu setzen. Schon bald stellte sich dies als die beste Idee heraus, denn binnen weniger Monate verbrei­tete sich der Font tausend­fach und bescherte Jan inter­na­tio­nales Interesse. Allein von seiner eigenen Webseite wurde der Fonts über 100.000 mal geladen. Er ist auf der ganzen Welt zu entde­cken, von den Malls von Dubai bis zur McDonald’s-Straßenwerbung in Neuseeland.

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Zur Bekanntheit der Schrift trugen auch Zehntausende Flickr-User bei die protes­tierten, als der Bilderdienst vor zwei Jahren in Europa eine Zensur einführte (Fontblog berich­tete: Flickr-User gehen auf die Barrikaden). Sie drückten ihren Unmut mit der oben abge­bil­deten Hinweistafel aus – gesetzt aus Kaffeesatz, die entweder als Profilbild verwendet wurde oder als dauer­hafter letzter Upload.

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Die neue FF Kava ist eine komplette Überarbeitung und Erweiterung des Free-Font-Klassikers. Der auffäl­ligste Unterschied ist der Black-Schnitt, den Yanone schon zu Kaffeesatz-Zeiten gerne gemacht hätte. Weniger auffällig ist der Ausbau zur profes­sio­nellen OpenType-Familie, mit umfas­sender Sprachunterstützung, inte­grierten Kapitälchen, diversen Ziffernsätzen und allem Zauber, den man von OpenType-FontFonts gewohnt ist.

Darüber hinaus bügelte Yanone 5 Jahre nach Kaffeesatz viele Ungereimtheiten glatt, über die er sich damals gar nicht bewusst war. Erst dadurch passierte FF Kava die strengen Augen des FontFont-Typeboards und durfte sich nun Auge in Auge in die Riege von Klassikern einreihen, zu der auch FF Dax gehört, eine Schrift, die Kaffeesatz sicher­lich beein­flusst hat. FF Kava ist jetzt ein profes­sio­nelles Werkzeug, was Kaffeesatz nie war – außer in der welt­weiten Verbreitung.

Für die Experten unter den Fontblog-Lesern sei noch auf einige Änderungen im Detail hinge­wiesen, die den Charakter der Schrift – im Großen – in ein neues Licht rücken.

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Obwohl die Strichenden der Kaffeesatz (links) an einer Ecke gerundet waren, stehen die Buchstaben auf flachem Fuß. Kennzeichnend für die neue FF Kava (rechts) sind gewich­tete, bogen­för­mige Strichenden, die der Schrift einen lässi­geren Auftritt verleihen. Ein weiteres Detail, unsichtbar für Laien aber gravie­rend für das Schriftbild der FF Kava, ist die Ausführung der Kurven. Yanone gibt heute zu, dass er 2004 als Autodidakt keinen »blassen Schimmer« davon hatte, wie man ordent­liche Bézier-Kurven zeichnet. Ergebnis: Die Strichenden der Kaffeessatz-Buchstaben sind im Ungleichgewicht, die Grundlinie »tanzt«. FF Kava hat korri­gierte Strichenden, mit Überhang und gleich gewich­teten Ecken.

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Ein anderes Problem bei Kaffeesatz waren die Versalien, denen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die einzelnen Buchstaben an dieser Stelle zu verglei­chen würde hier zu weit führen. Yanone beschreibt es so: »Die Großbuchstaben waren nicht harmo­nisch kompo­niert und bestimmte Formprinzipien hab ich nicht einge­halten. Schließlich baute ich das gesamte Versalalphabet von Grund auf neu, mit ordent­li­chen Proportionen, einheit­li­chen Innenräumen, Ink-traps und vielen Verfeinerungen.« Dabei entdeckte er sein Faible für Buchstaben mit nied­riger Taille, ein Stilmittel, dass er auf alle Versalien anwendete.

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Bei den Kleinbuchstaben der FF Kava (schwarz) änderte Yanone unzäh­lige Details. Einige dienen der besseren Lesbarkeit – wie zum Beispiel beim l –, andere über­ar­bei­tete er aus ästhe­ti­schen Gründen, zum Beispiel k, g und y.

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FF-Kava-Poster, entworfen von Yanone, für das 24. Bundestreffen des Forum Typografie in Weimar, 17. – 20. September 2009 

Zum Schluss werden sich manche fragen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem alten und dem neuen Namen von Yanones jüngster Schrift? Ursprünglich sollte sie ja Kaffeesack heißen. Ein Freund brachte Yanone beim Frühstück auf den Namen Kaffeesatz, ein Wortspiel, denn es bezeichnet nicht nur den Rückstand des beliebten Bohnengetränks sondern enthält auch das Wörtchen »Satz« wie (Text) setzen. Natürlich suchte Yanone auch für seine neue Schrift nach einem einpräg­samen, knackigen Namen mit indi­rektem Bezug zu Café oder Essen. Er griff auf das arabi­sche Qahwah zurück, das wie Kava klingt und etymo­lo­gisch als das Stammwort für Kaffee gilt. Cava ist aber auch das kata­la­ni­sche Äquivalent zum fran­zö­si­schen Champagner – eine Wortverbindung, die Yanone eben­falls als passend für seine neue Schrift empfindet.

FF Kava probesetzen:

FF Kava lizenzieren …

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Fontshuffle für iPhone laden …


PdW 36: Alle meine Entchen, 25 % günstiger

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Das Dingbats-Spielbuch wurde eigens für FontShop entworfen und ist nirgendwo anders erhältlich.
Konzipiert wurde das 21 x 21 cm große Büchlein von Isabelle Erler, gestaltet von Factor Design mit den sympa­thi­schen Formen und Symbolen der neuen FF-Dingbats-2.0-Schrift.

Auf 36 Seiten finden sich liebe­voll arran­gierte Knobeleien für jung und alt. Aufwendige Ausstattung mit »Les Naturals«-Unikat-Kartonumschlag, Folienprägung, abge­run­deten Ecken, Fadenheftung, gedruckt auf 150-g-Lessebo-Naturpapier. Ein rares Geschenk und damit garan­tiert eine Überraschung.

Als Produkt der Woche kosten 3 Spielhefte nur 14 € statt 19 € (zzgl. MwSt.). Es gibt rund 12 verschie­dene Ausstattungen, die obige Abbildung zeigt nur 3 Beispiele. Wir stellen indi­vi­du­elle, kontrast­reiche Trios zusammen, die garan­tiert von der Abbildung oben abwei­chen. Hier geht es zur Bestellung …


KH Kassel sucht Werkstattleiter Typografie

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Die Kunsthochschule Kassel schreibt die Stelle des Werkstattleiters Typografie aus. Dank Fontblog-Leserin Nina Hardwig, die das oben abge­bil­dete Online-Stellengesuch ins Reine getippt hat, können wir es nach­fol­gend bequem lesen:

Gesucht wird eine krea­tive Persönlichkeit, die über ein breites gestal­te­ri­sches Spektrum verfügt und in der Lage ist, theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Grundlagen der Typografie für Printmedien (incl. Druckvorstufe) und Typografie für Digitale Medien in der Lehre enga­giert zu vermit­teln. Dazu gehören Schriftgeschichte (Kalligraphie, Bleisatz, Fotosatz), Micro- und Macrotypografie, Schrift- und Zeichenentwicklung, die Durchführung von Lehrveranstaltungen sowie die Unterstützung von Studierenden und Lehrenden bei Projekten und Examensarbeiten.

Die Studienwerkstatt Typografie ist offen für alle Studiengänge der Kunsthochschule. Voraussetzungen: Hochschulabschluss mit Schwerpunkt Typografie; Pädagogische Begabung und hohe Motivation zu lehren. Möglichst mehr­jäh­rige Berufserfahrung sowie Lehrerfahrung sind erwünscht.

Bewerbungsfrist: 21.09.2009


Schneeleos Font-Neuigkeiten

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Wie bereits im Juni hier ange­kün­digt, wartet das neue Mac OS X 10.6 Snow Leopard mit klei­neren Veränderungen in der Font-Schublade auf. Im Lieferumfang sind vier neue Schriften bzw. Schriftfamilien enthalten:
Chalkduster – eine stau­bige Kreideschrift
Menlo – eine vier­schnit­tige Monospace
Heiti SC and TC – chine­si­sche Zeichensätze
Hiragino Sans GB – chine­si­scher Zeichensatz

Chalkduster (© Apple) liegt in Macintosh HD -> Library -> Fonts, enthält 611 Zeichen, darunter über 200 aus dem Bereich Latin Extended Additional, die den Font zu einer viel­spra­chigen Systemschrift machen. Sicherlich wird die Kreide in Apples-Powerpoint-Alternative Keynote ein gutes Bild abgeben, wo bereits passende Hintergründe auf die Schrift warten (Abbildung oben).

Menlo (© Apple, Bitstream) liegt in Macintosh HD -> System -> Library -> Fonts und ist eine Monospace-Version von Bistreams Vera Sans. Die 4-schnit­tige Familie ersetzt Monaco in Anwendungen wie Terminal oder Programmcode-Editoren. Jeder Schnitt enthält über 2000 Zeichen darunter alles, was man zum Tippen von Code braucht (inkl. Block-Elemente, tech­ni­sche Zeichen u. a.), mathe­ma­ti­sche Symbole, Zeichensätze auch für exoti­sche Sprachräume (Georgisch, Myanmar, Laotisch, Arabisch …) und unge­zählte Pfeile und Sonderzeichen.

Heiti und Hiragino wurden so über­ar­beitet, dass sie nun die (neue) Eingabemethode chine­si­scher Zeichen über das Trackpad unterstützen.

Neu ist auch die system­weite Unterstützung von Zeichensubstitution, die zum Beispiel aus einem getippten (c) ein © macht oder aus einem 1/2 das ½. In der Systemeinstellung »Sprache & Text« lässt sich die Symbol- und Textersetzung mit eigenen Kürzeln erweitern.

So viel zu den guten Nachrichten. Auf der Negativseite schlägt zu Buche, dass die Schriftglättung (Antialiasing) nur noch ein oder ausge­schaltet werden kann … die Feineinstellung (leicht, stark) wurde wegrationalisiert.


Aufruf: Die schönsten deutschen Bücher 2009

Die Stiftung Buchkunst lädt ein zur Teilnahme am Wettbewerb »Die schönsten deut­schen Bücher 2009«. Der Wettbewerb richtet sich an Verlage, Buchgestalter/innen und die produ­zie­renden Betriebe. Beurteilt werden die Qualität des Buches in Hinblick auf Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung sowie der ästhe­ti­sche Gesamteindruck.

Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2009.
Eine Expertenjury wählt Ende November die Prämierungen aus. Die Anmeldung erfolgt unter Einsendung eines Exemplars des jewei­ligen Buches und des dazu­ge­hö­rigen ausge­füllten Formulars.

Teilnahmeunterlagen und das Formular sind abzu­rufen unter www​.stif​tung​-buch​kunst​.de > Der deut­sche Wettbewerb > Teilnahme.

Auf eine Änderung sollte noch hinge­wiesen werden: Die Altersgrenze des Förderpreises für junge Buchgestalter wird ab dem Bücherjahrgang 2009 von bisher 32 Jahren auf  35 Jahre angehoben.


Das Beste an Schneeleo …

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… Uhrzeit jetzt mit Datum in der Menüleiste – nach 8 Jahren OS X. Ich suche weiter nach neuen, essen­zi­ellen Features. 


»Mein Buchstabenkarussell dreht größere Runden.«

Interview mit Martin Wenzel über seine neue Schrift FF Duper

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Gestern hatte Fontblog den Schriftentwerfer Martin Wenzel zu Gast, um ein Gespräch über seine neue FF Duper zu führen. Eine Besonderheit der vitalen Druckbuchstabenschrift ist der Letter-Loop, der drei neben­ein­ander getippten glei­chen Buchstaben (wie in Schifffahrt) indi­vi­du­elles Aussehen verleiht. Wie es funk­tio­niert und was Duper noch kann … weiterlesen.

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Fontblog: Wie kamst Du auf die Idee, eine Schrift mit Automatik zu entwerfen.

Martin: Die erste Idee für diese Art Schrift hatte ich schon vor 10 Jahren: Eine spontan anmu­tende Handschrift sollte es werden, deren Druckbild nicht nach Computer aussieht. Vor andert­halb Jahren entschloss ich mich dann dazu, das Projekt ernst­haft anzugehen.

Deine Schrift nutzt OpenType-Automatiken. Sicherlich hat die zuneh­mende Verbreitung dieses Fontformats deine Projekt angefeuert.

Ja, OpenType bietet die entschei­dende Unterstützung für den Effekt. Mit seiner Hilfe lassen sich ganz auto­ma­tisch Schriftbilder erzeugen, die sich immer wieder verändern.

Deine Duper erin­nert an zwei andere Schriften, und scheint das Beste aus beiden Welten zu vereinen: FF Kosmik und Comic Sans.

Die Nähe zur Comic Sans sehe ich nicht. Das ist eine konstru­ierte Schrift, ich glaube sogar mono­line, also ohne Dynamik in der Strichstärke. Meine ist tatsäch­lich aus der Handschrift herge­leitet, genauer gesagt: Aus 3 x 4 = 12 Fassungen meiner Handschrift.

Wie meinst Du das?

Na ja, Duper besteht aus den Schnitten Regular, Italic, Bold und Bold Italic. Damit sie später ein leben­diges, authen­ti­sches Schriftbild ergibt, habe ich für jeden dieser Schnitte den kompletten Zeichenvorrat 3 mal auf Papier gezeichnet.

Holla, sogar die Satzzeichen und Akzente? Das sind doch ein paar tausend Glyphen.

Um es genau zu sagen: Es waren 5700. Das ist auch der Grund dafür, warum das Projekt schließ­lich 12 Monate statt 12 Wochen gedauert hat. Aber ich glaube: Es hat sich gelohnt.

Wie unter­scheidet sich deine Loop-Technik von der Flipper-Technik der Kosmik?

Meines Wissens zählt die Flippertechnik von Erik van Blokland – der Pionier, unser aller Vorbild – die drei Formvarianten konse­quent durch: 123123123 …. Das heißt bei den drei s im Wort ›Messschraube‹ gibt es eine 100-prozen­tige Wechselquote, bei ›Messestand‹ jedoch nur eine 66-prozen­tige, weil das dritte s im Wort wieder auf denselben Takt wie das erste s fällt.

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Die Wechselautomatiken von FF Duper und FF Kosmik basieren auf zwei unter­schied­li­chen Algorithmen, wobei Duper mit getrennten Zyklen für Vokale und Konsonanten arbeitet (diese Abbildung als PDF)

Bei meiner Loop-Technik laufen zwei Zählzyklen parallel, einer für die Konsonanten und einer für Vokale. Ich habe nämlich in Tests fest­ge­stellt, dass man auf diese Art die unge­wollte Wiederholung deut­lich verrin­gern bzw. so ausein­ander ziehen kann, dass unser Auge die Schrift nicht mehr als maschi­nell wahrnimmt.

Und noch etwas: Bei Duper zählen die Wortabstände nicht mit, was die zwei Loops aber­mals hori­zontal streckt. Fazit: Mein Buchstabenkarussell dreht größt­mög­liche Runden.

Mit welchem OpenType-Feature wurde dieser Automatismus realisiert?

Mit der Funktion »kontext­be­dingte Varianten«, im Englischen als »contex­tual alter­nates« bezeichnet. Übrigens wuchs der Programmiercode von 6 Zeilen auf das Zehnfache an, als ich den einfa­chen Loop zum zwei­fa­chen aufbohrte.

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Wir sollten noch kurz auf den Zeichenvorrat der Duper zu spre­chen kommen, denn sie ist sehr gut ausgebaut.

Das stimmt. Neben diversen Ziffernarten, Brüchen und netten Ligaturen enthält Duper auch Pfeile, Bullets, Etiketten und andere Raffinessen.

Und sie ist ein Sprachtalent, oder?

Richtig, die Pro-Variante der Schrift unter­stützt 64 Sprachen.

Vielen Dank für das Gespräch, Martin.

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Weil sich FF Duper wunderbar für sympa­thi­sche Botschaften auf T-Shirts eignet – Martin Wenzel, bitte mal weghören –, als raffi­nierte Alternative zur Comic Sans, gibt es nicht nur das oben abge­bil­dete (unver­käuf­liche) Shirt, sondern die ersten Fan-Shirts über Spreadshirt. Besucht einfach den Shop Words on Shirts, der hier zu finden ist.

Die OpenType-Schrift FF Duper selbst gibt es natür­lich im FontShop, wer sie als OpenType-Pro oder im (nicht auto­ma­ti­schen) PostScript-Format wünscht greife hier zu.

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