Volkssport Design: Fontblog berichtet live (4)
Den Werbebeitrag von Sponsor Laserline (»Anforderungen aus der Perspektive einer Druckerei, Manuela Kreisel, Dipl.-Ing.) überspringe ich mal.
Thomas Klein (Dipl. Designer und Creative Director bei Metadesign) spricht über Agenturperspektiven und Anforderungen an Absolventen. Klein wirft die Werte seines Unternehmens in den Raum und lässt sie von seinen Kolleginnen und Kollegen in kurzen Videos erläutern: Kompetenz, Empathie, Interdisziplinarität, Nachhaltigkeit und Internationalität.
Welche Impulse ergeben sich hieraus für die Berufsanfänger. Er hat sie ganz schnell aufgezählt, weil die Vortragszeit bereits zu Ende war, ich konnte so schnell nicht mitschreiben. Schreibt ihm einfach eine Mail mit der Bitte um die Zustellung seiner Folien: mail@metadesign.de
Prof. Stefan Koppelkamm, Kunsthochschule Berlin:
Über Designerportale wie jovoto uns designenlassen.de: »Designqualität ist kein demokratischer AKt sondern entsteht aus ganz radikaler Subjektivität.«
Über das Vordrängen der Amateure: »Die Fotografie begann als Amateurbeschäftigung, heute arbeiten Profis und Amateure friedlich nebeneinander.«
Über die Rolle der Hochschulen: »Wir sind weder Hase, noch Igel, vielleicht sind wir Schildkröten, die zunächst beobachten und dann urteilen.«
Über Erfolg im Design: »Aus der Reihe tanzen.«
Gesche Joost (T-Labs, Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung e.V.) über Design-Forschung und Promotion im Design:
• Design arbeitet interdisziplinär und projektorientiert.
• Design umfasst Analyse, Projektion und Synthese.
• Design reagiert auf »wicked problems«.
• Design befasst sich mit Menschen in Alltagssituationen.
Sie berichtet vom Projekt »Call Girls« (Frau und Kommunikationstechnik), als Alternative zum bisherigen Rezept der Handy-Hersteller: »Shrink it and pink it«.
Diskussion
Vom links nach rechts: Gesche Joost, Prof. Stefan Koppelkamm, Prof. Dr. Herber Grüner, Thomas Klein und Manuela Kreisel
Volkssport Design: Fontblog berichtet live (3) [Update]
Wolfgang Beinert (links) und der Gastgeber Prof. Herbert Grüner
Endlich lerne ich mal Wolfgang Beinert kennen (vgl. Diskussion im Fontblog vom Juni 2008). Optisch entspricht er dem Prototyp eines Designers, eine Mischung aus Jan Tschichold und Otl Aicher: Bürstenhaarschnitt, kräftige Statur, schwarze Kleidung, bequeme Schuhe, seltenes Lächeln.
Beinerts Thema: Think different! Klare Positionierung als Wettbewerbsstrategie. Und er weiß, wovon er spricht. »Designer werden zu Prekariern, analoge Handlungsweisen werden zur digitalen Flexibilität und viele berufliche Rahmenbedingungen werden sich nachhaltig verändern. Wer sich heute als freiberuflicher Grafik- bzw. Kommunikationsdesigner etablieren will, muss sich klar entscheiden: Erfüllungsgehilfe oder hochwertiger Dienstleister? Masse oder Klasse? Aber der Wille alleine reicht nicht: denn nach wie vor beginnt Qualität mit Q wie Qual und eine klare, authentische Positionierung ist heute wichtiger denn je. Denn die Dinge sind nicht so wie sie scheinen und Design ist nicht gleich Design …«
Der größte Feind des Designers ist – laut Beinert – das »totalitäre Zeitdiktat«. Und der Designer selbst, denn er bildet sich nur mangelhaft oder überhaupt nicht weiter: »Ich kenne keine Branche, die sich so wenig weiterbildet.« Kann ich irgendwie bestätigen. Ich kenne Kollegen, die arbeiten seit 10 Jahren unter Mac OS 9, damit sie FreeHand weiterhin einsetzen können – nur nicht mit alternativen Programmen beschäftigen.
Ein Tipp von Beinert: Sprecht gegenüber einem Auftraggeber (nicht Kunde) nicht von »Honorar«, sondern von »Vergütung«.
Boris Buchholz: Design hat seinen Preis. Buchholz ist Pressesprecher der Allianz Deutscher Designer (AGD). »Es gibt in Deutschland rund 42.000 Designer, davon sind 3223 in der AGD organisiert.« Er spricht über das Hauptthema seines »Service-Verbandes«, die realistische Kalkulation eines selbständigen Designers. Rein rechnerisch muss ein Designer im Monat 3835 € erwirtschaften. Von den 160 Stunden im Monat, kann man rund 80 Stunden in Rechnung stellen – der Rest ist Selbstverwaltung. So ergibt sich ein Stundensatz von 48 €.
Die AGD hat festgestellt, dass tatsächlich nur 1/3 der Arbeitszeit den Auftraggebern berechnet wird, was einen Stundensatz von 71 € ergibt. Also empfiehlt der AGD 76 € für die Entwurfsstunde (inkl. 5 € für Rücklagen). Dazu addieren sich Nutzungsvergütungen.
Ein Rechenbeispiel. Eine Briefschaft (Signet, Briefbogen, Visitenkarte) beansprucht rund 30 Stunden Arbeitszeit, macht 2280 € Vergütung.
Malte Christensen (kopfbunt) spricht jetzt über »Designer x.0 – Ein Leitfaden zur Etablierung im Web.« Er kam jüngst so an einen Job: »Sie wurden mir empfohlen vom Twitterer meines Vertrauens«. Früher: Demokratisierung der Produktionsmittel … Heute: Demokratisierung der Publikationsmittel. Sein Schlusssatz: »Egal wie digital es auch wird, es endet immer im Realen.«
Bitte morgen auf seinem Blog nachsehen, er veröffentlicht dort seine Folien plus wertvolle Links.
[Update: http://kopfbunt.de/volkssport-design-aufarbeitung/4927/]
Diskussion:
Von links nach rechts: Wolfgang Beinert, Ronen Kadushin, Gastgeber Prof. Herbert Grüner, Malte Christensen, Boris Buchholz
Volkssport Design: Fontblog berichtet live (2)
Mitveranstalter Florian A. Schmidt bereitet das Publikum auf das Thema des Symposiums vor
Eröffnet wird das Symposium vom Mitveranstalter Florian A. Schmidt, freischaffender Kommunikationsdesigner und Autor, der in Berlin lebt und arbeitet. In seiner Diplomarbeit, befasste sich Schmidt mit dem Verschwimmen der Grenzen zwischen Amateur und Profi in der Gestaltung. Den Schwerpunkt seiner Untersuchungen bildet die Integration von Web 2.0 Strategien in den Designprozess.
Seine persönliche Prognose: »Niederes Design« bricht weg. Ein Großteil der Designaufgaben erfordert Fähigkeiten (Kommunikation, dauerhafte Betreuung, Beratung, …), die durch die Amateurbewegung nicht berührt werden. Er beendet seine Präsentation mit dem Märchen vom Hasen und dem Igel. Der Hase (Profi) lässt sich unnötigerweise vom Igel (Amateur) provizieren und begibt sich in einen Wettbewerb mnit ihm. Mit viel List und weiteren Igeln gelingt es diesem, den Hasen auszutricksen. Schmidts Fazit: Professionelle Designer müssen sich nicht mit den Amateuren vergleichen.
Bastian Unterberg über Jovoto: »Von 10.000 angemeldeten Usern sind ›nur‹ 3500 als Designer aktiv. Jovoto ist leider ein Invitation-only-Modell«. Warum leider?
Fontblog berichtete mehrmals über Jovoto-Projekte: Frank-Walter Steinmeier tappt in Crowdsourcing-Falle, Crowdsourcing vs Designbüro: Ein Interview, und Gratulation an Würzburg: Provinz auf Weltniveau.
Michael Kubens, von designenlassen.de. Das Amateurdesign-Portal startete am 2. November 2008. Es war ursprünglich eine fixe Idee von Kommunikationsdesignern, Vorbild war 99 Designs. Reaktionen auf designenlassen.de: »Youporn für Mediengestalter«, aber auch Lob von Auftraggebern, zum Beispiel den Entwicklungslotsen »Eine professionelles Designbüro hätte uns für diese kleine Aufgabe nicht mal die Tür geöffnet.« (verhaltener Applaus beim Publikum)
Im Gegensatz zu Jovoto legt der selbstbewusste Kubens interessante Zahlen offen: 98.217 Designs wurden seit der Gründung hoch geladen, 149.541 € Preisgelder wurden ausgeschüttet, 3467 registrierte Designer werkeln auf designenlassen.de und bis heute wurden 853 Projekte ausgeschrieben.
Torsten Stapelkamp: »Erst Design schafft Bedeutung – Crowdsourcing ist dafür nicht geeignet«
Torsten Stapelkamp, Dipl.-Designer und Professor für Kommunikationsdesign an der FH Hof, spricht Klartext. Wer auf designenlassen.de mitmache, erledige einen Designjob für durchschnittlich 347 €. Weil dabei zig Mitbewerber um jeden Auftrag pitchen, entstünde zudem ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund 12.000 € (großer Applaus). »In meiner Familie nennt man die Nutznießer solcher Geschäfte Schmarotzer oder fieser Möpp.« Den Nutzen von Crowdsourcing-Portalen hätten alleine die Betreiber und die Auftraggeber, die Designer seien die Verlierer.
Die Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht Sabine Zentek widmet sich den urheberrechtlichen Fragen des Designs
Sabine Zentek, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht und Leiterin von Fidius – Faire Designwettbewerbe e.V. fordert Fairness bei kommerziellen Designwettbewerben. Als Horsd’œuvre zerpflückt sie erst mal die Geschäftsbedingungen von designenlassen.de. Ihrer Ansicht nach bewege sich das Portal rechtlich auf wackligen Beinen, da sich mit guten Anwälten eine Menge Nachforderungen für verletzte Nutzungs- und Urheberrechte von den Auftraggebern einklagen ließen – bei Verwendung eines Wettbewerbsiegers. Anschließend erläutert Sie die ethischen Richtlinien von Fidius für faire Designwettbewerbe, die den meisten Fontblog-Lesern bekannt sind.
Diskussion
Von links nach rechts: Diskussionsleiter Prof. Dr. Herbert Grüner, Michael Kubens, Bastian Unterberg, Sabine Zentek und Torsten Stapelkamp
Volkssport Design: Fontblog berichtet live (1)
In wenigen Minuten wird Fontblog über das Symposium Volkssport Design zur Lage der Designprofession berichten. Dran bleiben!
Schon mal auf einer Konferenz gebloggt? Oder getwittert? Auch nach 15 Jahren Internet ist das Onlinegehen im öffentlichen Raum ein Abenteuer. Ich denke, in einem Kommunikationsmuseum sollten die Besucher ein offenes, kostenloses Wifi-Netz erwarten können. Fehlanzeige im Museum für Kommunikation. Es gibt zwar einen T-Mobile-Hotspot, der sich nach minutenlangem Warten zu erkennen gibt, aber was soll ich mit dieser Preisliste anfangen, wenn ich von 10:00 bis 18:00 bloggen möchte:
• 60 Minuten für 8,00 Euro
• HotSpot Pass 30 Tage für 29,00 Euro
Wie wäre es mit 1 Stunde für 6 Euro, 24 Stunden für 12 Euro? Danke, liebe Telekom, der Tipp war kostenlos.
Als iPhone-Kunde genießt man eigentlich kostenlosen Zugang zu den Hotspots von T-Mobile, allein die Zugangsdaten werden am tragbaren Rechner ignoriert. Als iPhone-Kunde der ersten Stunde genieße ich – zum Glück – die Nutzung eines Mobile-Sticks, bestückt mit einer 2. Sim-Karte, der sich ohne Mehrkosten über dan bestehende Mobilfunk-Vertrag nutzen lässt. Mit dem habe ich nun ins Internet eingeloggt.
Das heutige Programm:
Web 2.0 im Design
10:10 Volkssport Design – Amateur und Profi in der Gestaltung
Florian A. Schmidt, Dipl.-Designer, Kunsthochschule Berlin
Designwettbewerbe im Netz
10:40 designenlassen.de – ein neuer Ansatz für Kreativprojekte
Michael Kubens, einer der Gründer von designenlassen.de
11:00 Erst Design schafft Bedeutung – Crowdsourcing ist dafür nicht geeignet
Prof. Torsten Stapelkamp, AGD
11:20 jovoto – der Unterschied
Bastian Unterberg, Gründer des Kreativnetzwerkes jovoto
11:40 Fairness bei kommerziellen Designwettbewerben aus rechtlicher Sicht
Sabine Zentek, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht,
Leitung von FIDIUS – Faire Designwettbewerbe e.V.
12:00 Diskussion: Leitung Prof. Dr. Herbert Grüner
12:30 Mittagspause
Wert und Preis von Design
13:30 Think different! Klare Positionierung als Wettbewerbsstrategie.
Wolfgang Beinert, Graphic Designer, Typograph und Fotograf
13:50 Design hat seinen Preis – über Kalkulationen von denen man leben kann
Boris Buchholz, Designer, Dipl.-Soziologe, Pressesprecher AGD
14:10 Designer x.0 – Ein Leitfaden zur Etablierung im Web
Malte Christensen, Kommunikationsdesigner, Blogger
14:30 Open Design- Creativity in IT context (auf Englisch)
Ronen Kadushin, Industrial Designer
14:50 Diskussion: Leitung Prof. Dr. Herbert Grüner
Kaffeepause
Anforderungen an Design-Professionalität
15:30 Von der Designwolke zur Bodenhaftung
Anforderungen aus der Perspektive einer Druckerei Manuela Kreisel, Dipl.-Ing. (FH), LASERLINE Druckzentrum
15:50 Agenturperspektive (Anforderungen an Absolventen)
Thomas Klein, Dipl. Designer, Creative Director, Metadesign
16:10 Kunsthochschulperspektive
Prof. Stefan Koppelkamm, Kunsthochschule Berlin
16:30 Design-Forschung und Promotion im Design
Prof. Dr. Gesche Joost, T-Labs, Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung e.V
16:50 Diskussion: Leitung Prof. Dr. Herbert Grüner
Kaffeepause
Abschluss-Panel
17:30 Boris Buchholz, AGD
Prof. Dr. Gesche Joost, T-Labs, DGTF
Prof. Dr. Walter Scheiffele, Kunsthochschule Berlin
Florian A. Schmidt, Kunsthochschule Berlin
Moderation: Prof. Dr. Herbert Grüner
18:30 Ende
Einblattkalender 2010
Der Einblattkalender ist das, was er der Name sagt: ein Jahreskalender auf einem einzigen (hochwertigen) Blatt Papier. Er erscheint in limitierter Auflage von 400 Exemplaren. Durch einen Stempel mit Nummerierung wird jeder Kalender zum Unikat. Geliefert wird Einblattkalender in einem stabilen, transparenten Köcher.
Gestaltet und von Hand gezeichnet haben ihn die Düsseldorfer Künstlerin Nadine Vericat und Nina Witkiewicz, Produktdesignerin aus Berlin. Ihr Anspruch war, »einen Kalender herzustellen, der leicht überschaubar, wie in sich harmonisch ist und dabei umso schöner wird, je mehr man ihn benutzt.«
Druck: A1+ 102 x 70,5 cm auf 170 g/m² Papier, mit Angabe von Feiertagen und Kalenderwochen, in transparentem Köcher. Rund 16 €, hier erhältlich …
Grüße aus der Vergangenheit
Ich entrümpele – wieder mal – den Dachboden meines (Urgroß-)Elternhauses. Heute bin ich auf eine Kladde meines Urgroßvaters (1877–1954) gestoßen, in der er Briefe, Ansichtskarten und Fotografien sammelte, in einem ausrangierten Klassenbuch von 1899.
WeiterlesenPdW 43: Konzepte, Strategien, Design
Das Zusammenspiel von Produkt, Marke, Unternehmen und Konsument wird in der Wirtschaftstheorie als Branding bezeichnet. Unter Zuhilfenahme von über 600 farbigen Abbildungen untersucht »World Branding« [Gingko Press] die Bedeutung dieses Begriffs als Unternehmensstrategie. In zahlreichen Fallstudien wie Adobe, Audi, The British Library, dem Niederländischen Verteidigungsministerium oder Scandinavian Airlines werden auf insgesamt 300 Seiten erfolgreiche Marken aus aller Welt und deren jeweilige Dachmarkenstrategien beleuchtet.
Bei FontShop gibt es »World Branding – Konzepte, Strategien, Design« als Produkt der Woche für 10 € statt für 45 € [zzgl. MwSt.]. Wie immer sollte man schnell zugreifen, denn der Vorrat schmilzt bei einem solchen Sonderangebot erfahrungsgemäß wie Butter in der Sonne. Die Versandkosten entfallen.
Grüße aus der Provinz, Fontblog macht Urlaub
McDonald’s, Laucha, Thüringen
Das schön gelegene Eppstein im Taunus
Bei »Kausche Manfred«, dem Haushaltswarengeschäft in meiner Heimatstadt, gibt es Austauschteile, die kein Baumarkt in Deutschland mehr hat (zum Beispiel einen Wasserhahnverlängerungsschlauch) und die reizvollsten Preisschilder der Republik (klicken zur Vergrößerung).