Gedanken zu Halloween
Für die aktuelle Ausgabe des Magazins The New Yorker hat der Comic-Künstler Chris Ware ein Titelillustration zum Thema Halloween gezeichnet. Sie zeigt, wie eine Trupp Kinder am Hauseingang ihr Süßes-oder-Saures-Schauspiel aufführt, während die Eltern im Dunklen warten, ihre Gesichter gespenstisch angeleuchtet vom Bildschirm ihrer iPhones. Im Inneren des Heftes findet sich die ganze Geschichte (»Unmasked«) auf 4 Seiten, die auf der Webseite des New Yorkers in guter Auflösung nachzulesen ist: ein Halloween-Familienepisode, mit einem überarbeiteten Vater, einer fliehenden Mutter, die sich nach Anerkennung sehnt … ach, lest selbst. (via CR und magculture; © The New Yorker)
Der Kalender, dem wir vertrauen
Die Meinungen über sog. Designkalender gehen auseinander. Weil wir beobachtet haben, das Freunde und Kollegen »bodenständige Lösungen« bevorzugen oder suchen, kam der Taschenkalender des Münchener Papierhändlers Carta Pura wie gerufen. Es ist eine Eigenproduktion, minimalistisch gestaltet und mit Deutsch als einziger Sprache. Als Innenpapier wählte Carta Pura das bewährte Salzer Werkdruck. Der Einband ist mit dem handbearbeiteten Japanpapier Urushi gefertigt, dessen schwarze Ausführungen exklusiv für diesen Kalender hergestellt werden.
Der Kalender zeigt 1 Woche pro Doppelseite und ist mit einer Einteilung versehen, die auch dem Wochenende und allgemeinen Wochennotizen Raum gibt. FontShop bietet ihn in drei Umschlag-Ausführungen an: rot-schwarz, schwarz glatt und schwarz strukturiert. Der Taschenkalender im Formst 9 x 15 cm kostet je 9 € (zzgl. MwSt). Zur Bestellseite bei FontShop …
20 Jahre FontShop
Im Herbst 1989 wurde FontShop von Joan und Erik Spiekermann gegründet. In den kommenden 3 Wochen möchte wir den runden Geburtstag unseres Hauses mit den Fontblog-Lesern feiern. Den roten Faden der Feierlichkeiten stellt die Aktion 20 Tage – 20 Produkte – 20 Prozent (FS20)dar: Ab dem 1. November präsentiere ich hier täglich eines unserer Lieblingsprodukte aus den zurückliegenden 20 Jahren, das es dann bis einschließlich 20. November 20 % günstiger geben wird. Achtung: Die Aktion läuft auch am Wochenende.
Ich darf schon mal verraten, dass wir keine Kosten und Mühen gescheut haben, auch lange vergriffene Artikel wieder zu beschaffen. So ist es beispielsweise dem von uns beauftragten Privatdetektiv Gerd Heidemann gelungen, eine in den Alpen verschollene Lieferung unserer legendären ShopShop-Produkte aufzuspüren. Er fand sie auf dem Dachboden eines Bergbauern, der sie vor 15 Jahren aus dem Wrack eines abgestürzten Lieferwagens barg. Endlich wissen wir, warum die Lieferung von Berlin zum FontShop Österreich nach Wien nie ankam. Das Konvolut kostete uns einen 6-stelligen Betrag, denn der Bauer war schlau und fand im Internet heraus, das ShopShop-Produkte auf Kunstauktionen Höchstpreise erzielen. Damit dürfte jetzt Schluss sein, denn wir werden die Produkte zum alten Preis (umgerechnet in Euro) minus 20 Prozent anbieten.
Wieder aufgetrieben: eine verschollene Lieferung der legendären ShopShop-Geschenkartikel
Sicherlich wird mir zu dem einen oder anderen Produkt eine Anekdote aus FontShops Geschichte einfallen, die ich dann gerne hier erzähle. Oder ich stelle eine Rätselfrage, zum Beispiel: In welcher Straße befand sich das erste FontShop-Büro? Dort entstand das Foto unten. Es zeigt unsere langjährige Geschäftsführerin Joan Spiekermann mit einem Fontpaket in der Hand (damals wurden Schriften auf 3,5″-Disketten geliefert). Links und im Hintergrund sehen wir Werbetafeln eines Messestandes, der für eine grafische Fachveranstaltung gebaut wurde.
FontShop-Geschäftsführerin Joan Spiekermann 1989
Die visuelle Klammer der FS20-Aktion entwarf unser Freund Frank Grießhammer, der zur Zeit in Den Haag studiert. Ab Sonntag (1. November 2009) erscheint auf der Homepage von www.fontblog.de seine Animation, die aus einem Raster von 20 »leeren« (= unbeschrifteten) FontShop-Logos aufgebaut ist. Auf dieses Raster hat Frank eine Schrift gepixelt, die nicht nur extrem breite Buchstaben hat, sondern auch noch kursiv ist, mit anderen Worten: krank und unbrauchbar. Das dachten wir uns auch damals beim Erscheinen der ersten eigenen FontShop-Schrift, der Random-Schrift Beowolf (heute als OpenType-Version erhältlich), geschaffen von Just van Rossum und Erik van Blokland. Sie wurde ein Hit.
Ich möchte diese Schrift gerne verschenken. Also habe ich Frank eben mal eine Mail geschickt, und um Erlaubnis gefragt. »Im Prinzip ja«, meinte er, zweifelte dann aber an der Qualität und bekam weiche Knie, weil »in der Typo-Welt immer so scharf kritisiert wird.« Da klopfte ihm sein Lehrer, der eben erwähnte Erik van Blokland auf die Schulter und meinte: »Mach Dir nicht so viele Gedanken – raus damit.«
Was für ein wunderbarer Anfang für unsere Aktion, und diese Geschichte ist sogar wahr, im Gegensatz zur frei erfundene Alpen-Anekdote. Doch die ShopShop-Produkte wird es tatsächlich geben.
Beta-Version der Jubiläumsschrift Zwanzig Jahre FontShop Extra Expanded Extra Bold, entworfen von Frank Grießhammer, demnächst hier kostenlos im Download … ich suche gerade noch einen Freiwilligen, der mir die Hinterleger als OpenType-Feature programmiert.
Die neue Ausgabe von »Froh!« ist da …
… und sie gefällt mir sehr gut. Ihr Thema: Wenden. Das 84-seitige Magazin nimmt den 9. November zum Anlass, um von Menschen zu erzählen, bei denen sich alles gewendet hat. Und von Orten, an denen das Wunder passiert und die Geschichte neu geschrieben wird. Die Arbeit an Wenden hat das Redaktionsteam die letzten 5 Monate beschäftigt.
Wie der bereits Titel vermuten lässt, ist Froh! ein lebensbejahendes Magazin. Dies drückt sich sowohl in den Themenwahl, als auch in der ruhigen Gestaltung aus, die mir ausgesprochen gut gefällt. Keine Spur von Eitelkeit und trotzdem selbstbewusst.
Froh! nennt sich »Gesellschaftsmagazin«. Neugierig greift es besondere Ereignisse des Jahres auf und beleuchtet Fragen und Themen hinter diesen Anlässen. Die Beitragenden schenken dem Magazin nicht nur ihre Texte und Bilder, sondern den Lesern auch neue und überraschende Blickwinkel. Die sorgfältige Komposition von Beiträgen aus Kultur, Gesellschaft, Spiritualität und nachhaltigen Lebenskonzepten sowie die ruhige Gestaltung ergeben ein hochwertiges Magazin, das nicht nur Froh! heißt, sondern auch froh macht. Hier mehr erfahren: www.frohmagazin.de
Google-Karten (typo)grafisch verfeinert
Nach rund 5 Jahren hat Google Maps die Ausarbeitung der Landkarten und Stadtpläne überarbeitet. Ziel des Redesigns war, den Informationsgehalt zu erhöhen, ohne die Übersicht zu verlieren. Im Blog des Google-Maps- und -Earth-Teams zeigt der User-Experience-Designer Jonah Jones anhand einiger Beispiele, warum kleinere Straßen jetzt besser sichtbar sind, dezentere Farben mehr Ruhe bringen und die Beschriftungen (fast) auf die weißen bzw- schwarzen Konturen verzichten können. Mehr im Google-Maps- und -Earth-Blog …
Das neue Commerzbank-Logo …
… und seine Vorgeschichte(n).
Die Commerzbank hat heute ihren neuen Markenauftritt vorgestellt, der Elemente der Commerzbank und der Dresdner Bank sichtbar zusammenführt. Aus dem grünen »Band der Sympathie« der Dresdner Bank (siehe auch Fontblog-Beitrag Commerzbank übernimmt Logo der Dresdner) ist tatsächlich ein gelbes, dreidimensionales Band geworden. Die Wort-Bild-Marke besteht aus 2 Elementen: dem Namen »Commerzbank« in neuer Schrift (Design: Lucas de Groot) und dem dreidimensionalen Band. Je nach Anwendung erscheint darunter zusätzlich das neue Markenversprechen »Gemeinsam mehr erreichen«. Verantwortlich für das Rebranding ist MetaDesign, Berlin.
»Eine neue Bank muss auch nach außen erkennbar neue Zeichen setzen. Für uns war es zudem wichtig, dass alle Kunden ihre bisherige Bank in der neuen Bank wiedererkennen. So nutzen wir das Markenguthaben beider Häuser«, sagte Martin Blessing, der Vorsitzende des Vorstands der Commerzbank heute anlässlich der Premiere in Frankfurt am Main. Man verstehe sich als Hausbank, dazu gehöre, dass das neue Geldinstitut langfristig orientierte Beziehungen aufbaue.
Alle bisherigen Commerzbank- und Dresdner Bank-Filialen werden ab dem zweiten Quartal 2010 unter dem Namen Commerzbank geführt. Die zentralen Serviceleistungen werden dann in allen Filialen angeboten. Die Kunden werden so praktisch keinen Unterschied mehr zwischen ehemaligen Filialen der Commerzbank und der Dresdner Bank bemerken.
Präsentationen von heute als PDF:
Eine starke Marke definiert sich neu (Richard Lips, Bereichsvorstand Group Communications)
Ein Name, ein Zeichen, eine Bank (Ulrich Sieber, Vorstand)
Pressemitteilung zum neuen Markenauftritt
Die Geschichte der Marke Commerzbank
Seit über 30 Jahren prangte das Symbol auf Briefköpfen und Anzeigen, Broschüren und Leuchtreklamen der Bank. Als »Quatre vents«, das heißt vier Windrichtungen, war es einer stilisierten Windrose nachempfunden und bestand aus vier Winkeln, die mit den abgerundeten Spitzen nach innen wiesen und im Halbrund über einem Kreis angeordnet waren.
Entstanden war das Zeichen zu Beginn der siebziger Jahre, als die Commerzbank mit europäischen Partnerbanken eine Kooperation vereinbarte. In mehreren grenzüberschreitenden Untersuchungen schälte sich das von einer französischen Agentur entwickelte »Quatre vents« als ideales Symbol der neuen Bankengruppe Europartners heraus. Bei seiner Vorstellung erläuterte die Commerzbank im
Dezember 1972, dass das Zeichen »die weltoffene Dynamik unserer Bank und unserer Partnerinstitute gut zum Ausdruck bringt. Darüber hinaus soll es konzentrierte Kraft und vielfältigen Kundendienst symbolisieren.«
Als Farbe des Zeichens wählte man damals schwarz oder kobaltblau auf gelbem Hintergrund, der Hausfarbe der Commerzbank. Dies war eine Konzessionsentscheidung, denn in der damaligen Aufbruchstimmung verzichtete die Commerzbank auf ihr gut eingeführtes Logo: einem C, auf dem sich die Flügel Merkurs befanden. Merkur oder Mercurius war der römische Gott des Handels und des Gewerbes sowie der Diebe, der vor allem in der Spätantike mit dem griechischen Hermes gleichgesetzt wurde. Der Sohn des Zeus und der Nymphe Maia wurde oft als Götterbote mit Flügelschuhen und -helm sowie Heroldsstab abgebildet. Als Gott war Hermes zuständig für die Reisenden und Kaufleute.
Das C mit den Merkurflügeln hatte die Bank im Jahr 1940 gleichzeitig mit der Namensänderung in Commerzbank Aktiengesellschaft eingeführt. Während der neue Name lediglich der Tatsache Rechnung trug, dass die Bank in der Öffentlichkeit ohnehin bereits so bezeichnet wurde, dürfte die Kreation eines individuellen Zeichens eine Folge der zunehmenden Bedeutung des Marketings im Bankensektor gewesen sein. Mit den Merkurflügeln betonte die Commerzbank, die vor allem von Hamburger Kaufleuten und Privatbankiers errichtet worden war, ihre hanseatische Herkunft und den Zweck ihrer Gründung: die Finanzierung des Handels insbesondere im Dienste mittelständischer Unternehmen.
Auch die 1952 entstandenen drei Nachfolge-Institute der Commerzbank nutzten diese Merkurflügel für ihren öffentlichen Auftritt in der Nachkriegszeit. Eines dieser Institute, der Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf, warb sogar mit einer Merkur-Statue.
Bei der Suche nach den ersten Logos der Bank, stößt man auf die Kürzel CDB und CPB. Diese leiten sich von den Anfangsbuchstaben der füüheren Bezeichnungen Commerz- und Disconto-Bank (vor 1920) bzw. Commerz- und Privat-Bank (von 1920 bis 1940) ab. Die Buchstaben wurden miteinander verflochten und häufig von einem Kreis umschlossen, auf dem der Name der Bank stand. Ursprünglich nutzte man zu Beginn dieses Jahrhunderts die rot-schwarzen Embleme auf Siegelmarken, um Briefumschläge sicher zu verschließen. Im Laufe der zwanziger und dreißiger Jahre fand die Kombination CPB auch Eingang in die allgemeine Selbstdarstellung der Bank.
Viele Verbraucher dachten bei dem zuletzt verwendete Zeichen »Quatre vents« zuerst an die Sonne. Ihre positive Ausstrahlung kam dem Ziel der Bank entgegen, sich als kompetenter und sympathischer Partner der Kunden zu positionieren. Daher entstand 1984 in der Werbung der Bank die »Sonnenkampagne«. Das Kobaltblau im Logo verschwand zusehends. Neben der Farbe Schwarz wurden beim Logo nun verstärkt Grautöne und vor allem Gelb eingesetzt. Gelb hat sich bereits in den fünfziger Jahren als Hausfarbe der Commerzbank herauskristallisiert, nicht zuletzt weil Gelbtöne über eine hohe Signalwirkung verfügen und insbesondere mit Sympathie und Wärme assoziiert werden.
Alle Abbildungen und Logo-Historie: Commerzbank AG
Herunterhandeln, nein Danke!
Dieses Video ist eine wunderbare Ergänzung zum Lehrfilm Wenn zu viele in die Gestaltung reinquatschen. Außerdem hatte ich schon mal so etwas wie Die 10 häufigsten Ausreden gegenüber Designer veröffentlicht, kann es aber partout nicht mehr finden.
Was der Web-Font-Service von Typotheque kostet
Mit einem interessanten Servicekonzept lizenziert das holländische Schriftenhaus Typotheque (Johanna und Peter Bil’ak) seine komplette Font-Bibliothek für die Gestaltung von Internetseiten. Das Abonnementsystem erlaubt den Designern von Webseiten die CSS-Regel @font-face einzusetzen, durch die alle verwendeten Fonts (verschlüsselt) über einen sicheren Typotheque-Server an die Empfänger der Webseiten geliefert werden. Da @font-face von fast allen Browsern unterstützt wird (Internet Explorer, Firefox, Safari und Opera), können über 95 % der Internetgemeinde solche Seiten genau so sehen, wie sie der Entwerfer eingerichtet hat.
Typotheque offeriert drei Wege der Lizenzierung: Trial (30 Tage; kostenlos), Web und Volllizenz. Die Preise für die Volllizenz entsprechen den bisherigen Lizenzkosten, eine reine Web-Lizenz kostet 1/5 davon. Die monatliche Bandbreite für den Zugriff auf den Typotheque-Web-Font-Server beträgt 500 MB/Font, das entspricht laut Typotheque ca. 27.700 Seitenzugriffen; mit jeweils 1 € lässt sich die Bandbreite um je 1 GB erweitern.
Ein Rechenbeispiel. Angenommen ich möchte hier im Fontblog die Schriftfamilie Fedra Sans einsetzen und damit keine Drucksachen erstellen, dann kostet die Weblizenz für die komplette Familie (1 User) 138,– € (zum Vergleich: Vollizenz 690 €; alle Preis zzgl MwSt). Meine monatlichen Betriebskosten errechnen sich wie folgt:
4 Fonts (Reg, Italic, Bold, Bold Italic), teilweise eingebettet für die deutsche Sprache, ergeben eine durchschnittliche Datenmenge von 20 K/Font (Original-Font-Größe: 490 KB), macht zusammen 4 x 20 = 80 K pro Seitenaufruf. In den zurückliegenden 4 Wochen haben Fontblog-Besucher 400.000 Seitenzugriffe verursacht. Das entspricht einem @font-face-Traffic von 400.000 x 80 K= 32 GB. Da ich pro Font 500 MB Freivolumen habe, also 2 GB, betrügen meine monatliche Kosten demnach 30,– €.
Weitere Informationen: typotheque.com/webfonts