Das größte Online-Digitalfoto: 8,6 Gigapixel
Der italienische Digitalfoto-Dienstleister HAL9000 hat auf seiner Seite das größte Kunst-Digitalfoto veröffentlicht. Das aus 1.145 Einzelfotos bestehende 8,6 Gigapixel große Gesamtbild (96.679 mal 89.000 Bildpunkte) der Christus-Passion von Gaudenzio Ferrari (aus dem Jahre 1513) kann bis ins kleinste Detail betrachtet werden. In einer zwölfstündigen Fotosession wurde das Altarbild in der Kirche Santa Maria delle Grazie im Italinischen Varallo digitalisiert. Das für die Darstellung des Mega-Fotos im Internet verwendete Tool heißt Zoomify und kann kostenlos unter www.zoomify.com heruntergeladen werden. Gefunden bei Pixelgalerie und Brandt.
Die TYPO wird ausverkauft sein
Eben wollte ich schon das Ausverkauft-Schild auf die TYPO-Seite kleben, da hat mich Benno Rudolf zurück gepfiffen. Heute ist die 751. Anmeldung ins Haus geflattert, die zumindest eines bewirkt hat: die Studenten-Tickets sind vergriffen (das sind 2/3 aller Eintrittskarten; neue Anmeldungen nehmen wir auf eine Warteliste für stornierte Studentenkarten). Wir danken den Studierenden aus Österreich, deren Interesse an der TYPO auch 2007 unvermindert anhält. Sie stellen fast die Hälfte der teilnehmenden studentischen Besucher, eine Watschn für die grafische Ausbildung in Deutschland, oder?!
Anders als in den letzten Jahren treffen die Anmeldung auch nach dem Ende der 1. Subskriptionsphase (31. 12. 2006) weiter fleißig bei uns ein. Es ist wirklich kein Marketing-Trick: Es gibt noch rund 250 Profikarten (das bcc ist etwas kleiner als das Haus der Kulturen der Welt). Und dabei kündigen wir die spektakulärsten Sprecherinnen und Sprecher erst in den kommenden Tagen an. Großen Dank für Euer Vertrauen … und natürlich ist es ein Ansporn für uns, Euch auch dieses Jahr nicht zu enttäuschen.
Mal angenommen …
… FontShop würde sich 12 Monate Zeit nehmen, um die Schriften-Archive dieser Welt zu durchforsten … um Bestsellerlisten der vergangenen Jahrzehnte zu analysieren … Verkaufszahlen recherchieren … ein Dutzend internationale Schriftmarkt-Kenner befragen. Mal angenommen, wir alle stellten unseren eigenen Geschmack hintenan, um ganz fest daran zu glauben, dass am Ende eine Liste der 100 besten Schriften aller Zeiten entstehen könnte … Welche 10 Schriften würdest Du vorne sehen? Notiere sie – durchnummeriert in einer/m Zeile/Absatz – hier als Kommentar.
Beowolf OT kommt: mit 85.000 Zeichen
LettError kündigen auf Ihrer Webseite die OpenType-Versionen der Random-Klassiker Beowolf und BeoSans an. Erik van Blokland schreibt: »Wir haben soeben die Daten zum Mastering an FSI FontShop International geschickt, jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Achtung: Diese Schriften werden keine echten Zufallschriften sein wie ihre Type-3-Vorfahren. Sicher wird dies für manche eine konzeptionelle Enttäuschung sein. Aber wir müssen mit dem leben, was uns zur Verfügung steht. OpenType erlaubt es nicht, Kurvenpunkte nach Lust und Laune hin- und herzuschieben. Und eine Random-Funktion gibt es ebenso wenig.
Stattdessen hat Just van Rossum ein Produktionssystem entwickelt, das Zufallsvarianten erzeugt, die dazugehörigen Austauschregeln und die Unterschneidungen. Ich brauchte nur ein paar fehlende Zeichen zu entwerfen und letzte Hand anzulegen. Jeder »Beo-«-Font enthält 10 Varianten für jedes Schriftzeichen und genügend Austauschkleister, dass er euch den Kopf verdrehen wird. Insgesamt macht das über 85.000 Glyphen … das Ergebnis eines 10-stündigen Produktionskreislaufs.
Das Tolle unter OpenType: Die Random-Font-Ästhetik lässt sich erstmals live und in Farbe am Bildschirm verfolgen. Ich kann gar nicht glauben, das es kein Zufallseffekt ist.«
Langweilige Postkarten
Der große Fotograf und Sammler Martin Parr brachte 2000 das Büchlein »Boring Postcards« heraus: historische Ansichtskarten von öden Landschaften, Gebäuden und leblosen Gegenden – meist mit Stolz in Auftrag gegeben und vertrieben von den Besitzern der Immobilien. Ein Jahr später folgte das deutsche Gegenstück »Langweilige Postkarten«. Herzhaftes Lachen ist angesagt, wenn man sich von der Luftaufnahme der Autobahnraststätte Allertal über Schwarzweißfotografien aus Eisenhüttenstadt zum Gruppenfoto älterer Damen, entspannt auf Liegen ruhend, in der Grotte eines Kurortes vorblättert; Raststätten bilden einen wichtigen Bestandteil des Buches.
Jetzt gibt es auf Flickr eine Gruppe mit dem Titel Boring Postcards (Irgendwas ist ja immer hat sie entdeckt). Das Blättern hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich gleich mal drei Karten aus meinem Archiv hochladen musste.
Wie ich antworte …
Es gibt wohl glasklare Gründe, warum ich nicht für den Schalter bzw. den Servicebereich geeignet bin: Ich bin ein frecher Hund. Dabei will ich gar nicht so sein. Aber man braucht bei mir nur einen Knopf (sprich: eine empfindliche Stelle) zu berühren, und schon gebe ich brutal kontra. Ach hätte ich nur die Beherrschung eines Oliver Adam (siehe Kommentar zum vorherigen Eintrag).
Vor rund 13 Jahren – genauer: am 30. 9. 1994 – schrieb mir ein Student aus Essen, der sich als h/d schellnack ausgab. Zwei Seiten, ein Anschreiben und ein Fragebogen mit 10 Fragen zum Thema Typografie. Es ging um seine Zwischenprüfungsarbeit und die »Bedeutung der Typographie als Mittel der künstlerisch-kulturellen Expression«. Der junge Mann begeisterte sich für Drucksachen wie Octavo, Emigre, Ray Gun, Beach Culture und Frontpage. Und natürlich FUSE. Und darum drehten sich auch die meisten Fragen (»1. Wie oft werden die Fuse-Packs im Durchschnitt verkauft?«) … aber nicht alle.
Frage 6 lautete: »Welche Bedeutung hat Schrift im Zeitalter neuer elektronischer Medien – und wie muß sie aussehen? Wie haben die neuen Medien unsere Sehgewohnheiten geändert? Braucht die mit Computer, Video und TV gewöhnte neue Generation eine neue, den veränderten visuellen Gewohnheiten angepaßte Schriftsprache? Kehrt die Gesellschaft im digitalen Zeitalter zur Bilderschrift zurück? Ist in der virtuellen Erlebniswelt des ›Cyberspace‹ überhaupt noch eine Schrift nötig?« Da platze mir der Kragen:
»Zu Frage 6: Das sind 5 Fragen auf einmal (Sie wollen mich täuschen). Inhaltlich sollten sie alle durch Ihre Recherche im Rahmen Ihrer Arbeit beantwortet werden und nicht durch FontShop.« Mein zweiseitiges Schreiben enthielt noch weitere Rüffel, ja es begann bereits mit einer ausführlichen Belehrungen über h/ds Sprache (zu viele Fremdwörter). Mein Gott, war ich gnadenlos und pampig.
Zehn Jahre später, ich hatte diese Korrespondenz längst vergessen, traf sich zum ersten Mal der FontShop-Beirat. Mit am Tisch: HD Schellnack. Ich selbst hatte ihn hierzu nominiert, weil er mir in den Monaten zuvor als konstruktiver FontShop-Kritiker aufgefallen war. Ich glaube, es war bereits beim gegenseitigen Vorstellen, als HD – ganz nebenbei – meine arrogante schriftliche Abfertigung von damals in Erinnerung brachte. Erik Spiekermann meinte nur: »Das war doch die richtige Antwort, oder?« HD stimmte nicht ganz zu, und ich bekam einen roten Kopf. Nee, es war eine unreife Antwort.
Ich habe in der Zwischenzeit ein bisschen dazugelernt. Trotzdem habe ich auf die E-Mail von heute morgen sehr kurz angebunden, mit den folgenden Worten geantwortet: »Lieber Herr XXXXX, ich denke: was Sie von mir fordern ist genau Ihre Aufgabe im Rahmen des Studiums. Ich müsste Archive durchwühlen, Suchmaschinen anschmeißen und Bibliotheken aufsuchen. Diese Arbeit kann und will ich Ihnen nicht abnehmen.
Liebe Grüße, Jürgen Siebert«
Mit der Länge bin ich sehr zufrieden, auch mit dem investierten Zeitaufwand. An ein freundliches, verbales »an die Hand nehmen« werde ich mich noch herantasten. Danke Oliver. Danke den anderen Kommentatoren, die unserem Freund brauchbare Tipps gegeben haben. Danke HD für deine Geduld.
Was würdet ihr antworten?
Heute morgen finde ich folgende E-Mail in meinem Eingangsordner:
»Guten Tag,
ich bin Design-Student aus Basel und arbeite an einem Studienprojekt über den Gebrauch von Typografie und Piktogrammen in interaktiven Medien und die mögliche Entwicklung und Veränderung/Anpassung von Typo in diesem Umfeld. Dabei soll es nicht um Web-design oder Screen-Typo gehen.
Deshalb wollte ich Sie fragen, ob sie mir möglicherweise ein paar tips geben könnten, da Sie im Bereich Typografie tätig sind. Auch gerne literatur, links etc.«
Ich habe meine (kurze) Antwort bereits gesendet. Was würdet ihr antworten?
Der Sound-Magier: John Groves im Video-Podcast
Man nennt ihn auch den »König der Werbetöne«: John Groves, Engländer, Wahlhamburger und einer der erfolgreichsten Werbemusik-Produzenten. Über 1000 Jingles und Werbemelodien hat er bereits geschaffen, unter anderem für Nestle, Aral, Dea, Bacardi, Johnny Walker, Flensburger, BBC und viele andere … auch »Visa – die Freiheit nehm ich mir« stammt von ihm. Auf der TYPO 2005 Change hielt er einen faszinierenden Vortrag über Sound Branding, das denselben Regeln unterliegt wie visuelle oder verbale Markenführung.
Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit eines ganzheitlichen Markenbildes, das nur durch Differenzierungsfaktoren der Konkurrenzsituation auf dem Markt standhalten kann, verdeutlichte Groves, auf welche Weise Musik unsere Emotionen und Gedanken, unsere Physiologie und unser Verhalten beeinflusst: Dur- und Moll-Töne erwecken bei den meisten Menschen Gefühle von Glück bzw. Melancholie, Reibung und Dissonanzen rufen ein beklemmendes Gefühl bis hin zu Angst hervor.
Der ganze John-Groves-Vortrag, jetzt im TYPO-Video-Podcast … ein Vorgeschmack auf die TYPO 2007 Music.