1000 × Berlin: die Code-Plakate hängen
Vom 24. August bis zum 6. September hängen mehr als 1.200 Plakate im Berliner Stadtgebiet, die eines gemeinsam haben: Ihre Entwerfer sind dem Aufruf »Zeig Deine Sicht auf Berlin!« von Create Berlin gefolgt und tragen dazu bei, die Stadt aus der Perspektive des Design zu decodieren. Auch Fontblog rief zur Teilnahme am Wettbewerb auf (Der Code-Plakatwettbewerb ist gestartet) und half bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen mit (Code Plakatwettbewerb … Restart).
Die Resonanz war überwältigend: Fast 600 Teilnehmer aus 15 Ländern reichten ihre Plakate ein, unter anderem aus Argentinien, Polen, Russland und Kanada. Aus allen Einreichungen wurden nun mehr als 1.200 Plakate realisiert, mit knapp 350 unterschiedlichen Motiven. Die 20 von der Jury ausgewählten Siegerarbeiten, darunter die 3 mit Geldpreisen bedachten Erstplatzierten werden jedoch erst am 5. September auf dem Sommerfest im Bauhaus-Archiv/Museum bekannt gegeben … und Fontblog-Leser können bei dieser Veranstaltung dabei sein. Dazu gleich mehr.
Neben den Wettbewerbsplakaten hängen zur Zeit an über 40 Stellen in der Stadt – auf Säulen, Wartehallen und U-Bahnhöfen – individuelle Sonderumsetzungen. Sie stammen von den Sponsoren des Code-Wettbewerbs, Jurymitgliedern und Create-Berlin-Förderern, die zum offiziellen Wettbewerb nicht teilnahmeberechtigt waren. Auch hierfür stellte die Draußenwerber GmbH kostenfrei Litfaßsäulen, Wartehäuschen und Sonderflächen im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung. Details liefert der Code-Google-Maps-Stadtplan …
Create Berlin ruft dazu auf, die Plakate in den Randgebieten von Berlin zu fotografieren und mit Angabe des Straßennamens und Bezirks an code@create-berlin.de zu schicken. Ares Kalandides, Vorstandsmitglied von Create: »Die Plakate hängen verteilt im gesamten Stadtgebiet und wir werden es nicht schaffen, alle zu fotografieren. Doch wir haben auf flickr eine öffentliche Online-Galerie eingerichtet: flickr.com/photos/tags/codeplakatcontest. Wir hoffen auf zahlreiche Unterstützer, die ein Foto mit einem Plakat an unser Team schicken. Jeder 20., der sich per Mail mit einem Foto bei uns meldet, bekommt eine Einladung für zwei Personen für das Sommerfest am 5. September, natürlich mit Freigetränken.«
Wer machte den Wettbewerb möglich? Code wurde maßgeblich von den Create-Berlin-Vorständen Anja Rosendahl und Ares Kalandides sowie von Mitglied Raban Ruddigkeit organisiert. Unterstützt wurde der Contest von Partnern aus der Wirtschaft:
• Die Druckereien druckhaus schöneweide und KlingenbergBerlin übernahmen kostenfrei den gesamten Druck der mehr als 2.000 Plakate für den Aufruf.
• Die Wall AG und ihre Tochter Die Draußenwerber GmbH stellten im Zeitraum vom 1. bis zum 10. Juni sowie vom 24. August bis 6. September mehr als 4.000 Plakat- und Sonderflächen im gesamten Stadtgebiet kostenfrei zur Verfügung.
• Weitere Partner sind: Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung, Kulturprojekte GmbH, die Hauptstadtkampagne be Berlin, Fontshop Berlin, Druckerei Mediabogen, Everherz und Deutsche Stadtmarketing.
Erläuterungen zu den hier gezeigten Sonderflächen, von oben nach unten:
1. I’m rich, bitch! (nulleins, Berlin)
Nulleins verschenkt über eine Litfaßsäule am Hackenschen Markt ein kreatives Begrüßungsgeld an alle Bürger und Besucher Berlins. Nach dem Motto »Unser Kapital ist Ideenreichtum« geben die abgerissenen Scheine nach und nach die wahre Lösung des Problems preis: »Macht Euch frei von konventionellen Wertvorstellungen«.
2. Berliner Horizont (Rosendahl Grafikdesign, Berlin)
Acht Motive einer Plakatserie (Kastanienallee) illustrieren Berliner Stadtbezirke. Aneinandergereiht ergeben sie einen durchgängigen, farbigen und wolkengeschmückten Horizont. Der Schattenriss von jeweils einem markanten Objekt aus dem Leben des Stadtviertels bricht den Himmel auf.
3. Ich bin (k)ein Berliner (Graco, Berlin)
Dass Berlin irgendwie anders ist, merkt man beim Bäcker. Dort heißt das Gebäck, das bundesweit ale Berliner bekannt ist, schlicht Pfannkuchen. Als Trost identifizieren sich Menschen verschiedenster Couleur immer wieder mal mit Berlin.
4. Der Berlin-Code (Dan Pearlman und Arsmatho)
Die Kreativen sind die Säulen Berlins. Im U-Bahnhof Kleistpark entschlüsselt eine mannshohe Vitrine vielen Geheimnisse und Anekdoten aus der Berliner Designwelt – von der Akzidenz Grotesk bis Blinkenlight. Schaut man durch die transparente Folie des Berlin-Codes, entschlüsseln sich Botschaften, die auf den ersten Blick unsichtbar sind. Weitere Projekte der Künstlergruppe: B-Sides am U-Bhf Kurfürstendamm und Berlin bei Nacht am Übergang U-S Gesundbrunnen.
5. Zoom Images (Mira4, Wien)
Aus Berlin kommen nicht nur die besten Schriften (FontFont) für Designer, sondern auch vorzügliche Fotos für Designer: herausgegeben von fStop, vertrieben von der neuen FontShop-Marke ZOOM.
(Nach-)Schlagsahne: Dieses (Wahl-)Plakat der Grünen hat nun gar nichts mit dem Code-Wettbewerb zu tun. Ich habe es während der gestrigen Create-Berlin-Pressetour in der Oranienburger Straße aufgenommen … weil es mir als tolles, kräftiges Plakat in die Augen fiel.
17 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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ole
… Sprache ist etwas schönes; nehmen wir den Satz:
«BERLIN IST UNESCO CITY OF DESIGN.» … gemerkt?
Ok es ist alles GROSSGESCHRIEBEN – ich meinte das einzige deutsche Wort «IST». Seien wir doch etwas weltoffener und lassen das «T» weg. Dann ist der Satz vom Bau unschön, besser:
UNESCO CITY OF DESIGN BERLIN oder Berlin nach vorne.
Oder wir übersetzen den Spass: «Unesco Gestaltungsstadt Berlin.»
Und nun bin ich gespannt, wir Ihr den den Satz verdeutsch … ;-)
bransford
das ist so eine konstruierte martkeningkacke – die ist so gut die aktion, die kapiert man nicht mal annährend…
wie kann man sich so einen kappes ausdenken?
Jürgen Siebert
@bransford: Klar ist das, was Du hier siehst, konstruiert. Das hat auch nichts mit dem eigentlichen Wettbewerb zu tun. Ich zeige hier die Sonderflächen, mehr oder weniger Selbstdarstellungen. Die 3 Sieger des Wettbewerbs, die ich in 2 Wochen vorstellen werde, sind schlicht großartig.
Simon
Zu 3.: Das Gebäck ist sicher nicht bundesweit als Berliner bekannt. Denn das sind ja schließlich Krapfen :D
_Sven
Ich verstehe das nicht. Ist es ein Agentur-Jahrbuch auf Litfasssäulen?
Ich soll wirklich durch Berlin tingeln, oder gibt es irgendwo eine Galerie online durch die ich klicken kann?
Die Webseite ist ebenso „g******“
tobecks
I’m poor, but using the correct punctuation.
tobecks
Habe gerade gesehen, dass es auf der Website (nulleins.de) sogar richtig ist. Wahrscheinlich schneller korrigierbar als das gedruckte Plakat … Schade, bei so wenig Text.
frizzo
haha @tobecks …
Jürgen Siebert
Als ich die Litfaßsäule von nulleins fotografierte, standen zufällig zwei Vertreter des Büros daneben und bestückten die Fläche gerade mit frischen Geldscheinen. Natürlich galt meine erste Frage dem Apostroph. Beide wussten nicht, warum es auf dem Kopf stehe und wollten mal beim Entwerfer nachfragen. Die Galerie auf ihrer Seite verrät die Lösung: Die Buchstaben wurden geklebt … der Apostroph um 180° gedreht.
Bin ich froh, dass der Beitrag außer Konkurrenz lief sonst hätte ich bei der Jurysitzung echt Gewissensbisse bekommen :-)
Marder
Dass die „Resonanz überwältigend“ war, kann ich jetzt anhand der Zahlen nicht so ganz nachvollziehen: Laut dasauge gab es für 1200 Plätze 567 Einreichungen und verwendet wurden davon nur rund 350, weil der Rest zu schlecht war.
Es hätte mich aber auch gewundert, wenn es nach der verpatzten Ausschreibung eine „überwältigende Resonanz“ gegeben hätte. Nicht umsonst gab’s ja auch eine Verlängerung.
Stephan
ick mag es und dem Stadtbild kann es nich schaden :-)
zu 3. auch im Berlin umgebenden Bundesland und den übrigen ostdeutschen Landen heißen die Dinger Pfannkuchen. So gesehen sind die Berliner nicht anders als die anderen, nur ein wenig metropolisierter ;-)
Hans Schumacher
… ruft dazu auf, die Plakate in den Randgebieten von Berlin zu fotografieren und mit Angabe des Straßennamens und Bezirks an code@create-berlin.de zu schicken
ähem, Schöneberg ein Randgebiet? Das grenzt ja an Zynismus ,-)
(hatte Glück, heute ein Poster in der Eisenacher Strasse auf dem Weg zur Kita zu sichten. Ist auch schon in der flickr-Group gelandet – leider ist die Freigetränke-Regelung ja zuungunsten der Einsender korrigiert worden; und Eintrittskarte hab ich schon – )
Jürgen Siebert
Wenn ich da mal als Jurymitglied etwas sagen darf. Schon in der Ausschreibung stand, dass ausgewählte Plakate 3 x gehängt werden. Daher kommt die Zahl 350 zustande: 3 x 350 = 1050 plus die Sonderflächen für nicht teilnahmeberechtigte Freunde des Hauses.
Unter den 350 auserwählten gibt es wiederum 20, die professionelle Qualität haben und von denen 3, die mit Preisen bedacht wurden. MIt diesen Quoten entspricht der Wettbewerb den gängigen Erfahrungen mit offenen Wettbewerben, bei denen die Qualität der Einreichungen pyramidenförmig ist.
guru takaturo
hab da mitgemacht. wüsste jetzt nur zugern wo meine 3 plakate gelandet sind.
Hans Schumacher
na hoffentlich unter den ersten zwanzig ,-) Kollege! (ansonsten siehe flickr.com/photos/tags/codeplakatcontest/)
Noch zwei Sichtungen in Schöneberg (Anina Frischknecht – mit ‘things are what they used to be’ – in Schöneberg, ausserdem Cynthia Schmidt in der Monumentenstr./Ecke Hochkirchstrasse in Schöneberg) Meine Einreichung ist mittlerweile auch in der flickr-Group gelandet, u. a. Simon-Dach-Strasse in Friedrichshain, cool, und Dank an die unbekannten Fotografen. Vielleicht können wir uns ja gegenseitig ein Freigetränk spendieren.
Create Berlin hatte übrigens durchaus angeregt, mehr als als die drei, ich nenn sie mal Pflichtexemplare, zu liefern, es aber den draussen-werbern überlassen, Mehrexemplare zu hängen.
Das hatte aber auch viel mit dem Prinzip Hoffnung zu tun, wie mir ein Herr von der Plakatierfirma heute telefonisch versicherte, bei denen ich jetzt meine Restexemplare abholen kann (okay, create berlin waren etwas geschockt, als der Sattelschlepper mit der Lieferung vor der Tür stand … Künstlerpech, dass es mit der Streuung nicht geklappt hat. Passenderweise hieß mein Beitrag ja auch „Berliner Provisorium“)
Sei es drum – bei der Teilnahme sollte es ja „nicht in erster Linie um Geld“ gehen, „sondern um eine Hommage an Berlin und die Gelegenheit, über das Wesen dieser Stadt nachzudenken und die eigene Sicht der Dinge allen zu verkünden“. Shalom.
klaus
„Sei es drum – bei der Teilnahme sollte es ja „nicht in erster Linie um Geld“ gehen, „sondern um eine Hommage an Berlin und die Gelegenheit, über das Wesen dieser Stadt nachzudenken und die eigene Sicht der Dinge allen zu verkünden“
ja und die selbsernannten dicken im business die untereinander einen namen pflegen, werden groß ausgestellt. zweifelhaft dieser wettbewerb, vorallem weil es egoistisch ist.
war in meinen augen nur eine raffinierte riesen werbekampagne für create berlin selbst.
eva
dieser wettbewerb ist an vielen stellen so leer und nichtsagend, wie eigentlich nur werbung sein kann.sehr selten entdecke ich eine ernsthafte reflektion des wesens der stadt, die nicht nur auf oberflächlichem trend basiert – zumindest ein kleiner lichtblick.