100 Beste Edition: Band 16 ist da!
Heute erscheint Band 16 der von FontShop ins Leben gerufenen 100 Beste Schriften Edition: Bell OT (Edition-Bestellseite für Neuabonnenten und Einzelkäufer). Auf der CD befinden sich 2 Bell-Familien: Bell Gothic (3 Schnitte) und Bell Centennial (5 Schnitte). Zum ersten Mal werden beide Bell-Familien in einem Paket angeboten, und das zum Vorzugspreis.
1937 trat die Bell Telephone Company (später AT&T) an den Schriftentwerfer Chauncey H. Griffith heran, um eine neue Telefonbuchschrift in Auftrag zu geben: Bell Gothic, erschienen ein Jahr später. 40 Jahre war sie bei AT&T im Einsatz. Anfang der 90er Jahre erlebte die Schrift eine Wiedergeburt durch die Verwendung angesehener Designer (Bruce Mau, Irma Boom) und Einrichtungen, darunter die Cranbook Academy of Art, die Design Academy Eindhoven und die Rhode Island School of Design..
Zum 100. Geburtstag im Jahr 1978 beschert sich AT&T ein Redesign ihrer Telefonbuch-Schrift. Matthew Carter entwickelt zwischen 1975 und 1978 die raffinierte Bell Centennial, wobei er die Lesbarkeit der Nachschlagewerke entscheidend verbesserte. Extreme Einschnitte und die großen Innenräume der Buchstaben garantierten ihre Unversehrtheit, trotz Schnelldruck und schlechtem Papier. Darüber hinaus führt er zwei neue Schnitte ein, um die Hierarchie der Text- und Zahlen-Informationen weiter zu verfeinern.
Der finanziell ertragreichste Coup ist die Einführung des Versal-Schnittes Bold Listing für gewerbliche Kunden, die für die Großdarstellung ihres Namens gerne eine Extra-Gebühr zahlen. Carter lässt die fetten Großbuchstaben einfach unterhalb der Grundlinie beginnen, wo sie den ungenutzten Raum für Unterlängen besetzen. Das Ergebnis ist eine 20 Prozent größerer typografischer Auftritt, bei unverändertem Zeilenabstand. Die Einnahmen aus diesem Kunstgriff machten die Investition in die neue Schrift zu einem Fall für die AT&T-Portokasse.
Der Band »Bell OT« der »100 Besten Edition« enthält Bell Gothic und Bell Centennial und kostet nur 199,– €. Bestellung hier auf dieser Seite. Abonnenten der Edition bekommen sie automatisch zugestellt und zahlen nur 178,– €.
23 Kommentare
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niki
Mal im Ernst, ich geb doch keine 200 Piepen für eine Schrift aus…
Sowas können vllt. große Agenturen blechen, aber ich armer privater Musterbürger, für mich wurden gute Schriften wohl einfach nicht gemacht (?).
Schade
Sebastian Nagel
Niki: Wenn du Nutzen durch die Schrift hast, sind 200 Euro gerechtfertigt.
Wenn du wenig/keinen Nutzen hast, sind 200 Euro zuviel. Da gibt es dann eine unheimlich große Zahl an Gratisschriften.
Liz
200 Piepen für 2 Familien, 7 Schnitte. Als armer privater Musterbürger kann man auch bei MyFonts die Einzelschnitte von Bell Gothic (Adobe) für umgerechnet 20,50€ bestellen :)
thomas | BFA
Liz? auch als OT?
Liz
Natürlich. Die Adobe Library ist doch komplett OT oder nicht?
Liz
Jetzt habe ich noch ein bisschen gerechnet, wenn man bei MyFonts die Adobe Bell Gothic und Bell Centennial als Familien zusammen kauft, kommt man umgerechnet auf 125,50€.
thomas | BFA
laut charakter.map bei myfonts haben die schriften nur den normalen zeichensatz, als die können von mir aus OT heissen und so codiert sein, aber funktional sind sie noch lange nicht.
wobei ich auch gerade nicht weiss, wie der umfang hier aussieht, im fontshop selber wird auch nicht angezeigt.
mann, das wird aber mehr als zeit, das da mal entstaubt wird!!!
Liz
Für Dich, Thomas habe ein Screenshot aus FontLab von meiner Bell Gothic Light (Font Fonlio 11) gemacht: Click
Die Version auf MyFonts ist etwas aktueller, hat aber auch 261 Zeichen und die Features aalt, ordn, sups, liga, frac. Was für OT-Funktionalität erwartest Du (von Bell Gothic)?
Jürgen
Die Bell-Schriften der 100 Besten Edition sind aus dem Hause Linotype. Wer sie – in gleicher Qualität – einzeln kaufen möchte, bestelle bei Linotype oder FontShop die Produkte mit der Bezeichnung: »Std Ot Complete Family Pack«. Da kostet dann die Bell Centennial komplett 99 €, die Bell Gothic komplett 79 €.
Der Schriftenmarkt ist kompliziert geworden, seit der Einführung von OpenType und seit der Fusion von Linotype und Monotype. Als wir die Edition ins Leben riefen, musst man diese Fonts als Einzelschnitte downloaden zu einem Gesamtpreis von über 200 €.
Um die Preise von Linotype/FontShop mit denen in den USA zu vergleichen, weiß ich zu wenig. Ich müsste in unserer Buchhaltung nachfragen wegen Umsatzsteuer und Gebühren für Fremdwährungseinkauf. Das kann ich aber gerade nicht, weil ich in einem Hotel in St. Petersburg sitze (mit einem schneckenlangsamen Internet-Zugang, der nur im Frühstücksraum zuverlässig funktioniert).
Pomeranz
Der letzte Link im Beitrag führt zu Band 15 (Syntax) statt zu Band 16 (Bell). Wurde der Syntax-Band eigentlich im Fontblog erwähnt?
thomas | BFA
liz. danke.
das ist dann das dilemma, in dem solche schriften stehen. belässt man sie bei ihrer ursprünglichen ausbaustufe oder zeichnet man noch caps dabei etc. im grunde sind diese schriften nicht mehr up to date. man kauft sie vermutlich aus einer art »sammlergedanken«, aber komplexe typografien lassen sich fast nicht erstellen.
ich kann mich täuschen, aber ich finde, dass ein ausbau dieser schriften die ganze sache aufwerten würden.
würde die schrift heute erscheinen, hätte sie vom umfang wohl eher keine chance.
Florian
@ Pomeranz: Ja, hier.
@ Thomas: Dem möchte ich doch entschieden widersprechen. (Oder es kommt eben auf die Definition der ›komplexen‹ Typografie an.) So sehr ich es begrüße, wenn Entwerfer und Hersteller sich vom Latin-1-Zentrismus lösen und gut ausgebaute Fonts veröffentlichen, gibt es aber dennoch eine Menge Einsatzmöglichkeiten für weniger umfangreiche Schriften. Für die allermeisten Aufgaben hierzulande brauche ich dann eben doch keine osteuropäischen Akzentbuchstaben. Von den Superfamilien mit 12 oder mehr Strichstärken werden pro Werk meist doch nur 3 oder 4 gut kontrastierende benutzt. Und nicht zu jedem Stil passen Mediävalziffern und Kapitälchen. Klar, schön, so etwas als Option in petto zu haben – aber die typografische Klaviatur bietet ja durchaus noch mehr Möglichkeiten der Differenzierung, sei es Grad, Farbe, Weißraum etc. pp.
Und so bleiben auch Klassiker, die noch nicht den Sprung zu OpenType-Pro-Com-Global-Expert geschafft haben, durchaus wertvolle und interessante Werkzeuge. Oder anders: wenn die Bell in den vergangenen Jahrzehnten durch ihr charakteristisches Aussehen und die speziellen Vorteile (kleine Größen/schlechte Druckbedingungen) für viele Anwender toll funktioniert hat, dann wird sie bestimmt – auch ohne Kapitälchen – weiterhin Freunde finden.
@ Jürgen: Ich verstehe, dass diese Edition längerfristig geplant ist und der Preis eine Konstante darstellt. Es ist sicher auch etwas wert, als Sammler alle Bände zu besitzen. Wenn aber die Ersparnis zum Einzelkauf via Fontshop für Abonnenten gleich 0 und für Neueinsteiger gleich minus €21 ist, dann sollte doch wenigstens die Formulierung ›Vorzugspreis‹ überdacht werden, oder?
thomas | BFA
florian: ich gebe dir in allen punkten recht, absolut! ich meinte allerdings auch nicht die erweiterung der schrift richtung fremdsprachensatz, sondern wirklich kapitälchen etc..
oder um mal ein konkretes beispiel zu nennen, die myriad hat zwar jeden schnick und allen schnack, aber keine caps. das ist zuweilen ärgerlich.
es ist halt die frage, ob zum beispiel die ROTIS wirklich mediävalziffern braucht und wie diese aussehen könnten. ich fände das spannend, auch wenn es etwas vom ursprünglichen flair wegnehmen würde. aber wir können die produktionsbedingungen von schrift und satz »damals« wirklich nicht mit heute vergleichen. das kann nicht der masstab sein um auf caps etc. zu verzichten. wir haben eben alle möglichkeiten. ich finde die sollten nicht durch schrift behindert werden, indem sie nicht ausreichend ausgebaut ist.
Liz
Bell hatte ja noch nie Caps (mit Ausnahme von Bold Listing). Nicht mal Italics. Bank Gothic hatte noch nie Gemeine. Ich freue mich immer wieder wenn Typedesigner jedes erdenkliche Feature von OT ausreizen, aber wann setzt man sie schon alle ein? Arial hat auch keine Features :)
ole schäfer
… mal abgesehen davon, ob Rotis ein Schrift ist … warum sollte ich uralte Schriften kaufen, ich finde moderne spannender. Auch wenn die Bell eine gute Schrift ist.
thomas | BFA
die frutiger hatte bis vor kurzem auch keine italic, sondern nur eine oblique. die univers hatte weniger schnitte, etc. pp.
ich denke, dass ein revival einer schrift durchaus zeitgemäße erweiterungen gebrauchen kann. schrift als unveränderliche konstante zu seheh, der nicht mehr hinzugefügt werden sollte, halte ich für falsch.
ole: abgesehen vom respekt, denn ich dir absolut zolle (du hast mal eine urversion einer schrift zwischen den fingern gehabt bei dem diplom von natascha dell aus aachen, das FONTZINE) und die fago ist klasse …
was ist an schrift »uralt«? die formen der buchstaben? da wird es wohl sehr schwer neue schriften zu finden.
die arno oder die warnock sind beides moderne schriften, was ausbau und funktionalität daher, kommen aber formal als echte klassiker daher.
Liz
Ole, ich kann auch nicht verstehen wie man heute noch zur Eurostile oder Futura oder Bank Gothic oder oder oder greifen kann, wenn gerade so viele wunderbare innovative, funktionale, schöne und total einsatzbereite (lies: billige) Schriften entstehen. Vielleicht weil der Kunde sagt „die Schrift wie die da“? Ich frag nur.
Liz
@Thomas: verstehe mich nicht falsch, die Erweiterungen sind zu begrüßen, Frutiger Next mit den Italics ist toll und so, aber es klingt so als ob das Fehlen einer Funktionalität (lass es Smallcaps sein) Dich davon abbringen die Schrift eines zweiten Blickes zu würdigen. Das ist bei mir anders.
Und Natasha Dell macht tolle Schriften zusammen mit Kai! (wollte ich mal gesagt haben :)
thomas | BFA
… weil nicht alles mit einer »wurst-sans« die mit den komischen halbrunden ecken, jürgen nennt die wohl »finger-sans« machbar ist, auch wenn man es immer wieder sieht. gestern noch gesehen »AKZO NOBEL« hat jetzt so eine schrift. absolut nichtssagend, zeitgeistig und völlig unsinnig.
und ansonsten sehen im moment auch viele schriften sehr gleich aus. viel ein bisschen DIN-artig etc. da sehe ich keine innovation.
thomas | BFA
FONTFARM rocks! :-)
hmm ich mag die bell doch auch, aber es ist eben eine schrift, die meiner meinung nach eine spezielle behandlung braucht, es ist keine allerweltsschrift, was ja gut ist. was aber eben daran liegt, dass man andere wege des umgangs mit ihre suchen muss, anstatt caps (wieder nur als beispiel) nehmen zu können.
Liz
DIN ist halt ein Bestseller, da wollen viele hin. Wobei, die Helsinki von Ludwig Übele ist in den Displayschnitten sehr schön und überhaupt nicht DIN-artig. Ich könnte jetzt aufzählen welche Fonts dieses Jahr toll waren, aber ich muss auch mal chlafen.
ole schäfer
@ thomas
… ein Schrift ist dann alt, wenn sie Jahrzehnte nicht weiterentwickelt wird, also den Erfordernissen der Gegenwart nicht mehr entspricht (z.B. Times). Auch Formen können veralten, ich habe alte Musterbücher in denen man ehemals sehr populäre Zeichenformen findet, die heute nicht mehr auftauchen. Der Erfolg von Schriften hängt auch immer von Moden ab – um dieses Thema nur kurz anzuschneiden.
@ Liz
… die genannten Schriften sind nun Klassiker, solche Schriften werden immer wieder eingesetzt. Grundsätzlich hängt die Schriftwahl von vielen Faktoren ab: Wünsche der Chefs, Grafiker, Informatiker; sinnvoller Weise auch: Einsatzgebiete, Sprachen und die Eignung der Schriften hierfür; dann auch Ausbau und Preis – auch hier «ein weites Feld».
meistermochi
idealer beitrag. danke!
aber hey: al bano tourt noch? zweiter frühling in russland… irre!