Ich habe gestern Post aus Bad Homburg bekommen: einen praktischen A5-Adventskalender in Form eines Notizbuches, mit weisen Sprüchen, gesetzt aus schönen Schriften. Die einführenden Worte sind aus der allgegenwärtigen Zapfino gesetzt. Eigentlich ist diese Schrift ein kleiner Zauberkasten, mit ihren unzähligen Ligaturen und Alternativformen. Doch man muss sie erst entdecken, und dann auch benutzen. Weiterlesen ...

Manche sagen: »Ich kann sie nicht mehr sehen!« Sicherlich ist die markante Schreibschrift Zapfino sehr breit im Einsatz. Eine Hauptursache für den Überdruss dürfte jedoch die lieblose Verwendung der Schrift im Standard-Look sein. Zapfino »tippt« man nicht einfach so aufs Papier, sie will mit Sorgfalt gesetzt sein. Ihre Stärke sind Hunderte von Ligaturen und alternative Buchstabenformen (bis zu 10 Stück für manche Lettern), die man jedoch entdecken muss.
Mit diesen Schmuckstücken können Typografinnen und Typografen dafür sorgen, dass Zapfino nicht wie Zapfino aussieht und sogar die typischen Defekte einer digitalen Schreibschrift unterbleiben: identische Doppel-Buchstaben, schlechte Anschlüsse und sich berührende Ober- oder Unterlängen. Es ist gerade die Stärke der Zapfino, als erste digitale Schrift die Probleme einer schwungvollen maschinell gesetzten Schreibschrift gelöst zu haben: entweder auf Basis der OpenType-Technik (Zapfino Extra LT Pro OT) oder auf der Macintosh-Betriebsystemebene mit der Apple-eigenen Font-Technologie AAT und der mitgelieferten Systemschrift Zapfino.



Titel des praktischen Adventskalender in Notizbuchform, der das »Zapfino-Vorwort« enthält

Eigentlich kann man kaum was falsch machen, und doch passiert es immer wieder, weil sich die Benutzer der Zapfino nicht um das ordentliche Aussehen ihrer Arbeit scheren. Und darum sehen wir so viele schlecht gesetzte Zapfino-Drucksachen, wofür die Schrift gar nichts kann. Wie das Vorwort aus meinem Adventskalenderbuch:



Lieblos getippter Zapfino-Text: links der Scan des ersten Absatzes eines Vorworts im Adventskalender »Moments in Type«, rechts der in Zapfino Extra LT Pro OT nachgesetzte Text (nur 45,– € und alles drin, einschließlich Verzierungen und Symbole – über 1600 Glyphen – genial) ... nur eine von Millionen möglicher und bestimmt noch besser zu gestaltenden Alternativen ... ich habe einfach die OpenType-Funktion »bedingte Ligaturen« eingeschaltet und hier und da ein Buchstaben von Hand ausgetauscht.